Das Licht der Hajeps II - Zarakuma - Kap. 12

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Doska

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Kapitel 12

Ach, war das schön, in einem richtigen Bett statt nur auf einem Strohsack auf dem Boden zu schlafen. Elfriede Schramm kuschelte sich auf die andere Seite. Ein völlig anderes Gefühl auch mit diesem wunderbaren Kissen im Nacken und einer Zudecke mit richtigen Gänsefedern. Und wie herrlich doch Sprungfedern quietschen konnten, so etwas hatten ihre alten Ohren schon lange nicht mehr gehört. Aaaah, und es roch hier überall so schnuckelig sauber und frisch! Elfriede bohrte bei diesem Gedanken gleich ihre spitze Nase ins Kopfkissen, um den Duft noch besser inhalieren zu können. Schon allein für dieses völlig neue Lebensgefühl hatte sich die bereits zwei Tage währende Flucht gelohnt. Elfriede warf sich wieder auf den Rücken und starrte zur Decke. Sie schmunzelte. Es war gut, dass sie die ganze Zeit die Sterbenskranke markiert hatte, so waren die Spinnen schließlich immer leichtsinniger geworden und hatten die Tür der kleinen Kammer, in welcher Elfriede immer mit Julchen und Tobias hocken musste, vergessen abzuschließen. Als fast alle Mitglieder der Spinnen wegen der großen Kohlernte die unterirdischen Gänge verlassen hatten, war sie in einem günstigen Augenblick über einen kleinen Gang durch die Küche und dann ins Freie entschlüpft. Einen Tag vorher hatte sie einen Plan von Würzburg und Umgebung dem immer etwas verschlafenen Walter heimlich nebst Pistole entwendet und ihre wenigen Habse¬ligkeiten in den Rucksack gepackt. Wären Julchen und Tobias nicht weggelaufen, hätte sie sich das ja noch überlegt, aber so ging das einfach nicht anders. He, wäre ja noch gelachter, wenn die olle Muttsch einfach ihre Enkel mutterseelenallein durch die Welt herumturnen lassen würde! Nee, nee, das kam einfach nicht in die Tüte! Es war klar, dass die beiden Kleinen auf der Suche nach Margrit waren und die wiederum sollte eigentlich bei diesem Händler sein.
Muttsch runzelte die Stirn und schaute dabei weiterhin zur Decke. Hoffentlich holte sie noch die Kinder ein! Wo konnten sie nur hin sein? Sie hatte die beiden trotz angestrengtem stundenlangen Suchen nicht gefunden. Ob wohl Mike mit seinen Freunden ebenfalls bereits auf der Suche nach den Kindern gewesen war? Kinderarbeit konnte heutzutage sehr wichtig sein. Da die außerirdischen Eroberer auch die Möglichkeiten der Energieversorgung drastisch reduziert hatten, war Kohle inzwischen zu einem der wichtigsten Handelsgüter für die Menschen geworden und Kinder konnten selbst durch kleinste Schächte kriechen, die schnell angelegt waren. Ein paar Tränen krochen nun Muttchens faltige Wangen hinab. Die armen Kleinen, wenn nun Mike sie bereits gefangen und längst wieder nach Hause geschleppt hatte? Ach, sie wollte jetzt nicht daran denken. Mit dem recht gut gezeichneten Plan bewaffnet, würde sie sich für den Fall, dass sich sowohl die Kinder als auch Margrit nicht mehr auffinden lassen würden, dann eben bei Pommi Auskünfte holen.
He, he, wunderbare Lampe, die dort oben hing! Zwar war es in diesem netten, kleinen Zimmer noch ziemlich finster, aber das Tageslicht schimmerte schon ein wenig durch die Gardinen. Leise ächzend streckte Elfriede ihre dürren Beine unter der kuscheligen Bettdecke aus. So komisch es sich auch anhörte, einen Vorteil hatte Elfriede der Aufenthalt bei den Spinnen doch gebracht. Da sie wegen der Näharbeiten nicht mehr so viel hatte laufen müssen, war die Entzündung in ihrem Kniegelenk endlich abgeheilt. Ansonsten war es tagaus, tagein immer schrecklich bei den Spinnen gewesen. Alles Leute ohne Herz! Wahrscheinlich war auch Munk deswegen weggelaufen – selbst der Kater hatte sich nie mehr angefunden! Was der wohl gerade machte? Muttchen schniefte schon wieder bei diesem Gedanken. Ach, das arme alte Katerchen! Dem war das Jagen von Mäusen zuletzt immer schwerer gefallen. Bestimmt schlich der kleine Kerl gerade halb verhungert durch diese kalte Welt. Mutt¬chen lehnte sich bei all diesen schrecklichen Gedanken aus dem Bett, um in ihrem Rucksack nach einem Taschentuch zu suchen.
Du lieber Himmel, war doch alles ganz schön anstrengend gewesen, erst nur per Fuß Richtung Würzburg zu laufen. Gott sei Dank hatte sie dann mitten in der Stadt an einem der Schuppen ein noch ziemlich gut erhaltenes Rad lehnen sehen. Tja, und dann war sie ganz leicht durch den restlichen Teil der Stadt gesaust, bis zu den letzten Häusern der Randbezirke hin, doch dann hatte der Vorderreifen plötzlich einen Platten gehabt. Die Fahrrad¬pumpe fehlte und sie war zu müde gewesen, um sich noch weiter zu Fuß bis zu Pommi hin zu begeben.
Erst hatte sie in verschiedenen Schuppen und Garagen dieser leer stehenden Häuser nach einer Luftpumpe gesucht, leider vergeblich! Es war außerdem zunehmend dunkler geworden und das letzte, sehr hübsche Haus einfach zu einladend für ein kleines Schläfchen.
Nanu? Elfriede horchte auf. Draußen im Garten waren plötzlich Schritte zu hören! Wer oder was konnte das sein? Etwa die Kinder? Ihr Herz pochte. Etwas mühselig kam Elfriede aus dem Bett, warf sich dann jedoch ziemlich flink ihre Jacke über die Schultern, denn hier war es kalt und nun schlich sie zum Fenster. So eine Frechheit! Sie hätte eben das Rad doch besser verstecken sollen, denn dort unten im Schatten eines Baumes machte sich gerade ein riesiger Kerl an ihrem Rad zu schaffen. Er hatte das seinige, was wohl einen schlimmeren Defekt zu haben schien, einfach hingeschmissen und versuchte nun mit einer Luftpumpe, die er von seinem Rad genommen hatte, den Reifen von Elfriedes Rad aufzupumpen, um danach mit diesem wegzusausen.
Gut, dass Elfriede völlig angekleidet geschlafen hatte, so brauchte sie sich nicht erst lange umzuziehen, konnte schnell das kleine Schlafzimmer verlassen und die Stufen bis nach unten hinab eilen.
Sie war so wütend, dass sie auch erstaunlich schnell durch den Garten und dann um die Ecke des Hauses flitzte.
„Erwischt!“ brüllte sie auch schon und weder die eine Hand, welche die Taschenlampe aufblitzen ließ, noch ihre andere, welche die Pistole hielt, zitterte. Das änderte sich dafür umso mehr, als sich der riesige Kerl zu ihr herum drehte. Langsam, sehr langsam hob er nun die mächtigen Arme. Muttsch gewahrte erst jetzt den spitz nach oben zulaufenden Helm. Dessen glasähnliches Material im vorderen Teil spiegelte zwar mächtig, aber man konnte sehr gut das typische Zeichen oberhalb der Stirn erkennen - ein Auge in einem pyramidenähnlichen Gebilde.
„Du ... du bist, äh ... also ein ... hm ... Jisk?“ ächzte Muttchen zu Tode erschrocken.
Der Riese nickte genauso langsam, wie er zuvor die Arme erhoben hatte.

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„He Margrit, ich gehe sofort wieder! Willst du nicht, endlich mal ein bisschen in die Sonne kommen? Oder scheust du den Schnee?“
Paul stellte wie stets das Essen auf den Boden, etwa einen halben Meter entfernt von dem Holzverhau der kleinen Höhle, die einstmals ein Abstellraum für Motorräder gewesen war und sich daher auch direkt neben den Garagen der fünf Jambos und drei Jambutos befand. Paul hauchte kurz in die klammen Hände und dann verstaute er die Fäuste einfach in den Manteltaschen und wartete auf eine Antwort. Schon seit etwa vierzehn Tagen hatte er Margrit nicht mehr zu Gesicht bekommen. Dampf kringelte unter dem Deckel des Suppentopfs hervor und schlängelte sich in die kalte Winterluft hinauf. Schnee schmolz in wenigen Minuten rings um den Topf herum. Seit die Hajeps sich so intensiv um die Natur kümmerten, gab es manchmal im Winter sogar wieder richtigen Schnee.
„Ach Paul, na klar finde ich Schnee schön“, hörte er Margrit endlich hinter dem Holzverhau. „Mann, ich finde es so lieb von George und dir, dass ihr mir abwechselnd das Essen bringt und mich auch sonst so gut versorgt! Aber ich habe wirklich Angst, wenn ich ins Freie laufe, dass mich dann Hajeps von oben sehen könnten. Weißt du, sie suchen mich doch in Wahrheit immer noch ...“, sie machte eine kleine Pause um Atem zu holen.
Paul kicherte genervt, denn er wusste, diese hysterische Angst war inzwischen bei Margrit zu einer fixen Idee geworden. Außerdem erzählte sie ständig irgendwelche Märchen. Na ja, die Einsamkeit und dann hatte sie ja wohl auch einige schreckliche Dinge erlebt. Aber ob sich diese Marotten wohl irgendwann legen würden?
„Und sie können sehr schnell sein“, schwatzte Margrit indes aufgeregt einfach weiter. „Nee, nee, da bleibe ich lieber in diesem Versteck! Nachts gehe ich ja schon spazieren. Ich finde es nur blöd, dass mich niemand von euch besuchen darf. Es ist schrecklich so isoliert zu sein. Wenn ich nicht Munk bei mir hätte ... ich glaub ich würde mit der Zeit durchdrehen.
Paul hörte Margrit schnäuzen, also weinte sie wohl wieder.
„Ach komm, Margrit“, rief er verärgert, „schon wieder wirst du undankbar. Sei doch froh, dass dich die Maden mit deiner fürchterlichen Krankheit ...“
„Aber ich bin doch gar nicht wirklich krank ...“, unterbrach sie ihn vorwurfsvoll, “... und Munk auch nicht. He, da fällt mir ein, willst du ihm nicht mal über den Rücken streicheln? Du wirst überrascht sein, denn ...“
„Iiih Gitt!“ fiel er ihr ins Wort. „Überraschungen bei dem interessieren mich nicht die Bohne!“ Paul schüttelte sich vor Ekel, da er dabei an das kahle, fette Tier dachte. “Außerdem weißt du ja, dass ich das nicht darf, weil der Kater genauso unter Quarantäne steht wie du.“
„Ja, ja, ich weiß, das arme Tier!“ Und schon wieder hörte Paul Margrit schnäuzen.
„Margrit!“ knurrte er. „Du kannst einem aber auch Schuldgefühle einreden! Die Maden hätten dich doch auch völlig verstoßen können, stattdessen durften wir dir dieses schöne Zimmer mit Heizung hier im Freien herrichten, was wahrhaftig bei uns nicht üblich ist. Es ist erstaunlich, dass der Rat derart milde mit dir und uns verfah¬ren ist und George und ich sogar weiterhin bei den Maden bleiben durften, obwohl wir bereits Kontakt mit dir gehabt hatten. So und nun Tschüß, denn ich habe auch Hunger und die Suppe wird kalt.“
„Ach komm!“ Paul sah nun, wie Margrits Hand durchs Loch vom Verhau zu ihm hinüber hangelte und er machte einen entsetzten Satz vor ihr zurück, obwohl sie ihn nicht erreichen konnte. Aber die Hand sah gar nicht mal so schlimm aus, hatte wieder eine helle, leicht bronzene Hautfarbe und war sehr schön gepflegt – na ja, sie hatten Margrit auch immer Seife und Wasser zum Waschen gebracht! Nichts pellte sich mehr an diesen schönen langen Fingern.
“Nanu? Trägst ja Nagellack?“ rief er verdutzt.
Margrit kicherte so aufgeregt wie ein junges Mädchen. “Ja klar, hat mir Renate gebracht. Es ist ihrer! Kriegt sie gleich wieder. Ich hab ihr so leid getan, weißt du! He, heeh, wie findest du diese langen Nägel? Knallrot aber schick, was?“ Und schon kicherte sie wieder los.
Paul seufzte. Margrit war eben inzwischen mit ihren Nerven am Ende. Wer vertrug schon so `ne Isolierzelle! Aber sexy sah diese Hand schon aus, das musste er zugeben.
„Übrigens, ich hatte erst gar keine Fingernägel“, plapperte sie einfach weiter. “Die sind mir nämlich auch alle ausgefallen, genau wie die Zähne und nun ...“
„Ja, weiß ich!“ unterbrach er sie gereizt. “Ich habe Huuuuunger Margrit!“
„He ... heeh? Willst du mir nicht mal über den Kopf streicheln? Du wirst überrascht sein!“
Meine Güte, warum sollte er erst den ekelhaften Kater und dann sogar plötzlich Margrits Glatze tätscheln? Komisch, auf was für Ideen Margrit immer wieder kam! Wurde immer eigenartiger, dass hatte sogar George neulich zugegeben. Deshalb tief in Gedanken wendete er sich wortlos und gesenkten Hauptes um und stapfte zurück durch den dichten Schnee.
„Du ... Paaul?“ hörte er sie schon wieder.
Er fuhr zusammen. „Ja?“ murrte er.
„Bringst du mir das nächste Mal vielleicht einen Spiegel mit?“
„Ja!“ fauchte er. Mann, knurrte ihm vielleicht der Magen.

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„Wie geht es Ihrer Hand, George?“ Günther Arendt lehnte sich gemütlich in dem weichen Stuhl zurück, nachdem er, so wie jeden Monatsanfang die obligatorischen Besprechungen erledigt und dabei auch mit den Anfüh¬rern der Maden alles Wichtige erörtert und neue Pläne für die kommenden Wochen geschmiedet hatte. Wie immer hatte man ihm für diesen Anlass das beste Sitzmöbel, was die Maden besaßen, zur Verfügung gestellt.
„Ein wenig besser Herr Präsident.“ George betrachtete dabei seine Hand, welche er vor sich auf den Tisch gelegt hatte und die noch immer einen dicken Verband trug. Eberhardt, der sich heute als Kellner zur Verfügung gestellt hatte, goss dem Präsidenten etwas von dem kostbaren Wein nach, den man bei Pommi noch in allerletzter Minute hatte ergattern können. Er grinste George freundlich zu, denn jeder hier in den unterirdischen Gängen wusste darüber bescheid, was George, Martin, Paul und Margrit alles Schreckliches hatten durchmachen müssen.
„Nur ein wenig?“ Günther Arendt zog mit bedenklicher Miene die dünnen Brauen hoch. “Habe gehört, dass immerhin drei Wochen vergangen sein sollen, seit Ihnen damals ...?“ Er brach ab und sein Blick ruhte nun auf Martin, der ihm gegenüber ebenfalls am hübsch geschmückten Tisch saß.
„Das stimmt!“ Martin räusperte sich, da er den Wein ein wenig schnell hinunter gekippt hatte. „Jedoch war das ein glatter Durchschuss und ...“
„Sie wollen damit hoffentlich nicht andeuten, dass George künftig nie mehr wehrtüchtig sein wird?“ fiel ihm Günther Arendt aufgeregt ins Wort.
„Na ja, nicht direkt!“ Martin räusperte sich noch einmal.
„Und was sagt nun der Arzt dazu?“ Die kleinen, flinken Augen des Präsidenten wanderten nun zu Detlef, der wirklich einer der fähigsten Ärzte der Untergrundorganisationen war und damals auch zu Pauls Genesung beigetragen hatte. Ihn hatte Günther Arendt heute ausnahmsweise auch bei diesem Gespräch zugegen haben wollen.
„Wir wissen es nicht“, sagte Detlef sehr nachdenklich und mit ernster Miene, „denn wir müssen bedenken, wenn wir es mit außerirdischen Waffen zu tun bekommen haben, dass deren Munitionen meist aus völlig anderen Materialen bestehen als wir sie kennen. Selbst die anscheinend harmlosesten Pülverchen können noch Wochen, nach dem sie uns berührt haben, für verheerende Auswirkungen sorgen. Daher müssen wir erst einmal abwarten.“
„Können Sie denn die Hand gar nicht mehr bewegen, George?“ wandte dich der Präsident danach wieder an George.
„Na“, George zögerte, „ich ... ich hab`s schon versucht, aber sie ist immer noch sehr dick geschwollen!“
„Nun, zur Not können wir George ja auch umschulen als ... na, uns wird dann schon noch etwas einfallen!“ warf Generaloberst Reidel ein, der wie die weiteren vier Generäle der umliegenden Organisationen ebenfalls an dem runden Tisch saß. Er mühte sich, George dabei ein zuversichtliches Gesicht zu zeigen.
„Aber so eine steife Hand wäre schon ein mächtiges Handicap! Hm, und wie geht es nun Margrit?“ Günther Arendt setzte dabei eine besorgte Miene auf. “Ich meine, lebt sie überhaupt noch? Seit ihrem letzten Anruf habe ich eigentlich gar nichts mehr von ihr gehört und ...“
„Sie steht unter Quarantäne!“ Martin stupste dabei Paul in die Seite, der schon begehrliche Blicke auf die Weinflasche warf, da er sein Glas ebenfalls bereits geleert hatte. „He, du hast ihr doch immer das Essen und neue Kleidung gebracht!“
„Und George, der auch“, setzte Paul hinzu, wollte nach der Weinflasche greifen, aber Eberhardt war schneller gewesen und brachte die erst einmal vor ihm in Sicherheit.
„Wo liegt denn die Kranke eigentlich, wenn sie nicht hier in den unterirdischen Räumen sein durfte?“ Günther Arendt und ebenso die fünf Generäle schauten die beiden neugierig an.
„Liegt?“ wiederholten Paul und George verwundert und fast wie aus einem Munde.
„Wieso, habe ich da etwas Falsches gesagt?“ fragte Günther Arendt einfach zurück.
„Nun, sie war und ist immer noch sehr munter und ...“
„D ... das war nur ... äh ... wegen der Ansteckungsgefahr!“ verteidigte sich Martin dazwischen aufgeregt. „Und eigentlich hätten auch Paul und George hier unten nicht leben dürfen!“
„Aber die beiden scheinen mir gar nicht damit infiziert?“ Günther Arendt musterte dabei George und Paul abwechselnd von oben bis unten.
„Richtig!“ warf der Arzt ungefragt ein. “Ich habe die zwei in den ersten Wochen jeden Tag untersucht, weder Haut noch Zähne wiesen irgendwelche sonderbaren Reaktionen auf.“
„Und Margrit?“ fragte Günther Arendt. „Haben Sie die auch untersucht?“
Der junge Arzt räusperte sich ein wenig verlegen. „Nein, ich fürchtete das Risiko ... äh ... die Ansteckungsgefahr!“
„Und wenn diese Krankheit nun ansteckend gewesen und Frau Schramm einfach hier herunter gekommen wäre“, Günther Arendts Augen funkelten bei diesem Gedanken lauernd, „was dann?“
„Frau Schramm befindet sich in sehr sicherem Gewahrsam!“ tönte es nun von allen Seiten rings um den Tisch.
„Im Klartext, sie ist regelrecht eingesperrt?“
Alles nickte. „Wir haben einen Zaun um ihre Unterkunft gezogen, damit sie spazieren gehen kann, aber weder sie noch ihr Kater kommen da rüber“, bemerkte Martin.
„Wie grausam!“ Günther Arendt lachte nervös. “Nun ja, es ging ja wohl auch nicht anders!“ setzte er rasch hinzu.
„Aber gerade Frau Schramms Erlebnisse interessieren mich und meine Generäle ...“, er schaute sich dabei Bestätigung suchend zu beiden Seiten nach seinen Männern um, „... ganz besonders! Denn es ist schon recht unge¬wöhnlich, dass Hajeps mit Menschen reden statt sie zu töten!“ Der Ministerpräsident nippte wieder an seinem Glas und stelle es auf den Tisch zurück. „Es sind keine Fälle bekannt, bei denen auch nur EINER die Begegnung mit Jimaros überlebt hätte, es sei denn, Menschen arbeiteten für sie! Darum war mein letztes Telefongespräch mit Frau Schramm nicht so ganz uninteressant. Ich habe sie ein wenig ausgefragt. Alles, was sie mir über die Hajeps berichtet hatte, ist inzwischen in den wenigen noch funktionierenden Computern gespeichert worden. Wir wissen nun endlich, wie der Feind wirklich aussieht, wie er sich gibt, was er denken und vielleicht fühlen könnte. Wir kennen die neuesten außerirdischen Waffen und die kleineren Flugschiffe wurden inzwischen nach¬gezeichnet, der hajeptische Vokabelschatz erweitert. Ich würde mich nun gerne persönlich mit ihr unterhalten. Darum wünsche ich, dass sich jetzt einer von Ihnen ...“, er warf dabei Paul und dann wieder George einen festen Blick zu, „... zu Frau Schramms Unterkunft begibt und sie auffordert, endlich ihren Verschlag zu verlassen und hier herunter zu kommen!“
"Oh, ich glaube das wird sie nicht tun!“ brachten die George und Paul fast gleichzeitig hervor.
„Aber sie kann auch hinter ihrem Bretterverhau recht gut zuhören und auch antworten“, setzte George noch hinzu.
„Mein lieber George, ich will sie mit eigenen Augen sehen!“ verlangte der Präsident recht energisch..
„Öh ... hm ... nun.“ Die beiden Männer sahen einander fragend an. “Tja, dann müssen Sie wohl warten bis es dunkel wird!“ sagte Paul sehr leise.
„... denn sie ... äh ... sie hat ein wenig Angst, wegen der Hajeps!“ mühte sich nun auch George Margrits komisches Verhalten zu entschuldigen.
„Wie bitte?“ empörte sich der Ministerpräsident. „So viel Zeit habe ich nicht! Sorgen Sie dafür, dass die Frau ihre Höhle verlässt und zwar umgehend!“
Und während der Ministerpräsident mit Martin und dessen Leuten, die inzwischen hinzu gekommen waren, ein anderes aktuelles Gesprächsthema anschnitt, warfen Paul und George einander verstohlene Blicke zu, dabei hilflos mit den Schultern zuckend.
„Nein, duu gehst!“ sagte Paul schließlich. „Ich war heute schon zwei mal dran!“
George ging leicht hinkend zur Tür.
„Mann, kann der vielleicht den Leidenden machen!“ wisperte Paul missmutig Renate zu, die gerade eine herrlich angerichtete Platte mit verschieden belegten Broten auf dem Tisch platzierte. Diese nickte und grinste.

