Das Licht der Hajeps II - Zarakuma - Kap. 21

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Doska

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Kapitel 21

Etwa um zweiundzwanzig Uhr wartete eine kleine Schar in Regenmäntel gekleideter oder mit Schirmen bewaffneter junger Menschen vor Ranof, dem großen Haupttor Zarakumas. Es donnerte und blitzte inzwischen am nachtschwarzen Himmel und der heftige Regen ließ das hell erleuchtete Wohngebiet so erscheinen, als würde es von einem zarten Tuch aus Silberfäden umweht.
Schließlich, eine geschlagene Stunde später, tauchte ein Asab mit langgelocktem, verfilztem Haar und in bodenlangem Mantel auf, begleitet von zwei Howanen, einem Chasbulak, fünf Sajanen, und acht Jimaros und begut¬achteten die Menschen mit einer ziemlich gelangweilten Miene.
Er und seine Leute sahen etwas eigenartig aus, da sie von einem flirrenden, weißlichem Licht umgeben waren, das wie eine dünne, transparente Hautschicht um ihre Körper schwebte. Dieser Glanz schien aus winzigen Partikelchen zu bestehen, welche ständig in Bewegung waren und auf diese Weise den Regen abprallen ließen.
Günter Arendt hielt noch eine kurze, feierliche Rede in deutscher Sprache, gemischt mit einigen hajeptischen Worten. George schützte sein Oberhaupt derweil vor Regen und Wind mit einem großen Schirm und der Chasbulak des Asabs, welcher zum Zeichen seines Berufsstandes das ca. zwei Zentimeter kurze Haar schneckenför¬mig in der Mitte seines Kopfes rasiert hatte, übersetzte Günthers Ansprache dem Asab flüchtig.
Trotz Angst und Verzweiflung, vielleicht auch unbewusst um sich von ihrer Lage abzulenken, wurde Margrit neugierig auf Zarakuma. Der Park um dieses riesige Wohngebiet herum war so schön gewesen. Wie mochte es dann wohl erst im Inneren dieser vielen Mauern ausschauen? Sie fragte sich, auf welche Weise die außerirdischen Häuser wohl gebaut worden waren, denn noch keines Menschen Fuß war weiter gekommen als bis zum ersten Innenhof Zarakumas. Wie prächtig mochte wohl solch ein höchst moderner Palast mitsamt seiner Technik ausgestattet sein? Mit den sanft angestrahlten Zinnen, Türmen und Brücken, machte Doska Jigon jedenfalls wieder mal seinem Namen alle Ehre.
Als Günther Arendt geendet und sich gemeinsam mit Erkan, Mike, George, Paul, Chan-Jao und Martin vor dem Asab respektvoll verneigt hatte, wäre eigentlich der Asab an der Reihe gewesen, einige Worte an Günther zu richten. Doch dieser hatte nur hochnäsig als Erwiderung irgendetwas Unverständliches vor sich hin gemurmelt und dann seinen Howanen ungeduldig zugenickt. Dass die Hajeps nun über die Loteken gesiegt hatten, mochte sie wohl noch überheblicher gemacht haben als sie es ohnehin schon gewesen waren.
Daraufhin schraubte jeder der Howane ein quadratisches, ziemlich flaches und etwa handgroßes Gerät von seinem Gürtel. Einer der Sajanen, deren Haare nur etwa einen Zentimeter lang und in die kahle Streifen quer über den Schädel rasiert waren, trieb die verunsicherten jungen Menschen jeweils zu einer Zehnergruppe zusammen und die beiden Howane begannen mit ausdruckslosen Mienen, die Geräte dicht über den Regenmänteln der mehr oder weniger verängstigten Lumantis kreisen zu lassen.
Margrit war ganz überrascht, dass die Untersuchung auf solch eine ungenaue Art und Weise stattfand, denn die Howane benutzten ein Gerät, welches auffallende Ähnlichkeiten mit jenem hatte, welches Oworlotep damals bei Margrit eingesetzt hatte. Warum brauchte sich niemand der Lumantis auszuziehen? Entweder war das plötzlich nicht mehr nötig oder diese wirklich reichlich blasierten Hajeps waren inzwischen recht leichtsinnig geworden.
Schnell und flüchtig war diese Sache beendigt. Man nickte dem Asab zu, als Zeichen, dass man nichts Besonderes gefunden hätte und der Asab wendete sich ohne Abschiedgruß um, wohl weil er sich endlich nach Zarakuma zurück begeben wollte. Die beiden Howane machten ebenfalls grußlos auf dem Absatz kehrt. Verstört wendeten sich die zwanzig jungen Menschen deshalb nach ihnen um.
Auch Günther Arendt schaute deshalb etwas verdattert drein, doch dann hielten einige der acht Jimaros in gebrochenem Deutsch den kleinen Trupp Menschen dazu an, dem Asab schleunigst zu folgen, und so machten Gün¬ther Arendt und seine Männer schließlich auch Anstalten, zu den bereitstehenden Jambos zu laufen, um nach Hause zu fahren.
In diesem Moment kamen Margrit schon wieder die Tränen. Sie blieb einfach stehen, schaute ihren Freunden hinterher und folgte nicht dem Asab wie die anderen. Aber als die ersten kleinen Rinnsale ihre Wangen hinab krochen, dachte sie an das Make-up, welches ihr Rita ziemlich dick aufgetragen hatte, um die roten Stellen und Blutergüsse, die sie noch immer im Gesicht hatte, zu übertünchen und riss sich zusammen.
George hatte jedoch Margrits Tränen gesehen. Er kehrte um, weil er sie in seine Arme nehmen, noch ein letztes Mal an sich drücken wollte, um sich von ihr zu verabschieden und sie lächelte dankbar als dies geschah. Er kämpfte ebenfalls mit den Tränen, als er ihr zuwisperte: „Ich kann es nicht fassen, Margrit, dass man dir das alles antun konnte!“
Da war es mit der Beherrschung beider vollends vorbei. Mit zuckenden Schultern schluchzten sie ihre ganze Hilflosigkeit aus sich hinaus.
„George!“ fauchte deshalb Günther Arendt. „Wie kannst du nur!“
Doch bis auf Mike war niemand seiner Meinung, alle hatten Tränen in den Augen.
Den Asab schien das kaum zu stören. Er wendete sich nur nach der komischen Lumanti um und sein blasierter Gesichtsausdruck veränderte sich insofern, als dass er seine mit goldenen, kleinen Pünktchen umrandeten Augenbrauen ein wenig hob.
George gehorchte Günther Arendt nur sehr unwillig, er drückte Margrit sogar noch einmal heftig an sich und flüsterte ihr ins Ohr. „Nicht nur Gesine wird nach Zarakuma kommen, ich auch!“
„Nein,“ krächzte Margrit mit belegter Stimme. „Tu`s nicht, George. Es genügt ...“, sie schluckte lieber den letzten Teil des Satzes hinunter. ´...wenn zwanzig Lumantis sterben!´ hatte sie sagen wollen.
Schon war er umgekehrt, lief stürmischen Schrittes zurück zu Günther Arendt, der bereits kopfschüttelnd gemeinsam mit den anderen in den Jambos sitzend auf ihn wartete.
„Amar lumanti? Kir pin to ti? Selari ...hm ... Frau, jelso ... komm!“ ermunterte sie nun jener Diener, welchen der Asab nun doch zu Margrit geschickt hatte.
Sie nickte und zupfte sich den weißen Schleier unter ihrer Kapuze zurecht, den Günther Arendt ihr gegeben hatte, damit sie die übrigen Verletzungen besser überdecken konnte und dann folgte sie dem Sajan gehorsam, der sehr eilig voran schritt um den Asab einzuholen.
Als sie sich wieder in ihrer Gruppe befand, musterte sie nochmals all diese Gesichter. Diese Menschen hier waren wirklich wunderschön, also hatte sich Günther Arendt wirklich sehr große Mühe mit der Auswahl gegeben, und glücklicherweise wirkte keiner von ihnen traurig. Also musste Günther Arendt ihnen sehr schöne Mär¬chen erzählt haben. Gott sein Dank war niemand unter ihnen, welcher Margrit bekannt erschien. Eines Teils beruhigte sie das, denn so war wenigstens kein Freund dabei, welchen dann das gleiche grässliche Schicksal hätte ereilen müssen, anderen Teils war es schon merkwürdig mit völlig fremden Leuten den schwersten Gang seines Lebens zu machen.
Während die kleine Gruppe also gehorsam und willig wie eine Herde Schafe dem Asab und seiner Meute weiterhin folgte, kam sie an vielen kostbaren Fortbewegungsmitteln aller Arten vorbei, welche in dem gewaltigen Vorhof Zarakumas wohl wegen des großen Festes nicht mehr Platz hatten finden können und daher im Laufe der letzten Tage einfach vor Ranof geparkt worden waren.
Diese wurden entweder von winzigen grauhäutigen Chilkis oder von den beinlosen Iskunen, die sich auf acht kleinen Rollen bewegten, bewacht. Und immer noch kamen kostbar gekleidete, jedoch auch ziemlich skurril ausschauende Gäste hinzu, schien der Besucherstrom nicht abreißen zu wollen. Die Gäste zeigten sich über die Menschengruppe, die, dabei Schirme in den Händen haltend, an ihnen vorbei lief, nur wenig erstaunt, ja, die meisten von ihnen würdigten sie sogar keines Blickes.
