Das Jahr haut ab

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Das Jahr haut ab,
verzieht sich einfach
in die Burg Eswareinmal.

Als es kam, das gute Jahr,
warf es einen Stein mir hin,
wuchtig, kantig, übergroß,
dass Eitelkeit und hoher Stolz
zersplittern an ihm
wie ein Spiegel -
was sieben Jahre Unglück heißt.

Seitdem schieb ich ihn her vor mir,
den Stein des Jahres x,
auf dass er kleiner werde oder glatter.
Doch bleibt er, was er war.

Die Hände, breit und derb geworden,
sehnen sich nach sanftem Tun
und gehorchen doch dem Stein,
der nicht liegen bleiben darf
ganze sieben Jahre lang -
eins erst ist geschafft.

Ach, flöge doch ein Federchen
auf diesen, meinen Stein,
dass ich ihn lieben könnte, wie er ist.

Und alles würde gut.
 

ENachtigall

Mitglied
Ein poetisches Bild, ein authentischer Text, ein wenig ungeschliffen an manchen Stellen, doch
mich sehr ansprechend!

Liebe Gruß, Elli, von

Elke
 
O

orlando

Gast
Hallo Elli Spirelli,
mir gefällt das Gedicht auch - bis auf drei (vermeidbare) grammatikalische Kniebeugen:
Als es kam, das gute Jahr,
[blue]warf es einen Stein nach mir[/blue],
wuchtig, kantig, übergroß,
dass Eitelkeit und hoher Stolz
[blue]an ihm zersplittern [/blue]
wie ein Spiegel -
was sieben Jahre Unglück heißt.

[blue]Seitdem schiebe ich ihn vor mir her,[/blue]
den Stein des Jahres x,
auf dass er kleiner werde oder glatter.
Doch bleibt er, was er war.
Ich kann mir zwar denken, dass hier dein ästhetisches Empfinden das Zuchtmeisterlein war, gleichwohl klingt das Gedicht gerade gerückt nicht schlechter - im Gegenteil.
In freien Versen muss ja der Rhythmus nicht durchgängig jambisch oder daktylisch sein, sondern sich eher dem Inhalt anpassen.

Und: Inhaltlich finde ich das Werk ausgesprochen gelungen. Erinnert es mich doch an die vielgeliebten Josephsromane und seinen entzückend-eitlen Helden, der sieben Jahre um die schöne Rahel freien musste, um dann doch zunächst die glubschäugige Erstgeborene zu schwängern. Ganz wie es die Sitte verlangte. :(
Rahel aber, die Zarte, die Feder, blieb ihm gewogen. -
Kein Wunder, bei diesem Sahneschnittchenjupp! ;):)
LG, orlando
 
Vielen Dank,
Elke - Ich schleife weiter...
und
orlando - Ja, genau an diesen Stellen wollte das Ding nicht "glatt" werden, also werde ich (siehe oben)weiterschleifen oder deine Ideen umsetzen.
Es ist schon bemerkenswert, dass Widrigkeiten besser ausgehalten werden, sobald nur ein Fünkchen des Ersehnten / Erhofften auftaucht. Die Alleinherrschaft des Widrigen ist gebrochen!
Herzliche Grüße,
Elli
 



 
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