Das Leben ...

Marc Hecht1

Mitglied
Weit vor Sonnenaufgang war ich aufgestanden.
Und dann wanderte ich los, noch halb in der Nacht. Der Herbst war jetzt da. Die Blätter fielen. Kurz nach vier am Morgen war es erst, und noch stockdunkel.
In Dahlem war ich in die Bahn gestiegen, außer mir saßen nur zwei andere Fahrgäste im Abteil.
Als ich am Bahnhof Friedrichstraße ankam, war es auch hier noch ruhig. Hin und wieder rumpelte eine Straßenbahn vorbei, nur wenige Autos waren bereits unterwegs und der Bürgersteig war noch leer.
Ich blieb stehen, sah auf die Spree, die ruhig vorbeizog und die Lichter der Großstadt spiegelte.
Ein früher Lastkahn kam heran, auch sein Decklicht und die Positionslichter spiegelten sich auf dem ruhigen Wasser. Ich sah in die beleuchtete Kajüte, der Mann am Ruder blickte zur Brücke hinauf, wo nur ich stand. Ich winkte ihm zu und er winkte zurück. Und dann verschwand er mit seinem Lastkahn unter der Brücke und ich ging weiter, vorbei am Friedrichstadtpalast. Erst am Oranienburger Tor blieb ich wieder stehen.
Ja, das Leben!
Wie verrückt es war!
An der nächsten Straßenecke blieb ich wieder stehen, blickte auf ein Mietshaus. Biermann hatte hier mal gewohnt, ich sah auf das graue Haus.
Biermann, tja, der hatte auch ein verrücktes Leben. Und bestimmt nicht immer schön. Der Krieg als Kind, die DDR, ..., meine Gedanken schweiften.
Aber es war immerhin ein Leben, hatte ich gedacht, Biermann ist jetzt ein alter Mann. Aber mit einem Leben, das etwas auf sich hält! Es geht runter und es geht wieder rauf. Erst dann wird es rund. Alles muss möglich sein, in einem Leben.
Nur nicht jeder erlebt es, das Auf und das Ab. Oft gibt es nur Ab. Manchmal lässt das Leben kein Auf zu.
Und knippst den Schalter dann schnell wieder aus.
Das Leben - wie großartig und generös es sein konnte! Und wie gemein.
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Weit vor Sonnenaufgang war ich aufgestanden.
Und dann wanderte ich los, noch halb in der Nacht. Der Herbst war jetzt da. Die Blätter fielen. Kurz nach vier am Morgen war es erst, und noch stockdunkel.
In Dahlem war ich in die Bahn gestiegen, außer mir saßen nur zwei andere Fahrgäste im Abteil.
Als ich am Bahnhof Friedrichstraße ankam, war es auch hier noch ruhig. Hin und wieder rumpelte eine Straßenbahn vorbei, nur wenige Autos waren bereits unterwegs und der Bürgersteig war noch leer.
Hallo Marc,

gerade in der Kurzprosa sollte man sehr auf die Sprache achten.
Du verwendest hier gleich am Anfang sehr oft "war". Das fällt unschön aus und lässt sich durch andere Formulierungen leicht vermeiden.
Gleich zu Beginn z.B. "Weit vor Sonnenaufgang stand ich auf".

Liebe Grüße
Manfred
 



 
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