Margrit hatte sich nach den Jambos umdrehen, ihnen ein letztes Mal hinterher winken wollen, denn das ihr inzwischen sehr vertraute Getöse hatte ihr angezeigt, dass die Jambos erst jetzt losfuhren, aber der Sajan, welcher die ganze Zeit neben ihr herlief, klopfte ihr mit einem kleinen, silbernem Stäbchen auf die Schulter. „Denda, selari ... deiner Auginn nach vorrrne!“ gemahnte er sie. Margrit schaute ihm zornig ins Gesicht. Dieser arrogante und reichlich komisch rasiere Affe gönnte ihr noch nicht mal einen letzten Blick!
Nun ging es, gemeinschaftlich mit den vielen Gästen, durch das Tor hindurch. Margrits Herz begann schneller zu schlagen, während sie einen langen Hals machte, um an dem stattlichen Kerl vorbei zu schauen, welcher vor ihr, mit einem bunten Schirm bewaffnet, einher schritt. Würde dieser Innenhof es mit der Schönheit des Parks von außen aufnehmen können?
Margrit lüftete die zarte Kapuze ein wenig, schob den Schleier doch zurück, einfach, weil sie sich dann besser umschauen konnte. Hier waren auch Parkplätze und sonderbare Gebilde beleuchteten sie, faustgroße, verschiedenartig geformte und anscheinend weiche, glühende Stückchen, welche in Baumhöhe leise fiepend über den Wegen und Plätzen schwebten. Dazwischen wuchsen üppige, buschähnliche Bäume mit dünnen, pelzig weißen Stämmen, deren breite, leicht abgeflachte, blumenkohlähnliche Baumkrönchen die Fortbewegungsmittel der Hajeps manchmal fast völlig versteckten.
Reptilienartige, grellbunte Vögel auf langen, zarten Beinen staksten völlig frei über die mit herrlichen Mosaiken verzierten Steinplatten des Bodens. Es gab hier auch Bäume, welche leicht transparente, faltige Stämme besaßen, an deren Zweigen etwa handgroße, nierenartige Gebilde wuchsen, die mit einer roten, seidig glänzenden Schicht überzogen waren aus welcher zarte, tentakelartige Stachelchen herausragten, die ständig in Bewegung zu sein schienen. Munjafkurin hatte Margrit gestern unter anderem erklärt, dass diese merkwürdigen Pflanzen deswegen vermehrt in der Nähe von Parkplätzen wuchsen, weil sie die Abgase der außerirdischen Fortbewegungsmittel filtern sollten.
Überall plätscherten kleinere und größere Rinnsale hinab. Es schossen aber auch ganz gewöhnliche, bunt beleuchtete Wasserfontänen in die Höhe und die ganzen Wege und Plätze waren mit lebensechten Skulpturen aus unterschiedlichstem Gestein geschmückt, welche wohl von der ruhmreichen Geschichte der Hajeps erzählten. Mehrere Brunnen und Brünnlein zeigten Statuen jener oft sonderbaren Bewohner fremder Planeten, welche bereits von Hajeps unterworfen worden waren und luden die Gäste zum inne halten und schauen ein.
Die in schöne Uniformen gekleideten Jimaros erteilten entweder Auskünfte oder säumten als prächtige Garde den Weg, der zum nächsten festlich geschmückten Tor führte.
Doch diesen schlug der Asab mit seinen Leuten nicht ein. Er lief plötzlich zu einen mit rautenförmigen Gewächsen und dichtem Moos überwucherten Hügel, blieb knapp drei Meter von diesem entfernt stehen und drehte dabei an einem seiner Ringe, welche er an seinen Fingern trug. Da öffnete sich der vordere Teil des kleinen Hügels, ein wenig Erde und Moos fiel dabei hinab, Licht ging wild flirrend im Inneren jenes Hügels an und Margrit sah, dass dies wohl ein unterirdisches Parkhaus mit ziemlich weichen, beweglichen Wänden sein musste. Es summte von unten und dann sauste etwas Großes, Ovales und silbern Schimmerndes plötzlich zu ihnen die Auffahrt hoch.
Es war ein wunderschönes, flugzeugähnliches Fortbewegungsmittel, für etwa vierzig Mann gedacht, welches nun nur wenige Meter von ihnen entfernt zum Stehen gekommen war.
„Dos ... oawiri a!“ befahl der Howan und machte dabei eine stolze Handbewegung in Richtung dieses stromlinienförmigen Flugschiffes.

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Es war erstaunlich, um nicht zu sagen herrlich, sich plötzlich aus der Vogelperspektive über dem ersten Ring Zarakumas zu befinden. Elegant hatte sich der Ponsai mit ihnen in die schwarze Nacht erhoben. Er segelte nun recht langsam dahin und Margrit saß wirklich sehr bequem in ihrem moosgrünen Sessel. Seit Oworloteps letzten, ziemlich irrem Flug hatte sie komischerweise überhaupt keine Angst mehr vor großen Höhen.
Rasch waren sie über die länglichen, ovalen und leicht schräg liegenden Wohnblöcke der untersten Kaste, der Kutmats, und jener halbkugelförmigen Wohnungen der einfachen Jimaros geflattert, welche direkt hinter den Parkplätzen aus einer sonderbaren, vermutlich weichen Masse gebaut worden waren, denn diese schien sich in einem gewissen Rhythmus zu dehnen und dann wieder zusammen zu ziehen.
Schon hatten sie auch das zweite festlich geschmückte Tor hinter sich gelassen, und Margrit hatte sich dabei gefragt, wie viele Mauern Zarakuma eigentlich wirklich besaß, denn die Menschen waren sich bisher uneins darüber gewesen. Margrit etwas von dreien, manchmal aber sogar von fünf Mauern gehört, welche die einzelnen Kasten voneinander trennten. Die unterste Kaste lebte im ersten Ring, würde bei einem Überfall sozusagen als Kanonenfutter dienen.
Dieser zweite Hof war nun das regelrechte Gegenteil vom ersten, denn nirgendwo sah man Parkplätze. Es gab hier eigentlich nichts Kahles, denn überall wucherten tropisch anmutende Pflanzen, schlängelten sich kakteenähnliche Gewächse an mächtigen, palmenartigen Bäumen empor und zwischen deren breiten, grellfarbenen Blättern segelten wieder jene kleinen, weichen Steine, welche die Umgebung zart beleuchteten. Viele größere Quellen sprudelten mitten in dieser üppigen Pflanzenwelt und dazwischen konnte man austernartige, wohl aus verschiedenen Metallen bestehende, Gebilde entdecken, in deren halbmondförmigen Fenstern sich oft kuriosen Beleuchtungen erkennen ließen.
Die Wege in diesem dschungelartigen Hof waren schmal und führten in weichen Schlangenlinien zum nächsten Tor. Langbeinige, fuchsähnliche Tiere huschten unter Margrits Flugschiff plötzlich dahin, flüchteten ins nächste Gebüsch. Kleine, langschwänzige Echsen stoben ebenso erschreckt auf, um sich doch bald wieder in den riesigen Blättern der Bäume zu verbergen. Margrit konnte nun auch von hier oben erkennen, dass vor dem dritten Tor gleichfalls Jimaros standen. Ihre Uniformen schienen jedoch eine andere Farbe zu haben als jene der Solda¬ten vom zweiten Vorhof.
Kaum hatte der Ponsai auch das dritte Tor hinter sich gelassen, hielt Margrit überrascht den Atem an, denn das, was sich ihr nun bot, verwunderte sie ein wenig. Der dunkle, bewölkte Himmel gab den Anblick auf eine hügelige, genial angelegte Parklandschaft frei, die sich unter ihnen ausdehnte, lediglich von der zarten Sichel des Mondes beleuchtet. Eingebettet in dieses paradiesähnliche Landschaftsbild entdeckte Margrit kleine Gruppen sechseckiger und unterschiedlich hoher Wohntürme, welche ebenfalls hell erleuchtet waren und mehrere, von bunten Pflanzen überwachsene, tunnelähnliche Gebäude, welche wie Wellenkämme aus den Wiesen zu ragen schienen. Ebenso an den vielen Lichtern recht gut von hier oben aus zu erkennen waren metallisch schimmernde Trichtertürme in den Wäldern, die wohl die mächtigsten Gebäudekomplexe hier in dieser Umgebung waren.
Welche Kasten durften hier leben? Schließlich zeigten sich herrliche, gepflegte Alleen über welche Margrit die vielen Gäste Richtung Zentrum wandern sehen konnte. Eigenwillig krumme Bäume säumten jene Promenaden und über den schilfreichen, silbern schimmernden Seen segelten, wohl ebenfalls mit Gästen beladende, Ponsais und auch kleinere Gleiter.
Plötzlich orgelte eine grässlich zerhackte, technische Musik aus den Lautsprechern des Flugschiffes, welche derart unmelodiös und fern jeder Rhythmik war, dass auch die anderen Lumantis, die genau wie Margrit eben noch relativ ruhig und entspannt in den Sesseln oder Sofas alles von hier oben aus betrachtet hatten, vor Schreck zusammen gezuckt waren, denn diese Klänge spiegelten im Gegensatz zu der wunderschönen Welt, die sich unter ihnen zeigte, keineswegs etwas paradiesisches wider, sondern eher das Gegenteil davon.
