Das große Fest

molly

Mitglied
Das große Fest

Für Kinder ab 5 Jahren

Seit einer Woche redete David nur noch von dem großen Ereignis. Sein kleiner Bruder Simons würde getauft. David freute sich auf das große Fest. Wunderschön würde es werden! Unermüdlich erzählte er seinen Freunden Nele, Michael und Florian von den vielen, leckeren Kuchen, die seine Mutter und die Großmutter schon gebacken hatten. Riesige Linzertorten lagerten im Keller und durchdrangen mit ihrem köstlichen Duft das ganze Haus. Er freute sich auch auf die vielen Gäste. Alle Onkel und Tanten aus dem Dorf und die Großmama aus der Stadt waren eingeladen.
Endlich war der langersehnte Tag für David da, es war ein sonniger Tag. Nele und Michael gingen mit den Eltern in die Kirche und selbstverständlich fehlte auch Florian nicht. In der ersten Bank, saß David neben Herrn Wagner, seinem Vater. Und wie vornehm der Freund aussah! Normalerweise hatte er Hosen an, bei denen man nie genau sagen konnte, ob sie nun blau, schwarz oder braun waren. Heute aber trug er einen dunkelblauen Anzug, ein weißes Hemd und eine rote Krawatte. Keinen einzigen Dreckfleck entdeckte Michael in seinem Gesicht, er sah richtig bleich aus. Manchmal schaute er nach hinten und die Freunde winkten ihm zu. Er jedoch übersah sie und tat, als würde er die drei überhaupt nicht kennen.
Ein wenig langweilig würde dieser Sonntag ohne David werden. Doch nach dem Mittagessen kam Florian. Die Kinder gingen in den Hof, um Taufe zu spielen. Michael holte mit einem kleinen Eimer Wasser aus dem Bach. Florian durfte als erster das Taufkind sein. Er setzte sich auf die Bank und legte die Füße hoch.
Nele kniete sich hinter Florians Rücken und hielt seinen Oberkörper mit beiden Armen umschlungen. Michael spielte den Priester und murmelte: „Ich taufe dich!" „Mach ein bisschen schneller, der Flori ist ganz schön schwer", befahl Nele. Michael schüttete nun den kleinen Eimer ganz aus. Das war wohl etwas zu viel, Nele und Florian mussten trockene Sachen anziehen. Die Mutter bat, für weitere Taufen Neles Puppe zu nehmen.
Nun spielten die Kinder Verstecken, bis die Mutter zum Kaffeetrinken ins Haus rief.
Kaum saßen alle am Tisch, als die Türglocke schellte. Vater öffnete und brachte die Besucher ins Zimmer. Michael traute seinen Augen nicht und machte sie schnell zu. Nachdem er bis drei gezählt hatte, öffnete er sie wieder. David stand noch immer da und grinste die Kinder an. Herr Wagner legte ihm die Hand auf seinen Haarschopf. „Bei unserem Fest sind leider keine Kinder und nun ist es für David recht langweilig geworden. Darf er mit euch spielen?"
Welch eine Frage, jetzt versprach der der Nachmittag noch lustiger zu werden.
Zuerst aßen sie von Davids Torte, die er als Überraschung mitgebracht hatte. Die Eltern plauderten mit Davids Vater. Sie verabredeten, dass David diese Nacht sogar bei Michael schlafen durfte. Herr Wagner kraulte noch einmal Davids Haare und ging.
„Wollen wir Taufe spielen?" fragte Florian. Aber David schüttelte energisch den Kopf. „Vom Taufen habe ich vorläufig die Nase voll", sagte er. „Was hat dir denn nicht gefallen?" wollte Nele wissen. David stützte den Ellenbogen auf den Tisch, legte den Kopf auf die Hand und sagte: „Heute habe ich einen Pechtag. Als wir von der Kirche heim gingen, bin ich ausgerutscht und hingefallen. Die neue Hose ist total im Eimer, jedenfalls an den Knien. Dann habe ich mich an Simons Bettchen gesetzt und mit seinen Fingern gespielt. Das hat ihm gefallen und er hat gekrähte vor Vergnügen. Sofort kam die Großmutter angerannte. Sie dachte, Simon würde schreien!“
„Und? Hat er?" fragte Florian.
„Erst als die Großmutter kam, da habe ich nämlich aufgehört mit seinen Fingern zu spielen. Sie hat gesagt: „David, lass deinen kleinen Bruder in Ruh', geh spielen!"
„Was hast du dann gemacht?" fragte Nele.
„Mein Schaukelpferd durch die Stube gezogen und hü, hü ge-rufen. Aber da hat der Großvater gebrüllt, ich soll endlich Ruhe geben.
„Hat dir denn gar nichts gefallen an dem Fest?" erkundigte sich Michael.
„Doch, ich habe mit Vater Simons Geschenke angeschaut!"
„Was für Geschenke“, wollte Florian wissen.
Aber David stopfte sich erst einmal ein Stück Kuchen in den Mund. Eine Weile war es still. David trank langsam seinen Saft aus und mit dem letzten Schluck gurgelte er noch ein wenig, bevor er ihn hinunter schluckte. Dann stellte er mit einem Ruck das Glas mitten auf den Tisch und sagte: „Ach, Simon hat viele Geschenke bekommen, das schönste war die Holzeisenbahn!"
„Aber damit kann er noch nicht spielen!" warf Michael ein.
„Richtig, Simon nicht, aber ich! Nach dem Mittagessen habe ich mit Vater die Eisenbahn in meinem Zimmer aufgebaut und wir haben gespielt, bis er sich wieder um unsere Gäste kümmern musste!" David seufzte tief und Herr Hübler, Michaels und Neles Vater, sagte: „Du bist wohl traurig, weil sich heute fast niemand um dich kümmert, doch für dich gab es auch einmal ein Tauffest mit vielen Geschenken und Gästen!"
„Klar“, sagte David, „aber bei mir war kein Bruder dabei, der bei allem brav zuschauen und still sein musste!"
Frau Hübler meinte, dass er sich in ein paar Tagen nur noch an das erinnern würde, was ihm beim Fest gefallen hätte.
„Und was wäre das?" fragte David gedehnt.
Sie antwortete lächelnd: „Nun, ich denke dabei an die Taufe in der Kirche, an das Festessen mit den Eltern, den Großeltern und den vielen Verwandten, an die Holzeisenbahn und an den Nachmittag hier bei deinen Freunden!" „Schön wär's", brummte David.
Und schön wurde dieser Tag noch, auch für David. Michael und Neles Eltern fuhren mit den Kindern zum Baggersee am Rand der Stadt. Der Vater mietete zwei Tretboote, eins für die Mutter, Nele und Florian, das andere für David, Michael und den Vater. Sie gondelten auf dem kleinen See umher, starteten Wettfahrten und gingen erst nach Hause, als die Sonne glutrot am Abendhimmel verschwand.
Als die Mutter am Abend in Michaels Zimmer das Nachtlager für David richtete, sagte er: „Dass ich heute zum ersten Mal bei Michael schlafen darf, werde ich auch nie vergessen." Beim Einschlafen hörte Michael noch, wie David murmelte: „Es war doch ein schöner Tag!"
 