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„Margrit, nun los! Mann, bist du stur! Gib dir endlich einen Ruck!“ knurrte George verdrießlich. „Du kannst nicht ewig da drinnen hocken. Wir wollen endlich wissen, wie es dir wirklich geht!“
„Ach, ihr spurt doch nur, weil das unser liiiieber Präsident von euch verlangt hat. Denn heute ist der erste, da ist er euch sicher wieder besuchen gekommen! Nee, nee, deshalb riskier ich doch nicht mein Leben!“ Margrit kicherte schon wieder sehr nervös.
„So ein Blödsinn, du riskierst doch nichts, nur weil du mal kurz ins Freie hopst!“ Er krauste die Stirn. Schade dass der herrliche Schnee schon wieder fast weg war! Verdammt, wie konnte man Margrit nur hinaus locken? Zwanzig Minuten hatte ihm der Präsident dafür gegeben und die waren bald um.
„Munk hat sich wohl das Pfötchen verstaucht oder ist es sogar ein Bänderriss wie bei dir!“ hörte er zu seiner Überraschung Margrit plötzlich sehr nachdenklich vor sich hin schwatzen. „Ach, der kleine Kerl klettert und flitzt ja auch in letzter Zeit wie wild herum, sage ich dir!“
„Mach deine Kate auf, dann werde ich mir die Pfote ansehen“, schlug George geistesgegenwärtig vor.
„Hast du denn gar keine Angst, dich doch noch anzustecken?“ hörte er sie.
„Nein!“ erwiderte er wie immer heroisch.
Wenige Sekunden später vernahm er hinter dem Verschlag ein Rumpeln und dann war die provisorisch gezimmerte Türe endlich auf.
„Aber kriege keinen zu großen Schreck, ja?“ tönte ihre Stimme leise aus der Höhle. Margrit hatte ziemlich besorgt geklungen.
„Wieso? Etwa wegen der Pfote?“ hakte er irgendwie genervt nach.
„Ach Quatsch“, gluckste sie unsicher, „natürlich wegen ...“, sie schluckte, „... mir!“
Georges Herz pochte nun doch, denn gar zu grauselig hatte er Margrits letztes Erscheinungsbild noch in Erinnerung.
“Warum sollte ich mich denn vor dir erschrecken, pah!“ sagte er trotzdem leichthin, als er an der Türschwelle stand..
„Na ja, weil ...“, und wieder brach sie ab, diesmal um tief Atem zu holen. „Weißt du, es hat sich nämlich einiges an mir verändert!“ setzte sie möglichst sanft hinzu.
„Na und?“ Er gab seiner Stimme einen noch festeren Klang. Margrit konnte doch nicht schlimmer aussehen als damals, oder? Er duckte sich, schaute doch so ein bisschen beklommen zur Tür hinein, aber da war kaum etwas zu sehen bei dieser Finsternis dort drinnen, denn er war ziemlich geblendet vom Tageslicht.
„Ich ... ich glaub ich kehre dir lieber erst einmal den Rücken zu“, hörte er es entschlossen aus dem Inneren der Höhle.
Puh, irgendwie war ihm jetzt doch mulmig. Sein Magen rumpelte, als er den Fuß über die Schwelle setzte. Ach, er würde diesen entsetzlichen Anblick schon aushalten, das nahm er sich ganz fest vor. Trotzdem schlich er sehr vorsichtig tiefer in die Höhle.
Es war darin mit einem Male sehr still geworden. Er hörte lediglich Margrits aufgeregtes Keuchen, als er näher kam und er musste sich immer wieder ducken, um sich nicht den Kopf zu stoßen. Gott, war es hier vielleicht finster. Aber nein, da hinten glomm ja Licht! Allmählich gewöhnten sich seine Augen daran. Direkt vor der kleinen Nachtischlampe, welche Margrit auf eine Kiste gestellt hatte, sah er sie stehen. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt und hielt dabei Munk unter dem einen Arm. Dessen plüschige Fellspitze schlenkerte ziemlich unruhig hin und her.
„Weißt du“, sagte Margrit leise und ihre Finger fuhren dabei durch ihr zum Teil kurzes oder auch etwas längeres Haar, wohl um es sich aus der Stirn zu streichen, „du brauchst dich nicht zu fürchten, denn inwendig sind Munk und ich die geblieben, die wir immer waren!“
Er schluckte verwirrt. Was hatte das zu bedeuten? Und dann wendete sie sich vollends zu ihm herum. Ein wenig scheu lächelte sie jetzt zu ihm empor. George keuchte, er schaute auf diese vollen Lippen, sah diese herrlichen, weißen Zähne, welche sich inzwischen mehr oder weniger vollständig aus Margrits jungem, festen Gaumen geschoben hatten und dann blickte er in diese großen, von dichten Wimpern überschatteten Augen und musste sich plötzlich an einem der Balken, die hier die Decke der Höhle stützten, festhalten. Margrits Gesicht besaß nicht eine einzige Falte, auch der Hals, die Schultern, von denen gerade ein Träger des alten Kittels herunter gerutscht war, schienen plötzlich glatt und völlig makellos zu sein. Wenn er nicht gewusst hätte, dass er die ganze Zeit mit Margrit gesprochen hatte, hätte er sie nicht mehr wieder erkannt oder sie bestenfalls für deren etwa zwanzig, höchstens fünfundzwanzigjährige Tochter gehalten.
„Nein ... d ... das ist nicht möglich! “ stammelte er völlig durcheinander, ließ den Pfosten endlich los und taumelte nach rückwärts.
„He George?“ ächzte sie erschrocken. „Geooorge, du ... du siehst ja plötzlich so blass aus!“ Schnell ließ sie den empört fauchenden Munk auf den Boden gleiten, strich ihm einmal über das glänzende Fell und dann sprang sie zu George, hielt ihn fest. „Nur nicht hinfallen George, nur nicht aufregen!“ Sie legte ihm ihre weiche Hand auf seine Brust. „He, dein Herz, es jagt ja wie verrückt! Ich hatte dich aber gewarnt George!“ setzte sie schnell zur Entschuldigung hinzu und beleckte sich aufgeregt die Lippen
„Ja, aber ...“, schnaufte er, blickte versehentlich in den Ausschnitt des hässlichen Kittels und entdeckte dort die Ansätze zweier runder, fester Brüste und schon jagte sein Herz noch schneller.
„Oh nein, George?“ keuchte sie deshalb voller Sorge. „Geht es dir etwa nicht gut? Willst du dich hinlegen? He, sag doch endlich irgendetwas!“
„Na gut! Äh ... wer? Öööh ... he, Mann ... Mann, Mann!?“ ächzte er ziemlich hirnrissig vor sich hin. „Verdammt .... wer erwartet denn schon so etwas?“
„Was? He du? Magst du mich denn gar nicht mehr, so wie ich jetzt bin?“ wisperte sie tief enttäuscht und drückte dabei ihre heiße Wange zärtlich und fest gegen die seinige.

