Das Lächeln im Fahrstuhl
„Schatz, holst du bitte meine Mutter vom Bahnhof ab? Sie kommt in ein paar Minuten an, ich kriege meine Haare so schnell nicht trocken!“
„Hättest eben doch eher unter die Dusche gehen sollen. Aber macht nix, ich zieh mir schon die Schuhe an“.
Der junge Mann, dessen Haar schon leicht ergraute, griff sich den Hut und den Mantel und machte sich auf den Weg.
Seine Schwiegermutter stand schon vor dem Bahnhof und trat unruhig von einem Bein auf das andere. „Wo ist Marianne?“, fragte sie statt einer Begrüßung.
„Guten Tag, Mutter“, entgegnete der junge Mann freundlich und reichte der Dame die Hand.
„Marianne hat mich geschickt, weil sie mal wieder zu lange geduscht hat. Mach dir keine Sorgen, es ist alles in bester Ordnung“.
„Na, dann ist es ja gut“, seufzte sie. „Ich möchte gerne zuerst in die Innenstadt, ich hatte bei meinem vorigen Besuch bei euch eine Kette zur Reparatur zum Juwelier gebracht. Die können wir doch jetzt rasch abholen?“
„Aber ja, Mutter, machen wir“.
Er nahm der Dame das Gepäck ab und sie gingen in den Bahnhof zurück. Sie fuhren mit dem Fahrstuhl zum S – Bahngleis. Die Dame wendete sich zu ihrem Schwiegersohn, um noch etwas über ihre Tochter zu erfragen und staunte so sehr über das kindliche Lächeln im Gesicht des jungen Mannes, dass sie nur noch denken konnte: „Du liebe Zeit, sieht der blöd aus! Freut sich wie ein Kleinkind, dass er mit dem Fahrstuhl fahren darf! Möchte nur mal wissen, was meine Tochter bloß an dem findet! Na, zumindest verdient er gut“.
Als sie aus der S – Bahn stiegen, mussten sie noch einmal mit einem Fahrstuhl zum U – Bahnhof fahren und wieder konnte die Dame das strahlende Kinderlächeln beobachten und dachte sich abermals ihren Teil. Vom U – Bahnhof auf die Straße wiederholte sich alles, Fahrstuhl, Lächeln, abfällige Gedanken. Und auf dem Rückweg ebenfalls.
Als sie endlich eine Minute mit ihrer Tochter allen war, wollte sie wissen, warum der erwachsene Mann sich so verhält. „Ja“, erwiderte die Tochter, „ich hab das auch schon beobachtet, dass er so breit schmunzelt, wenn er Fahrstuhl fährt. Er sagte, das habe was mit seiner Arbeit zu tun“.
„Mit seiner Arbeit? Wie das denn?“
„Genaues weiß ich nicht, er darf ja nicht darüber reden, ist alles streng geheim. Ich weiß nur, dass er da auch mit einem Fahrstuhl fahren muss“.
Zufällig hatte der junge Mann die Hälfte des Gespräches mit angehört. Er dachte so bei sich: „Ach, wie gut, dass niemand weiß, dass der Fahrstuhl in meinem Institut so überaus speziell ist. Wenn man einsteigt, fährt er einen genau bis an die entsprechende Zimmertür. Nie begegne ich irgendeinem meiner Kollegen, nie bekomme ich Gelegenheit, mit jemandem zu reden über das, was mich täglich hinter meiner „Bürotür“ erwartet. Diese verdammten kleinen außerirdischen Monster, die mir überall reinkriechen und mich erforschen! Dabei soll eigentlich ich sie erforschen! Aber der Chef hat gesagt, so rum ist es auch in Ordnung und mir das Gehalt erhöht. Sie schaden mir ja nicht. Jedenfalls rede ich mir das ein. Nie darf irgendjemand erfahren, was in unserem Institut vor sich geht!
Ich kann einfach nicht dafür, dass ich mich freue, wenn ich in einen Fahrstuhl steige, der mich nicht zu den Biestern fährt. Aber ich werde versuchen, mich künftig besser im Griff zu haben“.