Der Pilot, welcher allerdings diesen Ponsai kaum steuerte, da der einen Ninniti besaß, zeigte sich von dieser Musik derart begeistert, dass er ebenso unrhythmisch dazu im Takt mit dem Kopf wackeln musste, während er sich gleichzeitig mit dem Asab unterhielt.
Je weiter sie flogen umso näher rückte ihnen jetzt ein wahrer Koloss von Berg. Margrit hatte noch nie etwas von Bergen in Zarakuma gehört und deshalb wunderte sie sich doch ein bisschen darüber. Schließlich aber erkannte sie, dass dieses mächtige Gebilde wohl eher eine gewaltige Terrassenstadt zu sein schien. Diese war so geschickt angelegt worden, dass sie kaum den besonderen Charakter der Parklandschaft beeinträchtigte. Wunderschöne Gärten führten geradewegs empor zu einem prächtigen, tempelartigem Turm, bestehend aus viel transparentem Material und neun Säulen - ein Heiligtum etwa oder gar schon Lakeme? Eine fast tödliche Ruhe schien über diesem Wohnberg wie eine dicke, undurchdringliche Decke, zu liegen. Hatte Margrit sonst immer einige Gäste oder Bewohner Zarakumas dort unten wandern sehen, so schien hier niemand zu sein. Nichts regte sich in den herrlichen Gärten, war in den hell erleuchteten Fenstern zu sehen. Weder weitere Ponsais noch Lais oder Molkats segelten über diesem Gebiet.
Das musste ´Jink ba rina´, die Stadt ohne Namen sein, die größte Stadt Zarakumas. Sie schien ein Geheimnis zu bergen, von dem wohl hier jeder Hajep wusste, dieses Thema aber möglichst zu meiden suchte, indem er diese Stadt einfach mied. Margrit entdeckte nun, dass sich unablässig weißer Rauch in den schwarzen Himmel kringelte. Er kroch aus dem tempelartigen Gebilde hervor wie ein unheimlicher Nebelgeist.
Verdammt, was passierte denn hier? Margrit merkte, wie ihr Herz bei diesem Gedanken plötzlich schneller zu schlagen begann, und dann blickte sie verwundert auf die eben noch so stolzen Hajeps, welche mit ihr in diesem gemütlichen Ponsai durch die Nacht segelten, denn die erschienen ihr jetzt alles andere als überheblich zu sein. Sie hatten die Musik, während sie dicht über Jink ba rina einher flatterten, geradezu ohrenbetäubend laut gestellt und wippten dazu, halb in Trance versunken, auf ihren Zehen, schaukelten sich auf solch eine nervöse Art und Weise hin und her, dass einem Angst und bange werden konnte. Dazu warfen sie ihre Köpfe von einer Seite zur anderen.
„Zai ... zaiii?“ ächzten sie dabei in reichlich skeptischer Tonlage. „Zaiiiiiiiih?“ und ihre Gesichter schienen eine wesentlich hellere, ja fast graue Hautfarbe bekommen zu haben. Ein Anflug von Mitleid kroch deshalb in Margrits Herz, denn sie ahnte, dass es die Hajeps wohl sehr große Überwindung kostete, sich so dicht über dieser Stadt zu befinden. Nur der Not gehorchend, weil sie sonst wohl zu spät gekommen wären, hatten sie diese Abkürzung gewählt.
Doch einer der zwanzig Menschen, ein junger Mann mit gelocktem, dunklen Haar und schönen, rehbraunen Augen, war plötzlich auf gesprungen. Hatte ihn das absonderliche Verhalten der Hajeps erschreckt oder hatte er in diesem Moment die Feinde als völlig hilflos empfunden? Jedenfalls packte er den überraschten Asab plötzlich, hielt diesem sein Messer, welches er wohl die ganze Zeit irgendwo an seinem Körper versteckt getragen hatte, an die Kehle und rief dabei laut: „Ihr kehrt wieder um ihr entsetzlichen Biester ... ihr Ungeheuer ... urwin! Kapiert?“
Nicht nur die Hajeps schauten deshalb verdattert drein, auch die übrigen Menschen waren etwas irritiert, denn sie sahen eigentlich keine besondere Veranlassung, den Feind in diesem Moment anzugreifen.
„Urwin!“ wiederholte der Bursche noch einmal, allerdings etwas leiser, da ihm niemand aus der Menschengruppe helfen zu wollen schien. Margrit überlegte, was sollte sie tun?

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„Ich weiß nicht“, wisperte George leise Martin zu, als sich die beiden weißen, zart geschnitzten Flügel des vierten Tores endlich hinter ihnen geschlossen hatten, „ob sie uns nicht doch erkennen werden?“ George blickte zurück. Auf dem mit vielen kleinen Türmchen verzierten Wehrgang der Mauer hatte er nämlich gleich drei Männer in weiten Umhängen und geschorenem Haar, lediglich ein dünner Fransenponni zierte deren Schädel, neugierig auf die vielen Gäste hinunter schauen sehen.
Doch die drei Polizisten dort oben grüßten nur jemanden aus einer höheren Kaste, den sie inmitten der Menge entdeckt hatten, mit gekreuzten Armen und vielen ehrerbietigen Verneigungen, doch derjenige quittierte diesen Gruß lediglich mit einem flüchtigen und irgendwie genervten Kopfnicken.
„Ha, erst mit großartigem Gebrüll bei dieser gefährlichen Mission mitmachen wollen und dann plötzlich Muffensausen bekommen. Daaas haben wir gerne!“ brummte Martin recht verärgert, als sie sich ein gutes Stück von dem Tor entfernt hatten. Doch plötzlich zuckte er auch zusammen, denn nur wenige Meter von George, Martin, Paul und Gesine entfernt rauschten gleich drei Lais und zwei Molkats über Gras, Buschwerk und Bäume.
„Donnerwetter haben die ein Tempo drauf!“ murmelte er überrascht und Paul der sich ebenso erschreckt hatte, nickte ihm zu.
„He, bald haben wir es ja geschafft!“ versuchte Gesine aufgeregt ihre drei Kameraden zu trösten. Vergeblich hatten sich die Männer vorhin bemüht, das Mädchen zu überreden, doch lieber daheim zu bleiben, und jetzt schämten sie sich immer noch ein bisschen.
Die vier Lumantis trugen Trowenkleidung. Das war Munjafkurins Idee gewesen, da Trowenkittel stets mit einer Kapuze versehen waren, die man fast vollständig über Augen und Nase ziehen konnte. Trowes verhüllten ihre klobigen Gesichter sehr häufig und sollten das sogar, da die höheren Kasten im allgemeinen Abscheu und Ekel vor diesen grobschlächtigen Wesen empfanden. Trowes wurden innerhalb Zarakumas nicht nur für den Bau genutzt. Man brauchte diese stämmigen, kurzbeinigen Wesen auch als Punsis, Gebäudereiniger. Mit ihren muskelbepackten Armen verstanden es Trowes, geschickt die Wände der oft prächtigen Bauten empor zu klettern, denn die kostbaren, verschnörkelten Ornamente, welche sich an und in fast allen Gebäuden befanden, brauchten eine spezielle Pflege, die nicht von Maschinen bewerkstelligt werden konnte. Da die Trowes auch ansonsten den Hajeps mit ihren gewaltigen Kräften überall nutzen konnten, besonders wenn mal Roboter nicht in Reichweite waren, gehörten sie nicht zur untersten Kaste, sondern einer darüber, jener der Lischkos.
Bisher hatten die Freunde Glück gehabt, hatten sich ohne besondere Zwischenfälle unter Besucher mischen können. Ja, Warabaku war es sogar möglich gewesen, die als trowische Gepäckträger verkleideten Lumantis in eines der für Gäste bereitstehen Ponsais zu schmuggeln.
George und seine Kameraden hatten zwar ziemlich eng im Gepäckraum sitzen müssen, doch waren sie dadurch sehr schnell über die vielen Vorhöfe und Mauern gekommen, allerdings von der östlichen Seite her, wo sich auch der größte Raumhafen Zarakumas befand, den man nach der Schlacht mit den Loteken inzwischen notdürftig wieder hergerichtet hatte. Sie hatten nach Kontaip, der zweitgrößten Stadt Zarakumas gelangen wollen, wel¬che in Xemahadete, einem der vielen prächtigen Dschungelgebiete Zarakumas, im vierten Ring liegen sollte.
Leider hatte das Flugschiff wegen eines Defektes notlanden müssen und gemeinsam mit den Gästen in die kleineren Molkats umsteigen durften die Gepäckträger nicht. So mussten George und seine Freunde den Rest ihres Weges durch den sehr großen dritten Hof zu Fuß hinter sich bringen. Ziel ihrer Mission war die wichtigste Sen¬dezentrale Xolos, welche sich in einem Anbau vom rückwärtigen Teil des Palastes befinden sollte. Sie mussten versuchen, so schnell wie möglich Lakeme zu erreichen, damit später nicht nur die zwanzig Menschen die Kaste der Jastra infizieren, sondern auch gleichzeitig das wichtigste Hilfsmittel Xolos zerstört werden konnte.
