Gernot Jennerwein
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Wenn ich so da liege und nach oben schaue an die Decke, frage ich mich, was die Fliege da treibt. Sie landet, steht verkehrt im Raum und scheint mir unruhig zu sein, als würde sie niemandem vertrauen. Und wie ist es mit meinem Vertauen? Kann ich dem Insekt, dem ich Aug in Aug vertraue, noch ebenso vertrauen, wenn ich es nicht sehe und wenn mein Schlaf uns trennt? Es ist leicht, jemandem zu vertrauen, wenn man ihn gleichzeitig überwacht oder überwachen lassen kann, es ist vielleicht sogar möglich, jemandem aus der Ferne zu vertrauen, aber im Innern meiner selbst, also einer anderen Welt heraus, jemandem außerhalb völlig zu vertrauen, das ist unmöglich. Wird die Fliege in meinem Schlaf die Möglichkeit ergreifen und die Haut nach Essensresten absuchen und wenn sie nichts findet, das Salz aus meinen Poren lecken, oder möchte sie, wenn nichts anderes übrig bleibt, von meinem Blut kosten? Ich wäge die Möglichkeiten ab und gestehe mir ein, dass es unberechenbar ist, das Tier. So bleibt mir keine andere Wahl, wie mich zu erheben und das Insekt zu jagen, bis ich es in der Hand halte und zerquetsche, denn ich vertraue niemandem und ich bin kein Vertrauensmann.