Ji Rina

Mitglied
Liebe Monika,

Eine liebvolle kurze Geschichte, in der Du dem kleinen David doch noch einen schönen Tag bescherst.

Am Anfang bin ich ein wenig durcheinander gekommen: Es gibt viele Kinder, mit vielen Namen, und ich weiss nicht, ob die Erzählperspektive immer stimmt.

Am Anfang freut sich David auf das Fest. Er sitzt neben seinem Vater. Dann folgt der Satz: „Und wie vornehm der Freund aussah!“ (ich dachte, Du schriebst aus Florians Sicht, doch dann erwähnst Du Michael)

Ein wenig langweilig würde dieser Sonntag ohne David werden. Doch nach dem Mittagessen kam Florian.
(wohin kam er?)

Vater (Welcher Vater?) öffnete und brachte die Besucher ins Zimmer. Michael traute seinen Augen nicht und machte sie schnell zu. Nachdem er bis drei gezählt hatte, öffnete er sie wieder. David stand noch immer da (stand noch immer da? Wo soll er denn hingegangen sein?) und grinste die Kinder an. Herr Wagner (stand auch da, neben David) legte ihm die Hand auf seinen Haarschopf.

Vielleicht liesse sich das nochmal simplifizieren? Ich hatte den Eindruck (zumindest in der ersten Hälfte des Textes), Namen, Erklärungen haben mehr Gewicht, als die Geschichte selbst.
Was meinst Du?
 

molly

Mitglied
Hallo Ji,

Du hast recht, das muss ich noch mal verbessern, aber morgen bin ich erst mal weg.
Also bitte ich alle, die diese Geschichte lesen, noch um Geduld.

Liebe Grüße, Ji,

Monika
 

molly

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Das große Fest

Für Kinder ab 5 Jahren

Eines Tages, als ich mit meiner Schwester Nele und Florian, dem Freund aus dem Nachbarhaus zusammen auf der Straße spielte, kam unser Freund David zu uns gelaufen. Von weitem rief er mir schon zu: „Michael, ich freue mich auf das Fest.“
Und nun redete er seit einer Woche nur noch von dem großen Ereignis. Sein kleiner Bruder Simons würde getauft werden. David freute sich auf das große Fest. Wunderschön würde das werden! Unermüdlich erzählte er uns von den vielen, leckeren Kuchen, die seine Mutter und die Großmutter schon gebacken hatten. Riesige Linzertorten lagerten im Keller und durchdrangen mit ihrem köstlichen Duft das ganze Haus.
Meine Schwester Nele fragte: „Wie groß sind die“? Aber David winkte ab: „Riesig eben!“
Florian, der noch nicht lange in unserer Straße wohnte, kannte keine Linzertorten.
„Wie schmecken die?“ wollte er wissen. „Wunderbar, ich wollte euch schon ein Stückchen zum Probieren mitbringen, aber die Großmutter hat den Keller abgeschlossen.“
„Macht sie das immer so“? erkundigte sich Nele.
„Sie hat gemerkt, dass ich ein wirklich kleines Stückchen, ein winziges Stück vom Kuchenrand abgebrochen habe. Sie merkt einfach alles“; fauchte er und stampfte dabei auf den Boden.
„Warum hast du sie nicht gefragt, ob du ein Stück bekommst“? fragte Nele wieder.
„Hab ich gemacht, aber sie hat gleich gesagt, dass ich bis zum Fest warten muss.“
Aber David freute sich auch auf die vielen Gäste. Alle Onkel und Tanten aus dem Dorf und die Großmama aus der Stadt waren eingeladen.

Endlich kam der langersehnte Tag für David. Wir gingen mit den Eltern in die Kirche und Florian aus dem Nachbarhaus, schloss sich uns an. In der ersten Bank, saß David neben Herrn Wagner, seinem Vater. Und wie vornehm David aussah! Normalerweise hatte er Hosen an, bei denen man nie genau sagen konnte, ob sie nun blau, schwarz oder braun waren. Heute aber trug er einen dunkelblauen Anzug, ein weißes Hemd und eine rote Krawatte. Keinen einzigen Dreckfleck entdeckte ich in seinem Gesicht, er sah richtig bleich aus. Nele flüsterte: „Michael, hat Davids sein Gesicht geschrubbt?“ „Pst“, sagte der Mann hinter Nele.
Während der Feier schaute David ab und zu nach hinten und wir winkten ihm zu. Er jedoch übersah uns und tat, als würde er uns überhaupt nicht kennen. Auch nach der Tauffeier hielt er sich eisern an der Hand seines Vaters fest. Als Nele seinen Namen rief, drehte er den Kopf zur Seite. „Der mag uns heute nicht“, stellte Florian fest.