George und die anderen wussten jedoch nicht, dass noch weitere Guerillas aus den Untergrundbewegungen der Spinnen und Maden unterwegs waren. Diese zwanzig in kleinere Grüppchen aufgeteilten Männer, eine dieser Gruppen wurde dabei von Günther Arendt angeführt, eine andere von Mike, hatten ebenfalls von einander keine Ahnung, damit sie im Fall, dass sie entdeckt und von Hajeps gefangen wurden, nicht verraten konnten, wer noch alles von ihnen unterwegs war. Aus allen vier Himmelsrichtungen näherten sie sich daher die Lumantis der Zentrale.
Jetzt schlichen Paul und George mit ihren breit gepolsterten Schultern geduckt an einer hajeptischen Gardeeinheit vorbei, welche sie jedoch keines Blickes würdigte. Manche der Gäste betrachteten sie allerdings doch hoch erhobenen Hauptes und sie zupften sich die Kapuze noch etwas tiefer ins Gesicht, andere wiederum warfen ihnen beim Vorübergehen angewiderte Blicke zu.
Die sonderbaren Bäume dieser prächtigen Allee, welche die Vier gerade im typischen Watschelgang der Trowes, den sie vorher eingeübt hatten, überquerten, zeichneten sich ebenso rabenschwarz vor dem weißen Licht des Mondes und der grauen Wolken ab, wie die stillen, röhrenförmigen Gebäudekomplexe, welche sich dahinter zeigten.
Wundersame Brücken führten über herrliche kleine Seen und immer wieder entdeckten die Freunde die merkwürdigen Häuser kleinerer Ortschaften, welche zum Teil verborgen hinter Bäumen und Buschwerk, gebettet im Farnen und Erdreich, wohl bestimmte Arbeitsgemeinschaften beherbergten. Aus manch einem der kreis- oder rautenförmigen Fenster drang nicht nur Licht zu ihnen hinüber. Sie hörten auch Stimmen und immer wieder diese schreckliche Musik. Es war anzunehmen, dass die übrigen Bewohner, die daheim geblieben waren, in dieser Nacht manjakten, fern sahen, denn oft vernahmen sie im Vorübergehen die gleiche Ansprache, die gleiche engagierte Festrede aus verschiedenen Gebäuden.
Je näher sie Xoltokon kamen, um so lauter ertönten auch weitere Ansprachen und Festmusik. Da Lakeme nur eine gewisse Anzahl erlauchter Gäste aufnehmen konnte, ließ man die übrigen Besucher auf einem großen, freien Platz mitten im Dschungel in der Nähe Xoltokons mit Hilfe riesiger Holographien, die das Fest mit all seinen Herrlichkeiten und Sensationen präsentierten, daran teilhaben. Die meisten der Hajeps befanden sich deshalb heute im Freien, obwohl es die ganze Zeit geregnet hatte.
Die Wege, die nun entlang gewandert werden mussten, waren daher überfüllt mit prächtig gekleideten Männern und Frauen, die alle nach Xoltokon wollten. Aber auch Trowes mit gesenkten Köpfen und traurigen Augen begegneten ihnen und dann entdeckten sie Kirtife, die wohl selbst an diesem Festtag hart zu arbeiten hatten.
Endlich zeigten sich vor ihnen die ersten tunnel-, pilz- oder grottenförmigen Häuser Xoltokons. Kleine Rauchsäulen in verschiedenen Farben stiegen aus den Häusern auf, wanderten zum schwarzen Nachthimmel, wo große, bunte Vögel mit kahlen Hälsen und langen Schleierschwänzen aufgeregt kreisten, die zunehmende Unruhe dabei unter sich bestaunend.
Die wohlgestalteten Leute der höheren Kasten zeigten sich gerne der Öffentlichkeit, ließen sich fotografieren und saßen im Freien zwischen meterhohen Farnen vor den Kaffees, Restaurants oder Bars, dabei nicht selten eigenartig geformte Gefäße in den Händen haltend, die völlig in sich geschlossen waren und nur einen langen Rüssel hatten, an dem sie ihre Getränke genüsslich empor saugten. Auch wurde hier viel und mit großem Appetit gegessen. Paul schaute sich um und entdeckte, dass man allerlei seltsame Gerätschaften benutzte, um sich von den oftmals grässlich gefärbten und noch schlimmer ausschauenden Speisen etwas zu Munde zu führen und es stiegen ihnen dabei befremdliche, teilweise recht unangenehme Gerüche in die Nase. Außerdem roch es überall leicht nach bitterem Rauch, gemischt mit süßem, betörendem Blütenduft.
Nur noch diese Stadt, welche Lakeme vorgelagert war und in der viele treue Anhänger Agols leben sollten, mussten George und seine Freunde durchqueren und dann würden sie eine wunderbar verzierte weiße Brücke erreichen, welche über einen großen See führte, dann an einem mächtigen Wasserfall vorbei kommen und schließlich am Jachthafen Lakemes angelangt sein.
Mochte Kontaip vielleicht ansonsten eine ruhige Stadt sein, so glich sie heute eher einem pompösen Rummelplatz. Es war unglaublich laut, weil überall Wettkämpfe stattfanden. Deshalb stieg die Stimmung noch um eini¬ges mehr und der bittere, leicht süßliche Geruch, welcher über dieser Stadt ohnehin schwebte, nahm dabei eben¬falls zu. Die Hajeps gerieten schier in Raserei und manch ein übermütiger Gast feuerte die Akteure, oft Trowes oder Chilkis, die gegeneinander mit blanken Messern kämpfen mussten, aber auch sonderbare Tiere, die man wohl vorher scharf gemacht hatte, dabei ungeduldig an, in dem er einige Schüsse in die inzwischen wieder mondhelle Nacht abfeuerte. Und wieder stoben deshalb ganze Geschwader ungewöhnlicher Vögel aus den mächtigen Wipfeln der Bäume und kreisten unruhig am Himmel, seltsame Töne von sich gebend.
Während die vier Lumantis an den recht skurril ausschauenden, jedoch immer wieder anders und prächtig gestalteten Häusern, vorbei schlichen, dröhnten ihnen die verschiedensten Musikrichtungen in die Ohren, vermischten sich mit lauten, exstatisch klingenden Stimmen. Aus einem muschelartigen Gebäude in der Nähe tönte wollüstiges Stöhnen und lustvolle Schreie nuanciert zwischen anderen Tonfetzen – eine Sängerin?
„Verrrückt!“ ächzte deshalb Martin und seine Freunde nickten ihm zu.
Jetzt hörten sie noch aus einiger Entfernung von der linken Straßenseite her Geräusche eines Streites zwischen zwei rivalisierenden Gruppen Jimaros, die sich wahrscheinlich um den Wetteinsatz stritten. Laut wurde aus rauen Männerkehlen herumgebrüllt, glasähnliches Material schien dabei zu Bruch zu gehen, Schmerzensschreie ertönten und jetzt splitterte auch noch Holz. Wenig später schwebte ein Molkat zwischen den Häusern der Stadt durch die Straßen, die zugleich Fußgängerzonen waren, brauste über die Köpfe der Einwohner, Gäste und Sklaven hinweg und landete schließlich dort, wo gestritten wurde, denn plötzlich war es erheblich leiser geworden.
„Scheint ziemlich wachsam zu sein, die Polizei Zarakumas“, bemerkte deshalb Paul mit bedenklicher Miene.
„Hast Recht!“ wisperte Martin zurück. „Wir sollten aufpassen und unsere Hände besser unter den weiten Ärmeln der Kittel verbergen.“
„Hihi, wirklich“, bestätigte Gesine kichernd, „Trowespranken sehen nun mal ein kleines bisschen anders aus!“
„Abar nuuur einer kleiniss winzigeiss Bisschin!“ hörten sie plötzlich hinter sich.
Gesine fuhr erschrocken zusammen, denn jemand hatte sie von hinten an die Schulter getippt. Die Freunde wendeten sich ebenfalls um, die Handfeuerwaffen in den Fäusten haltend und, wenn auch zitternd, bereit Gesine zu verteidigen, die ebenfalls ihre Pistole gezogen hatte.
Zu ihrem Erstaunen waren es jedoch zwei irgendwie harmlos ausschauende, in hauchfeine Schleier gehüllte Gestalten. Überall klapperten und klirrten grell bunte Ringe und Armreifen an den Handgelenken und Füße dieser Leute. Das struwwelige Haar leuchtete hellblau unter den Schleiern hervor und war auf eine Länge von etwa vier Zentimetern geschnitten. Es stand nach allen Seiten wie ein Igel ab. Die Gesichter, welche die Freunde nun freundlich angrinsten, waren in einem kräftigen, rosafarbenen Ton geschminkt worden. Jedoch schien die übrige Haut, welche am Hals und dem recht tiefen Ausschnitt des Boleros, den jeder der beiden trug und bei dem die Brustbehaarung vortrefflich zur Geltung kam, gut zu sehen war, in Wahrheit eine schneeweiße Farbe zu haben.
„He, wie schaut ihr denn plötzlich aus?“ rief Gesine verdutzt, die Erkan und Chan-Jao als Erste trotz der ganzen Maskerade erkannt hatte.