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Munk war schwer empört. Er fauchte nach allen Seiten. Was war denn plötzlich los? Der nach Parfüm stinkende Zweibeiner hatte ihm zwar endlich die Pfote verarztet und die tat ihm jetzt auch gar nicht mehr weh, Munk aber dann ziemlich wild lachend einfach auf den Arm genommen und war mit ihm und mit Frauchen, die ihm hinterher gelaufen kam, in diese unterirdischen Gänge gehumpelt, hatte Munk einfach hier auf diesen Tisch gesetzt und nun starrten alle Munk schon für eine ganzes Weilchen an, zeigten fassungslos immer wieder auf ihn, schüttelten dabei die Köpfe und dazu machten sie noch etwas, was Munk schon immer bei den Zweibeinern nicht begreifen konnte, denn das brachte doch gar nichts: Sie redeten und redeten und redeten .... und das Schlimme daran war, sie ließen Munk dabei nicht mehr vom Tisch hinunter.
„Also, es ist wirklich nicht zu fassen, dass diese Katze tatsächlich zwanzig Jahre alt sein soll!“ Günther Arendt schüttelte schon wieder sein spärlich behaartes Haupt. „Nein, mein lieber George, da wollen Sie mir wohl einen Bären beziehungsweise eine Katze, hähä, aufbinden, denn dieses Tier ist höchstens zwei Jahre alt. Punktum! Ende der langen Diskussion!“
„Sehr richtig“, bestätigte auch Generaloberst Reidel und warf sich dabei in die mächtige Brust, “seht doch ... das Tier hat ein kurzes Plüschfell und die Zähnchen sind auch noch nicht alle heraus gekommen! Es ist ein Jungtier, ganz klar!“
Die übrigen Generäle Günther Arendts nickten dazu bestätigend, auch Detlef. Als erfahrener Arzt mochte er nämlich auch nicht an derlei Wunder glauben.
Nur Martin schwieg, grinste verstohlen, da er Munks sonderbare rosa und schwarz gescheckte Haut noch recht gut in Erinnerung hatte und die selbe verrückte Fellzeichnung an diesem Tier wieder erkannt hatte. “Aber, für ein Jungtier ist dieser Kater ganz schön dick!“ bemerkte er trotzdem sehr vorsichtig.
„Finden Sie?“ Günther Arendt und betrachtete dabei Munks Speckfalten etwas gründlicher. “Och, das ist doch bestimmt nur aufgeplustertes Fell!“ Seine Hand näherte sich Munks Bauch um nachzufühlen und schon bekam er die frisch gewachsenen Krallen zu spüren.
„Huch?“ kreischte er verärgert und entsetzt. “Ganz schön biestig dieses ...“
„Jungtier ... ja!“ meldete sich nun auch General von Haiden, der im Übrigen der Anführer der Untergrundbewegung der Maden war. „Denn auch Babykatzen können sehr wohl fett sein. Es gibt ... äh ... gab zum Beispiel früher auch fette Kinder, na und?“
„Das ist keine Babykatze, höchstens eine Jungkatze!“ verbesserte ihn Detlef recht energisch. “Denn dafür ist dieser Kater viel zu groß!“
Munk fauchte indes nicht mehr. Nein, jetzt wollte er sogar überhaupt nicht mehr hinunter vom Tisch, denn er hatte gerade Günther Arendts Teller entdeckt, weil Eberhardt nicht gewagt hatte, das Leberwurstbrot des höchsten Chefs auch noch vom Tisch zu nehmen und woanders hinzustellen, so wie sie das bereits mit der herrlich angerichteten Platte und dem übrigen Geschirr getan hatten.
„He, und das mit den Zähnen geht auch klar“, meldete sich Margrit wieder ungefragt dazwischen. „Die drücken sich nämlich nur in genau der gleichen Reihenfolge durch Munks Zahnfleisch wie sie ausgefallen sind! Denn so ist das auch bei mir, weil ...“
Mit einem Schlag brach der ganze Salon in verdutztes Lachen aus. Als sich alles einigermaßen beruhigt hatte, mühte sich der Präsident wieder, in ernstem Ton mit Margrit zu sprechen, aber er kicherte dabei immer noch so ein bisschen.
„Meine liebe ... äh .. wie heißen doch gleich?“ Er wartete nicht ab, bis sie etwas sagte. „Na egal. Sie sind zwar sehr jung ...“, er musterte dabei Margrits hübsches Gesicht und dann ihre Figur mit einem unverhohlenen Blick, „... aber aus dem Alter eines zahnenden Kleinkindes dürften Sie wohl hinaus sein!“ Dabei blieb sein Blick unmissverständlich an ihren Brüsten, die sich unter dem Kittel andeuteten, haften. Das Lachen, das ihm im Halse saß, verließ ihn schon wieder leise glucksend und Margrit zupfte ihre Weste, in welche sie vorhin wegen der Kälte draußen geschlüpft war, darüber.
Günther Arendt errötete etwas, denn ihm war es irgendwie peinlich, dass er diese junge Frau in seinem Gedächtnis nicht so recht einordnen konnte, obwohl sie ihm besonders wegen der lebhaften Augen irgendwie bekannt vorkam.
„Aber ich bin´s doch, die Margrit! Margrit Schramm!“ rief Margrit verwundert und dann blickte sie sich freundlich nach allen Seiten um. „He, erkennt mich denn hier niemand wieder?“ setzte sie reichlich enttäuscht hinzu.
Für einen Moment herrschte völlige Stille im kleinen unterirdischen Salon, na ja, bis auf Munks Schmatzen, der sich begeistert über Günther Arendts Leberwurst hergemacht hatte. Alles schien wie gelähmt. Lediglich die zwei Leibwächter hinten neben der Theke, die wie immer anwesend waren, wankten ein wenig unruhig mit ihren waffenstarrenden Körpern vor und zurück. Diejenigen, welche heute mit dem Bedienen und mit dem Küchendienst dran waren, gaben ebenfalls keinen Mucks von sich. Kein Topf schepperte in der Küche, kein Geschirr klapperte mehr und es gab niemanden, der sich in der Nähe von Margrit befand, welcher sie in diesen Sekunden nicht anstarrte. Alle hatten dabei die Augen aufgerissen, am meisten Martin, denn der glotzte Margrit mit weit geöffnetem Munde an. Er war auch der erste, der etwas sagte, nämlich immer wieder den selben Satz: „Das ist ja nicht zu fassen ... es ist nicht zu fassen ... es ist ja nicht zu ...“
„Und das ist meine Margrit!“ übertönte ihn danach Paul und seine Stimme klang dabei ein bisschen stolz.
„Meiiiine Margrit! Ich hab`s ja schon immer gewusst, dass sie es zu was bringen wird!“
Munk ließ sich währenddessen nicht dabei stören, das ziemlich große Lebewurstbrot Günther Arendts in aller Ruhe weiter zu verspeisen. Darum hörte man wohl auch vom Tisch immer wieder dieses leise, zufriedene Rülpsen.
„Äh, wie? Sie sind ... Margrit? “ keuchte der Präsident endlich und schluckte, aber dann lachte er plötzlich wild meckernd los. Er war übrigens der Einzige, der lachte, die anderen schauten ihm stumm dabei zu. Die Generäle wechselten verdutzte Blicke und Eberhardt, der ja heute den Kellner machte, war die kostbare Weinflasche dabei leise klackend in den uralten Gummibaum gefallen - glücklicherweise war nicht mehr viel Wein drin und der Baum recht stabil.
“Junge Dame, das ist zwar ein drolliger Scherz“, erklärte der Präsident keuchend, “aber leider ist mir gerade heute nicht nach Witzen zumute! Wie heißen Sie also wirklich? “
Inzwischen schämte sich Munk doch so ein bisschen, denn endlich hatte er begriffen, weshalb man ihn auf diesen Tisch gesetzt und vorhin so viel auf ihn gezeigt und noch dazu wild herum geredet hatte. Natürlich nur, um ihm diese nette Sache mit dem Brot und der Leberwurst etwas klarer zu machen. Er schnurrte jetzt laut vor sich hin, da er auch noch drei Streifchen leckerer Käserinde auf diesem Teller entdeckt hatte.
„Aber ich BIN nun mal die Margrit! Auch wenn ich vielleicht nicht so aussehe! “ wisperte Margrit leise und sehr traurig, weil sie wohl jetzt gar nicht mehr gemocht wurde.
„Ach, das lässt sich doch ganz einfach klären!“ versuchte Detlef – ganz Arzt - zu helfen. „Sollte die junge Frau tatsächlich unsere Margrit sein, dann müsste das mit dem unregelmäßigen Wachstum der neuen Zähne stimmen!“
„Mein lieber Detlef, da haben Sie durchaus Recht!“ schnaufte Günther Arendt aufgeregt und lockerte dabei den Kragen seines Hemdes. „Margrit oder wer Sie auch immer sind ...“
„Ich bin aber nicht wer auch immer!“ unterbrach sie ihn schmollend.
„Also, es tut mir leid, aber Sie müssen nun für uns alle ihr hübsches Mäulchen – äh, tschuldigung, ihren Mund meine ich natürlich - öffnen! Nur zum Beweis ... “, setzte Günter Arendt hastig hinzu und hob dabei hilflos die schmalen Schultern an.
Wie peinlich, Margrit errötete, aber dann öffnete sie doch ihre Lippen. Der erste, der sofort hinein schaute, war natürlich der Arzt. „Donnerwetter, es stimmt!“ keuchte er und wandte sich dabei nach den anderen um. „Das ist eine ... eine Sensation!“ Detlef rollte fasziniert mit den Augen. „Ich ... ich sehe überall neue Zähne, die sich durch den Gaumen schieben, Zähne, die in diesem Alter nachwachsen! He, so was Verrücktes hat es ja noch nie gegeben! Das ... das müssen wir überall in den Untergrundorganisationen herum erzählen. Das ist bahnbrechend ... das sollten die Menschen wissen!“
„Sehr richtig!“ meldete sich Generaloberst Reidel, ebenfalls auf das Höchste erregt. Er war sogar von seinem Stuhl aufgesprungen. „Dieses ... dieses Mittel müssen wir uns sofort aneignen.“
„Jawoll!“ brüllte auch General von Haiden und schon jubelte der ganze Salon.
„Ihr habt Recht! Das darf der Menschheit nicht vorenthalten werden, was es auch immer ist.“ Der Arzt war so laut geworden, dass er trotz des Lärms zu hören gewesen war. Margrit hatte sofort wieder den Mund geschlossen, denn diese plötzliche Hysterie machte ihr irgendwie Angst. Mit großen Augen blickte sie nach allen Seiten und schob sich schließlich noch etwas dichter an George, Paul und Martin heran.
„Aber von wo können wir überhaupt solch ein Mittel bekommen?“ gab Renate, die hinter der Theke stand, ebenso laut zu bedenken. Fast gleichzeitig kamen die Leute aus der Küche neugierig herbei gelaufen, nur um Margrit anzustarren.
„Na, zuerst sollte man diese junge Fr ... äh, unsere Margrit doch noch ein wenig genauer untersuchen“, schlug Detlef jetzt einfach vor, „unseren Wissenschaftlern vorführen. Wir haben ja Gott sein Dank noch ein paar, die ....“
„Nein“, fiel ihm George mit wild blitzenden Augen ins Wort. „Margrit überall herum reichen wie ein Versuchstier, das fehlte noch! Dann ... dann sind wir ja nicht viel besser als Hajeps!“
„Sehr krass ausgedrückt zwar, aber ihr müsst zugeben ... irgendwie hat George recht!“ unterstützte ihn sofort Martin, weil er einige Augen in der wilden Menge dabei zornig hatte aufblitzen sehen. “Margrit ist ein Mensch wie wir! Sie gehört zu uns! So dürfen wir sie nicht behandeln!“
Trotz dieser Worte war hier und da noch ein Murren zu hören und manch eine Fäuste reckte sich sogar George entgegen. Aber schließlich beruhigten sie sich doch.
„Und wodurch ist eigentlich diese Verjüngung ausgelöst worden?“ grübelte Günther Arendt. „Hmmm ... und wieso ist auch dieser Kater ...“, Günther Arendts Blick wanderte nun zu Munk, der gerade das zweite Stückchen Käserinde mit großem Behagen aufknabbern wollte. “Mein Wurstbrot ist ja weg?“ ächzte Günther Arendt verdutzt und dann nahm er blitzartig dem tief enttäuschten Munk den Teller weg. „Fürchterliche Katze!“ brummte er und reichte den Teller an Eberhardt weiter.
Munk blinzelte Günther Arendt deshalb ziemlich verdrießlich an, aber dann stellte der Kater still bei sich fest, dass er eigentlich schon ziemlich vollgefressen war. Er machte deshalb ein paar leichte gymnastische Übungen auf dem Tisch, um die Verdauung anzuregen.
„Nun, ich nehme an, dass diese Verjüngung durch den Schaum geschah!“ beantwortete Margrit indes die Frage des Präsidenten. “Es muss wohl eine Art Medikament darin enthalten gewesen sein!“
„Ja, so stelle ich mir das auch vor!“ der Arzt nickte dazu gleich mehrmals und die Generäle ruckelten unruhig auf ihren Stühlen herum..
„Merkwürdig, sehr merkwürdig“, stöhnte Günther Arendt, „und dieser Schaum drang dann wohl von den Poren aus in die Blutbahnen dieses jungen Mädch ... äh, Frau Schramms ein?“ Günther Arendt rieb sich sehr nachdenklich das spitze Kinn und Munk streckte und reckte sich indes weiter hingebungsvoll auf dem Tisch. „Und wiederum über die Blutbahnen wanderte das Medikament dann wohl in die größeren Organe und von diesen wiederum ...“, Günter Arendt brach ab, denn ein kleiner Pupser entfuhr während einer besonders gründlichen Dehnübung Munks Plüschhintern, den er genau in Günther Arendts Richtung gehalten hatte. „Bäääh!“ kreischte der Präsident. „Kann hier nicht endlich mal einer diese ekelhafte Katze vom Tisch entfernen?“ Und er hielt sich die Nase zu.
Margrit gehorchte sofort und griff sich das verdutzte Tier. „Ja, so muss es gewesen sein, das Medikament wanderte bis in die Sehnen, Knochen und in das Gehirn!“ bestätigte sie dabei. „Eigentlich habe ich die ganze Zeit gespürt, dass es in meinem Körper wie verrückt arbeitet! Ich hielt es für eine innere Unruhe! Irgendwie nur für Angst! “ Einige Sekunden lang wirbelten Munks Pfoten hilflos in der Luft. Er war deshalb wirklich sehr empört! Aber er fauchte nicht, denn nachdem er so viel gegessen hatte, war ihm das zu anstrengend und dann setzte ihn Margrit einfach auf ihre Schulter. “Die Haut juckt danach plötzlich sonderbar. Na ja, dann beginnt sie sich zu pellen und sämtliche Haare fallen plötzlich aus!“ erklärte sie einfach weiter.
„... und danach ist alles einfach neu nachgewachsen!“ jubelte der Arzt und ein lautes, aufgeregtes Raunen ging dabei wieder durch den Salon. “allerdings in unterschiedlichem Tempo!“ fügte er noch hinzu.
Günther Arendt schüttelte wieder fassungslos den Kopf. Vergeblich streckte er dabei seine Hand mit dem leeren Weinglas nach hinten aus, denn Eberhardt füllte nichts mehr nach, der war soeben verschwunden, um die große Neuigkeit von Margrits Verjüngung unter den Maden zu verbreiten.
„Darf ich vielleicht dazu noch etwas hinzu fügen?“ rang sich der Arzt endlich wieder zu ein paar vernünftigen Worten durch und es trat wieder Stille ein.
„Nur zu ... nur zu!“ Günther Arendt betrachtete dabei stirnrunzelnd sein leeres Glas.
„Die Zellen dieser jungen Fr ... also Frau Schramms wurden wohl durch dieses Mittel nicht nur von Schadstoffen gereinigt. Sie wurden dadurch auch wieder dazu angeregt sich genau so häufig, wie ... also wie bei einem jungen Geschöpf zu teilen!“
„Könnte sein ... hat dieser Hajep vielleicht irgendetwas während dieser ... dieser Prozedur erklärt?“ fragte der Präsident Margrit weiter aus.
„Ja, er sagte zuvor, dass er mich sehr gerne wieder gesund würde machen wollen!“
„Gesund?“ wiederholte der Arzt irritiert. “Waren sie denn krank?“
„Nein, ich fühlte mich eigentlich gar nicht krank, aber zuerst untersuchte er mich mit so einem komischen Gerät!“
„Wer ER?“ hakte jetzt auch Günther Arendt gründlicher nach.
„Na, Owortep!“
„Schon wieder dieser komische Name!“ nörgelte der Präsident. „Margrit, so kann ich sie ja wohl wieder nennen, ich bin damals nach unserem Telefongespräch die hajeptischen Vokabeln durchgegangen. Es gibt kein einzelnes Tep in dieser Sprache. Allerdings kennen wir noch nicht alle Worte unseres Feindes. Hingegen ist uns aber das Wort Lotep schon recht bekannt. Es bedeutet Verstand. Was Owor heißt, ist allerdings noch im Unklaren. Die Hajeps pflegen einander Worte mit großer Bedeutung als Namen zu geben. Könnte dieser Hajep vielleicht Oworlotep geheißen haben?“
„Ja!“ rief Margrit verwundert und mit leuchtenden Augen aus. „Genau so war sein Name! Oworlotep, richtig! Und jetzt weiß ich auch, was er mit wieder gesund machen sagen wollte. Er beherrschte nämlich unsere Sprache noch nicht korrekt, lernte sie aber während dieser kurzen Zeit, in der wir miteinander redeten, unwahrscheinlich schnell. He, er meinte damit ganz gewiss: Ich will dich wieder jung machen! Ja, das war´s!“ Sie lachte plötzlich dankbar und hell auf. Es war ein so heiteres, freies Jungmädchenlachen, dass es allen Umstehenden schwer fiel, nicht in dieses ungestüme Lachen mit einzufallen. Munk mochte Lachen von Zweibeinern ohnehin und darum kuschelte er sich noch dichter an Margrits heiße Wange und schnurrte aus tiefster Brust.
„Oh Gott, es wäre wirklich schön, wenn alle Menschen so jung werden oder bleiben könnten!“ murmelte Paul verstohlen und seine Hand fuhr dabei über die kleine Glatze, die er bereits am Hinterkopf hatte und viele nickten ihm dabei zu.
„Das ist im Augenblick nicht unser größtes Problem!“ knurrte Günther Arendt nun etwas ungehalten. “Ich habe anderes vor!“
„Owortep – äh – Oworlotep muss wohl eine sehr geachtete Person unter den Hajeps sein!“ warf jetzt George übergangslos und zutiefst in Gedanken ein. „Denn das Wort Lotep hat bei den Außerirdischen einen besonders hohen Stellenwert, genau wie die Worte Feuer und Mut!“
„Ach, da fällt mir zu diesem Oworlotep noch etwas ein!“ schmetterte Günther Arendt einfach dazwischen. „Meine kleine ... äh .. Frau Schramm, nein, Margrit, wie alt haben Sie diesen Hajep eigentlich geschätzt oder hat er Ihnen gar sein Alter verraten? “
„Nein, darüber haben wir eigentlich nie gesprochen, aber ich schätze ihn so“, Margrit zog nachdenklich ihre dichten, schönen Brauen zusammen, „na, auf zwanzig ... fünfundzwanzig Jahre! Er war blutjung und ...“
„Aha“, unterbrach er sie, „und wie alt waren Ihrer Meinung nach die übrigen Hajeps, die Ihnen später unbehelmt begegneten?“ Er war so tief in Gedanken, dass er schon wieder sein leeres Glas rein reflexmäßig nach hinten reichte, um es sich von Eberhardt füllen zu lassen, aber der war noch immer nicht da und so schüttelte er wieder nur verwirrt den Kopf.
„Na, sie waren alle so zwanzig ... höchstens fünfundzwanzig!“ verriet ihm Margrit, kraulte dabei Munk am Kinn und der schloss voller Behagen die schrägen Augen.
„Und Oworlotep hatte Sie also mit diesem Schaum aus einer länglichen Flasche besprüht?“
„Nein, das Ding war eher rund ... fast wie eine Ball! Es war an seinem Gürtel befestigt ...“
„Aha, also tragen Hajeps dieses Verjüngungsmittel grundsätzlich mit sich herum!“ folgerte Günther Arendt.
„Könnte sein ...“, Margrit ließ Munk auf ihren Arm hinab klettern, „... denn sie haben davon sogar Ersatzflaschen mit, eine davon hatte Oworlotep nämlich zuvor verloren.“ Margrit warf dabei einen Blick auf den Kater, der nun auf ihrem Arm saß und wieder sehr zufrieden schnurrte. „Munk spielt doch so gerne mit Bällen!“ erklärte Margrit halb wie entschuldigend.
„Donnerwetter, allmählich verdichtet sich bei mir die Auffassung, dass es keine Greise unter den Hajeps geben kann!“ erklärte Günther Arendt jetzt mit fester Stimme und ein lautes Raunen erfüllte schon wieder den Salon, in den immer mehr Guerillas nachdrängten. Der Präsident stellte endlich sein leeres Glas vor sich auf den Tisch.
„Die Gerüchte, welche wir Menschen uns all die Jahre seit unserer Unterwerfung erzählt haben, scheinen also zu stimmen“, stellte Günther Arendt beinahe feierlich fest. „Sämtliche Außerirdische befinden sich permanent in dem Alter von etwa zwanzig bis fünfundzwanzig Jahren.“
Inzwischen hatte das aufregende Thema überall seine Runden gemacht und jeder hatte jedem seine Meinung dazu mitzuteilen. Ein ziemlich unregelmäßiges Stimmengesumm mit lauten Zurufen zwischendurch erfüllte plötzlich den Salon.
„Und das ist nicht der einzige Vorzug, den sie uns gegenüber haben“, fuhr Günther Arendt trotzdem weiter fort. „Wie ich von Martin gehört habe - wissen Sie George, Martin erzählte mir kürzlich von ihrem tollen Erlebnis mit dieser feurigen hajeptischen Soldatin, dieser Jimaro!“ Er zwinkerte dabei amüsiert George zu, doch dieser erblasste.
„Was, wirklich?“ riefen die Generäle neugierig aus, die ja recht nahe beim Präsidenten saßen und ihn somit trotz des Gesprächlärms verstanden. „Wie das?“
„Tja, man kann es kaum glauben! Also, demnach sollen Hajeps ein geradezu engelhaftes Äußeres besitzen, von vollkommener Schönheit sein!“ Wieder grinste Günther Arendt dabei George zu, doch der wich dessen Blick aus. Die Generäle hingegen waren immer noch ganz Ohr, zeigten sich sehr interessiert um noch mehr darüber zu erfahren.
Während Günther Arendt ihnen alles haarklein erzählte und dabei immer wieder mit dem Finger nach George wies, knurrte der Martin zornig an. “Du hast ihm also diese Geschichte erzählt, ohne mich zu fragen?“
Dieser nickte zunächst betreten, dann aber wurde er ärgerlich. „Ja, und?“ fauchte er. „Margrit erzählt ihm doch auch alles!“
„Margrit konnte nicht anders, da sie so schrecklich aussah und auch viel mit uns zusammen erlebt hat. Hinzu kam noch die schreckliche Entführung von Erkan und Gesine, aber mein Erlebnis ...“, er tippte sich dabei an die Brust, „... ich habe das nur ganz alleine erlebt und ...“
„Zum Donner ... hab dich doch nicht so zimperlich, George!“ brüllte jetzt Martin ungehalten. „Denk doch mal selber nach! Was kann dieser Hajepa denn schon Schlimmes dadurch passieren?“
„Sehr richtig“, mischte sich auch plötzlich Günther Arendt ein, der wohl noch die letzten Worte aufgeschnappt hatte. „George beruhigen Sie sich, ihre Hände zittern ja richtig. Wir Menschen müssen uns wehren, endlich diese entsetzlichen Eroberer loswerden und dazu sollte uns jedes Mittel recht sein. George, Sie sollen und müssen mich daher sogar über jede Neuigkeit, die Sie oder jemand anders von ihnen mit Außerirdischen erleben, informieren. Martin hat also sehr richtig gehandelt.“ Er brach ab und wechselte dann sehr schnell mit seinen Generä¬len wieder zu einem anderen, wohl recht wichtigem Thema über.
„Ich bin trotzdem Georges Meinung!“ knurrte auch Paul Martin an. „Wie konntest du nur! Ich traue unserem Präsidenten nämlich nicht über den Weg!“
„Ja, du ...“, wehrte sich Martin, und wedelte dabei grinsend mit beiden Händen, „du und dein sprichwörtliches Bauchgefühl! Du hast doch gar keins. Na ja, vielleicht, wenn es dabei um etwas zu Fressen geht!“ Er grinste breit. „Dann denkt wohl dein Bauch! Aber du kannst mir doch nicht großspurig erzählen, ob man unserem Präsidenten trauen kann oder nicht! Was glaubst du wohl, wie viele Jahre ich den bereits kenne ... he?“
„Nur ruhig!“ Margrit stellte sich beschwichtigend zwischen die Streithähne. “Habt ja beide irgendwie Recht, okay?“
Günther Arendt half ihr unbewusst auch noch dabei, indem er mit seinem Schlüsselbund mehrmals kräftig auf den Tisch schlug, um somit zur allseitigen Ruhe zu gemahnen. Das schien tatsächlich zu helfen.
„Im Augenblick ist mir allerdings wichtig zu wissen, dass die Hajeps von diesem Medikament ziemlich abhängig zu sein scheinen. Detlef, was sagen sie als Arzt dazu?“