Ein wenig langweilig würde dieser Sonntag ohne David werden. Doch nach dem Mittagessen kam Florian wieder. Wir gingen in den Hof, um Taufe zu spielen. Ich holte mit einem kleinen Eimer Wasser aus dem Bach. Florian durfte als erster das Taufkind sein. Er setzte sich auf die Bank und legte die Füße hoch.
Nele kniete sich hinter Florians Rücken und hielt seinen Oberkörper mit beiden Armen umschlungen. Ich spielte den Priester und murmelte: „Ich taufe dich!" „Mach ein bisschen schneller, der Flori ist ganz schön schwer", befahl Nele. Ich schüttete nun den kleinen Eimer ganz aus. Das war wohl etwas zu viel, Nele und Florian mussten trockene Sachen anziehen.
Danach spielten wir Verstecken, bis Mama uns zum Kaffeetrinken ins Haus rief.
Kaum saßen alle am Tisch, als die Türglocke schellte. Mein Vater öffnete und brachte die Besucher ins Zimmer. Ich traute meinen Augen nicht und machte sie schnell zu. Nachdem ich bis drei gezählt hatte, öffnete ich sie wieder. Nein, das war kein Traum, David stand noch immer neben Herrn Wagner und grinste uns an. Herr Wagner legte ihm die Hand auf seinen Haarschopf. „Bei unserem Fest sind leider keine anderen Kinder und nun ist es für David recht langweilig geworden. Darf er mit euch spielen?"
Nele und Florian nickten und ich rief: „Klar.“ Jetzt versprach der der Nachmittag noch lustiger zu werden.
Meine Eltern plauderten mit Davids Vater. Sie verabredeten, dass David diese Nacht sogar bei mir schlafen durfte. Herr Wagner kraulte noch einmal Davids Haare und ging. Meine Eltern setzten sich wieder zu uns an den Tisch.
Zuerst aßen wir von Davids Linzertorte, die er als Überraschung mitgebracht hatte.
„Wollen wir Taufe spielen?" fragte Florian. Aber David schüttelte energisch den Kopf. „Vom Taufen habe ich vorläufig die Nase voll", sagte er. „Was hat dir denn nicht gefallen?" wollte Nele wissen. David stützte den Ellenbogen auf den Tisch, legte den Kopf auf die Hand und sagte: „Heute habe ich einen Pechtag. Als wir von der Kirche heim gingen, bin ich ausgerutscht und hingefallen. Die neue Hose ist total im Eimer, jedenfalls an den Knien. Dann habe ich mich an Simons Bettchen gesetzt und mit seinen Fingern gespielt. Das hat ihm gefallen und er hat gekrähte vor Vergnügen. Sofort kam die Großmutter angerannte. Sie dachte, Simon würde schreien!“
„Und? Hat er?" fragte Florian.
„Erst als die Großmutter kam, da habe ich nämlich aufgehört mit seinen Fingern zu spielen. Sie hat gesagt: „David, lass deinen kleinen Bruder in Ruh', geh spielen!"
„Was hast du dann gemacht?" fragte Nele.
„Mein Schaukelpferd durch die Stube gezogen und hü, hü gerufen. Aber da hat der Großvater gebrüllt, ich soll endlich Ruhe geben.“
„Hat dir denn gar nichts gefallen an dem Fest?" erkundigte ich mich.
„Doch, ich habe mit Vater Simons Geschenke angeschaut!"
„Was für Geschenke“, wollte Florian wissen.
Aber David stopfte sich erst einmal ein Stück Kuchen in den Mund. Eine Weile war es still. David trank langsam seinen Saft aus und mit dem letzten Schluck gurgelte er noch ein wenig, bevor er ihn hinunter schluckte. Dann stellte er mit einem Ruck das Glas mitten auf den Tisch und sagte: „Ach, Simon hat viele Geschenke bekommen, das schönste war die Holzeisenbahn!"
„Aber damit kann er noch nicht spielen!" warf Florian ein.
„Richtig, Simon nicht, aber ich! Nach dem Mittagessen habe ich mit Vater die Eisenbahn in meinem Zimmer aufgebaut und wir haben gespielt, bis er sich wieder um unsere Gäste kümmern musste!" David seufzte tief.
Mein Vater sagte: „Du bist wohl traurig, weil sich heute fast niemand um dich kümmert, doch für dich gab es auch einmal ein Tauffest mit vielen Geschenken und Gästen!"
„Und Linzertorten“, ergänzte Florian.
„Klar“, sagte David, „aber bei mir war kein Bruder dabei, der bei allem brav zuschauen und still sein musste!"
Meine Mutter meinte, dass er sich in ein paar Tagen nur noch an das erinnern würde, was ihm beim Fest gefallen hätte.
„Und was wäre das?" fragte David gedehnt.
Sie antwortete lächelnd: „Nun, ich denke dabei an die Taufe in der Kirche, an das Festessen mit den Eltern, den Großeltern und den vielen Verwandten, an die Holzeisenbahn und an den Nachmittag hier bei deinen Freunden!" „Schön wär's", brummte David.
Und schön wurde dieser Tag noch, auch für David. Meine Eltern fuhren mit uns zum Baggersee am Rand der Stadt. Sie mieteten zwei Tretboote, eins für Mutter, Nele und Florian, das andere für David, mich und Vater. Wir gondelten auf dem kleinen See umher, starteten Wettfahrten und gingen erst nach Hause, als die Sonne glutrot am Abendhimmel verschwand.
Als die Mutter am Abend in meinem Zimmer das Nachtlager für David richtete, sagte er: „Dass ich heute zum ersten Mal bei Michael übernachten darf, werde ich auch nie vergessen." Beim Einschlafen hörte ich noch, wie David murmelte: „Es war doch ein schöner Tag!" ©
 