„Oh Gott, seid ihr etwa auch vom Günther eingesetzt worden?“ wisperte Martin fassungslos und dabei ein bisschen in sich hinein glucksend.
„Was heißt hier, oh Gott!“ fauchte Erkan empört und zog dabei die buschigen Brauen hoch und Chan-Jao nickte so wild dazu, dass überall die kleinen Schellen klirrten, mit denen seine Perücke geschmückt worden war.
„He, Mann, was is`n los?“ versuchte Paul die Freunde zu beruhigen, aber seine Mundwinkel zuckten ebenfalls zu einem Grinsen hoch. „Beruhigt euch, denn so sind wir zu sechst, was mir besser erscheint!“ Er hielt sich die Hand vor dem Mund und man hörte ein kurzes Schnaufen dahinter.
„Und wen sollt ihr darstellen?“ Gesine musste sich nun auch sehr große Mühe geben, wegen dieses komischen Anblicks nicht gleich drauf los zu kichern.
„Natürlich Senizen!“ erklärte George, noch ehe die beiden etwas sagen dazu konnten, aber auch ihm fiel es recht schwer, nicht in Lachen auszubrechen.
„Richtig“, bestätigte nun auch Erkan und klimperte dabei mit seinen gelb bepuderten Wimpern. „Zu dieser komischen Kluft hatte uns Warabaku geraten.“
Chan-Jao wackelte dazu neckisch mit seinen Hüften. “Stellt euch vor, Warabaku, dieser alte Lustmolch, hatte mir doch dreist erklärt, diese Verkleidung passe ganz hervorragend zu mir!“ und schon brach alles in heftiges Kichern aus.
„He, nicht lachen!“ gemahnte sie Erkan. „Ihr wisst, Außerirdische sind dazu nicht fähig. Schon allein das könnte uns verraten.“
Alles nickte und schon liefen sie gemeinschaftlich weiter und der Weg führte sie durch das sanft beleuchtete östliche Viertel Kontaips.
„Eine wirklich schöne Stadt!“ murmelte Martin nach einem Weilchen anerkennend und zog dabei seine Kapuze noch ein Stückchen mehr über seine wasserblauen Augen, während sie zügig an der letzten kleinen Bar vorbeischlichen, da sie einige der hajeptischen Damen und Herren, die dort saßen, mehr oder weniger gelangweilt von oben bis unten musterten.
„He, schaut mal!“ Erkan zögerte plötzlich mitten im Schritt, kaum dass sie die große Promenade betreten hatten, welche in den Wald hinein führte. Er sah sich dabei erschrocken nach hinten um. „Hat etwa einer aus dieser Bar plötzlich Meldung über uns komische Sklaven gemacht?“
„Wieso?“ fragte Gesine und blickte ebenfalls zurück. „Oh nein, scheinst Recht zu haben! Da kommt nämlich so`n komisches Ding zu uns herangesegelt!“
„Das ist kein Ding ...“, verbesserte sie George ebenso aufgeregt wie Erkan, als er sich wie Chan und Martin nach dem kugelförmigen, von einer weichen, geleeartigen Masse umgebenen Flugschiff umgewendet hatte, „... sondern irgend ein besonderer Cirzant, welcher allerdings tatsächlich auf uns zu segelt!“ fügte er ziemlich kleinlaut hinzu.
„Verdammt!“ krächzte Martin. „Wohin jetzt so schnell? Irgend etwas an unserem Verhalten muss nicht ganz punsi- oder senizengemäß gewesen sein. Fragt sich nur, wie wir am unauffälligsten wegrennen können ... zudem kommen wir wohl ohnehin zu spät nach Lakeme und alles ist vermasselt und ... "
„Schon gut, wir wollen nicht trübsinnig werden, ja?“ Gesine legte die Hand auf seinen Mund. „Wir packen das schon!“
„Sie hat Recht!“ wisperten die Freunde.
„Schscht!“ machte auch George. „Wir laufen einfach schleunigst weiter Richtung Wald, dort werden wir schon Versteckmöglichkeiten finden.“
Doch der Cirzant – er hatte nur eine mittlere Größe – war erstaunlich schnell und noch ehe sie den Wald erreichen konnten, war er direkt hinter ihnen, mitten auf der Promenade gelandet, wo glücklicher Weise im Moment überhaupt kein Besucher Richtung Festplatz unterwegs zu sein schien. Drei senizisch gewandete Leute und ein Offizier sprangen aus dem Flugschiff und jagten sofort der entsetzt kreischenden Meute hinterher.
Schnell hatte man die Lumantis beim Kragen gepackt und ihnen die außerirdischen Waffen an die Schädel gehalten.
„Kesto, ergibelt eusch!“ wisperte Tjufat Warabaku. „Odär wollt ihr unbedinglisch zu spät kommin haute?“
„Hach, Mann, du bist es nur!“ ächzte Chan-Jao erleichtert.
„Xorr, wusster doch, dass do pist verrockt nach mirr, Härzschinn!“ krächzte der Tjufat und gab Chan-Jao dabei einen kräftigen Klaps auf den Hintern.

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„Und weshalb habt ihr diese Senizen mit dabei?“ fragte George, der nun direkt neben Warabaku in der Steuerzentrale des Cirzanten saß.
„Hast do ätwas gäginn Senizen?“ fragte dieser einfach zurück.
„N ... nicht direkt, aber ...“ Georg schob sich die Kapuze herunter und auch die lästigen Ärmel seines Trowenkittels zurück, da er noch immer vom Rennen schwitzte und Paul tat es ihm nach.
„Hiat Ubeka, wärre woll ein wenisch komik gewessin, isch hätte alleine pötzisch Trowes und Senizen eingesammelt“, knurrte jetzt Warabaku ziemlich energisch. „Ihr kommet nischt zu spat und trotzdämlisch mäckert ihr. Außer¬dämlisch ihr könnt eusch spater vill besserer schmuggeln ein in Lakeme gemeinsamig mit diese ächtinn Senizen, chesso?“
Beim letzten Wort wandte er sich nach den dreien, die hinter ihm saßen, um.
„Hm ... chesso? “ piepsten die sehr schlanken Kerlchen etwas unsicher und strichen sich dabei mit sehr weiblichen Gebärden ihre enganliegenden Röcke zurecht.
Martin rieb sich nachdenklich das Kinn, denn dass sie ausgerechnet von diesen windigen Typen bei diesem schwierigen Unternehmen begleitet werden sollten, passte ihm ganz und gar nicht. Erkan und Chan schienen wohl ähnliches zu denken, denn sie tauschten verstörte Blicke miteinander aus.
„Das darf doch wohl nicht wahr sein?“ wisperte Gesine schließlich kopfschüttelnd Martin zu. „Der eine von diesen seltsamen Typen, der außen am Fenster sitzt, scheint richtig scharf auf George zu sein. Sieh mal, wie der Georges Unterarme mustert ... richtig hingerissen! Und nun hat der Paul im Visier. He, bei denen scheint wohl das Gehirn aus einer einzigen Hormondrüse zu bestehen!
Martin zuckte nur hilflos mit den Schultern, doch dann fügte er ebenso leise hinzu: „Vielleicht können wir sie ja später noch irgendwie abhängen?“
Hatte Warabaku etwas von diesem kurzen Gespräch mitgekriegt? Der schaute jedenfalls plötzlich ziemlich verdrießlich drein.

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Es war schrecklich, Margrit hatte sich zitternd die Ohren zu gehalten und lieber nicht hingeschaut. Erst als das unheimliche Zischeln der außerirdischen Waffen, welches sie trotzdem noch sehr leise vernommen hatte, nicht mehr zu hören gewesen war, hatte sie es gewagt, wieder die Augen zu öffnen und gesehen wie der junge Mann mit völlig verkohltem Oberkörper neben ihr zusammenbrach. Hätte sie helfen sollen? Aber was hätte sie dabei tun können? Warum hatte der Bursche so etwas unüberlegtes überhaupt gewagt?
Na wenigstens schien der Asab dabei einen kleinen Schnitt an seinem Halse davon getragen zu haben, aber der wurde sofort ärztlich versorgt. Zornig und mit blitzenden Augen musterten nun die Hajeps die kleine Lumantigruppe. Währenddessen wurde die halbverweste Leiche des Mannes beim Arm gepackt, in einen der Neben¬räume geschleift.
„Aller Lumantis auf denn Bodinn ... denn Bodinn!“ fauchte der Kommandant des kleinen Flugschiffes nach kurzer Beratung mit dem Asab. Jetzt erst wurden die Menschen mit einem besonderen Gerät nach Waffen durchsucht. Gott sei Dank hatte weiter keiner eine Waffe dabei.
Bei der Landung durften die Lumantis dann doch wieder aus den riesigen Fenstern schauen. Die Wälder, Wiesen und Exerzierplätze rückten immer näher und waren, wie alles andere in dieser Nacht, festlich beleuchtet. Sie zeigten sich unter dem Ponsai als ein sternenförmiges Muster, in deren kreisförmiger Mitte ein Hügel mit einem prächtigen, silberblau und violett-orange getöntem Gebäude zu sehen war. Dieses schien zu einem Teil aus einem metallähnlichen glänzenden Material zu bestehen, zum anderen Teil aus einer glasähnlichen Masse, deren Farben sich ähnlich wie bei Doska Jigon verändern konnten. Lakeme besaß acht prächtige Türme und hatte drei Haupteingänge, zu denen sehr viele Stufen aus kostbarem Gestein empor führten. Prächtige, verschnörkelte Geländer und große Steinskulpturen säumten diese Treppen. Ein weiteres Tor auf der Rückwand des Palastes sollte in den Privatpark Agols führen und von dort sollte es wieder viele Stufen den Hügel hinunter zu einer herrlichen bäuerlichen Landschaft und einem Zoo mitten im Dschungel gehen.