„Nun, das denke ich schon. Wenn sich Hajeps schlecht fühlen, werden sie wohl dieses Medikament zur Auffrischung ihrer Zellen nutzen. Aber immer wird es ihnen nicht helfen. Zum Beispiel bei ansteckenden Krankheiten und so weiter. Auch vor Gewalteinwirkungen aller Art auf ihre Körper wird ihnen dieses Mittel nicht viel helfen. Sie können an Verletzungen genau so sterben wie wir, denn es dauert wohl ein Weilchen, bis alles wieder nach oder beziehungsweise zuwächst, das sieht man ja schon an Margrits Zähnen! Aber sie werden sich zumindest besser fühlen, wenn sie diesen Stoff wieder einmal aufgenommen haben. Dabei scheint die Ration, die in diesem Schaum enthalten ist, stets so eingestellt zu sein, dass man nie jünger werden kann als ...“, er betrachtete dabei Margrit wieder sehr gründlich, „ ... zwanzig bis fünfundzwanzig Jahre, auch wohl aus dem Grund, da erst ab diesem Alter die Zellteilung nach zu lassen pflegt. Der Zeitpunkt dieser Zellteilungen scheint also komischer¬weise bei den Hajeps ziemlich ähnlich zu verlaufen wie bei uns.“
Wieder erhob sich von allen Seiten ein lebhaftes Stimmengeraune.
„Das wusste Oworlotep wohl auch nicht so genau“, bemerkte Margrit aufgeregt, “und deswegen hatte er mich zuvor so gründlich untersucht.“
„Was er auch für Gründe gehabt haben sollte, klar ist, dass der, wer stets jung sein darf, wohl auch robuster ist – schätze ich mal!“ sagte der Arzt.
„Sehr richtig, mein lieber Detlef“, bestätigte der Präsident, „unser außerirdischer Feind dürfte in Wirklichkeit wohl ein geradezu biblisches Alter ha...“
„... ganz gewiss sogar ein weit höheres als dieses sogenannte biblische Alter!“ verbesserte ihn der Arzt und in seinen Augen funkelte es schwärmerisch. „Es muss ein schönes Leben sein, wenn man nicht daran denken muss, irgendwann einmal zu verwelken und schließlich daran zu sterben.“
„Wir können ja bei dieser jungen ... äh ... bei Frau Schramm künftig beobachten, ob sie ohne die ständige Zufuhr dieses Mittels rasch wieder altert“, schlug General von Haiden vor, “oder ob so eine Auffrischung möglicherweise gar ziemlich lange anhält.“
„Das sollte für uns im Augenblick keinesfalls das Wichtigste sein.“ Der Präsident machte wieder eine fast feierliche Pause ehe er weiter sprach. „Viel wichtiger ist die Tatsache, dass die Hajeps, die in diesem Teil Deutsch¬lands ansässig sind, wohl ihre Meinung über die Menschen inzwischen radikal geändert haben müssen, da sie momentan wirklich niemanden mehr von uns auch nur irgendetwas zu leide tun.“ Der Präsident lehnte sich wie¬der bequem in seinem Stuhl zurück und alles schwieg. „Mein, lieber Martin, Paul, George und .. äh ... Margrit, es scheint inzwischen wohl kein Ausnahmefall mehr zu sein, die Begegnung mit Hajeps zu überleben. Sehr ähnli¬che Fälle, wie sie die damals erlebten, sind uns bereits bekannt gemacht worden. Für die tragische Entführung ihrer treuen Freunde jedoch konnten wir bisher leider keine vernünftige Erklärung finden, denn...“
„Doch“, Margrit hob angespannt den Finger, sehr ähnlich einem Schulmädchen, „Oworlotep sprach von Genen, von einer neuen Generation!“
“Waaas?“ Günther Arendt wurde sofort aschgrau im Gesicht. „Das hört sich ja fast so an, als ob die Hajeps nur deswegen ein männliches und ein weibliches Exemplar unserer Spezies nach Zarakuma entführt hätten, um ...“, er hielt mitten im Satz inne, reichte ohne sich umzuschauen wieder rein refelexmäßig sein leeres Weinglas nach hinten. Diesmal stand jedoch Eberhardt bereits hinter ihm, goss ihm schwungvoll nach. Aber da hatte Günther Arendt sein Glas wieder zurück gezogen, in der Annahme, nochmals den selben Fehler zu machen. „... um mit uns Menschen neue Geschöpfe zu züchten!“ erklärte Günther Arendt dabei einfach weiter.
„Verdammt!“ ächzte Eberhardt leise hinter ihm und betrachtete die kleine rote Pfütze, die nun auf dem schönen Teppich zu sehen war.
„Dergleichen dürfen wir nicht mehr zulassen!“ hörte man Günther Arendt weiter. „Sind wir denn Tiere? Was haben sie bereits schon alles mit uns gemacht! So darf das nicht mehr weitergehen! Das ist empörend, sage ich euch allen. Wirklich empörend!“
Die Generäle nickten ihm aufgebracht zu und ein lautes Gemurmel von allen Seiten erfüllte wieder den kleinen Salon. Wütende Ausrufe wurden schließlich laut, noch mehr Fäuste wurden hochgereckt. Und immer wieder hörte man dazwischen: „Jawoll, recht hat er, der Günther! Er ist ein echter Anführer, wir sollten wirklich endlich etwas gegen die Hajeps tun! Das dürfen wir uns nicht länger gefallen lassen!“
Munk war deshalb wieder auf die Schulter von Margrit geklettert, denn ihm war klar geworden, dass die Zweibeiner ihn gewiss mit diesem Lärm auf den Nachbartisch dort hinten aufmerksam machen wollten. Dort hatten sie nämlich netterweise eine große, einladende Platte mit weiteren kleinen verschieden belegten Stüllchen und Brötchen abgestellt. Zwar war einiges davon bereits weggefuttert, das sah Munk leider schon von hier aus, aber es war durchaus noch etliches vorhanden, was recht interessant roch. Munks neue stattliche Schnurrhaare vib¬rierten deshalb in diese Richtung.
Der Präsident breitete indes wieder die Arme zu allen Seiten beschwichtigend aus. „ Ruhe, Ruhe!“ brüllte er.
„Ich habe eine Idee. Da Margrit der bisher einzige Mensch zu sein scheint, an welchem die Hajeps irgendwie länger Gefallen gefunden haben, schlage ich vor, wir schicken sie mit irgendeiner triftigen Begründung, die wir uns hierfür noch ausdenken müssen, nach Zarakuma. Oworlotep scheint dort ein ziemlich mächtiges Oberhaupt zu sein. Er wird sich freuen, wenn sie freiwillig zu ihm kommt.“
„Nein“, wisperte Margrit fassungslos, „das werde ich gewiss nicht tun! Da hätte ich es mir ja gleich sparen können wegzulaufen! Außerdem, was soll ich da? Indem ich dort bin, kann ich ja doch nicht die gesamte Mensch¬heit retten! Was soll uns das helfen? “
„Sehr viel! Niemand von uns weiß nämlich, wie es innerhalb Zarakumas aussieht. Wo zum Beispiel sind die wichtigsten Gebäude?“ Er breitete dabei schon wieder die Arme aus. „o trifft sich Scolo, der hohe Rat der Hajeps?“ Er ruderte scheinbar orientierungslos mit den Armen in der Luft herum. „Wer ist Agol? Ist es derselbe, den die Hajeps Oten nennen? In welchem der vielen prächtigen Gebäude hält er sich am meisten auf? Wo haben die Hajeps ihre Flug- und Raumhäfen, wo ihre Waffen stationiert? Wo leben die Soldaten, wo die Zivilbevölkerung und, und, und ...“
„Und später soll ich dann vielleicht irgendwelche Warnanlagen ausschalten, Soldaten und Kommandeure becircen ...?“
„Guter Vorschlag, Margrit, und das mit dem Becircen müsste doch eigentlich ganz gut klappen, so, wie sie jetzt aussehen!“ Günther Arendt fletschte Margrit mit seinem breiten Grinsen freundlich an.
„... und euch die Tore öffnen, möglichst des Nachts, damit ihr sämtliche Bewohner Zarakumas im Schlafe abmurksen könnt?“
„Abmurksen! He, he, lustiger Ausdruck dafür! Aber warum nicht? Genau! Sie hat`s erfasst!“
Margrit fand, dass sein Lachen diesmal wirklich sehr dem Meckern eines Ziegenbockes glich.
Eberhardt wollte seinen Chef ein wenig beruhigen und stellte sich ihm daher an die Seite, damit dieser ihn sehen konnte und dann füllte er ihm endlich den Wein nach. Günther Arendts komisches Lachen erstarb deshalb auch sofort. Er nickte Eberhardt dankend zu und dieser errötete deshalb ein wenig.
„Nein, das werde ich natürlich nicht tun!“ fauchte Margrit indes erbost.
Da erhob sich solch ein wütender Lärm im ganzen Salon, dass nicht nur George, auch Paul und Martin Angst bekamen, Margrit würde auf der Stelle von den Guerillas zerrissen. Instinktiv gruppierten sie sich deshalb um Margrit herum.
Schließlich trat George hervor. „Natürlich hat sie das so nicht gemeint!“ brüllte er einfach dazwischen und breitete - wie vorhin Günther Arendt - die Arme aus. Tatsächlich wurde es ein wenig ruhiger. „Aber wenn man so viel Schlimmes wie Margrit erst kürzlich erleben musste“, erklärte er daher in etwas gedämpfterer Tonlage, „dann ist man noch nicht einmal in Gedanken fähig sich vorzustellen, zu den Hajeps zurück zu kehren. Außerdem, was verlangt ihr da?“ Er warf dabei Günther Arendt und seinen Generälen einen scharfen Blick zu. „Wäre denn von uns auch nur einer fähig, ganz locker und leicht sein Leben für alle zu opfern?“ Er schaute sich nun im ganzen Saale herausfordernd nach allen Seiten um. „He, wer möchte Margrit vielleicht dabei begleiten? Hajeps tun ja anscheinend den Menschen nichts mehr, also du ... oder du?“ Er wies mit dem Finger auf einige in der Menge, die betreten vor ihm die Augen niederschlugen oder rasch zur Seite blickten „Naaah? Wer will auch so ein kleines Versuchstierchen für die Wissenschaftler Zarakumas spielen, nur um uns irgendwann einmal in die¬ses außerirdische Wohngebiet hinein zu lassen? Wer möchte denn später gemeinsam mit Margrit womöglich die schrecklichsten Qualen erleiden, wenn die Sache nicht geklappt hat? Mann, ist das hier vielleicht eine Dränge¬lei!“ spöttelte er weiter und schaute sich dabei wieder dabei nach allen Seiten um. Eisige Stille herrschte inzwi¬schen im ganzen Salon.
„Okay!“ beschwichtigte endlich Günther Arendt. „Margrit mag ja wirklich noch von allem sehr geschockt und erschöpft sein, reden wir also heute darüber nicht mehr! Warten wir ... sagen wir mal so ... einen Monat ab und dann werden wir noch einmal darauf zu sprechen kommen, denn den Hajeps muss endlich das Handwerk gelegt werden!“
„Jaaauu!“ schrie da die Meute wie auf Kommando begeistert durch den ganzen Salon.
Als Günther Arendt wieder alle zur Ruhe gebracht hatte, klärte er wie jeden ersten noch für etwa eine halbe Stunde einige wichtige formelle Dinge, die noch auf dem Plan gestanden hatten. Dann hielt er wie immer noch eine kurze Schlussrede, in welcher er den Kampfgeist und das Durchhaltevermögen der Maden lobend hervor hob und dann verließen sie alle nacheinander den Salon.
Endlich ... endlich weniger Zweibeiner! Gedanklich befand sich Munk bereits mit allen vier Pfoten auf der köstlichen Platte. Die Frage war nur, wie er von hier aus diese reizende Vorstellung am besten verwirklichen konnte! Er tänzelte nun ein wenig nervös auf Margrits Schulter herum, denn er traute seiner frisch gewonnenen jugendli¬chen Kraft noch nicht so recht.
Zuletzt blieben Martin, Paul und George übrig. „Mach, dir keine Sorgen Margrit“, erklärte Martin, er streichelte dabei Margrit beruhigend über den Kopf und Munk fauchte dazu, denn das machte den Kater irgendwie nervös, wo er von dieser Schulter aus den Riesensatz bis zum nächsten Tisch wagen wollte. „Den nächsten Monat hat Günther das bestimmt alles wieder vergessen. Was glaubst du, was der schon so alles gequatscht hat. Im Grunde können wir ja doch nichts gegen Hajeps tun. Wir haben noch immer keine vernünftigen Waffen. Aber für dich hat die Begegnung mit den Hajeps bei allem Leid wenigstens etwas Gutes gehabt, denn du siehst einfach toll aus!“
„Danke Martin!“ Margrit errötete ein wenig. “Aber hoffentlich werden mich Muttsch und die Kinder wieder erkennen, wenn ich sie morgen besuche.“
„Du willst sie schon morgen besuchen?“
Margrit nickte. „Haben die Spinnen sich daran gehalten, Muttsch und die Kinder nicht mehr zu schlagen?“
„Das haben sie wohl aber ... kriege jetzt bitte keinen Schreck!“
„Bitte nicht noch eine Hiobsbotschaft!“ ächzte Margrit erschrocken.
„Nein, allzu schlimm ist das ja nicht! Deine Mutter lebt nur nicht mehr bei den Spinnen. Sie ist damals weggelaufen um die Kinder zu suchen. Niemand hat sie seit dem je wiedergesehen.“
„Du lieber Himmel, das ist ja entsetzlich!“ Margrits Herz krampfte sich zusammen. „Und sie war doch so krank und schwach! Die ... die Kinder sind jetzt ganz allein? Meine Güte, warum hat mir das denn keiner gesagt?“
„Wir ... wir wollten dich nicht aufregen, Margrit“, mischte sich nun auch Paul mit verschämter Miene ein. „Weißt du, du hattest doch bereits so viel Schlimmes erlebt und da dachten wir, dass es so erst einmal besser für dich wäre.“
„He, ich muss die Kinder von dort endlich wegholen, koste es was es wolle!“ Margrit drehte sich voller Nervosität einmal um sich selbst und Munk schaute verdutzt. Ach, nun hatte er sich endlich dazu durchgerungen zu springen und sich hierfür schon mal geduckt, um Schwung zu holen und jetzt stand Margrit wieder ganz anders da. Nie machten Zweibeiner etwas richtig! Niiie!
„Mit Muttsch haben die Kinder“, erklärte Margrit indes weiter, „dieses harte Leben bei den Spinnen ja noch ausgehalten – Munk zapple doch nicht so!“ Sie hielt ihn am Schwanz fest. „Aber jetzt müssen sie endlich von dort weg! Ich muss in die Stadt, wieder etwas sammeln um ...“
„Aber Margrit, bist du denn wahnsinnig?“ George drehte sie wieder zu sich herum und Munk machte deshalb große glückliche Augen. “Das schaffst du nie. Es sind drei Wochen vergangen seit dem ...“
Munk trippelte wieder so ein bisschen auf Margrits Schulter hin und her und dann duckte er sich abermals für den großen, alles entscheidenden Sprung. „Nein, George“, Margrit wendete sich abermals ziemlich abrupt von George ab und Munk knirschte deshalb mit den Zähnen, “ich werde es tun, davon kannst auch DU mich nicht mehr abhalten!“
Aber George drehte Margrit wieder zu sich zurück und Munks Mundwinkel schnellten deshalb nach oben. „So glaub`s mir doch. In den drei Wochen ist die Stadt von Plünderern bestimmt längst abgeerntet worden. Pommi und seine Helfer werden sich dabei das Beste geholt haben.“ Natürlich trippelte Munk gleich wieder ein bisschen hin und her. „Ich kann dir dabei nicht helfen, Margrit. Meine Hand und mein Fuß sind noch nicht richtig abgeheilt!“ Und dann duckte sich der Kater für den großen den alles entscheidenden...
„Das brauchst du auch nicht, George!“ schniefte Margrit, wendete sich noch schneller herum als bisher und warf dabei auch noch den Kopf in den Nacken - der Kater wäre deshalb beinahe von der Schulter gefallen. „Das schaffe ich schon alleine!“
„Aber Margrit ... komisch, der Kater wackelt ja plötzlich so seltsam mit dem Kopf?“ stellte George erstaunt fest und streichelte dem über das gesträubte Fell. „Was der wohl er hat? Na ja, er wird wohl auch so einiges Schreckliche mit Hajeps erlebt haben und das sind dann wohl die Folgen davon!“
„Du hast ja so Recht George!“ seufzte Margrit und hielt den Kater wieder beim Schwanz fest. „Das arme Tier! Tja, wenn Tiere reden könnten, dann würde man vielleicht staunen, mit welchen sensiblen und intelligenten Dingen sie sich in Wahrheit beschäftigen ... he, Günther Arendt kommt ja wieder!“
„Hole mir nur noch eines dieser leckeren Stüllchen, beste ... äh ... Margrit!“ wisperte er ihr etwas verschämt zu. „Waren wirklich zu köstlich!“ Er hatte einen neuen, sauberen Teller in der Hand und wanderte damit an ihr vorbei, schritt auf den kleinen Nebentisch zu. Renate, die gerade abräumen wollte, hielt inne. „Na, doch noch ein Häppchen?“ rief sie Günther Arendt freundlich zu.
Dieser nickte. „Schmecken zu gut!“ erklärte er.
„Ich glaube ja auch, dass Tiere die besseren Philosophen sind, Margrit!“ begann George indes von neuem. “Trotzdem wollen wir nicht vom Thema abschweifen, denn ich werde dich auf keinen Fall schon wieder durch Würzburg ziehen lassen!“
„Du bist nicht mein Vater, George ..he .... huch? Wo ist denn Munk plötzlich hin?“ Ihre Hand tastete aufgeregt nach der Katze.
„Ach, da ist er ja!“ Beide sahen, wie Munk nun über den Boden zum kleinen Tisch jagte.
Der weibliche Zweibeiner wollte wohl abräumen! Nein, das konnte Munk einfach nicht zulassen, nachdem er so lange gewartet hatte. Wirklich, er hatte vom vielen Warten auf einen günstigen Augenblick gründlich die Nase voll! Nie konnte man sich auf Zweibeiner verlassen, niiie! Wild entschlossen hangelte er sich deshalb an der netten Tischdecke hoch.
„Igitt“, kreischte Renate, ergriff sich schnell die große Platte mit den leckeren Häppchen und Günther Arendt hatte sich auch bereits ein schnuckeliges Fischbrötchen auf seinen Teller gepackt und flüchtete damit.
„Schon wieder diese ... diese Fressmaschine!“ schnaufte er fassungslos und warf dabei Margrit einen bitterbösen Blick zu.
Kaum hatte Margrit den Kater schimpfend und sehr ärgerlich vom Tisch gezupft, schlängelte er sich auch schon wieder frei. Rasch zog sie die Weste aus und warf sie über den verdutzten Munk, der gerade weiter durch den Salon der davon eilenden Renate hinterher flitzen wollte. Erleichtert rettete sich Renate mitsamt Platte endlich in die Küche.
Margrit machte ein verdutztes Gesicht. Zwar hatte sie den Kater gefangen, aber ein tubenartiger, ziemlich seltsam ausschauender Gegenstand war dabei aus der Innentasche der Weste gewirbelt worden. Günther Arendt erkannte sofort dessen außerirdische Herkunft, stellte den Teller mit dem Fischbrötchen blitzartig auf den nächstbesten Tisch und jagte dem immer noch einhertrudelnden Ding hinterher. Margrit war dadurch unkonzentriert und das nutzte der Kater natürlich voll aus und entwischte der Weste.
„Halt!“ rief Margrit Günther Arendt zu. „Dies ist ein Geschenk von Oworlotep an mich. Das dürfen Sie nicht haben!“
„Was ich darf und was nicht, hast du mir nicht zu bestimmen, du kleine freche Göre!“
Doch Paul war schneller als Günther Arendt gewesen und schon hatte er die sonderbare Tube in der Hand.
„Danke!“ keuchte Margrit deshalb erleichtert.
„Bitte!“ antwortete Günther Arendt noch ehe Paul den Mund geöffnet hatte. „Mein liebe Margrit, ich wollte Ihnen ja auch nur behilflich sein!“ Er zwinkerte ihr wohlgefällig zu.
„Nachträglich kann das jeder sagen!“ knurrte Paul feindlich.
„He, wie reden Sie denn mit mir. Ich bin ihr Präsident!“
„Schon gut!“ ergab sich Paul etwas leiser.
„Margrit, was wollen Sie für dieses Ding haben?“ fragte Günther Arendt und rieb sich dabei ziemlich aufgeregt sämtliche Finger. „Es sieht mir aus wie ein Medikament. Enthält diese Tube vielleicht sogar den Schaum, der sie so jung gemacht hat?“ Er versuchte dabei das gierige Flackern in den Augen zu unterdrücken
„Nein, der war in einem eher rundlichen Behälter.“ Margrit nahm die Tube an sich, die ihr Paul gerade gereicht hatte. „Leider weiß ich nicht, was darin enthalten ist! Womöglich ist es auch eine ... eine Waffe?“ Margrit betrachtete dabei das komische Ding von allen Seiten ziemlich verstört. „Denn Oworlotep sagte mir ... hmmm ... was hatte er mir eigentlich dazu gesagt? Verdammt, mir fällt es nicht ein. Was war das doch?“
„Sie wollen also etwas behalten ohne zu wissen, was Sie da eigentlich haben?“ Günther Arendt lachte schon wieder wie ein Ziegenbock.
„Nun, ich werde es wohl morgen oder vielleicht auch schon heute ausprobieren, denn ich habe Vertrauen zu Oworlotep bekommen!“ Margrit wischte sich dabei eine kleine Träne weg, die ihr wegen der großen Erleichterung gekommen war, denn vielleicht brauchte sie in Würzburg nicht mehr nach neuen Gütern zu suchen.
„Sie wollen also dieses Ding blind, ohne dass es von uns getestet wurde ...“
„Margrit, gib es ihm nicht!“ wisperte Paul einfach dazwischen.
„Ja, sehr richtig einfach blind! Leider hatte Oworlotep Schwierigkeiten mit unserer Sprache. Außerdem vertraute ich ihm damals nicht und beachtete diese Tube daher kaum!“
„Das war doch völlig in Ordnung! Denn man kann keinem Hajep trauen!“ zischelte Günther Arendt warnend. „Was glauben Sie, was ich mit Hajeps schon so alles erlebt habe. Ich spreche nur nicht darüber! Hat ja keinen Zweck!“ .
„Oh, das tut mir leid, wirklich!“ sagte sie mitleidig. „Aber ich denke, es wird bei allen Völkern immer so`ne und solche geben ...“, und sie betrachtete dabei schon wieder sehr nachdenklich die komische Tube. Verdammt, was hatte Oworlotep damals dazu gesagt?
„Ja, so sind Frauen“, seufzte Günther Arendt und schraubte dabei die Augen in gespielter Verzweiflung nach oben, „derjenige der sie schön macht, in den verlieben sie sich auch gleich.“
„Ich ... ich bin doch nicht in diesen ... diesen Oworlotep verliebt?“ ächzte Margrit erschrocken, denn sie stellte sich dabei diese grässlichen roten Augen, die blaue Haut und dann die zermatschten Hände vor.
„Das würde ich Ihnen auch nicht geraten haben!“ brummte Günther Arendt erleichtert. „Denn heute tun uns die Hajeps nichts ... morgen sind sie schon wieder unsere Feinde! Die Menschheit sollte sich nicht zum Spielball Außerirdischer machen lassen und daher nur ein Ziel kennen: die Hajeps endlich von der Erde zu vertreiben!“
„Der Meinung bin ich aber auch!“ keuchte Margrit aufgeregt.
„Darf ich fragen, aus welchem Anlass Sie dieses Ding behalten wollen? “
Konnte sie ihm das sagen? Margrit nagte an der Unterlippe, denn immerhin waren auch die Spinnen eine Organisation, die Günther Arendt genauso unterstand,. wie die Maden. “Ich ... ich weiß es noch nicht“, stotterte sie daher. „Herr Präsident, Sie können diese Tube haben, wenn meine Kinder künftig hier bei den Maden leben dürfen!“ schlug sie jetzt einfach vor und ihr Herz pochte.
„WAAAS!“ schnaubte Günther Arendt wütend. „Sie wissen ganz genau, dass ich noch nie Kinder in dieser Organisation geduldet habe! He, verdammt, hier stinkt´s ja plötzlich so nach Fisch!“
Sein Kopf flog herum und nun starrte Günther Arendt direkt in die schrägen, behaglichen Kateraugen Munks, der inzwischen wieder auf Margrits Schulter geklettert war. Abermals gähnte der Kater.
„Boaaah!“ ächzte Günther Arendt deshalb und hielt sich die Nase zu. “He, wo .. wo ist eigentlich mein Fischbröt...?“ Er brach ab, denn da war nur noch der leere Teller zu sehen.
Munk schnurrte, beleckte sich wieder genießerisch die Innenseite seiner Pfote, um sich damit nochmals die Nase und das ganze Fell zu waschen. Manchmal machten Zweibeiner auch was richtig! Wie nett von Günther Arendt ihm den Teller hinzustellen. Er blinzelte diesem, der jetzt ein ziemlich rotes Gesicht hatte, deshalb noch einmal freundlich zu und dann rollte er sich auf Margrits Schulter zusammen. Nämlich für das Nickerchen, das jetzt dringend dran war.
 