molly

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Das große Fest

Für Kinder ab 5 Jahren

Eines Tages, als ich mit meiner Schwester Nele und Florian, dem Freund aus dem Nachbarhaus zusammen auf der Straße spielte, kam unser Freund David zu uns gelaufen. Von weitem rief er mir schon zu: „Michael, ich freue mich auf das Fest.“
Und nun redete er seit einer Woche nur noch von dem großen Ereignis. Sein kleiner Bruder Simons würde getauft werden. David freute sich auf das große Fest. Wunderschön würde das werden! Unermüdlich erzählte er uns von den vielen, leckeren Kuchen, die seine Mutter und die Großmutter schon gebacken hatten. Riesige Linzertorten lagerten im Keller und durchdrangen mit ihrem köstlichen Duft das ganze Haus.
Meine Schwester Nele fragte: „Wie groß sind die“? Aber David winkte ab: „Riesig eben!“
Florian, der noch nicht lange in unserer Straße wohnte, kannte keine Linzertorten.
„Wie schmecken die?“ wollte er wissen. „Wunderbar, ich wollte euch schon ein Stückchen zum Probieren mitbringen, aber die Großmutter hat den Keller abgeschlossen.“
„Macht sie das immer so“? erkundigte sich Nele.
„Sie hat gemerkt, dass ich ein wirklich kleines Stückchen, ein winziges Stück vom Kuchenrand abgebrochen habe. Sie merkt einfach alles“; fauchte er und stampfte dabei auf den Boden.
„Warum hast du sie nicht gefragt, ob du ein Stück bekommst“? fragte Nele wieder.
„Hab ich gemacht, aber sie hat gleich gesagt, dass ich bis zum Fest warten muss.“
Aber David freute sich auch auf die vielen Gäste. Alle Onkel und Tanten aus dem Dorf und die Großmama aus der Stadt waren eingeladen.

Endlich kam der langersehnte Tag für David. Wir gingen mit den Eltern in die Kirche und Florian aus dem Nachbarhaus, schloss sich uns an. In der ersten Bank saß David neben Herrn Wagner, seinem Vater. Und wie vornehm David aussah! Normalerweise hatte er Hosen an, bei denen man nie genau sagen konnte, ob sie nun blau, schwarz oder braun waren. Heute aber trug er einen dunkelblauen Anzug, ein weißes Hemd und eine rote Krawatte. Keinen einzigen Dreckfleck entdeckte ich in seinem Gesicht, er sah richtig bleich aus. Nele flüsterte: „Michael, hat Davids sein Gesicht geschrubbt?“ „Pst“, sagte der Mann hinter Nele.
Während der Feier schaute David ab und zu nach hinten und wir winkten ihm zu. Er jedoch übersah uns und tat, als würde er uns überhaupt nicht kennen. Auch nach der Tauffeier hielt er sich eisern an der Hand seines Vaters fest. Als Nele seinen Namen rief, drehte er den Kopf zur Seite. „Der mag uns heute nicht“, stellte Florian fest.