Margrits Blicke wanderten wieder zurück zum Palast, denn irgendetwas hatte ihr dort gefehlt - ja, die Fenster! Nirgendwo war an diesem Palast eine Stelle zu sehen, die Licht einließ. Außerdem schien Lakeme zu Margrits Verwunderung nicht besonders groß zu sein. Zur linken Seite des Palastes flachten die Hänge sanft ab und führten zu einem großen See mit einer wunderschönen, schneeweißen Brücke. Befremdlich ausschauende Jachten lagen dort vor Anker, spiegelten sich im Wasser, warteten, malerisch von Lichtern bestrahlt, im kleinen Hafen. Ganz in der Nähe des Sees rauschte funkelnd ein Wasserfall herab, der wohl diesen herrlichen See speiste.
Die Hänge zur Rechten Lakemes führten in ein üppig ergrüntes Tal, in welchem der private Parkplatz, Raum- und Flughafen ´Enila´ der Jastra verborgen sein sollte. Würden sie jetzt dort landen? Ja, denn immer näher rückten die palmenartigen Gewächse, kamen die meterhohen Farne, die Zebrabäume mit ihren herab hängenden Zweigen und blauen, birnenförmigen Früchten. Schon ging ein kurzer Ruck durch den Ponsai. Er hatte aufgesetzt, hatte einfach mitten in einer Kolonie brauner, pilzartiger Kakteen gehalten.
Die ovale Öffnung des Ponsais dehnte sich leise schmatzend und schon trieb man sie alle hinaus. Blätter riesiger Farne wehten ihnen frischen Wind zu, während sie die sonderbaren Kakteen vorsichtig umkurvten. Es regnete nicht mehr, als sie schließlich über den geräumigen Parkplatz dem Asab und seinen Leuten hinterher auf ein kleines, irgendwie segelförmiges, steinernes Gebäude zuliefen.
Die Leiche des Lumantis, welche die Soldaten aus dem Ponsai hinaus geschafft hatten und nun einfach hinter sich hergeschliffen, schien viel Aufsehen zu erregen, denn orange gekleidete Glatzköpfe, lediglich ein kleiner Saum dünner Haarfransen zierte deren Stirn, kamen wild gestikulierend, dabei skeptische Blicke nach der kleinen Lumantigruppe werfend, aus dem komischen Gebäude gelaufen und begutachteten den halbverkohlten Kör¬per sehr eingehend.
Die Lumantis mussten schließlich warten, denn ein weiterer Asab und ein höherer Offizier waren herbei gerufen worden. Mit der Zeit wurden die Menschen unruhig. Der viele Regen, so erzählten sie sich leise, die kühle Luft wäre wohl Schuld, das ihnen die Knie manchmal zittern würden. Außerdem hätten sie plötzlich leichte Magenkrämpfe. Was das wohl wäre?
Margrit bekam es plötzlich mit der Angst zu tun, denn sie meinte zu wissen, woher diese körperlichen Beschwerden mit einem Male kamen, denn sie fühlte sich im Moment auch nicht gerade wohl. Offensichtlich war die Zeit heran gekommen, wo sie eigentlich in Zarakuma bei einer schönen Tanzeinlage hätten sein müssen, die sie vorher gründlich einstudiert hatten. Eigenartige, nie zuvor gekannte erotische Phantasien belästigten Margrit außerdem.
Endlich erschien der für Attentate zuständige Tjufat, der zum Zeichen seines höheren Ranges nicht nur einen Fransenponni sondern in der Mitte seines kahl rasierten Schädels einen kurzen Kamm feiner Haare trug. Ein dünnes Bärtchen zierte seine Oberlippe. Jedoch tauchte der ebenso dringlich verlangte zusätzliche Asab einfach nicht auf.
Margrit war erleichtert, dass es trotzdem endlich weiter ging. Der Asab, welcher immer noch gemeinsam mit seinen Männern die Lumantigruppe antrieb wie eine Herde Schafe, die endlich zum Schlachter sollte, hatte anscheinend noch immer nichts verräterisches an diesen Menschen bemerkt und auch die übrigen Hajeps standen ihm in dieser Hinsicht in nichts nach, wollten endlich mitfeiern und machten sich weiter keinen Kopf.
Die Menschen hielten sich trotz der aufkeimenden Beschwerden recht wacker, kaschierten sie gut, denn sie ahnten, dass man sie schnellstens wieder fortschicken würde, käme heraus, sie wären irgendwo krank und sie woll¬ten am nächsten Tage reich beschenkt heimkehren, wie ihnen das Günther Arendt ja versprochen hatte.
Endlich war die kleine Menschengruppe schnaufend und prustend oben angekommen. Margrit schaute staunend zu den großen, steinernen Echsen empor, während sie über den großen Exerzierplatz hetzten, um wenigsten noch einigermaßen pünktlich in Lakeme zu erscheinen.
Schon sahen sie die wunderbar bestrahlten, in einem herrlichen Goldton schimmernden Türme Lakemes vor sich auftauchen. Je näher sie dem Palast kamen desto musste Margrit still bei sich eingestehen, dass der ähnlich wie ein flach liegendes Hufeisen geformte Palast noch viel schöner war als es von oben zunächst den Eindruck gemacht hatte. Jetzt erst entdeckte sie auch in den leicht geschuppten Wänden Fenster, wenn man sie denn als solche bezeichnen konnte, denn einige der Schuppen verloren in einem bestimmten Rhythmus ihre Farbe, so dass sie zusammen ein wunderschönes Muster bildeten, wur¬den sozusagen völlig transparent. Da die Muster ziemlich großflächig waren, konnte man in solchen Momenten etliche Teile der Festsäle, präch¬tigen Flure und Treppenaufgänge erkennen und überall Gäste, die entweder in bequemen und liegeartigen Ses¬seln aber auch komischen kreisförmigen Gebilden lagen oder saßen oder in Bewegung waren um aktiv an die¬sem Fest teilzunehmen.

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Doch statt sofort einen der schwer bewachten Haupteingänge zu betreten, steuerte der Asab zu Margrits Überraschung mit seiner Meute plötzlich eines der grottenförmigen Nebengebäude Lakemes an. Ein beklommenes Gefühl begann Margrit deshalb von neuem zu beschleichen. Sollte der Asab inzwischen etwa doch wegen dem plötzlich leicht verkrampften Gehabe einiger Lumantis eine gewisse Skepsis entwickelt haben und deswegen in diesem Hause womöglich eine etwas genauere Untersuchung der Menschen anstreben? Was hatte er vor?
Glücklicherweise wurde er wieder, diesmal von einem Rekompen, der ihm begegnet war und der sich gerne mit ihm und seinen Leuten über das Fest unterhalten wollte, aufgehalten und als Margrit dabei auch dessen Frisur etwas gründlicher betrachtete, kam ihr der Gedanke, dass man wohl die Ränge und verschiedenen Kasten der Hajeps nicht allein am Kleidungsstil erkennen konnte, sondern vor allem an der Länge und Frisur der Haare. Dieser Rekomp stammte zweifelsohne aus einer recht hohen Kaste, denn er trug nicht nur dichtes, kurzes Haar am ganzen Kopfe, sondern auch noch einen langen, mit Perlen und Ketten geschmückten Haarkamm. Allein wegen dieses hohen Ranges war wohl der Asab, welcher aus einer nicht allzu hohen Kaste zu stammen schien, denn sein gescheiteltes Haar war ungeschmückt und hing ihm zu beiden Seiten nur bis zum Kinn hinab, gezwungen, auf diese Plauderei höflicherweise erst einmal einzugehen. Alle anderen hörten dabei konzentriert zu, denn sie waren neugierig, was sich inzwischen so alles bei diesem Fest zugetragen hatte.
Und wieder strömten Gäste dicht an ihnen vorbei. Das war ziemlich günstig und so mischte sich Margrit unauffällig unter die Besucher, wagte einen kleinen Rundgang an den prächtigen Säulen und Skulpturen vorbei, wel¬che auch hier überall auf diesem Platze standen. Sie schaute sich um, niemand folgte ihr und so ließ sie sich weiter mit den vielen Leuten treiben. Dabei entdeckte sie eine Punsi, welche mit ihren feinen, zierlichen Händen gerade den Sockel einer jener prächtigen, steinernen Echsen mit einem weichen Läppchen zu reinigen schien. Margrit blieb stehen und ihr Herz begann dabei wieder sehr schnell zu schlagen. Nein, das konnte doch fast gar nicht sein!
„Gesine?“ flüsterte Margrit nach einigem Zögern, denn solche feinen Hände hatte sie bei Trowes nicht Erinnerung. Die Punsi drehte sich zu Margrit um, lupfte dabei für wenige Sekunden die Kapuze ein bisschen an, so dass Licht auf die untere Hälfte ihres Gesichtes schien und dieses frische Lächeln verriet alles!