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Korrekturvorschläge:

Das Licht der Hajeps II - Zarakuma - Kap. 12
Veröffentlicht von Doska am 23. 06. 2006 16:36
Kapitel 12

Ach, war das schön, in einem richtigen Bett statt nur auf einem Strohsack auf dem Boden zu schlafen.(besser Ausrufezeichen) Elfriede Schramm kuschelte sich auf die andere Seite. Ein völlig anderes Gefühl auch mit diesem wunderbaren Kissen im Nacken und einer Zudecke mit richtigen Gänsefedern. Und wie herrlich doch Sprungfedern quietschen konnten, so etwas hatten ihre alten Ohren schon lange nicht mehr gehört. Aaaah, und es roch hier überall so schnuckelig sauber und frisch! Elfriede bohrte bei diesem Gedanken gleich ihre spitze Nase ins Kopfkissen, um den Duft noch besser inhalieren zu können. Schon allein für dieses völlig neue Lebensgefühl hatte sich die bereits zwei Tage währende Flucht gelohnt. Elfriede warf sich wieder auf den Rücken und starrte zur Decke. Sie schmunzelte. Es war gut, dass sie die ganze Zeit die Sterbenskranke markiert hatte, so waren die Spinnen schließlich immer leichtsinniger geworden und hatten die Tür der kleinen Kammer, in welcher Elfriede immer mit Julchen und Tobias hocken musste, vergessen abzuschließen. Als fast alle Mitglieder der Spinnen wegen der großen Kohlernte die unterirdischen Gänge verlassen hatten, war sie in einem günstigen Augenblick über einen kleinen Gang durch die Küche und dann ins Freie entschlüpft. Einen Tag vorher hatte sie einen Plan von Würzburg und Umgebung dem immer etwas verschlafenen Walter heimlich nebst Pistole entwendet und ihre wenigen Habseligkeiten in den Rucksack gepackt. Wären Julchen und Tobias nicht weggelaufen, hätte sie sich das ja noch überlegt, aber so ging das einfach nicht anders. He, wäre ja noch gelachter, wenn die olle Muttsch einfach ihre Enkel mutterseelenallein durch die Welt herumturnen lassen würde! Nee, nee, das kam einfach nicht in die Tüte! Es war klar, dass die beiden Kleinen auf der Suche nach Margrit waren und die wiederum sollte eigentlich bei diesem Händler sein.
Muttsch runzelte die Stirn und schaute dabei weiterhin zur Decke. Hoffentlich holte sie noch die Kinder ein! Wo konnten sie nur hin sein? Sie hatte die beiden trotz angestrengtem stundenlangen Suchen nicht gefunden. Ob wohl Mike mit seinen Freunden ebenfalls bereits auf der Suche nach den Kindern gewesen war? Kinderarbeit konnte heutzutage sehr wichtig sein. Da die außerirdischen Eroberer auch die Möglichkeiten der Energieversorgung drastisch reduziert hatten, war Kohle inzwischen zu einem der wichtigsten Handelsgüter für die Menschen geworden und Kinder konnten selbst durch kleinste Schächte kriechen, die schnell angelegt waren. Ein paar Tränen krochen nun Muttchens faltige Wangen hinab. Die armen Kleinen, wenn nun Mike sie bereits gefangen und längst wieder [blue] nach Hause [/blue] (in sein Nest) geschleppt hatte? Ach, sie wollte jetzt nicht daran denken. Mit dem recht gut gezeichneten Plan bewaffnet, würde sie sich für den Fall, dass sich sowohl die Kinder als auch Margrit nicht mehr auffinden lassen würden, dann eben bei Pommi Auskünfte holen.
He, he, wunderbare Lampe, die dort oben hing! Zwar war es in diesem netten, kleinen Zimmer noch ziemlich finster, aber das Tageslicht schimmerte schon ein wenig durch die Gardinen. Leise ächzend streckte Elfriede ihre dürren Beine unter der kuscheligen Bettdecke aus. So komisch es sich auch anhörte, einen Vorteil hatte Elfriede der Aufenthalt bei den Spinnen doch gebracht. Da sie wegen der Näharbeiten nicht mehr so viel hatte laufen müssen, war die Entzündung in ihrem Kniegelenk endlich abgeheilt. Ansonsten war es tagaus, tagein immer schrecklich bei den Spinnen gewesen. Alles Leute ohne Herz! Wahrscheinlich war auch Munk deswegen weggelaufen – selbst der Kater hatte sich nie mehr angefunden! Was der wohl gerade machte? Muttchen schniefte schon wieder bei diesem Gedanken. Ach, das arme alte Katerchen! Dem war das [blue] Jagen von Mäusen [/blue] Mäusejagen oder nur Jagen) zuletzt immer schwerer gefallen. Bestimmt schlich der kleine Kerl gerade halb verhungert durch diese kalte Welt. Muttchen lehnte sich bei all diesen schrecklichen Gedanken aus dem Bett, um in ihrem Rucksack nach einem Taschentuch zu suchen.
Du lieber Himmel, war doch alles ganz schön anstrengend gewesen, erst nur per [blue] Fuß [/blue] (pedes) Richtung Würzburg zu laufen. Gott sei Dank hatte sie dann mitten in der Stadt an einem der Schuppen ein noch ziemlich gut erhaltenes Rad lehnen sehen. Tja, und dann war sie ganz leicht durch den restlichen Teil der Stadt gesaust, bis zu den letzten Häusern der Randbezirke hin, doch dann hatte der Vorderreifen plötzlich einen Platten gehabt. Die Fahrradpumpe fehlte und sie war zu müde gewesen, um sich noch weiter zu Fuß bis zu Pommi hin zu begeben.
Erst hatte sie in verschiedenen Schuppen und Garagen dieser leer stehenden Häuser nach einer Luftpumpe gesucht, leider vergeblich! Es war außerdem zunehmend dunkler geworden und das letzte, sehr hübsche Haus einfach zu einladend für ein kleines Schläfchen.
Nanu? Elfriede horchte auf. Draußen im Garten waren plötzlich Schritte zu hören! Wer oder was konnte das sein? Etwa die Kinder? Ihr Herz pochte. Etwas mühselig kam Elfriede aus dem Bett, warf sich dann jedoch ziemlich flink ihre Jacke über die Schultern, denn hier war es kalt und nun schlich sie zum Fenster. So eine Frechheit! Sie hätte eben das Rad doch besser verstecken sollen, denn dort unten im Schatten eines Baumes machte sich gerade ein riesiger Kerl [blue] an ihrem Rad [/blue] (daran) zu schaffen. Er hatte das seinige, was wohl einen schlimmeren Defekt zu haben schien, einfach hingeschmissen und versuchte nun mit[blue] einer Luftpumpe, die er von seinem Rad genommen hatte[/blue] (seiner Luftpumpe) , den Reifen von Elfriedes Rad aufzupumpen, um danach mit diesem wegzusausen.
Gut, dass Elfriede völlig angekleidet geschlafen hatte, so brauchte sie sich nicht erst lange umzuziehen, konnte schnell das kleine Schlafzimmer verlassen und die Stufen bis nach unten hinab eilen.
Sie war so wütend, dass sie auch erstaunlich schnell durch den Garten und dann um die Ecke des Hauses flitzte.
„Erwischt!“(Komma) brüllte sie auch schon und weder die eine Hand, welche die Taschenlampe aufblitzen ließ, noch ihre andere, welche die Pistole hielt, zitterte. Das änderte sich dafür umso mehr, als sich der riesige Kerl zu ihr herum drehte. Langsam, sehr langsam hob er nun die mächtigen Arme. Muttsch gewahrte erst jetzt den spitz nach oben zulaufenden Helm. Dessen glasähnliches Material im vorderen Teil spiegelte zwar mächtig, aber man konnte sehr gut das typische Zeichen oberhalb der Stirn erkennen - ein Auge in einem pyramidenähnlichen Gebilde.
„Du ... du bist, äh ... also ein ... hm ... Jisk?“(Komma) ächzte Muttchen zu Tode erschrocken.
Der Riese nickte genauso langsam, wie er zuvor die Arme erhoben hatte.

#

„He Margrit, ich gehe sofort wieder! Willst du nicht,(kein Komma) endlich mal ein bisschen in die Sonne kommen? Oder scheust du den Schnee?“
Paul stellte wie stets das Essen auf den Boden, etwa einen halben Meter entfernt von dem Holzverhau der kleinen Höhle, die einstmals ein Abstellraum für Motorräder gewesen war und sich daher auch direkt neben den Garagen der fünf Jambos und drei Jambutos befand. Paul hauchte kurz in die klammen Hände und dann verstaute er die Fäuste einfach in den Manteltaschen und wartete auf eine Antwort. Schon seit etwa vierzehn Tagen hatte er Margrit nicht mehr zu Gesicht bekommen. Dampf kringelte unter dem Deckel des Suppentopfs hervor und schlängelte sich in die kalte Winterluft hinauf. Schnee schmolz in wenigen Minuten rings um den Topf herum. Seit die Hajeps sich so intensiv um die Natur kümmerten, gab es manchmal im Winter sogar wieder richtigen Schnee.
„Ach Paul, na klar finde ich Schnee schön“, hörte er Margrit endlich hinter dem Holzverhau. „Mann, ich finde es so lieb von George und dir, dass ihr mir abwechselnd das Essen bringt und mich auch sonst so gut versorgt! Aber ich habe wirklich Angst, wenn ich ins Freie laufe, dass mich dann Hajeps von oben sehen könnten. Weißt du, sie suchen mich doch in Wahrheit immer noch ...“, sie machte eine kleine Pause(Komma) um Atem zu holen.
Paul kicherte genervt, denn er wusste, diese hysterische Angst war inzwischen bei Margrit zu einer fixen Idee geworden. Außerdem erzählte sie ständig irgendwelche Märchen. Na ja, die Einsamkeit und dann hatte sie ja wohl auch einige schreckliche Dinge erlebt. Aber ob sich diese Marotten wohl irgendwann legen würden?
„Und sie können sehr schnell sein“, schwatzte Margrit indes aufgeregt einfach weiter. „Nee, nee, da bleibe ich lieber in diesem Versteck! Nachts gehe ich ja schon spazieren. Ich finde es nur blöd, dass mich niemand von euch besuchen darf. Es ist schrecklich(Komma) so isoliert zu sein. Wenn ich nicht Munk bei mir hätte ... ich glaub(Komma) ich würde mit der Zeit durchdrehen.(Anführungszeichen)
Paul hörte Margrit schnäuzen, also weinte sie wohl wieder.
„Ach komm, Margrit“, rief er verärgert, „schon wieder wirst du undankbar. Sei doch froh, dass dich die Maden mit deiner fürchterlichen Krankheit ...“
„Aber ich bin doch gar nicht wirklich krank ...“, unterbrach sie ihn vorwurfsvoll, “... und Munk auch nicht. He, da fällt mir ein, willst du ihm nicht mal über den Rücken streicheln? Du wirst überrascht sein, denn ...“
„Iiih[red] Gitt[/red] (gitt)!“ fiel er ihr ins Wort. „Überraschungen bei dem interessieren mich nicht die Bohne!“ Paul schüttelte sich vor Ekel, da er dabei an das kahle, fette Tier dachte. “Außerdem weißt du ja, dass ich das nicht darf, weil der Kater genauso unter Quarantäne steht wie du.“
„Ja, ja, ich weiß, das arme Tier!“ Und schon wieder hörte Paul Margrit schnäuzen.
„Margrit!“(Komma) knurrte er. „Du kannst einem aber auch Schuldgefühle einreden! Die Maden hätten dich doch auch völlig verstoßen können, stattdessen durften wir dir dieses schöne Zimmer mit Heizung hier im Freien herrichten, was wahrhaftig bei uns nicht üblich ist. Es ist erstaunlich, dass der Rat derart milde mit dir und uns verfahren ist und George und ich sogar weiterhin bei den Maden bleiben durften, obwohl wir bereits Kontakt mit dir gehabt hatten. So und nun Tschüß, denn ich habe auch Hunger und die Suppe wird kalt.“
„Ach komm!“ Paul sah nun, wie Margrits Hand durchs Loch vom Verhau zu ihm hinüber hangelte und er machte einen entsetzten Satz vor ihr zurück, obwohl sie ihn nicht erreichen konnte. Aber die Hand sah gar nicht mal so schlimm aus, hatte wieder eine helle, leicht bronzene Hautfarbe und war sehr schön gepflegt – na ja, sie hatten Margrit auch immer Seife und Wasser zum Waschen gebracht! Nichts pellte sich mehr an diesen schönen langen Fingern.
“Nanu? Trägst ja Nagellack?“(Komma) rief er verdutzt.
Margrit kicherte so aufgeregt wie ein junges Mädchen. “Ja klar, hat mir Renate gebracht. Es ist ihrer! Kriegt sie gleich wieder. Ich hab ihr so leid getan, weißt du! He, heeh, wie findest du diese langen Nägel? Knallrot aber schick, was?“ Und schon kicherte sie wieder los.
Paul seufzte. Margrit war eben inzwischen mit ihren Nerven am Ende. Wer vertrug schon so `ne Isolierzelle! Aber sexy sah diese Hand schon aus, das musste er zugeben.
„Übrigens, ich hatte erst gar keine Fingernägel“, plapperte sie einfach weiter. “Die sind mir nämlich auch alle ausgefallen, genau wie die Zähne und nun ...“
„Ja, weiß ich!“(Komma) unterbrach er sie gereizt. “Ich habe Huuuuunger Margrit!“
„He ... heeh? Willst du mir nicht mal über den Kopf streicheln? Du wirst überrascht sein!“
Meine Güte, warum sollte er erst den ekelhaften Kater und dann sogar plötzlich Margrits Glatze tätscheln? Komisch, auf was für Ideen Margrit immer wieder kam! Wurde immer eigenartiger, dass hatte sogar George neulich zugegeben. Deshalb tief in Gedanken wendete er sich wortlos und gesenkten Hauptes um und stapfte zurück durch den dichten Schnee.
„Du ... Paaul?“(Komma) hörte er sie schon wieder.
Er fuhr zusammen. „Ja?“(Komma) murrte er.
„Bringst du mir das nächste Mal vielleicht einen Spiegel mit?“
„Ja!“(Komma) fauchte er. Mann, knurrte ihm vielleicht der Magen.

#

„Wie geht es Ihrer Hand, George?“ Günther Arendt lehnte sich gemütlich in dem weichen Stuhl zurück, nachdem er, so wie jeden Monatsanfang die obligatorischen Besprechungen erledigt und dabei auch mit den Anführern der Maden alles Wichtige erörtert und neue Pläne für die kommenden Wochen geschmiedet hatte. Wie immer hatte man ihm für diesen Anlass das beste Sitzmöbel, was die Maden besaßen, zur Verfügung gestellt.
„Ein wenig besser(Komma) Herr Präsident.“ George betrachtete dabei seine Hand, welche er vor sich auf den Tisch gelegt hatte und die noch immer einen dicken Verband trug. Eberhardt, der sich heute als Kellner zur Verfügung gestellt hatte, goss dem Präsidenten etwas von dem kostbaren Wein nach, den man bei Pommi noch in allerletzter Minute hatte ergattern können. Er grinste George freundlich zu, denn jeder hier in den unterirdischen Gängen wusste darüber bescheid, was George, Martin, Paul und Margrit alles Schreckliches hatten durchmachen müssen.
„Nur ein wenig?“ Günther Arendt zog mit bedenklicher Miene die dünnen Brauen hoch. “Habe gehört, dass immerhin drei Wochen vergangen sein sollen, seit Ihnen damals ...?“ Er brach ab und sein Blick ruhte nun auf Martin, der ihm gegenüber ebenfalls am hübsch geschmückten Tisch saß.
„Das stimmt!“ Martin räusperte sich, da er den Wein ein wenig schnell hinunter gekippt hatte. „Jedoch war das ein glatter Durchschuss und ...“
„Sie wollen damit hoffentlich nicht andeuten, dass George künftig nie mehr wehrtüchtig sein wird?“(Komma) fiel ihm Günther Arendt aufgeregt ins Wort.
„Na ja, nicht direkt!“ Martin räusperte sich noch einmal.
„Und was sagt nun der Arzt dazu?“ Die kleinen, flinken Augen des Präsidenten wanderten nun zu Detlef, der wirklich einer der fähigsten Ärzte der Untergrundorganisationen war und damals auch zu Pauls Genesung beigetragen hatte. Ihn hatte Günther Arendt heute ausnahmsweise auch bei diesem Gespräch zugegen haben wollen.
„Wir wissen es nicht“, sagte Detlef sehr nachdenklich und mit ernster Miene, „denn wir müssen bedenken, wenn wir es mit außerirdischen Waffen zu tun bekommen haben, dass deren Munitionen meist aus völlig anderen Materialen bestehen(Komma) als wir sie kennen. Selbst die anscheinend harmlosesten Pülverchen können noch Wochen, nach dem sie uns berührt haben, für verheerende Auswirkungen sorgen. Daher müssen wir erst einmal abwarten.“
„Können Sie denn die Hand gar nicht mehr bewegen, George?“(Komma) wandte [red] dich [/red] der Präsident danach wieder an George.
„Na“, George zögerte, „ich ... ich hab`s schon versucht, aber sie ist immer noch sehr dick geschwollen!“
„Nun, zur Not können wir George ja auch umschulen als ... na, uns wird dann schon noch etwas einfallen!“(Komma) warf Generaloberst Reidel ein, der wie die weiteren vier Generäle der umliegenden Organisationen ebenfalls an dem runden Tisch saß. Er mühte sich, George dabei ein zuversichtliches Gesicht zu zeigen.
„Aber so eine steife Hand wäre schon ein mächtiges Handicap! Hm, und wie geht es nun Margrit?“ Günther Arendt setzte dabei eine besorgte Miene auf. “Ich meine, lebt sie überhaupt noch? Seit ihrem letzten Anruf habe ich eigentlich gar nichts mehr von ihr gehört und ...“
„Sie steht unter Quarantäne!“ Martin stupste dabei Paul in die Seite, der schon begehrliche Blicke auf die Weinflasche warf, da er sein Glas ebenfalls bereits geleert hatte. „He, du hast ihr doch immer das Essen und neue Kleidung gebracht!“
„Und George, der auch“, setzte Paul hinzu, wollte nach der Weinflasche greifen, aber Eberhardt war schneller [blue] gewesen [/blue] (überflüssig) und brachte die erst einmal vor ihm in Sicherheit.
„Wo liegt denn die Kranke eigentlich, wenn sie nicht hier in den unterirdischen Räumen sein[blue] durfte[/blue] (darf) ?“ Günther Arendt und ebenso die fünf Generäle schauten die beiden neugierig an.
„Liegt?“(Komma) wiederholten Paul und George verwundert und fast wie aus einem Munde.
„Wieso, habe ich da etwas Falsches gesagt?“(Komma) fragte Günther Arendt einfach zurück.
„Nun, sie war und ist immer noch sehr munter und ...“
„D ... das war nur ... äh ... wegen der Ansteckungsgefahr!“(Komma) verteidigte sich Martin dazwischen aufgeregt. „Und eigentlich hätten auch Paul und George hier unten nicht leben dürfen!“
„Aber die beiden scheinen mir gar nicht damit infiziert?“ Günther Arendt musterte dabei George und Paul abwechselnd von oben bis unten.
„Richtig!“(Komma) warf der Arzt ungefragt ein. “Ich habe die zwei in den ersten Wochen jeden Tag untersucht, weder Haut noch Zähne wiesen irgendwelche sonderbaren Reaktionen auf.“
„Und Margrit?“(Komma) fragte Günther Arendt. „Haben Sie die auch untersucht?“
Der junge Arzt räusperte sich ein wenig verlegen. „Nein, ich fürchtete das Risiko ... äh ... die Ansteckungsgefahr!“
„Und wenn diese Krankheit nun ansteckend gewesen und Frau Schramm einfach hier herunter gekommen wäre“, Günther Arendts Augen funkelten bei diesem Gedanken lauernd, „was dann?“
„Frau Schramm befindet sich in sehr sicherem Gewahrsam!“(Komma) tönte es nun von allen Seiten rings um den Tisch.
„Im Klartext, sie ist regelrecht eingesperrt?“
Alles nickte. „Wir haben einen Zaun um ihre Unterkunft gezogen, damit sie spazieren gehen kann, aber weder sie noch ihr Kater kommen da rüber“, bemerkte Martin.
„Wie grausam!“ Günther Arendt lachte nervös. “Nun ja, es ging ja wohl auch nicht anders!“ setzte er rasch hinzu.
„Aber gerade Frau Schramms Erlebnisse interessieren mich und meine Generäle ...“, er schaute sich dabei Bestätigung suchend zu beiden Seiten nach seinen Männern um, „... ganz besonders! Denn es ist schon recht ungewöhnlich, dass Hajeps mit Menschen reden(Komma) statt sie zu töten!“ Der Ministerpräsident nippte wieder an seinem Glas und stelle es auf den Tisch zurück. „Es sind keine Fälle bekannt, bei denen auch nur EINER die Begegnung mit Jimaros überlebt hätte, es sei denn, Menschen arbeiteten für sie! Darum war mein letztes Telefongespräch mit Frau Schramm nicht so ganz uninteressant. Ich habe sie ein wenig ausgefragt. Alles, was sie mir über die Hajeps berichtet hatte, ist inzwischen in den wenigen noch funktionierenden Computern gespeichert worden. Wir wissen nun endlich, wie der Feind wirklich aussieht, wie er sich gibt, was er denken und vielleicht fühlen könnte. Wir kennen die neuesten außerirdischen Waffen und die kleineren Flugschiffe wurden inzwischen nachgezeichnet, der hajeptische Vokabelschatz erweitert. Ich würde mich nun gerne persönlich mit ihr unterhalten. Darum wünsche ich, dass sich jetzt einer von Ihnen ...“, er warf dabei Paul und dann wieder George einen festen Blick zu, „... zu Frau Schramms Unterkunft begibt und sie auffordert, endlich ihren Verschlag zu verlassen und hier herunter zu kommen!“
"Oh, ich glaube(Komma) das wird sie nicht tun!“(Komma) brachten die George und Paul fast gleichzeitig hervor.
„Aber sie kann auch hinter ihrem Bretterverhau recht gut zuhören und auch antworten“, setzte George noch hinzu.
„Mein lieber George, ich will sie mit eigenen Augen sehen!“(Komma) verlangte der Präsident recht energisch..
„Öh ... hm ... nun.“ Die beiden Männer sahen einander fragend an. “Tja, dann müssen Sie wohl warten(Komma) bis es dunkel wird!“(Komma) sagte Paul sehr leise.
„... denn sie ... äh ... sie hat ein wenig Angst, wegen der Hajeps!“(Komma) mühte sich nun auch George(Komma) Margrits komisches Verhalten zu entschuldigen.
„Wie bitte?“(Komma) empörte sich der Ministerpräsident. „So viel Zeit habe ich nicht! Sorgen Sie dafür, dass die Frau ihre Höhle verlässt und zwar umgehend!“
Und während der Ministerpräsident mit Martin und dessen Leuten, die inzwischen hinzu gekommen waren, ein anderes aktuelles Gesprächsthema anschnitt, warfen Paul und George einander verstohlene Blicke zu, dabei hilflos [blue] mit den [/blue] (die) Schultern zuckend.
„Nein, duu gehst!“(Komma) sagte Paul schließlich. „Ich war heute schon zwei mal dran!“
George ging leicht hinkend zur Tür.
„Mann, kann der vielleicht den Leidenden machen!“(Komma) wisperte Paul missmutig Renate zu, die gerade eine herrlich angerichtete Platte mit verschieden belegten Broten auf dem Tisch platzierte. Diese nickte und grinste.