Ein wenig langweilig würde dieser Sonntag ohne David werden. Doch nach dem Mittagessen kam Florian wieder. Wir gingen in den Hof, um Taufe zu spielen. Ich holte mit einem kleinen Eimer Wasser aus dem Bach. Florian durfte als erster das Taufkind sein. Er setzte sich auf die Bank und legte die Füße hoch.
Nele kniete sich hinter Florians Rücken und hielt seinen Oberkörper mit beiden Armen umschlungen. Ich spielte den Priester und murmelte: „Ich taufe dich!" „Mach ein bisschen schneller, der Flori ist ganz schön schwer", befahl Nele. Ich schüttete nun den kleinen Eimer ganz aus. Das war wohl etwas zu viel, Nele und Florian mussten trockene Sachen anziehen.
Danach spielten wir Verstecken, bis Mama uns zum Kaffeetrinken ins Haus rief.
Kaum saßen alle am Tisch, als die Türglocke schellte. Mein Vater öffnete und brachte die Besucher ins Zimmer. Ich traute meinen Augen nicht und machte sie schnell zu. Nachdem ich bis drei gezählt hatte, öffnete ich sie wieder. Nein, das war kein Traum, David stand noch immer neben Herrn Wagner und grinste uns an. Herr Wagner legte ihm die Hand auf seinen Haarschopf. „Bei unserem Fest sind leider keine anderen Kinder und nun ist es für David recht langweilig geworden. Darf er mit euch spielen?"
Nele und Florian nickten und ich rief: „Klar.“ Jetzt versprach der der Nachmittag noch lustiger zu werden.
Meine Eltern plauderten mit Davids Vater. Sie verabredeten, dass David diese Nacht sogar bei mir schlafen durfte. Herr Wagner kraulte noch einmal Davids Haare und ging. Meine Eltern setzten sich wieder zu uns an den Tisch.
Zuerst aßen wir von Davids Linzertorte, die er als Überraschung mitgebracht hatte.
„Wollen wir Taufe spielen?" fragte Florian. Aber David schüttelte energisch den Kopf. „Vom Taufen habe ich vorläufig die Nase voll", sagte er. „Was hat dir denn nicht gefallen?" wollte Nele wissen. David stützte den Ellenbogen auf den Tisch, legte den Kopf auf die Hand und sagte: „Heute habe ich einen Pechtag. Als wir von der Kirche heim gingen, bin ich ausgerutscht und hingefallen. Die neue Hose ist total im Eimer, jedenfalls an den Knien. Dann habe ich mich an Simons Bettchen gesetzt und mit seinen Fingern gespielt. Das hat ihm gefallen und er hat gekrähte vor Vergnügen. Sofort kam die Großmutter angerannte. Sie dachte, Simon würde schreien!“
„Und? Hat er?" fragte Florian.
„Erst als die Großmutter kam, da habe ich nämlich aufgehört mit seinen Fingern zu spielen. Sie hat gesagt: „David, lass deinen kleinen Bruder in Ruh', geh spielen!"
„Was hast du dann gemacht?" fragte Nele.
„Mein Schaukelpferd durch die Stube gezogen und hü, hü gerufen. Aber da hat der Großvater gebrüllt, ich soll endlich Ruhe geben.“
„Hat dir denn gar nichts gefallen an dem Fest?" erkundigte ich mich.
„Doch, ich habe mit Vater Simons Geschenke angeschaut!"
„Was für Geschenke“, wollte Florian wissen.
Aber David stopfte sich erst einmal ein Stück Kuchen in den Mund. Eine Weile war es still. David trank langsam seinen Saft aus und mit dem letzten Schluck gurgelte er noch ein wenig, bevor er ihn hinunter schluckte. Dann stellte er mit einem Ruck das Glas mitten auf den Tisch und sagte: „Ach, Simon hat viele Geschenke bekommen, das schönste war die Holzeisenbahn!"
„Aber damit kann er noch nicht spielen!" warf Florian ein.
„Richtig, Simon nicht, aber ich! Nach dem Mittagessen habe ich mit Vater die Eisenbahn in meinem Zimmer aufgebaut und wir haben gespielt, bis er sich wieder um unsere Gäste kümmern musste!" David seufzte tief.
Mein Vater sagte: „Du bist wohl traurig, weil sich heute fast niemand um dich kümmert, doch für dich gab es auch einmal ein Tauffest mit vielen Geschenken und Gästen!"
„Und Linzertorten“, ergänzte Florian.
„Klar“, sagte David, „aber bei mir war kein Bruder dabei, der bei allem brav zuschauen und still sein musste!"
Meine Mutter meinte, dass er sich in ein paar Tagen nur noch an das erinnern würde, was ihm beim Fest gefallen hätte.
„Und was wäre das?" fragte David gedehnt.
Sie antwortete lächelnd: „Nun, ich denke dabei an die Taufe in der Kirche, an das Festessen mit den Eltern, den Großeltern und den vielen Verwandten, an die Holzeisenbahn und an den Nachmittag hier bei deinen Freunden!" „Schön wär's", brummte David.
Und schön wurde dieser Tag noch, auch für David. Meine Eltern fuhren mit uns zum Baggersee am Rand der Stadt. Sie mieteten zwei Tretboote, eins für Mutter, Nele und Florian, das andere für David, mich und Vater. Wir gondelten auf dem kleinen See umher, starteten Wettfahrten und gingen erst nach Hause, als die Sonne glutrot am Abendhimmel verschwand.
Als die Mutter am Abend in meinem Zimmer das Nachtlager für David richtete, sagte er: „Dass ich heute zum ersten Mal bei Michael übernachten darf, werde ich auch nie vergessen." Beim Einschlafen hörte ich noch, wie David murmelte: „Es war doch ein schöner Tag!" ©
 
Hallo Molly,

Sein kleiner Bruder [red]Simons [/red]würde getauft werden.
Heißt der wirklich Simons oder ist hier einfach ein "s" zuviel?

„Michael, hat [red]Davids [/red]sein Gesicht geschrubbt?
Hier ist auch ein "s" zuviel, oder?

Kaum saßen alle am Tisch,[red] als die Türglocke schellte.[/red]
Kaum saßen alle am Tisch, da schellte die Türglocke.

und er hat gekräht[red]e[/red] vor Vergnügen
...und er hat gekräht ...

„Was für Geschenke“, wollte Florian wissen.
Nach Geschenke fehlt das Fragezeichen.

„Und was wäre das?" fragte David gedehnt.
Fehlt das Komma vor "fragte".



Mir gefällt die Geschichte gut und es geht bestimmt vielen Geschwisterkindern so.

Mich hätte noch interessiert, warum David bei der Taufe seine Freunde ignorierte.

Viele liebe Grüße
Christa
 

molly

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Das große Fest

Für Kinder ab 5 Jahren

Eines Tages, als ich mit meiner Schwester Nele und Florian, dem Freund aus dem Nachbarhaus zusammen auf der Straße spielte, kam unser Freund David zu uns gelaufen. Von weitem rief er mir schon zu: „Michael, ich freue mich auf das Fest.“
Und nun redete er seit einer Woche nur noch von dem großen Ereignis. Sein kleiner Bruder Simon würde getauft werden. David freute sich auf das große Fest. Wunderschön würde das werden! Unermüdlich erzählte er uns von den vielen, leckeren Kuchen, die seine Mutter und die Großmutter schon gebacken hatten. Riesige Linzertorten lagerten im Keller und durchdrangen mit ihrem köstlichen Duft das ganze Haus.
Meine Schwester Nele fragte: „Wie groß sind die“? Aber David winkte ab: „Riesig eben!“
Florian, der noch nicht lange in unserer Straße wohnte, kannte keine Linzertorten.
„Wie schmecken die?“ wollte er wissen. „Wunderbar, ich wollte euch schon ein Stückchen zum Probieren mitbringen, aber die Großmutter hat den Keller abgeschlossen.“
„Macht sie das immer so“? erkundigte sich Nele.
„Sie hat gemerkt, dass ich ein wirklich kleines Stückchen, ein winziges Stück vom Kuchenrand abgebrochen habe. Sie merkt einfach alles“; fauchte er und stampfte dabei auf den Boden.
„Warum hast du sie nicht gefragt, ob du ein Stück bekommst“? fragte Nele wieder.
„Hab ich gemacht, aber sie hat gleich gesagt, dass ich bis zum Fest warten muss.“
Aber David freute sich auch auf die vielen Gäste. Alle Onkel und Tanten aus dem Dorf und die Großmama aus der Stadt waren eingeladen.