„Hallo, Glucki, stelle keine Fragen sondern begebe sich nach links“, wisperte Gesine. „Direkt neben dem schön gemeißelten Kmurf und dem großen, roten Farn wirst du eine kleine Quelle erkennen, aus welcher eine Raubkatze trinkt. Dahinter steht eine transparente Säule. Wenn du ihr Inneres betrittst, verschwindet sie in der Erde. Dort unten sind die Toilettenräume für die Gäste und dort sehen wir uns wieder, haben wir ein ruhiges Plätzchen um alles Weitere zu klären, okay?“
„Okay!“ wisperte Margrit völlig erstaunt zurück, da sie mit Gesines Erscheinen überhaupt nicht mehr gerechnet hatte.
Nachdem sie die transparente Säule tatsächlich gefunden hatte, eine wunderschöne Quelle überwuchert von feuerroten Farnen und umgeben von herrlichen, schneeweißen Skulpturen plätscherte dort in ein mit kostbaren Mosaiken verziertes Flussbett, sauste die Säule mit ihr auch schon hinab. Unten angekommen zeigte sich vor ihren verwunderten Blicken ein mit weichen, stoffähnlichen Wänden geschmücktes Tunnelgewölbe. Oben an der Decke waren seltsame Fabelwesen gemalt worden, die von dort auf die Reisenden mit grässlichen Mienen hinab zu schauen schienen.
Dumpf hallten Margrits Schritte schließlich die mit roten Teppichen belegte Treppe empor, welche sich vom rosa Gestein der Stufen wohltuend abhob. Dann stand Margrit vor einer transparenten Tür, in welcher ein schönes Bild zweier perlmuttfarbener Drachen eingearbeitete worden war, die sich in einem heftigen Kampf zu befinden schienen. Die Augen dieser Reptilien waren glühend rote Klumpen aus seltsamen Material und die Mähnen an den langen, schlangenförmigen Hälsen wollig weiche Vogelfedern, die schon beim leisesten Windhauch hin und her wehten. Kaum war Margrit näher gekommen ließen die beiden Drachen beinahe spielerisch voneinander ab, die Tür halbierte sich, und je eine der unregelmäßig geformten Hälften zog sich leise rauschend in die samtenen Seitenwände zurück.
Aus den gut verborgenen Lautsprechern ertönte plötzlich überaus freundlich eine lieblich klingende, weibliche Stimme, dann die dunkle heisere Stimme eines Mannes, welche den Ankommenden in hajeptischer Sprache grüßte und viel Spaß in Zarakuma zu wünschen schien und danach leise einige Sehenswürdigkeiten aufzählte. Jetzt ertönte wohl die Nationalhymne der Hajeps, denn es war bekannt, dass die am schwersten für Menschenohren zu ertragen war. Margrit gelangte, sich die Ohren zuhaltend, in einen kleinen, in lila und blauen Farben gehaltenen, grottenförmigen Raum, der mit vielen bunt verzierten Spiegeln ausgestattet war.
„Hallo, Glucki!“ hörte sie Gesines helles Stimmchen endlich hinter einem der Vorhänge hervortönen, welche hier überall hinabhingen.
„Puh, wo sind wie denn hier gelandet?“ ächzte Margrit verdutzt.
„Och, hier sind nur die Toiletteräume für die vortrefflichen Gäste!“ Gesine kicherte. „Aber das tolle ist, Punsis dürfen fast überall mit rein, natürlich auch die Miftengufter, das sind solche komischen Krabbelviecher, die ständig Abfälle wegräumen. Außerdem saugen die andauernd Staub, weil die Hajeps einen regelrechten Reinigungstick haben.
Nun musste Margrit auch grinsen. „Was es so alles gibt!“ ächzte sie verdutzt.
Gesine kam weiß verschleiert mit einem derben grauen Kittel über dem Arm zu ihr. “Los, zieh jetzt den komischen Regenmantel aus und nimm das. Ich werde nämlich an deiner statt nach oben gehen und mit dir tauschen!“
„Warum? Außerdem, woher willst du wissen, ob der Asab mit seiner Gruppe da oben noch steht, wo ich ihn zuletzt zurück gelassen habe?“
„Weil Rekomp Jisfantura ihn immer noch aufhält und zwar solange, bis ich mit dir getauscht habe und zu ihnen gekommen bin.“
Margrit gehorchte, zog ihren Mantel aus, ächzte aber ungläubig: „Ich denke, sämtliche Hajeps wollten sich bei diesem Putschversuch heraushalten? “
„Macht er ja auch. Die Hajeps helfen nur indirekt, weißt du, fliegen uns zum Beispiel überall hin, öffnen uns Türen und Tore, versuchen die Feinde aufzuhalten, abzulenken. Kurz, sie versuchen es möglich zu machen, dass wir es schaffen!“ Sie war ziemlich aufgeregt und holte daher tief Atem. „Jisfantura hatte über einen Spitzel bei der Polizei erfahren, dass wohl einiges bei euch schief gelaufen ist. Der Asab ist nach einer überraschenden Attacke durch einen von euch wohl plötzlich skeptisch geworden, und da du nun mal die wichtigste Person bei dieser ganzen Sache bist, war es wohl doch richtig gut, dass ich da gewesen bin“, erklärte sie stolz, „denn jetzt kann ich mich an deiner statt untersuchen lasen, ich bin garantiert gesund.“
„Aber ... du trägst doch gar nicht meine Tanzkostüm?“
„Doch, denn stell dir vor ...Günther Arendt hatte zufälligerweise noch einmal das gleiche da!“
„Nein, welch ein Zufall!“ echote Margrit sarkastisch. “Und diese Klamotten hast du wohl bereits unter?“
„Richtig!“ jubelte Gesine begeistert und richtig abenteuerlustig geworden. „Du wirst dich als Punsi in Lakeme einschmuggeln, und dann treffen wir uns vor dem Haupteingang Lakemes und sind wir erst mal reingekommen, tauschen wir später dann wieder. Gute Idee, was?“
„Na ja“, ächzte Margrit skeptisch und zupfte sich dabei die Trowenkapuze ins Gesicht. „Deswegen sollte ich also diese schreckliche Blondhaarperücke tragen, um dir zu ähneln“, fügte Margrit knurrig hinzu. „Günther Arendt hat also fest mit dir gerechnet.“
„Hab ihn ja angebettelt! Der denkt an alles, sogar, falls etwas schief gehen sollte. Genial nicht?“ Gesines Augen leuchteten und Margrit nickte matt.
„Na ja“, setzte Gesine kleinlaut hinzu. „Weiß ja ... eigentlich sollte ich ihn nicht so loben, nach allem, was er dir angetan hat!“
„Erinnere mich bitte nicht mehr daran!“ wisperte Margrit, denn sie merkte, dass es schon wieder so komisch in ihren Eingeweiden rumorte.
„Du sollst das Geländer vom Portal des Haupteinganges von Lakeme putzen und derweil auf deine Lumantigruppe warten“, klärte Gesine Margrit einfach weiter auf. „Jisfantura wollte eigentlich dafür sorgen, dass ein gesinnungstreuer Asab die Menschen untersucht und nicht jener, der eigentlich dafür gedacht war. Er wird den Lumantis eine prächtige Gesundheit bescheinigen, auch wenn sie die nicht haben. Erscheinen wir aber trotzdem nicht innerhalb einer halben Stunde, statt dessen womöglich nur ich ganz alleine oder sogar keiner“, Gesine schluckte, denn nun war`s ihr doch ein bisschen bang ums Herz geworden, „dann musst du dich einfach alleine einschleichen und so schnell wie möglich versuchen, in den Festsaal zu kommen oder irgendwie zumindest Ata¬bulaka zu erreichen.“
„Der ist also wirklich der Wichtigste?“ wisperte Margrit.
„Der ist der Wichtigste!“ bestätigte Gesine und nickte eifrig. „Danach solltest du zu Oworlotep kommen.“
Margrit nickte und errötete bei diesem Gedanken, denn eigenartig erotische Bilder waren ihr vor Augen getreten, die sie aber sofort wieder wegklimperte.
„Munjafkurin ist es geglückt, drei Soldaten aus der Eliteeinheit zu bestechen“, berichtete Gesine jetzt weiter, „und an deren Stelle gemeinsam mit seinen Kameraden vor dem zweiten Tor Wache zu schieben. He, Munjafkurins vertrautes Gesicht zu erspähen dürfte dich doch ziemlich stärken, nicht wahr?“ Gesines Augen leuchteten bei dem Versuch Margrit zu ermuntern. „Nicht immer so traurig sein, Glucki! Verdammt, ich dachte, dass dir diese Art Überraschung gefallen würde, die Tatsache, dass du nicht ganz alleine auf dich gestellt bist.“
„Ich hätte es auch alleine geschafft“, erklärte Margrit trotzig und entzog ihr Gesicht Gesines tätschelnden Händen.
„He, he, du tatest mir nur so leid und da dachte ich ...“
Margrit nahm Gesine tröstend in die Arme. „Ich weiß ja, wie gut du es mit mir meinst!“ sagte sie. „Lebe wohl Gesinchen und halte dich wacker!“ Und dann trennten sie sich endlich schweren Herzens.