„Schatz, holst du bitte meine Mutter vom Bahnhof ab? Sie kommt in ein paar Minuten an, ich kriege meine Haare so schnell nicht trocken!“
„Hättest eben doch eher unter die Dusche gehen sollen. Aber macht nix, ich zieh mir schon die Schuhe an“.
Der junge Mann, dessen Haar schon leicht ergraute, griff sich den Hut und den Mantel und machte sich auf den Weg.
Seine Schwiegermutter stand schon vor dem Bahnhof und trat unruhig von einem Bein auf das andere. „Wo ist Marianne?“, fragte sie statt einer Begrüßung.
„Guten Tag, Mutter“, entgegnete der junge Mann freundlich und reichte der Dame die Hand.
„Marianne hat mich geschickt, weil sie mal wieder zu lange geduscht hat. Mach dir keine Sorgen, es ist alles in bester Ordnung“.
„Na, dann ist es ja gut“, seufzte sie. „Ich möchte gerne zuerst in die Innenstadt, ich hatte bei meinem vorigen Besuch bei euch eine Kette zur Reparatur zum Juwelier gebracht. Die können wir doch jetzt rasch abholen?“
„Aber ja, Mutter, machen wir“.
Er nahm der Dame das Gepäck ab und sie gingen in den Bahnhof zurück. Sie fuhren mit dem Fahrstuhl zum S – Bahngleis. Die Dame wendete sich zu ihrem Schwiegersohn, um noch etwas über ihre Tochter zu erfragen und staunte so sehr über das kindliche Lächeln im Gesicht des jungen Mannes, dass sie nur noch denken konnte: „Du liebe Zeit, sieht der blöd aus! Freut sich wie ein Kleinkind, dass er mit dem Fahrstuhl fahren darf! Möchte nur mal wissen, was meine Tochter bloß an dem findet! Na, zumindest verdient er gut“.
Als sie aus der S – Bahn stiegen, mussten sie noch einmal mit einem Fahrstuhl zum U – Bahnhof fahren und wieder konnte die Dame das strahlende Kinderlächeln beobachten und dachte sich abermals ihren Teil. Vom U – Bahnhof auf die Straße wiederholte sich alles, Fahrstuhl, Lächeln, abfällige Gedanken. Und auf dem Rückweg ebenfalls.
Als sie endlich eine Minute mit ihrer Tochter allen war, wollte sie wissen, warum der erwachsene Mann sich so verhält. „Ja“, erwiderte die Tochter, „ich hab das auch schon beobachtet, dass er so breit schmunzelt, wenn er Fahrstuhl fährt. Er sagte, das habe was mit seiner Arbeit zu tun“.
„Mit seiner Arbeit? Wie das denn?“
„Genaues weiß ich nicht, er darf ja nicht darüber reden, ist alles streng geheim. Ich weiß nur, dass er da auch mit einem Fahrstuhl fahren muss“.
Zufällig hatte der junge Mann die Hälfte des Gespräches mit angehört. Er dachte so bei sich: „Ach, wie gut, dass niemand weiß, dass der Fahrstuhl in meinem Institut so überaus speziell ist. Wenn man einsteigt, fährt er einen genau bis an die entsprechende Zimmertür. Nie begegne ich irgendeinem meiner Kollegen, nie bekomme ich Gelegenheit, mit jemandem zu reden über das, was mich täglich hinter meiner „Bürotür“ erwartet. Diese verdammten kleinen außerirdischen Monster, die mir überall reinkriechen und mich erforschen! Dabei soll eigentlich ich sie erforschen! Aber der Chef hat gesagt, so rum ist es auch in Ordnung und mir das Gehalt erhöht. Sie schaden mir ja nicht. Jedenfalls rede ich mir das ein. Nie darf irgendjemand erfahren, was in unserem Institut vor sich geht!
Ich kann einfach nicht dafür, dass ich mich freue, wenn ich in einen Fahrstuhl steige, der mich nicht zu den Biestern fährt. Aber ich werde versuchen, mich künftig besser im Griff zu haben“.