Endlich kam der langersehnte Tag für David. Wir gingen mit den Eltern in die Kirche und Florian aus dem Nachbarhaus, schloss sich uns an. In der ersten Bank saß David neben Herrn Wagner, seinem Vater. Und wie vornehm David aussah! Normalerweise hatte er Hosen an, bei denen man nie genau sagen konnte, ob sie nun blau, schwarz oder braun waren. Heute aber trug er einen dunkelblauen Anzug, ein weißes Hemd und eine rote Krawatte. Keinen einzigen Dreckfleck entdeckte ich in seinem Gesicht, er sah richtig bleich aus. Nele flüsterte: „Michael, hat David sein Gesicht geschrubbt?“ „Pst“, sagte der Mann hinter Nele.
Während der Feier schaute David ab und zu nach hinten und wir winkten ihm zu. Er jedoch übersah uns und tat, als würde er uns überhaupt nicht kennen. Auch nach der Tauffeier hielt er sich eisern an der Hand seines Vaters fest. Als Nele seinen Namen rief, drehte er den Kopf zur Seite. „Der mag uns heute nicht“, stellte Florian fest.
"Das glaube ich nicht", meinte mein Vater, "vielleicht will er nur diesen besonderen Tag nicht mit euch teilen."

Ein wenig langweilig würde dieser Sonntag ohne David werden. Doch nach dem Mittagessen kam Florian wieder. Wir gingen in den Hof, um Taufe zu spielen. Ich holte mit einem kleinen Eimer Wasser aus dem Bach. Florian durfte als erster das Taufkind sein. Er setzte sich auf die Bank und legte die Füße hoch.
Nele kniete sich hinter Florians Rücken und hielt seinen Oberkörper mit beiden Armen umschlungen. Ich spielte den Priester und murmelte: „Ich taufe dich!" „Mach ein bisschen schneller, der Flori ist ganz schön schwer", befahl Nele. Ich schüttete nun den kleinen Eimer ganz aus. Das war wohl etwas zu viel, Nele und Florian mussten trockene Sachen anziehen.
Danach spielten wir Verstecken, bis Mama uns zum Kaffeetrinken ins Haus rief.
Kaum saßen alle am Tisch, da schellte die Türglocke. Mein Vater öffnete und brachte die Besucher ins Zimmer. Ich traute meinen Augen nicht und machte sie schnell zu. Nachdem ich bis drei gezählt hatte, öffnete ich sie wieder. Nein, das war kein Traum, David stand noch immer neben Herrn Wagner und grinste uns an. Herr Wagner legte ihm die Hand auf seinen Haarschopf. „Bei unserem Fest sind leider keine anderen Kinder und nun ist es für David recht langweilig geworden. Darf er mit euch spielen?"
Nele und Florian nickten und ich rief: „Klar.“ Jetzt versprach der der Nachmittag noch lustiger zu werden.
Meine Eltern plauderten mit Davids Vater. Sie verabredeten, dass David diese Nacht sogar bei mir schlafen durfte. Herr Wagner kraulte noch einmal Davids Haare und ging. Meine Eltern setzten sich wieder zu uns an den Tisch.
Zuerst aßen wir von Davids Linzertorte, die er als Überraschung mitgebracht hatte.
„Wollen wir Taufe spielen?" fragte Florian. Aber David schüttelte energisch den Kopf. „Vom Taufen habe ich vorläufig die Nase voll", sagte er. „Was hat dir denn nicht gefallen?" wollte Nele wissen. David stützte den Ellenbogen auf den Tisch, legte den Kopf auf die Hand und sagte: „Heute habe ich einen Pechtag. Als wir von der Kirche heim gingen, bin ich ausgerutscht und hingefallen. Die neue Hose ist total im Eimer, jedenfalls an den Knien. Dann habe ich mich an Simons Bettchen gesetzt und mit seinen Fingern gespielt. Das hat ihm gefallen und er hat gekräht vor Vergnügen. Sofort kam die Großmutter angerannte. Sie dachte, Simon würde schreien!“
„Und? Hat er?" fragte Florian.
„Erst als die Großmutter kam, da habe ich nämlich aufgehört mit seinen Fingern zu spielen. Sie hat gesagt: „David, lass deinen kleinen Bruder in Ruh', geh spielen!"
„Was hast du dann gemacht?" fragte Nele.
„Mein Schaukelpferd durch die Stube gezogen und hü, hü gerufen. Aber da hat der Großvater gebrüllt, ich soll endlich Ruhe geben.“
„Hat dir denn gar nichts gefallen an dem Fest?" erkundigte ich mich.
„Doch, ich habe mit Vater Simons Geschenke angeschaut!"
„Was für Geschenke?", wollte Florian wissen.
Aber David stopfte sich erst einmal ein Stück Kuchen in den Mund. Eine Weile war es still. David trank langsam seinen Saft aus und mit dem letzten Schluck gurgelte er noch ein wenig, bevor er ihn hinunter schluckte. Dann stellte er mit einem Ruck das Glas mitten auf den Tisch und sagte: „Ach, Simon hat viele Geschenke bekommen, das schönste war die Holzeisenbahn!"
„Aber damit kann er noch nicht spielen!" warf Florian ein.
„Richtig, Simon nicht, aber ich! Nach dem Mittagessen habe ich mit Vater die Eisenbahn in meinem Zimmer aufgebaut und wir haben gespielt, bis er sich wieder um unsere Gäste kümmern musste!" David seufzte tief.
Mein Vater sagte: „Du bist wohl traurig, weil sich heute fast niemand um dich kümmert, doch für dich gab es auch einmal ein Tauffest mit vielen Geschenken und Gästen!"
„Und Linzertorten“, ergänzte Florian.
„Klar“, sagte David, „aber bei mir war kein Bruder dabei, der bei allem brav zuschauen und still sein musste!"
Meine Mutter meinte, dass er sich in ein paar Tagen nur noch an das erinnern würde, was ihm beim Fest gefallen hätte.
„Und was wäre das?" ,fragte David gedehnt.
Sie antwortete lächelnd: „Nun, ich denke dabei an die Taufe in der Kirche, an das Festessen mit den Eltern, den Großeltern und den vielen Verwandten, an die Holzeisenbahn und an den Nachmittag hier bei deinen Freunden!" „Schön wär's", brummte David.
Und schön wurde dieser Tag noch, auch für David. Meine Eltern fuhren mit uns zum Baggersee am Rand der Stadt. Sie mieteten zwei Tretboote, eins für Mutter, Nele und Florian, das andere für David, mich und Vater. Wir gondelten auf dem kleinen See umher, starteten Wettfahrten und gingen erst nach Hause, als die Sonne glutrot am Abendhimmel verschwand.
Als die Mutter am Abend in meinem Zimmer das Nachtlager für David richtete, sagte er: „Dass ich heute zum ersten Mal bei Michael übernachten darf, werde ich auch nie vergessen." Beim Einschlafen hörte ich noch, wie David murmelte: „Es war doch ein schöner Tag!" ©
 