#

„Margrit, nun los! Mann, bist du stur! Gib dir endlich einen Ruck!“(Komma) knurrte George verdrießlich. „Du kannst nicht ewig da drinnen hocken. Wir wollen endlich wissen, wie es dir wirklich geht!“
„Ach, ihr spurt doch nur, weil das unser liiiieber Präsident von euch verlangt hat. Denn heute ist der erste, da ist er euch sicher wieder besuchen gekommen! Nee, nee, deshalb riskier ich doch nicht mein Leben!“ Margrit kicherte schon wieder sehr nervös.
„So ein Blödsinn, du riskierst doch nichts, nur weil du mal kurz ins Freie hopst!“ Er krauste die Stirn. Schade(Komma) dass der herrliche Schnee schon wieder fast weg war! Verdammt, wie konnte man Margrit nur hinaus locken? Zwanzig Minuten hatte ihm der Präsident dafür gegeben und die waren bald um.
„Munk hat sich wohl das Pfötchen verstaucht oder ist es sogar ein Bänderriss wie bei dir!(besser Fragezeichen)“(Komma) hörte er zu seiner Überraschung Margrit plötzlich sehr nachdenklich vor sich hin schwatzen. „Ach, der kleine Kerl klettert und flitzt ja auch in letzter Zeit wie wild herum, sage ich dir!“
„Mach deine Kate auf, dann werde ich mir die Pfote ansehen“, schlug George geistesgegenwärtig vor.
„Hast du denn gar keine Angst, dich doch noch anzustecken?“(Komma) hörte er sie.
„Nein!“(Komma) erwiderte er wie immer heroisch.
Wenige Sekunden später vernahm er hinter dem Verschlag ein Rumpeln und dann war die provisorisch gezimmerte Türe endlich[blue] auf[/blue] (offen).
„Aber kriege keinen zu großen Schreck, ja?“(Komma) tönte ihre Stimme leise aus der Höhle. Margrit hatte ziemlich besorgt geklungen.
„Wieso? Etwa wegen der Pfote?“(Komma) hakte er irgendwie genervt nach.
„Ach Quatsch“, gluckste sie unsicher, „natürlich wegen ...“, sie schluckte, „... mir!“
Georges Herz pochte nun doch, denn gar zu grauselig hatte er Margrits letztes Erscheinungsbild noch in Erinnerung.
“Warum sollte ich mich denn vor dir erschrecken, pah!“(Komma) sagte er trotzdem leichthin, als er an der Türschwelle stand..
„Na ja, weil ...“, und wieder brach sie ab, diesmal um tief Atem zu holen. „Weißt du, es hat sich nämlich einiges an mir verändert!“(Komma) setzte sie möglichst sanft hinzu.
„Na und?“ Er gab seiner Stimme einen noch festeren Klang. Margrit konnte doch nicht schlimmer aussehen als damals, oder? Er duckte sich, schaute doch so ein bisschen beklommen zur Tür hinein, aber da war kaum etwas zu sehen bei dieser Finsternis dort drinnen, denn er war ziemlich geblendet vom Tageslicht.
„Ich ... ich glaub(Komma) ich kehre dir lieber erst einmal den Rücken zu“, hörte er es entschlossen aus dem Inneren der Höhle.
Puh, irgendwie war ihm jetzt doch mulmig. Sein Magen rumpelte, als er den Fuß über die Schwelle setzte. Ach, er würde diesen entsetzlichen Anblick schon aushalten, das nahm er sich ganz fest vor. Trotzdem schlich er sehr vorsichtig tiefer in die Höhle.
Es war darin mit einem Male sehr still geworden. Er hörte lediglich Margrits aufgeregtes Keuchen, als er näher kam und er musste sich immer wieder ducken, um sich nicht den Kopf zu stoßen. Gott, war es hier vielleicht finster. Aber nein, da hinten glomm ja Licht! Allmählich gewöhnten sich seine Augen daran. Direkt vor der kleinen Nachtischlampe, welche Margrit auf eine Kiste gestellt hatte, sah er sie stehen. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt und hielt [blue] dabei [/blue] (überflüssig) Munk unter dem einen Arm. Dessen plüschige Fellspitze schlenkerte ziemlich unruhig hin und her.
„Weißt du“, sagte Margrit leise und ihre Finger fuhren dabei durch ihr zum Teil kurzes oder auch etwas längeres Haar, wohl um es sich aus der Stirn zu streichen, „du brauchst dich nicht zu fürchten, denn inwendig sind Munk und ich die geblieben, die wir immer waren!“
Er schluckte verwirrt. Was hatte das zu bedeuten? Und dann wendete sie sich vollends zu ihm herum. Ein wenig scheu lächelte sie jetzt zu ihm empor. George keuchte, er schaute auf diese vollen Lippen, sah diese herrlichen, weißen Zähne, welche sich inzwischen mehr oder weniger vollständig aus Margrits jungem, festen Gaumen geschoben hatten und dann blickte er in diese großen, von dichten Wimpern überschatteten Augen und musste sich plötzlich an einem der Balken, die hier die Decke der Höhle stützten, festhalten. Margrits Gesicht besaß nicht eine einzige Falte, auch der Hals, die Schultern, von denen gerade ein Träger des alten Kittels herunter gerutscht war, schienen plötzlich glatt und völlig makellos zu sein. Wenn er nicht gewusst hätte, dass er die ganze Zeit mit Margrit gesprochen hatte, hätte er sie nicht mehr wieder erkannt oder sie bestenfalls für deren etwa zwanzig, höchstens fünfundzwanzigjährige Tochter gehalten.
„Nein ... d ... das ist nicht möglich! (kein Leerfeld)“(Komma) stammelte er völlig durcheinander, ließ den Pfosten endlich los und taumelte nach rückwärts.
„He(Komma) George?“(Komma) ächzte sie erschrocken. „Geooorge, du ... du siehst ja plötzlich so blass aus!“ Schnell ließ sie den empört fauchenden Munk auf den Boden gleiten, strich ihm einmal über das glänzende Fell und dann sprang sie zu George, hielt ihn fest. „Nur nicht hinfallen(Komma) George, nur nicht aufregen!“ Sie legte ihm ihre weiche Hand auf seine Brust. „He, dein Herz, es jagt ja wie verrückt! Ich hatte dich aber gewarnt(Komma) George!“(Komma) setzte sie schnell zur Entschuldigung hinzu und beleckte sich aufgeregt die Lippen(Punkt)
„Ja, aber ...“, schnaufte er, blickte versehentlich in den Ausschnitt des hässlichen Kittels und entdeckte dort die Ansätze zweier runder, fester Brüste und schon jagte sein Herz noch schneller.
„Oh nein, George?“(Komma) keuchte sie deshalb voller Sorge. „Geht es dir etwa nicht gut? Willst du dich hinlegen? He, sag doch endlich irgendetwas!“
„Na gut! Äh ... wer? Öööh ... he, Mann ... Mann, Mann!?“(Komma) ächzte er ziemlich hirnrissig vor sich hin. „Verdammt .... wer erwartet denn schon so etwas?“
„Was? He du? Magst du mich denn gar nicht mehr, so wie ich jetzt bin?“(Komma) wisperte sie tief enttäuscht und drückte dabei ihre heiße Wange zärtlich und fest gegen die seinige.

