Das Kleeblatt

texthagel

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Das Kleeblatt



Wenn man aus dem Fenster schaute war da nichts als Dunkelheit. Nur zwischen den Wolken konnte man dann und wann ein kleines Funkeln erhaschen.
Er lag in seinem Bett. Die Augen fest verschlossen träumte er einen seltsamen Traum. Ein Ihm Unbekannter hielt ein grünes Etwas in die Luft und sprach zu Ihm.

Er sah genauer hin. Es schien als handele es sich um einen beliebten Glücksbringer, ein vierblättriges Kleeblatt. Leider konnte er den Fremden nicht verstehen, der zu Ihm sprach. Er sah nur, wie er seine Lippen bewegte. Ein letzter Blick auf die Konturen des Glückskleeblattes, dann schien die Nacht auch schon wieder vorbei.

Verwundert wachte er auf. Noch war er darüber nicht im Klaren, dass dieser Traum von Bedeutung war. So nahm er das Gesehene zwar zur Kenntniss, beschloß jedoch, sich keine Gedanken zu machen.

So zogen die Tage ins Land. Es verging ein Jahr und es veränderte sich sein Leben.
Wenn er heute aus dem Fenster sah, blickte er auf eine andere Straße. Er war fortgezogen. Heute lebte er in einer anderen Stadt, in einem anderen Haus.

Er betrat den Aufenthaltsraum des hiesigen Krankenhauses. In der Mitte des Raumes stand ein großer Billardtisch. Ringsherum Stühle und Bänke und an der Wand zwei kleine Bücherregale.

Heute morgen schien er der erste zu sein. Kein anderer hielt sich rauchend oder Billard spielend hier auf. Aus reiner Neugier und Langeweile stand er vor den Regalen, in welchen zahlreiche Bücher verwahrt wurden.

Nach und nach nahm er das ein oder andere Buch in die Hand. Plötzlich hielt er ein altes, beinahe zerfallenes und schon leicht vergilbtes Buch in der Hand. Es handelte sich um die Französische Ausgabe eines Ihm unbekannten Romans. Die wenigen Brocken Fanzösisch die Ihm geläufig waren reichten nicht um herauszufinden worum es in dem Buch ging.

Dennoch blätterte er durch die Seiten. Was war das? Zwischen den Seiten schien sich etwas zu befinden. Vorsichtig blätterte er zurück und schlug die Seiten gänzlichst auf. Verwundert und zugleich beseelt nahm er es zur Kenntniss. Zwischen den Seiten lag ein altes vierblättriges Kleeblatt.

An den Traum vom letzten Jahr erinnerte er sich nicht. Zumindest nicht bewußt. So dachte er nicht weiter nach, nahm jedoch das Buch und das Kleeblatt an sich und legte es in seinen Schrank.
Er schenkte dem Erlebnis Aufmerksamkeit und die Bedeutung die Ihm angemessen schien.

In der nachfolgenden Zeit nahm er das Buch fast täglich aus seinem Schrank und schlug die Seiten auf, zwischen welchen sich das Kleeblatt befand. Noch immer war der Traum fern und er konnte die Zusammenhänge nicht sehen. Das sollte sich erst ändern, wenn er weitere Erlebnisse überdachte und Resumé ziehen sollte über das Erlebte. Über das Geschehene, zwischen den Zeilen und zwischen den Jahren.

Noch war Ihm nicht klar, dass er die Zukunft im Traum gesehen hatte. Noch war Ihm nicht klar, dass er etwas besonders schönes erlebt hatte. Er hatte Recht behalten. Zwischen Himmel und Erde gab es Dinge, die es zu verstehen galt.
 



 
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