Ji Rina

Mitglied
Hallo Molli,

Vielleicht möchtest Du es noch ein wenig vereinfachen?
(Damit man sich nicht so sehr konzentrieren muss: Im ersten Satz gibt es nämlich bereits Schwester Nele, Florian der Freund aus dem Nachbarhaus, Freund David – und der Name Michael.
Der Text sollte ja ab 5 jahre alt gelten.

Eines Tages, als ich mit meiner Schwester Nele und (unserem Nachbarn Florian) Florian, dem Freund aus dem Nachbarhaus zusammen auf der Straße spielte, kam unser Freund David zu uns gelaufen. Von weitem rief er mir schon zu: „Michael, ich freue mich auf das Fest.“

Auch später im Text, könntest Du den Namen Herr Wagner eliminieren (da er zu nichts nützt).

Endlich kam der langersehnte Tag für David. Wir gingen mit den Eltern in die Kirche und Florian aus dem Nachbarhaus, schloss sich uns an. In der ersten Bank saß David neben Herrn Wagner, seinem Vater.

Liebe Grüsse!
Ji
 

molly

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Das große Fest

Für Kinder ab 6 Jahren

Eines Tages spielte ich mit meiner Schwester Nele und Florian aus dem Nachbarhaus auf der Straße. Da kam unser Freund David zu uns gelaufen. Von weitem rief er mir schon zu: „Michael, ich freue mich auf das Fest.“
Und nun redete er seit einer Woche nur noch von dem großen Ereignis. Sein kleiner Bruder Simon würde getauft werden. David freute sich auf das große Fest. Wunderschön würde das werden! Unermüdlich erzählte er uns von den vielen, leckeren Kuchen, die seine Mutter und die Großmutter schon gebacken hatten. Riesige Linzertorten lagerten im Keller und durchdrangen mit ihrem köstlichen Duft das ganze Haus.
Meine Schwester Nele fragte: „Wie groß sind die“? Aber David winkte ab: „Riesig eben!“
Florian, der noch nicht lange in unserer Straße wohnte, kannte keine Linzertorten.
„Wie schmecken die?“ wollte er wissen. „Wunderbar, ich wollte euch schon ein Stückchen zum Probieren mitbringen, aber die Großmutter hat den Keller abgeschlossen.“
„Macht sie das immer so“? erkundigte sich Nele.
„Sie hat gemerkt, dass ich ein wirklich kleines Stückchen, ein winziges Stück vom Kuchenrand abgebrochen habe. Sie merkt einfach alles“; fauchte er und stampfte dabei auf den Boden.
„Warum hast du sie nicht gefragt, ob du ein Stück bekommst“? fragte Nele wieder.
„Hab ich gemacht, aber sie hat gleich gesagt, dass ich bis zum Fest warten muss.“
Aber David freute sich auch auf die vielen Gäste. Alle Onkel und Tanten aus dem Dorf und die Großmama aus der Stadt waren eingeladen.

Endlich kam der langersehnte Tag für David. Wir gingen mit den Eltern in die Kirche und Florian aus dem Nachbarhaus, schloss sich uns an. In der ersten Bank saß David neben seinem Vater. Und wie vornehm David aussah! Normalerweise hatte er Hosen an, bei denen man nie genau sagen konnte, ob sie nun blau, schwarz oder braun waren. Heute aber trug er einen dunkelblauen Anzug, ein weißes Hemd und eine rote Krawatte. Keinen einzigen Dreckfleck entdeckte ich in seinem Gesicht, er sah richtig bleich aus. Nele flüsterte: „Michael, hat David sein Gesicht geschrubbt?“ „Pst“, sagte der Mann hinter Nele.
Während der Feier schaute David ab und zu nach hinten und wir winkten ihm zu. Er jedoch übersah uns und tat, als würde er uns überhaupt nicht kennen. Auch nach der Tauffeier hielt er sich eisern an der Hand seines Vaters fest. Als Nele seinen Namen rief, drehte er den Kopf zur Seite. „Der mag uns heute nicht“, stellte Florian fest.
"Das glaube ich nicht", meinte mein Vater, "vielleicht will er nur diesen besonderen Tag nicht mit euch teilen."