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Munk war schwer empört. Er fauchte nach allen Seiten. Was war denn plötzlich los? Der nach Parfüm stinkende Zweibeiner hatte ihm zwar endlich die Pfote verarztet und die tat ihm jetzt auch gar nicht mehr weh, Munk aber dann ziemlich wild lachend einfach auf den Arm genommen und war mit ihm und mit Frauchen, die ihm hinterher gelaufen kam, in diese unterirdischen Gänge gehumpelt, hatte Munk einfach hier auf diesen Tisch gesetzt und nun starrten alle Munk schon für eine ganzes Weilchen an, zeigten fassungslos immer wieder auf ihn, schüttelten dabei die Köpfe und dazu machten sie noch etwas, was Munk schon immer bei den Zweibeinern nicht begreifen konnte, denn das brachte doch gar nichts: Sie redeten und redeten und redeten .... und das Schlimme daran war, sie ließen Munk dabei nicht mehr vom Tisch hinunter.
„Also, es ist wirklich nicht zu fassen, dass diese Katze tatsächlich zwanzig Jahre alt sein soll!“ Günther Arendt schüttelte schon wieder sein spärlich behaartes Haupt. „Nein, mein lieber George, da wollen Sie mir wohl einen Bären beziehungsweise eine Katze, hähä, aufbinden, denn dieses Tier ist höchstens zwei Jahre alt. Punktum! Ende der langen Diskussion!“
„Sehr richtig“, bestätigte auch Generaloberst Reidel und warf sich dabei in die mächtige Brust, “seht doch ... das Tier hat ein kurzes Plüschfell und die Zähnchen sind auch noch nicht alle heraus gekommen! Es ist ein Jungtier, ganz klar!“(wenn ich mich recht erinnere, ist eine zweijährige Katze ausgewachsen!)
Die übrigen Generäle Günther Arendts nickten dazu bestätigend, auch Detlef. Als erfahrener Arzt mochte er nämlich auch nicht an derlei Wunder glauben.
Nur Martin schwieg, grinste verstohlen, da er Munks sonderbare rosa und schwarz gescheckte Haut noch recht gut in Erinnerung hatte und die selbe verrückte Fellzeichnung an diesem Tier wieder erkannt hatte. “Aber,(kein Komma) für ein Jungtier ist dieser Kater ganz schön dick!“(Komma) bemerkte er trotzdem sehr vorsichtig.
„Finden Sie?“ Günther Arendt [blue] und [/blue] (überflüssig) betrachtete dabei Munks Speckfalten etwas gründlicher. “Och, das ist doch bestimmt nur aufgeplustertes Fell!“ Seine Hand näherte sich Munks Bauch(Komma) um nachzufühlen und schon bekam er die frisch gewachsenen Krallen zu spüren.
„Huch?“(Komma) kreischte er verärgert und entsetzt. “Ganz schön biestig(Komma) dieses ...“
„Jungtier ... ja!“(Komma) meldete sich nun auch General von Haiden, der im Übrigen der Anführer der Untergrundbewegung der Maden war. „Denn auch Babykatzen können sehr wohl fett sein. Es gibt ... äh ... gab zum Beispiel früher auch fette Kinder, na und?“
„Das ist keine Babykatze, höchstens eine Jungkatze!“(Komma) verbesserte ihn Detlef recht energisch. “Denn dafür ist dieser Kater viel zu groß!“
Munk fauchte indes nicht mehr. Nein, jetzt wollte er sogar überhaupt nicht mehr hinunter vom Tisch, denn er hatte gerade Günther Arendts Teller entdeckt, weil Eberhardt nicht gewagt hatte, das Leberwurstbrot des höchsten Chefs auch noch vom Tisch zu nehmen und woanders hinzustellen, so wie sie das bereits mit der herrlich angerichteten Platte und dem übrigen Geschirr getan hatten.
„He, und das mit den Zähnen geht auch klar“, meldete sich Margrit wieder ungefragt dazwischen. „Die drücken sich nämlich nur in genau der gleichen Reihenfolge durch Munks Zahnfleisch(Komma) wie sie ausgefallen sind! Denn so ist das auch bei mir, weil ...“
Mit einem Schlag brach der ganze Salon in verdutztes Lachen aus. Als sich alles einigermaßen beruhigt hatte, mühte sich der Präsident wieder, in ernstem Ton mit Margrit zu sprechen, aber er kicherte dabei immer noch so ein bisschen.
„Meine liebe ... äh .. wie heißen (Sie) doch gleich?“ Er wartete nicht ab, bis sie etwas sagte. „Na egal. Sie sind zwar sehr jung ...“, er musterte dabei Margrits hübsches Gesicht und dann ihre Figur mit einem unverhohlenen Blick, „... aber aus dem Alter eines zahnenden Kleinkindes dürften Sie wohl hinaus sein!“ Dabei blieb sein Blick unmissverständlich an ihren Brüsten, die sich unter dem Kittel andeuteten, haften. Das Lachen, das ihm im Halse saß, verließ ihn schon wieder leise glucksend und Margrit zupfte ihre Weste, in welche sie vorhin wegen der Kälte draußen geschlüpft war, darüber.
Günther Arendt errötete etwas, denn ihm war es irgendwie peinlich, dass er diese junge Frau in seinem Gedächtnis nicht so recht einordnen konnte, obwohl sie ihm besonders wegen der lebhaften Augen irgendwie bekannt vorkam.
„Aber ich bin´s doch, die Margrit! Margrit Schramm!“(Komma) rief Margrit verwundert und dann blickte sie sich freundlich nach allen Seiten um. „He, erkennt mich denn hier niemand wieder?“(Komma) setzte sie reichlich enttäuscht hinzu.
Für einen Moment herrschte völlige Stille im kleinen unterirdischen Salon, na ja, bis auf Munks Schmatzen, der sich begeistert über Günther Arendts Leberwurst hergemacht hatte. Alles schien wie gelähmt. Lediglich die zwei Leibwächter hinten neben der Theke, die wie immer anwesend waren, wankten ein wenig unruhig mit ihren waffenstarrenden Körpern vor und zurück. Diejenigen, welche heute mit dem Bedienen und mit dem Küchendienst dran waren, gaben ebenfalls keinen Mucks von sich. Kein Topf schepperte in der Küche, kein Geschirr klapperte mehr und es gab niemanden, der sich in der Nähe von Margrit befand, welcher sie in diesen Sekunden nicht anstarrte. Alle hatten dabei die Augen aufgerissen, am meisten Martin, denn der glotzte Margrit mit weit geöffnetem Munde an. Er war auch der erste, der etwas sagte, nämlich immer wieder den selben Satz: „Das ist ja nicht zu fassen ... es ist nicht zu fassen ... es ist ja nicht zu ...“
„Und das ist meine Margrit!“(Komma) übertönte ihn danach Paul und seine Stimme klang dabei ein bisschen stolz.
„Meiiiine Margrit! Ich hab`s ja schon immer gewusst, dass sie es zu was bringen wird!“
Munk ließ sich währenddessen nicht dabei stören, das ziemlich große Lebewurstbrot [blue] Günther Arendts [/blue] (überflüssig) in aller Ruhe weiter zu verspeisen. Darum hörte man wohl auch vom Tisch immer wieder dieses leise, zufriedene Rülpsen.
„Äh, wie? Sie sind ... Margrit? (kein Leerfeld)“(Komma) keuchte der Präsident endlich und schluckte, aber dann lachte er plötzlich wild meckernd los. Er war übrigens der Einzige, der lachte, die anderen schauten ihm stumm dabei zu. Die Generäle wechselten verdutzte Blicke und Eberhardt, der ja heute den Kellner machte, war die kostbare Weinflasche dabei leise klackend in den uralten Gummibaum gefallen - glücklicherweise war nicht mehr viel Wein drin und der Baum recht stabil.
“Junge Dame, das ist zwar ein drolliger Scherz“, erklärte der Präsident keuchend, “aber leider ist mir gerade heute nicht nach Witzen zumute! Wie heißen Sie also wirklich? (kein Leerfeld)“
Inzwischen schämte sich Munk doch so ein bisschen, denn endlich hatte er begriffen, weshalb man ihn auf diesen Tisch gesetzt und vorhin so viel auf ihn gezeigt und noch dazu wild herum geredet hatte. Natürlich nur, um ihm diese nette Sache mit dem Brot und der Leberwurst etwas klarer zu machen. Er schnurrte jetzt laut vor sich hin, da er auch noch drei Streifchen leckerer Käserinde auf diesem Teller entdeckt hatte.
„Aber ich BIN nun mal die Margrit! Auch wenn ich vielleicht nicht so aussehe! (kein Leerfeld)“(Komma) wisperte Margrit leise und sehr traurig, weil sie wohl jetzt gar nicht mehr gemocht wurde.
„Ach, das lässt sich doch ganz einfach klären!“(Komma) versuchte Detlef – ganz Arzt - zu helfen. „Sollte die junge Frau tatsächlich unsere Margrit sein, dann müsste das mit dem unregelmäßigen Wachstum der neuen Zähne stimmen!“
„Mein lieber Detlef, da haben Sie durchaus Recht!“(Komma) schnaufte Günther Arendt aufgeregt und lockerte dabei den Kragen seines Hemdes. „Margrit oder wer Sie auch immer sind ...“
„Ich bin aber nicht wer auch immer!“(Komma) unterbrach sie ihn schmollend.
„Also, es tut mir leid, aber Sie müssen nun für uns alle ihr hübsches Mäulchen – äh, tschuldigung, ihren Mund meine ich natürlich - öffnen! Nur zum Beweis ... “, setzte Günter Arendt hastig hinzu und hob dabei hilflos die schmalen Schultern an.
Wie peinlich, Margrit errötete, aber dann öffnete sie doch ihre Lippen. Der erste, der sofort hinein schaute, war natürlich der Arzt. „Donnerwetter, es stimmt!“(Komma) keuchte er und wandte sich dabei nach den anderen um. „Das ist eine ... eine Sensation!“ Detlef rollte fasziniert mit den Augen. „Ich ... ich sehe überall neue Zähne, die sich durch den Gaumen schieben, Zähne, die in diesem Alter nachwachsen! He, so was Verrücktes hat es ja noch nie gegeben! Das ... das müssen wir überall in den Untergrundorganisationen herum erzählen. Das ist bahnbrechend ... das sollten die Menschen wissen!“
„Sehr richtig!“(Komma) meldete sich Generaloberst Reidel, ebenfalls auf das Höchste erregt. Er war sogar von seinem Stuhl aufgesprungen. „Dieses ... dieses Mittel müssen wir uns sofort aneignen.“
„Jawoll!“(Komma) brüllte auch General von Haiden und schon jubelte der ganze Salon.
„Ihr habt Recht! Das darf der Menschheit nicht vorenthalten werden, was es auch immer ist.“ Der Arzt war so laut geworden, dass er trotz des Lärms zu hören gewesen war. Margrit hatte sofort wieder den Mund geschlossen, denn diese plötzliche Hysterie machte ihr irgendwie Angst. Mit großen Augen blickte sie nach allen Seiten und schob sich schließlich noch etwas dichter an George, Paul und Martin heran.
„Aber von wo können wir überhaupt solch ein Mittel bekommen?“(Komma) gab Renate, die hinter der Theke stand, ebenso laut zu bedenken. Fast gleichzeitig kamen die Leute aus der Küche neugierig herbei gelaufen, nur um Margrit anzustarren.
„Na, zuerst sollte man diese junge Fr ... äh, unsere Margrit doch noch ein wenig genauer untersuchen“, schlug Detlef jetzt einfach vor, „unseren Wissenschaftlern vorführen. Wir haben ja Gott sein Dank noch ein paar, die ....“
„Nein“, fiel ihm George mit wild blitzenden Augen ins Wort. „Margrit überall herum reichen wie ein Versuchstier, das fehlte noch! Dann ... dann sind wir ja nicht viel besser als Hajeps!“
„Sehr krass ausgedrückt zwar, aber ihr müsst zugeben ... irgendwie hat George recht!“(Komma) unterstützte ihn sofort Martin, weil er einige Augen in der wilden Menge dabei zornig hatte aufblitzen sehen. “Margrit ist ein Mensch wie wir! Sie gehört zu uns! So dürfen wir sie nicht behandeln!“
Trotz dieser Worte war hier und da noch ein Murren zu hören und manch eine [blue] Fäuste [/blue] (Faust) reckte sich sogar George entgegen. Aber schließlich beruhigten sie sich doch.
„Und wodurch ist eigentlich diese Verjüngung ausgelöst worden?“(Komma) grübelte Günther Arendt. „Hmmm ... und wieso ist auch dieser Kater ...“,(kein Komma) Günther Arendts Blick wanderte nun zu Munk, der gerade das zweite Stückchen Käserinde mit großem Behagen aufknabbern wollte. “Mein Wurstbrot ist ja weg?“(Komma) ächzte Günther Arendt verdutzt und dann nahm er blitzartig dem tief enttäuschten Munk den Teller weg. „Fürchterliche Katze!“(Komma) brummte er und reichte den Teller an Eberhardt weiter.
Munk blinzelte Günther Arendt deshalb ziemlich verdrießlich an, aber dann stellte der Kater still bei sich fest, dass er eigentlich schon ziemlich vollgefressen war. Er machte deshalb ein paar leichte gymnastische Übungen auf dem Tisch, um die Verdauung anzuregen.
„Nun, ich nehme an, dass diese Verjüngung durch den Schaum geschah!“(Komma) beantwortete Margrit indes die Frage des Präsidenten. “Es muss wohl eine Art Medikament darin enthalten gewesen sein!“
„Ja, so stelle ich mir das auch vor!“ [red] der [/red] (Der) Arzt nickte dazu gleich mehrmals und die Generäle ruckelten unruhig auf ihren Stühlen herum..
„Merkwürdig, sehr merkwürdig“, stöhnte Günther Arendt, „und dieser Schaum drang dann wohl von den Poren aus in die Blutbahnen dieses jungen Mädch ... äh, Frau Schramms ein?“ Günther Arendt rieb sich sehr nachdenklich das spitze Kinn und Munk streckte und reckte sich indes weiter hingebungsvoll auf dem Tisch. „Und wiederum über die Blutbahnen wanderte das Medikament dann wohl in die größeren Organe und von diesen wiederum ...“, Günter Arendt brach ab, denn ein kleiner Pupser entfuhr während einer besonders gründlichen Dehnübung Munks Plüschhintern, den er genau in Günther Arendts Richtung gehalten hatte. „Bäääh!“(Komma) kreischte der Präsident. „Kann hier nicht endlich mal einer diese ekelhafte Katze vom Tisch entfernen?“ Und er hielt sich die Nase zu.
Margrit gehorchte sofort und griff sich das verdutzte Tier. „Ja, so muss es gewesen sein, das Medikament wanderte bis in die Sehnen, Knochen und in das Gehirn!“(Komma) bestätigte sie dabei. „Eigentlich habe ich die ganze Zeit gespürt, dass es in meinem Körper wie verrückt arbeitet! Ich hielt es für eine innere Unruhe! Irgendwie nur für Angst! (kein Leerfeld)“ Einige Sekunden lang wirbelten Munks Pfoten hilflos in der Luft. Er war deshalb wirklich sehr empört! Aber er fauchte nicht, denn nachdem er so viel gegessen hatte, war ihm das zu anstrengend und dann setzte ihn Margrit einfach auf ihre Schulter. “Die Haut juckt danach plötzlich sonderbar. Na ja, dann beginnt sie sich zu pellen und sämtliche Haare fallen plötzlich aus!“(Komma) erklärte sie einfach weiter.
„... und danach ist alles einfach neu nachgewachsen!“(Komma) jubelte der Arzt und ein lautes, aufgeregtes Raunen ging dabei wieder durch den Salon. “[red] allerdings[/red] (Allerdings) in unterschiedlichem Tempo!“(Komma) fügte er noch hinzu.
Günther Arendt schüttelte wieder fassungslos den Kopf. Vergeblich streckte er dabei seine Hand mit dem leeren Weinglas nach hinten aus, denn Eberhardt füllte nichts mehr nach, der war soeben verschwunden, um die große Neuigkeit von Margrits Verjüngung unter den Maden zu verbreiten.
„Darf ich vielleicht dazu noch etwas hinzu fügen?“(Komma) rang sich der Arzt endlich wieder zu ein paar vernünftigen Worten durch und es trat wieder Stille ein.
„Nur zu ... nur zu!“ Günther Arendt betrachtete dabei stirnrunzelnd sein leeres Glas.
„Die Zellen dieser jungen Fr ... also Frau Schramms wurden wohl durch dieses Mittel nicht nur von Schadstoffen gereinigt. Sie wurden dadurch auch wieder dazu angeregt(Komma) sich genau so häufig, wie ... also wie bei einem jungen Geschöpf zu teilen!“
„Könnte sein ... hat dieser Hajep vielleicht irgendetwas während dieser ... dieser Prozedur erklärt?“(Komma) fragte der Präsident Margrit weiter aus.
„Ja, er sagte zuvor, dass er mich sehr gerne wieder gesund würde machen wollen!“
„Gesund?“(Komma) wiederholte der Arzt irritiert. “Waren [red] sie [/red] (Sie) denn krank?“
„Nein, ich fühlte mich eigentlich gar nicht krank, aber zuerst untersuchte er mich mit so einem komischen Gerät!“
„Wer ER?“(Komma) hakte jetzt auch Günther Arendt gründlicher nach.
„Na, Owortep!“
„Schon wieder dieser komische Name!“(Komma) nörgelte der Präsident. „Margrit, so kann ich sie ja wohl wieder nennen, ich bin damals nach unserem Telefongespräch die hajeptischen Vokabeln durchgegangen. Es gibt kein einzelnes Tep in dieser Sprache. Allerdings kennen wir noch nicht alle Worte unseres Feindes. Hingegen ist uns aber das Wort Lotep schon recht bekannt. Es bedeutet Verstand. Was Owor heißt, ist allerdings noch im Unklaren. Die Hajeps pflegen einander Worte mit großer Bedeutung als Namen zu geben. Könnte dieser Hajep vielleicht Oworlotep geheißen haben?“
„Ja!“(Komma) rief Margrit verwundert und mit leuchtenden Augen aus. „Genau so war sein Name! Oworlotep, richtig! Und jetzt weiß ich auch, was er mit wieder gesund machen sagen wollte. Er beherrschte nämlich unsere Sprache noch nicht korrekt, lernte sie aber während dieser kurzen Zeit, in der wir miteinander redeten, unwahrscheinlich schnell. He, er meinte damit ganz gewiss: Ich will dich wieder jung machen! Ja, das war´s!“ Sie lachte plötzlich dankbar und hell auf. Es war ein so heiteres, freies Jungmädchenlachen, dass es allen Umstehenden schwer fiel, nicht in dieses ungestüme Lachen mit einzufallen. Munk mochte Lachen von Zweibeinern ohnehin und darum kuschelte er sich noch dichter an Margrits heiße Wange und schnurrte aus tiefster Brust.
„Oh Gott, es wäre wirklich schön, wenn alle Menschen so jung werden oder bleiben könnten!“(Komma) murmelte Paul verstohlen und seine Hand fuhr dabei über die kleine Glatze, die er bereits am Hinterkopf hatte und viele nickten ihm [blue] dabei [/blue] (überflüssig) zu.
„Das ist im Augenblick nicht unser größtes Problem!“(Komma) knurrte Günther Arendt nun etwas ungehalten. “Ich habe anderes vor!“
„Owortep – äh – Oworlotep muss wohl eine sehr geachtete Person unter den Hajeps sein!“(Komma) warf jetzt George übergangslos und zutiefst in Gedanken ein. „Denn das Wort Lotep hat bei den Außerirdischen einen besonders hohen Stellenwert, genau wie die Worte Feuer und Mut!“
„Ach, da fällt mir zu diesem Oworlotep noch etwas ein!“(Komma) schmetterte Günther Arendt einfach dazwischen. „Meine kleine ... äh .. Frau Schramm, nein, Margrit, wie alt haben Sie diesen Hajep eigentlich geschätzt oder hat er Ihnen gar sein Alter verraten? (kein Leerfeld)“
„Nein, darüber haben wir eigentlich nie gesprochen, aber ich schätze ihn so“, Margrit zog nachdenklich ihre dichten, schönen Brauen zusammen, „na, auf zwanzig ... fünfundzwanzig Jahre! Er war blutjung und ...“
„Aha“, unterbrach er sie, „und wie alt waren Ihrer Meinung nach die übrigen Hajeps, die Ihnen später unbehelmt begegneten?“ Er war so tief in Gedanken, dass er schon wieder sein leeres Glas rein reflexmäßig nach hinten reichte, um es sich von Eberhardt füllen zu lassen, aber der war noch immer nicht da und so schüttelte er wieder nur verwirrt den Kopf.
„Na, sie waren alle so zwanzig ... höchstens fünfundzwanzig!“(Komma) verriet ihm Margrit, kraulte dabei Munk am Kinn und der schloss voller Behagen die schrägen Augen.
„Und Oworlotep hatte Sie also mit diesem Schaum aus einer länglichen Flasche besprüht?“
„Nein, das Ding war eher rund ... fast wie eine Ball! Es war an seinem Gürtel befestigt ...“
„Aha, also tragen Hajeps dieses Verjüngungsmittel grundsätzlich mit sich herum!“(Komma) folgerte Günther Arendt.
„Könnte sein ...“, Margrit ließ Munk auf ihren Arm hinab klettern, „... denn sie haben davon sogar Ersatzflaschen mit, eine davon hatte Oworlotep nämlich zuvor verloren.“ Margrit warf dabei einen Blick auf den Kater, der nun auf ihrem Arm saß und wieder sehr zufrieden schnurrte. „Munk spielt doch so gerne mit Bällen!“(Komma) erklärte Margrit halb wie entschuldigend.
„Donnerwetter, allmählich verdichtet sich bei mir die Auffassung, dass es keine Greise unter den Hajeps geben kann!“(Komma) erklärte Günther Arendt jetzt mit fester Stimme und ein lautes Raunen erfüllte schon wieder den Salon, in den immer mehr Guerillas nachdrängten. Der Präsident stellte endlich sein leeres Glas vor sich auf den Tisch.
„Die Gerüchte, welche wir Menschen uns all die Jahre seit unserer Unterwerfung erzählt haben, scheinen also zu stimmen“, stellte Günther Arendt beinahe feierlich fest. „Sämtliche Außerirdische befinden sich permanent in dem Alter von etwa zwanzig bis fünfundzwanzig Jahren.“
Inzwischen hatte das aufregende Thema überall seine Runden gemacht und jeder hatte jedem seine Meinung dazu mitzuteilen. Ein ziemlich unregelmäßiges Stimmengesumm mit lauten Zurufen zwischendurch erfüllte plötzlich den Salon.
„Und das ist nicht der einzige Vorzug, den sie uns gegenüber haben“, fuhr Günther Arendt trotzdem weiter fort. „Wie ich von Martin gehört habe - wissen Sie(Komma) George, Martin erzählte mir kürzlich von ihrem tollen Erlebnis mit dieser feurigen hajeptischen Soldatin, dieser Jimaro!“ Er zwinkerte dabei amüsiert George zu, doch dieser erblasste.
„Was, wirklich?“(Komma) riefen die Generäle neugierig aus, die ja recht nahe beim Präsidenten saßen und ihn somit trotz des Gesprächlärms verstanden. „Wie das?“
„Tja, man kann es kaum glauben! Also, demnach sollen Hajeps ein geradezu engelhaftes Äußeres besitzen, von vollkommener Schönheit sein!“ Wieder grinste Günther Arendt dabei George zu, doch der wich dessen Blick aus. Die Generäle hingegen waren immer noch ganz Ohr, zeigten sich sehr interessiert(Komma) um noch mehr darüber zu erfahren.
Während Günther Arendt ihnen alles haarklein erzählte und dabei immer wieder mit dem Finger nach George wies, knurrte der Martin zornig an. “Du hast ihm also diese Geschichte erzählt, ohne mich zu fragen?“
Dieser nickte zunächst betreten, dann aber wurde er ärgerlich. „Ja, und?“(Komma) fauchte er. „Margrit erzählt ihm doch auch alles!“
„Margrit konnte nicht anders, da sie so schrecklich aussah und auch viel mit uns zusammen erlebt hat. Hinzu kam noch die schreckliche Entführung von Erkan und Gesine, aber mein Erlebnis ...“, er tippte sich dabei an die Brust, „... ich habe das nur ganz alleine erlebt und ...“
„Zum Donner ... hab dich doch nicht so zimperlich, George!“(Komma) brüllte jetzt Martin ungehalten. „Denk doch mal selber nach! Was kann dieser Hajepa denn schon Schlimmes dadurch passieren?“
„Sehr richtig“, mischte sich auch plötzlich Günther Arendt ein, der wohl noch die letzten Worte aufgeschnappt hatte. „George(Komma) beruhigen Sie sich, [red] ihre [/red] Hände zittern ja richtig. Wir Menschen müssen uns wehren, endlich diese entsetzlichen Eroberer loswerden und dazu sollte uns jedes Mittel recht sein. George, Sie sollen und müssen mich daher sogar über jede Neuigkeit, die Sie oder jemand anders von [red] ihnen [/red] mit Außerirdischen erleben, informieren. Martin hat also sehr richtig gehandelt.“ Er brach ab und wechselte dann sehr schnell mit seinen Generälen wieder zu einem anderen, wohl recht [red] wichtigem [/red] (wichtigen) Thema über.
„Ich bin trotzdem Georges Meinung!“(Komma) knurrte auch Paul Martin an. „Wie konntest du nur! Ich traue unserem Präsidenten nämlich nicht über den Weg!“
„Ja, du ...“, wehrte sich Martin, und wedelte dabei grinsend mit beiden Händen, „du und dein sprichwörtliches Bauchgefühl! Du hast doch gar keins. Na ja, vielleicht, wenn es dabei um etwas zu Fressen geht!“ Er grinste breit. „Dann denkt wohl dein Bauch! Aber du kannst mir doch nicht großspurig erzählen, ob man unserem Präsidenten trauen kann oder nicht! Was glaubst du wohl, wie viele Jahre ich den bereits kenne ... he?“
„Nur ruhig!“ Margrit stellte sich beschwichtigend zwischen die Streithähne. “Habt ja beide irgendwie Recht, okay?“
Günther Arendt half ihr unbewusst auch noch dabei, indem er mit seinem Schlüsselbund mehrmals kräftig auf den Tisch schlug, um somit zur allseitigen Ruhe zu gemahnen. Das schien tatsächlich zu helfen.
„Im Augenblick ist mir allerdings wichtig zu wissen, dass die Hajeps von diesem Medikament ziemlich abhängig zu sein scheinen. Detlef, was sagen [red] sie [/red] als Arzt dazu?“