Ein wenig langweilig würde dieser Sonntag ohne David werden. Doch nach dem Mittagessen kam Florian wieder. Wir gingen in den Hof, um Taufe zu spielen. Ich holte mit einem kleinen Eimer Wasser aus dem Bach. Florian durfte als erster das Taufkind sein. Er setzte sich auf die Bank und legte die Füße hoch.
Nele kniete sich hinter Florians Rücken und hielt seinen Oberkörper mit beiden Armen umschlungen. Ich spielte den Priester und murmelte: „Ich taufe dich!" „Mach ein bisschen schneller, der Flori ist ganz schön schwer", befahl Nele. Ich schüttete nun den kleinen Eimer ganz aus. Das war wohl etwas zu viel, Nele und Florian mussten trockene Sachen anziehen.
Danach spielten wir Verstecken, bis Mama uns zum Kaffeetrinken ins Haus rief.
Kaum saßen alle am Tisch, da schellte die Türglocke. Mein Vater öffnete und brachte die Besucher ins Zimmer. Ich traute meinen Augen nicht und machte sie schnell zu. Nachdem ich bis drei gezählt hatte, öffnete ich sie wieder. Nein, das war kein Traum, David stand noch immer neben seinem Vater und grinste uns an. Der legte ihm die Hand auf Davids Haarschopf. „Bei unserem Fest sind leider keine anderen Kinder und nun ist es für David recht langweilig geworden. Darf er mit euch spielen?"
Nele und Florian nickten und ich rief: „Klar.“ Jetzt versprach der der Nachmittag noch lustiger zu werden.
Meine Eltern plauderten mit Davids Vater. Sie verabredeten, dass David diese Nacht sogar bei mir schlafen durfte. Herr Wagner kraulte noch einmal Davids Haare und ging. Meine Eltern setzten sich wieder zu uns an den Tisch.
Zuerst aßen wir von Davids Linzertorte, die er als Überraschung mitgebracht hatte.
„Wollen wir Taufe spielen?" fragte Florian. Aber David schüttelte energisch den Kopf. „Vom Taufen habe ich vorläufig die Nase voll", sagte er. „Was hat dir denn nicht gefallen?" wollte Nele wissen. David stützte den Ellenbogen auf den Tisch, legte den Kopf auf die Hand und sagte: „Heute habe ich einen Pechtag. Als wir von der Kirche heim gingen, bin ich ausgerutscht und hingefallen. Die neue Hose ist total im Eimer, jedenfalls an den Knien. Dann habe ich mich an Simons Bettchen gesetzt und mit seinen Fingern gespielt. Das hat ihm gefallen und er hat gekräht vor Vergnügen. Sofort kam die Großmutter angerannte. Sie dachte, Simon würde schreien!“
„Und? Hat er?" fragte Florian.
„Erst als die Großmutter kam, da habe ich nämlich aufgehört mit seinen Fingern zu spielen. Sie hat gesagt: „David, lass deinen kleinen Bruder in Ruh', geh spielen!"
„Was hast du dann gemacht?" fragte Nele.
„Mein Schaukelpferd durch die Stube gezogen und hü, hü gerufen. Aber da hat der Großvater gebrüllt, ich soll endlich Ruhe geben.“
„Hat dir denn gar nichts gefallen an dem Fest?" erkundigte ich mich.
„Doch, ich habe mit Vater Simons Geschenke angeschaut!"
„Was für Geschenke?", wollte Florian wissen.
Aber David stopfte sich erst einmal ein Stück Kuchen in den Mund. Eine Weile war es still. David trank langsam seinen Saft aus und mit dem letzten Schluck gurgelte er noch ein wenig, bevor er ihn hinunter schluckte. Dann stellte er mit einem Ruck das Glas mitten auf den Tisch und sagte: „Ach, Simon hat viele Geschenke bekommen, das schönste war die Holzeisenbahn!"
„Aber damit kann er noch nicht spielen!" warf Florian ein.
„Richtig, Simon nicht, aber ich! Nach dem Mittagessen habe ich mit Vater die Eisenbahn in meinem Zimmer aufgebaut und wir haben gespielt, bis er sich wieder um unsere Gäste kümmern musste!" David seufzte tief.
Mein Vater sagte: „Du bist wohl traurig, weil sich heute fast niemand um dich kümmert, doch für dich gab es auch einmal ein Tauffest mit vielen Geschenken und Gästen!"
„Und Linzertorten“, ergänzte Florian.
„Klar“, sagte David, „aber bei mir war kein Bruder dabei, der bei allem brav zuschauen und still sein musste!"
Meine Mutter meinte, dass er sich in ein paar Tagen nur noch an das erinnern würde, was ihm beim Fest gefallen hätte.
„Und was wäre das?" ,fragte David gedehnt.
Sie antwortete lächelnd: „Nun, ich denke dabei an die Taufe in der Kirche, an das Festessen mit den Eltern, den Großeltern und den vielen Verwandten, an die Holzeisenbahn und an den Nachmittag hier bei deinen Freunden!" „Schön wär's", brummte David.
Und schön wurde dieser Tag noch, auch für David. Meine Eltern fuhren mit uns zum Baggersee am Rand der Stadt. Sie mieteten zwei Tretboote, eins für Mutter, Nele und Florian, das andere für David, mich und Vater. Wir gondelten auf dem kleinen See umher, starteten Wettfahrten und gingen erst nach Hause, als die Sonne glutrot am Abendhimmel verschwand.
Als die Mutter am Abend in meinem Zimmer das Nachtlager für David richtete, sagte er: „Dass ich heute zum ersten Mal bei Michael übernachten darf, werde ich auch nie vergessen." Beim Einschlafen hörte ich noch, wie David murmelte: „Es war doch ein schöner Tag!" ©
 

Annette Paul

Mitglied
Hallo Molly,

eine nette Geschichte, aber ich fürchte, so wie du sie geschrieben hast, interssiert sie eher Erwachsene.
Vielleicht kannst du einzelne Episoden hervorheben, damit es für Kinder spannender wird, z.B. das Naschen am Kuchen und den Ärger hinterher, und das Nachspielen der Taufe und dann vielleicht den Streit der Kinder, weil sie nass geworden sind o.ä.
Die ältere Version gefiel mir besser, da sie straffer erzählt war, allerdings habe ich sie nur überflogen.

LG Annette
 

molly

Mitglied
Hallo Annette,

vielen Dank fürs Lesen und für Deinen Kommentar. Über diese Geschichte muss ich noch eine Weile nachdenken, danke auch für den "Anstoß".

Viel Spaß hier in der Lupe und frohe Grüße

molly
 



 
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