„Nun, das denke ich schon. Wenn sich Hajeps schlecht fühlen, werden sie wohl dieses Medikament zur Auffrischung ihrer Zellen nutzen. Aber immer wird es ihnen nicht helfen. Zum Beispiel bei ansteckenden Krankheiten und so weiter. Auch vor Gewalteinwirkungen aller Art auf ihre Körper wird ihnen dieses Mittel nicht viel helfen. Sie können an Verletzungen genau so sterben wie wir, denn es dauert wohl ein Weilchen, bis alles wieder nach oder beziehungsweise zuwächst, das sieht man ja schon an Margrits Zähnen! Aber sie werden sich zumindest besser fühlen, wenn sie diesen Stoff wieder einmal aufgenommen haben. Dabei scheint die Ration, die in diesem Schaum enthalten ist, stets so eingestellt zu sein, dass man nie jünger werden kann als ...“, er betrachtete dabei Margrit wieder sehr gründlich, „ ... zwanzig bis fünfundzwanzig Jahre, auch wohl aus dem Grund, da erst ab diesem Alter die Zellteilung nach zu lassen pflegt. Der Zeitpunkt dieser Zellteilungen scheint also [blue] komischerweise [/blue] (überflüssig) bei den Hajeps ziemlich ähnlich zu [blue] verlaufen [/blue] (ein Zeitpunkt verläuft nicht, sondern findet statt) wie bei uns.“
Wieder erhob sich von allen Seiten ein lebhaftes Stimmengeraune.
„Das wusste Oworlotep wohl auch nicht so genau“, bemerkte Margrit aufgeregt, “und deswegen hatte er mich zuvor so gründlich untersucht.“
„Was er auch für Gründe gehabt haben sollte, klar ist, dass der, wer stets jung sein darf, wohl auch robuster ist – schätze ich mal!“(Komma) sagte der Arzt.
„Sehr richtig, mein lieber Detlef“, bestätigte der Präsident, „unser außerirdischer Feind dürfte in Wirklichkeit wohl ein geradezu biblisches Alter ha...“
„... ganz gewiss sogar ein weit höheres als dieses so(getrennt)genannte biblische Alter!“(Komma) verbesserte ihn der Arzt und in seinen Augen funkelte es schwärmerisch. „Es muss ein schönes Leben sein, wenn man nicht daran denken muss, irgendwann einmal zu verwelken und schließlich daran zu sterben.“
„Wir können ja bei dieser jungen ... äh ... bei Frau Schramm künftig beobachten, ob sie ohne die ständige Zufuhr dieses Mittels rasch wieder altert“, schlug General von Haiden vor, “oder ob so eine Auffrischung möglicherweise gar ziemlich lange anhält.“
„Das sollte für uns im Augenblick keinesfalls das Wichtigste sein.“ Der Präsident machte wieder eine fast feierliche Pause(Komma) ehe er weiter sprach. „Viel wichtiger ist die Tatsache, dass die Hajeps, die in diesem Teil Deutschlands ansässig sind, wohl ihre Meinung über die Menschen inzwischen radikal geändert haben müssen, da sie momentan wirklich niemanden mehr von uns auch nur irgendetwas zu leide tun.“ Der Präsident lehnte sich wieder bequem in seinem Stuhl zurück und alles schwieg. „Mein,(kein Komma) lieber Martin, Paul, George und .. äh ... Margrit, es scheint inzwischen wohl kein Ausnahmefall mehr zu sein, die Begegnung mit Hajeps zu überleben. Sehr ähnliche Fälle, wie [red] sie die [/red] (Sie sie) damals erlebten, sind uns bereits bekannt gemacht worden. Für die tragische Entführung ihrer treuen Freunde jedoch konnten wir bisher leider keine vernünftige Erklärung finden, denn...“
„Doch“, Margrit hob angespannt den Finger, sehr ähnlich einem Schulmädchen, „Oworlotep sprach von Genen, von einer neuen Generation!“
“Waaas?“ Günther Arendt wurde sofort aschgrau im Gesicht. „Das hört sich ja fast so an, als ob die Hajeps nur deswegen ein männliches und ein weibliches Exemplar unserer Spezies nach Zarakuma entführt hätten, um ...“,(kein Komma) [red] er [/red] (Er) hielt mitten im Satz inne, reichte ohne sich umzuschauen wieder rein refelexmäßig sein leeres Weinglas nach hinten. Diesmal stand jedoch Eberhardt bereits hinter ihm, goss ihm schwungvoll nach. Aber da hatte Günther Arendt sein Glas wieder zurück gezogen, in der Annahme, nochmals den selben Fehler zu machen. „... um mit uns Menschen neue Geschöpfe zu züchten!“(Komma) erklärte Günther Arendt dabei einfach weiter.
„Verdammt!“(Komma) ächzte Eberhardt leise hinter ihm und betrachtete die kleine rote Pfütze, die nun auf dem schönen Teppich zu sehen war. (ach, schade, dass der Wein nicht auf Arendts Schulter kleckert)
„Dergleichen dürfen wir nicht mehr zulassen!“(Komma) hörte man Günther Arendt weiter. „Sind wir denn Tiere? Was haben sie bereits schon alles mit uns gemacht! So darf das nicht mehr weitergehen! Das ist empörend, sage ich euch allen. Wirklich empörend!“
Die Generäle nickten ihm aufgebracht zu und ein lautes Gemurmel von allen Seiten erfüllte wieder den kleinen Salon. Wütende Ausrufe wurden schließlich laut, noch mehr Fäuste wurden hochgereckt. Und immer wieder hörte man dazwischen: „Jawoll, recht hat er, der Günther! Er ist ein echter Anführer, wir sollten wirklich endlich etwas gegen die Hajeps tun! Das dürfen wir uns nicht länger gefallen lassen!“
Munk war deshalb wieder auf die Schulter von Margrit geklettert, denn ihm war klar geworden, dass die Zweibeiner ihn gewiss mit diesem Lärm auf den Nachbartisch dort hinten aufmerksam machen wollten. Dort hatten sie nämlich netterweise eine große, einladende Platte mit weiteren kleinen verschieden belegten Stüllchen und Brötchen abgestellt. Zwar war einiges davon bereits weggefuttert, das sah Munk leider schon von hier aus, aber es war durchaus noch etliches vorhanden, was recht interessant roch. Munks neue stattliche Schnurrhaare vibrierten deshalb in diese Richtung.
Der Präsident breitete indes wieder die Arme zu allen Seiten beschwichtigend aus. „ (kein Leerfeld)Ruhe, Ruhe!“(Komma) brüllte er.
„Ich habe eine Idee. Da Margrit der bisher einzige Mensch zu sein scheint, an welchem die Hajeps irgendwie länger Gefallen gefunden haben, schlage ich vor, wir schicken sie mit irgendeiner triftigen Begründung, die wir uns hierfür noch ausdenken müssen, nach Zarakuma. Oworlotep scheint dort ein ziemlich mächtiges Oberhaupt zu sein. Er wird sich freuen, wenn sie freiwillig zu ihm kommt.“
„Nein“, wisperte Margrit fassungslos, „das werde ich gewiss nicht tun! Da hätte ich es mir ja gleich sparen können(Komma) wegzulaufen! Außerdem, was soll ich da? Indem ich dort bin, kann ich ja doch nicht die gesamte Menschheit retten! Was soll uns das helfen? (kein Leerfeld)“
„Sehr viel! Niemand von uns weiß nämlich, wie es innerhalb Zarakumas aussieht. Wo zum Beispiel sind die wichtigsten Gebäude?“ Er breitete dabei schon wieder die Arme aus. „[red] o [/red] trifft sich Scolo, der hohe Rat der Hajeps?“ Er ruderte scheinbar orientierungslos mit den Armen in der Luft herum. „Wer ist Agol? Ist es derselbe, den die Hajeps Oten nennen? In welchem der vielen prächtigen Gebäude hält er sich am meisten auf? Wo haben die Hajeps ihre Flug- und Raumhäfen, wo ihre Waffen stationiert? Wo leben die Soldaten, wo die Zivilbevölkerung und, und, und ...“
„Und später soll ich dann vielleicht irgendwelche Warnanlagen ausschalten, Soldaten und Kommandeure becircen ...?“
„Guter Vorschlag, Margrit, und das mit dem Becircen müsste doch eigentlich ganz gut klappen, so, wie [red] sie [/red] jetzt aussehen!“ Günther Arendt fletschte Margrit mit seinem breiten Grinsen freundlich an.
„... und euch die Tore öffnen, möglichst des Nachts, damit ihr sämtliche Bewohner Zarakumas im Schlafe abmurksen könnt?“
„Abmurksen! He, he, lustiger Ausdruck dafür! Aber warum nicht? Genau! Sie hat`s erfasst!“
Margrit fand, dass sein Lachen diesmal wirklich sehr dem Meckern eines Ziegenbockes glich.
Eberhardt wollte seinen Chef ein wenig beruhigen und stellte sich ihm daher an die Seite, damit dieser ihn sehen konnte und dann füllte er ihm endlich den Wein nach. Günther Arendts komisches Lachen erstarb deshalb auch sofort. Er nickte Eberhardt dankend zu und dieser errötete deshalb ein wenig.
„Nein, das werde ich natürlich nicht tun!“(Komma) fauchte Margrit indes erbost.
Da erhob sich solch ein wütender Lärm im ganzen Salon, dass nicht nur George, auch Paul und Martin Angst bekamen, Margrit würde auf der Stelle von den Guerillas zerrissen. Instinktiv gruppierten sie sich deshalb um Margrit herum.
Schließlich trat George hervor. „Natürlich hat sie das so nicht gemeint!“(Komma) brüllte er einfach dazwischen und breitete - wie vorhin Günther Arendt - die Arme aus. Tatsächlich wurde es ein wenig ruhiger. „Aber wenn man so viel Schlimmes wie Margrit erst kürzlich erleben musste“, erklärte er daher in etwas gedämpfterer Tonlage, „dann ist man noch nicht einmal in Gedanken fähig(Komma) sich vorzustellen, zu den Hajeps zurück zu kehren. Außerdem, was verlangt ihr da?“ Er warf dabei Günther Arendt und seinen Generälen einen scharfen Blick zu. „Wäre denn von uns auch nur einer fähig, ganz locker und leicht sein Leben für alle zu opfern?“ Er schaute sich nun im ganzen Saale herausfordernd nach allen Seiten um. „He, wer möchte Margrit vielleicht dabei begleiten? Hajeps tun ja anscheinend den Menschen nichts mehr, also du ... oder du?“ Er wies mit dem Finger auf einige in der Menge, die betreten vor ihm die Augen niederschlugen oder rasch zur Seite blickten „Naaah? Wer will auch so ein kleines Versuchstierchen für die Wissenschaftler Zarakumas spielen, nur um uns irgendwann einmal in dieses außerirdische Wohngebiet hinein zu lassen? Wer möchte denn später gemeinsam mit Margrit womöglich die schrecklichsten Qualen erleiden, wenn die Sache nicht geklappt hat? Mann, ist das hier vielleicht eine Drängelei!“ spöttelte er weiter und schaute sich dabei wieder dabei nach allen Seiten um. Eisige Stille herrschte inzwischen im ganzen Salon.
„Okay!“(Komma) beschwichtigte endlich Günther Arendt. „Margrit mag ja wirklich noch von allem sehr geschockt und erschöpft sein, reden wir also heute darüber nicht mehr! Warten wir ... sagen wir mal so ... einen Monat ab und dann werden wir noch einmal darauf zu sprechen kommen, denn den Hajeps muss endlich das Handwerk gelegt werden!“
„Jaaauu!“(Komma) schrie da die Meute wie auf Kommando begeistert[blue] durch den ganzen Salon[/blue] (überflüssig).
Als Günther Arendt wieder alle zur Ruhe gebracht hatte, klärte er wie jeden ersten noch für etwa eine halbe Stunde einige wichtige formelle Dinge, die noch auf dem Plan gestanden hatten. Dann hielt er wie immer noch eine kurze Schlussrede, in welcher er den Kampfgeist und das Durchhaltevermögen der Maden lobend hervor hob und dann verließen sie alle nacheinander den Salon.
Endlich ... endlich weniger Zweibeiner! Gedanklich befand sich Munk bereits mit allen vier Pfoten auf der köstlichen Platte. Die Frage war nur, wie er von hier aus diese reizende Vorstellung am besten verwirklichen konnte! Er tänzelte nun ein wenig nervös auf Margrits Schulter herum, denn er traute seiner frisch gewonnenen jugendlichen Kraft noch nicht so recht.
Zuletzt blieben Martin, Paul und George übrig. „Mach,(kein Komma) dir keine Sorgen(Komma) Margrit“, [blue] erklärte [/blue] (raunte) Martin, er streichelte dabei Margrit beruhigend über den Kopf und Munk fauchte dazu, denn das machte den Kater irgendwie nervös, wo er von dieser Schulter aus den Riesensatz bis zum nächsten Tisch wagen wollte. „Den nächsten Monat hat Günther das bestimmt alles wieder vergessen. Was glaubst du, was der schon so alles gequatscht hat. Im Grunde können wir ja doch nichts gegen Hajeps tun. Wir haben noch immer keine vernünftigen Waffen. Aber für dich hat die Begegnung mit den Hajeps bei allem Leid wenigstens etwas Gutes gehabt, denn du siehst einfach toll aus!“
„Danke(Komma) Martin!“ Margrit errötete ein wenig. “Aber hoffentlich werden mich Muttsch und die Kinder wieder erkennen, wenn ich sie morgen besuche.“
„Du willst sie schon morgen besuchen?“
Margrit nickte. „Haben die Spinnen sich daran gehalten, Muttsch und die Kinder nicht mehr zu schlagen?“
„Das haben sie wohl(Komma) aber ... kriege jetzt bitte keinen Schreck!“
„Bitte nicht noch eine Hiobsbotschaft!“(Komma) ächzte Margrit erschrocken.
„Nein, allzu schlimm ist das ja nicht! Deine Mutter lebt nur nicht mehr bei den Spinnen. Sie ist damals weggelaufen(Komma) um die Kinder zu suchen. Niemand hat sie seit dem je wieder(getrennt)gesehen.“
„Du lieber Himmel, das ist ja entsetzlich!“ Margrits Herz krampfte sich zusammen. „Und sie war doch so krank und schwach! Die ... die Kinder sind jetzt ganz allein? Meine Güte, warum hat mir das denn keiner gesagt?“
„Wir ... wir wollten dich nicht aufregen, Margrit“, mischte sich nun auch Paul mit verschämter Miene ein. „Weißt du, du hattest doch bereits so viel Schlimmes erlebt und da dachten wir, dass es so erst einmal besser für dich wäre.“
„He, ich muss die Kinder von dort endlich wegholen, koste es(Komma) was es wolle!“ Margrit drehte sich voller Nervosität einmal um sich selbst und Munk schaute verdutzt. Ach, nun hatte er sich endlich dazu durchgerungen zu springen und sich hierfür schon mal geduckt, um Schwung zu holen und jetzt stand Margrit wieder ganz anders da. Nie machten Zweibeiner etwas richtig! Niiie!
„Mit Muttsch haben die Kinder“, erklärte Margrit indes weiter, „dieses harte Leben bei den Spinnen ja noch ausgehalten – Munk(Komma) zapple doch nicht so!“ Sie hielt ihn am Schwanz fest. „Aber jetzt müssen sie endlich von dort weg! Ich muss in die Stadt, wieder etwas sammeln(Komma) um ...“
„Aber Margrit, bist du denn wahnsinnig?“ George drehte sie wieder zu sich herum und Munk machte deshalb große glückliche Augen. “Das schaffst du nie. Es sind drei Wochen vergangen(Komma) seit dem ...“
Munk trippelte wieder so ein bisschen auf Margrits Schulter hin und her und dann duckte er sich abermals für den großen, alles entscheidenden Sprung. „Nein, George“, Margrit wendete sich abermals ziemlich abrupt von George ab und Munk knirschte deshalb mit den Zähnen, “ich werde es tun, davon kannst auch DU mich nicht mehr abhalten!“
Aber George drehte Margrit wieder zu sich zurück und Munks Mundwinkel schnellten deshalb nach oben. „So glaub`s mir doch. In den drei Wochen ist die Stadt von Plünderern bestimmt längst abgeerntet worden. Pommi und seine Helfer werden sich dabei das Beste geholt haben.“ Natürlich trippelte Munk gleich wieder ein bisschen hin und her. „Ich kann dir dabei nicht helfen, Margrit. Meine Hand und mein Fuß sind noch nicht richtig abgeheilt!“ Und dann duckte sich der Kater für den großen(Komma) den alles entscheidenden...
„Das brauchst du auch nicht, George!“(Komma) schniefte Margrit, wendete sich noch schneller herum als bisher und warf dabei auch noch den Kopf in den Nacken - der Kater wäre deshalb beinahe von der Schulter gefallen. „Das schaffe ich schon alleine!“
„Aber Margrit ... komisch, der Kater wackelt ja plötzlich so seltsam mit dem Kopf?“(Komma) stellte George erstaunt fest und streichelte dem über das gesträubte Fell. „Was der wohl er hat? Na ja, er wird wohl auch so einiges Schreckliche mit Hajeps erlebt haben und das sind dann wohl die Folgen davon!“
„Du hast ja so Recht(Komma) George!“(Komma) seufzte Margrit und hielt den Kater wieder beim Schwanz fest. „Das arme Tier! Tja, wenn Tiere reden könnten, dann würde man vielleicht staunen, mit welchen sensiblen und intelligenten Dingen sie sich in Wahrheit beschäftigen ... he, Günther Arendt kommt ja wieder!“
„Hole mir nur noch eines dieser leckeren Stüllchen, beste ... äh ... Margrit!“(Komma) wisperte er ihr etwas verschämt zu. „Waren wirklich zu köstlich!“ Er hatte einen neuen, sauberen Teller in der Hand und wanderte damit an ihr vorbei, schritt auf den kleinen Nebentisch zu. Renate, die gerade abräumen wollte, hielt inne. „Na, doch noch ein Häppchen?“(Komma) rief sie Günther Arendt freundlich zu.
Dieser nickte. „Schmecken zu gut!“(Komma) erklärte er.
„Ich glaube ja auch, dass Tiere die besseren Philosophen sind, Margrit!“(Komma) begann George indes von neuem. “Trotzdem wollen wir nicht vom Thema abschweifen, denn ich werde dich auf keinen Fall schon wieder durch Würzburg ziehen lassen!“
„Du bist nicht mein Vater, George ..he .... huch? Wo ist denn Munk plötzlich hin?“ Ihre Hand tastete aufgeregt nach der Katze.
„Ach, da ist er ja!“ Beide sahen, wie Munk nun über den Boden zum kleinen Tisch jagte.
Der weibliche Zweibeiner wollte wohl abräumen! Nein, das konnte Munk einfach nicht zulassen, nachdem er so lange gewartet hatte. Wirklich, er hatte vom vielen Warten auf einen günstigen Augenblick gründlich die Nase voll! Nie konnte man sich auf Zweibeiner verlassen, niiie! Wild entschlossen hangelte er sich deshalb an der netten Tischdecke hoch.
„Igitt“, kreischte Renate, ergriff sich schnell die große Platte mit den leckeren Häppchen und Günther Arendt hatte sich auch bereits ein schnuckeliges Fischbrötchen auf seinen Teller gepackt und flüchtete damit.
„Schon wieder diese ... diese Fressmaschine!“(Komma) schnaufte er fassungslos und warf dabei Margrit einen bitterbösen Blick zu.
Kaum hatte Margrit den Kater schimpfend und sehr ärgerlich vom Tisch gezupft, schlängelte er sich auch schon wieder frei. Rasch zog sie die Weste aus und warf sie über den verdutzten Munk, der gerade weiter durch den Salon der davon eilenden Renate hinterher flitzen wollte. Erleichtert rettete sich Renate mitsamt Platte endlich in die Küche.
Margrit machte ein verdutztes Gesicht. Zwar hatte sie den Kater gefangen, aber ein tubenartiger, ziemlich seltsam ausschauender Gegenstand war dabei aus der Innentasche der Weste gewirbelt worden. Günther Arendt erkannte sofort dessen außerirdische Herkunft, stellte den Teller mit dem Fischbrötchen blitzartig auf den nächstbesten Tisch und jagte dem immer noch einhertrudelnden Ding hinterher. Margrit war dadurch unkonzentriert und das nutzte der Kater natürlich voll aus und entwischte der Weste.
„Halt!“(Komma) rief Margrit Günther Arendt zu. „Dies ist ein Geschenk von Oworlotep an mich. Das dürfen Sie nicht haben!“
„Was ich darf und was nicht, hast du mir nicht zu bestimmen, du kleine freche Göre!“
Doch Paul war schneller als Günther Arendt gewesen und schon hatte er die sonderbare Tube in der Hand.
„Danke!“(Komma) keuchte Margrit deshalb erleichtert.
„Bitte!“(Komma) antwortete Günther Arendt noch ehe Paul den Mund geöffnet hatte. „[red] Mein [/red] (Meine) liebe Margrit, ich wollte Ihnen ja auch nur behilflich sein!“ Er zwinkerte ihr wohlgefällig zu.
„Nachträglich kann das jeder sagen!“(Komma) knurrte Paul feindlich.
„He, wie reden Sie denn mit mir. Ich bin [red] ihr [/red] Präsident!“
„Schon gut!“(Komma) ergab sich Paul etwas leiser.
„Margrit, was wollen Sie für dieses Ding haben?“(Komma) fragte Günther Arendt und rieb sich dabei ziemlich aufgeregt sämtliche Finger. „Es sieht mir aus wie ein Medikament. Enthält diese Tube vielleicht sogar den Schaum, der sie so jung gemacht hat?“ Er versuchte dabei das gierige Flackern in den Augen zu unterdrücken(Punkt)
„Nein, der war in einem eher rundlichen Behälter.“[blue] Margrit nahm die Tube an sich, die ihr Paul gerade gereicht hatte[/blue] (überflüssig). „Leider weiß ich nicht, was darin enthalten ist! Womöglich ist es auch eine ... eine Waffe?“ Margrit betrachtete dabei das komische Ding von allen Seiten ziemlich verstört. „Denn Oworlotep sagte mir ... hmmm ... was hatte er mir eigentlich dazu gesagt? Verdammt, mir fällt es nicht ein. Was war das doch?“
„Sie wollen also etwas behalten(Komma) ohne zu wissen, was Sie da eigentlich haben?“ Günther Arendt lachte schon wieder wie ein Ziegenbock.
„Nun, ich werde es wohl morgen oder vielleicht auch schon heute ausprobieren, denn ich habe Vertrauen zu Oworlotep bekommen!“ Margrit wischte sich dabei eine kleine Träne weg, die ihr wegen der großen Erleichterung gekommen war, denn vielleicht brauchte sie in Würzburg nicht mehr nach neuen Gütern zu suchen.
„Sie wollen also dieses Ding blind, ohne dass es von uns getestet wurde ...“
„Margrit, gib es ihm nicht!“(Komma) wisperte Paul einfach dazwischen.
„Ja, sehr richtig(Komma) einfach blind! Leider hatte Oworlotep Schwierigkeiten mit unserer Sprache. Außerdem vertraute ich ihm damals nicht und beachtete diese Tube daher kaum!“
„Das war doch völlig in Ordnung! Denn man kann keinem Hajep trauen!“(Komma) zischelte Günther Arendt warnend. „Was glauben Sie, was ich mit Hajeps schon so alles erlebt habe. Ich spreche nur nicht darüber! Hat ja keinen Zweck!“ .(kein Punkt)
„Oh, das tut mir leid, wirklich!“(Komma) sagte sie mitleidig. „Aber ich denke, es wird bei allen Völkern immer so`ne und solche geben ...“,(kein Komma groß weiter) und sie betrachtete dabei schon wieder sehr nachdenklich die komische Tube. Verdammt, was hatte Oworlotep damals dazu gesagt?
„Ja, so sind Frauen“, seufzte Günther Arendt und schraubte dabei die Augen in gespielter Verzweiflung nach oben, „derjenige(Komma) der sie schön macht, in den verlieben sie sich auch gleich.“
„Ich ... ich bin doch nicht in diesen ... diesen Oworlotep verliebt?“(Komma) ächzte Margrit erschrocken, denn sie stellte sich dabei diese grässlichen roten Augen, die blaue Haut und dann die zermatschten Hände vor.
„Das würde ich Ihnen auch nicht geraten haben!“(Komma) brummte Günther Arendt erleichtert. „Denn heute tun uns die Hajeps nichts ... morgen sind sie schon wieder unsere Feinde! Die Menschheit sollte sich nicht zum Spielball Außerirdischer machen lassen und daher nur ein Ziel kennen: die Hajeps endlich von der Erde zu vertreiben!“
„Der Meinung bin ich aber auch!“(Komma) keuchte Margrit aufgeregt.
„Darf ich fragen, aus welchem Anlass Sie dieses Ding behalten wollen? (kein Leerfeld)“
Konnte sie ihm das sagen? Margrit nagte an der Unterlippe, denn immerhin waren auch die Spinnen eine Organisation, die Günther Arendt genauso unterstand,.(kein Punkt) wie die Maden. “Ich ... ich weiß es noch nicht“, stotterte sie daher. „Herr Präsident, Sie können diese Tube haben, wenn meine Kinder künftig hier bei den Maden leben dürfen!“(Komma) schlug sie jetzt einfach vor und ihr Herz pochte.
„WAAAS!“(Komma) schnaubte Günther Arendt wütend. „Sie wissen ganz genau, dass ich noch nie Kinder in dieser Organisation geduldet habe! He, verdammt, hier stinkt´s ja plötzlich so nach Fisch!“
Sein Kopf flog herum und nun starrte Günther Arendt direkt in die schrägen, behaglichen Kateraugen Munks, der inzwischen wieder auf Margrits Schulter geklettert war. Abermals gähnte der Kater.
„Boaaah!“(Komma) ächzte Günther Arendt deshalb und hielt sich die Nase zu. “He, wo .. wo ist eigentlich mein Fischbröt...?“ Er brach ab, denn da war nur noch der leere Teller zu sehen.
Munk schnurrte, beleckte sich wieder genießerisch die Innenseite seiner Pfote, um sich damit nochmals die Nase und das ganze Fell zu waschen. Manchmal machten Zweibeiner auch was richtig! Wie nett von Günther Arendt(Komma) ihm den Teller hinzustellen. Er blinzelte diesem, der jetzt ein ziemlich rotes Gesicht hatte, deshalb noch einmal freundlich zu und dann rollte er sich auf Margrits Schulter zusammen. Nämlich für das Nickerchen, das jetzt dringend dran war.

Dies ist ja wohl der amüsanteste Teil deines Romans. Was hab ich gekichert! Und endlich spielte auch Muttsch mal wieder mit. Sehr spannend, reich mal gleich noch n Teilchen rüber!
Der Nachmittag ist lang und Fußball interessiert mich nicht.
lg
 

flammarion

Foren-Redakteur
jaa,

das ist so blöd, wenn 10 ausgewachsene männer sich um einen ball kloppen . . .
hast du etwa deswegen keinen neuen teil eingestellt, um mich für meine abneigung zu strafen? du kollidiertst schon wieder mit dem grundgesetz, meine liebe!
kichernd grüßt
 



 
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