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Viele Leute waren bisher an ihr vorbei gekommen, hatten die Punsi mit einem missbilligenden Blick gemustert, weil diese trotz der enormen Breite der Stufen ein bisschen im Wege war. Auch wer noch des Nachts zu tun hatte und bei diesem großen Fest dabei sein musste um dort mitzuhelfen, hatte ihr einen genervten Blick zugeworfen.
Margrit war inzwischen über dem vielen Warten langweilig geworden und so lief sie schließlich die Stufen hinab. Sie hörte dabei wieder jene schrille, typisch hajeptische Musik, die ihr über den großen Platz entgegenwehte und dachte mit Bangen daran, dass sie bald vor den Jastra in schlüpfriger Bekleidung zu tanzen hatte.
Da entdeckte sie zu ihrer Überraschung Martin, der ihr als Punsi verkleidet von unten entgegen kam und den sie nur deswegen erkannt hatte, weil dieser einen kurzen Blick hinauf zu den prächtigen Türmen Lakemes gewagt und sich deshalb die Kapuze ein wenig aus dem Gesicht gezupft hatte.
„Nanu, du auch hier?“ wisperte sie froh und stellte sich ihm in den Weg
Die schreckliche außerirdische Musik war eine wenig leiser geworden, doch immer noch dröhnten die Töne seltsam unrhythmisch und abgehackt zu ihnen hinüber. Zunächst war er erschrocken vor Margrit zurück gefahren, dann aber nickte er erleichtert. „Leider bin ich recht unfreiwillig gerade hier, Margrit.“ Er nagte an der Unterlippe. „Denn die technische Zentrale Xolos befindet sich mitten in Lakeme und zwar im Inneren dieses Berges und nicht, wie Munjafkurin und Warabaku gedacht hatten, hinten in einem kleinen Anbau des Palastes!“ Er schüttelt nun verärgert und fassungslos darüber den Kopf. „Schöne Scheiße, das alles, sage ich dir! Selbst die Hajeps scheinen sich in ihrem eigenen Reich nicht auszukennen!“
„Ach, das ist also euer Auftrag?“ echote Margrit erschrocken. „Da haben wir Menschen uns ja einiges auf unsere schmalen Schultern gepackt!“
„Tja, wie heißt es doch so schön, jetzt oder nie!“ wisperte Martin augenzwinkernd. “Wir haben keine andere Chance, Margrit!“
„Und der Chef, der sich all das ausgedacht hat ...“
„Es ist aber ein genialer Plan, Margrit, das musst du schon zugeben!“
„... ist natürlich selbst nicht dabei!“ vollendete Margrit einfach trotzdem ihren Satz
„Ich denke doch ... aber es weiß keiner vom anderen und das ist auch richtig!“
„Und nun musst du wohl hier durch diesen schwerbewachten Haupteingang?“
„Nicht nur ich, auch Chan-Jao, George und Paul.“ Er schaute dabei suchend umher. „Die Drei sollten sich eigentlich unten an dieser komischen Anlegestelle befinden, aber die kommen und kommen nicht! Und da habe ich gedacht, läufst mal hoch, vielleicht sind sie schon drin und warten nur!“
„Chan-Jao und“, Margrit schluckte und Tränen traten ihr dabei in die Augen. „Paul und George!“ sagte sie sehr langsam. „Also ist George wirklich mitgekommen, hat sein Wort gehalten, und sogar Paul, wo der sonst immer so vorsichtig ist. Also ich bin ...“ sie hatte große Mühe die Tränen zurück zu halten, „... zutiefst gerührt. Ich ... hm ... aber eigentlich ist das doch völlig sinnlos, denn wirklich retten kann man mich dadurch nicht!“
„Aber die Menschheit Margrit! Ist dir das denn gar nicht wichtig?“
„Doch!“ sagte sie kleinlaut. „Aber mir scheint, ich habe so gar keinen heroischen Charakter!“
„Kommt vielleicht noch“, versuchte sie Martin zu trösten. „Warte nur ab ... wenn du erst mal mitten in Lakeme bist, sieht vielleicht alles ganz anders aus!“
„Hm ... und George und Paul ...“ sie hielt abermals den Atem an, weil sie bei der Erwähnung dieser Namen schon wieder Tränen wegzwinkern musste. „Kommen plötzlich nicht? Dann geht`s dir wohl so wie mir!“
Die beiden gingen dabei die restlichen Stufen gemeinsam hinab. “Meine tolle Tänzergruppe erscheint auch nicht mehr...“
Sie schauten an den vielen Leuten vorbei, welche die zwei Punsis kaum beachteten, nach Südosten zum herrlichen See. Dort war inzwischen ebenfalls eine andere, jedoch ebenso laute Musik und fröhliche Stimmen zu hören. Margrit machte einen langen Hals und entdeckte am farnreichen Ufer Offiziere, die von einer eifrigen Dienerschaft mit allerlei Naschereien und Getränken verwöhnt wurde. Die hohen Herren flirteten mit schön gewandeten Hajepas, indem sie nach den Armen dieser Mädchen haschten, die sie ihnen immer wieder flink entzogen. Das war der Augenblick, wo Margrit zum ersten Male Hajepas auffielen. Die meisten hatten kinnlanges, in viele kleine Zöpfe geflochtenes, dunkelblaues Haar, trugen es so dicht und wild wie eine Löwenmähne.
Je höher die Kaste war, um so länger waren auch hier die buschigen Haare und mit allerlei Schmuck und Tand verziert. Außerdem trugen diese Mädchen kurze, bauchfreie Westen und knöchellange, leicht transparente Pumphosen. Verschieden klingende Schellen und Glöckchen, auch an den Spitzen ihrer schnabelartigen Schuhe, klirrten bei jedem Schritt, wohl um die jungen Männer auf sich aufmerksam zu machen.
Unter den Westen schienen sie fast nackt zu sein, doch über den Pumphosen trugen sie noch bodenlange, bis zur Hüfte geschlitzte Röcke. Die Hüften zierten breite Gürtel mit sehr breiten Schnallen, in denen Waffen verborgen zu sein schienen. Die Mädchen hatten heisere, ein wenig quietschige Stimmen und sie kreischten oft, wohl um den Offizieren dadurch Freude zu bereiten. Jetzt jagte gerade einer von den Männern einer Hajepa hinterher, die geschmeidig wie eine Raubkatze ihm einfach davonsprang, mitten in das kleine Palmenwäldchen hinunter zum Ufer. Hinter einem der geschuppten Bäume wartete sie schließlich auf ihn, ihm aus goldumrandeten Augen wilde Blicke zuwerfend.
„Und wo sind nun Chan, Paul und George?“ fragte sich Martin, der dicht neben Margrit stand, wieder hoffnungslos.
Margrit zuckte mit den Schultern. „So sieht `s dann wohl aus, wenn einer vom anderen keine Ahnung haben soll. Und Handys benutzen dürft ihr nicht? “ Margrit blickte dabei zur linken Seite des Ufers, wo es breite Podeste mitten im Wasser zwischen all dem Schilf gab, auf denen gemütliche stuhl- und bankähnliche Gebilde zu sehen waren. Auch hier saßen Hajeps an kleinen Tischen und ließen sich von flinken, zwergwüchsigen Kirtifen und Senizen bedienen, während Trowes und Chilkis den Müll wegräumten.
„Auf keinen Fall!“ knurrte Martin. „Hajeps könnten unsere Funksprüche hören!“
„Aber wie soll`s dann weiter gehen? Es kann immer irgendetwas Unvorhersehbares dazwischen kommen und was dann?“
„Für einen solchen Fall haben wir einen Treffpunkt vereinbart, wo wir uns von neuem formieren können!“
„Okay, hab schon verstanden. Aber jetzt schau mal vorsichtig hoch!“ Margrit hatte nämlich in den Zweigen direkt über sich einen derart wundersamen, etwa huhngroßen Vogel entdeckt, dass sie Martin unbedingt darauf aufmerksam machen musste. Sie stupste ihn mit dem Ellenbogen in die Seite. „Hat der tatsächlich vier Flügel oder täusche ich mich?“ tuschelte sie ihm aufgeregt zu.
Er schaute ebenfalls empor und grinste ungläubig. „Mal sehen“, wisperte er und klatschte kurz in die Hände.
Erschrocken hüpfte der Vogel hoch, flatterte kurz, dann segelte er los und deshalb konnte man ihn recht gut betrachten. Er hatte herrliche lange und bunte Federn nicht nur an den recht kahlen Armen, auch an den Hinterbeinen, und schon landete er im nächsten Baum.
„Schade, weg ist er“, seufzte Martin.
„Das ist unglaublich ... einfach unglaublich!“ stieß Margrit kopfschüttelnd hervor
„Beruhige dich!“ Martin legte die Hand auf ihren Arm. „Schau lieber zum kleinen Hafen ... siehst du diesen verrückten Senizen, der mit dem orangefarbenen Schleier jetzt in unsere Richtung wedelt?“
„Senizen?“ echote Margrit verdutzt. „He, wie sehen denn Senizen aus? Ich kann sie so schwer von diesen ebenfalls reichlich schrill gekleideten Hajepas unterscheiden.“
„Na, aber der da ... der wackelt doch ganz besonders wollüstig mit den Hüften. Ist wohl schon seit einem ganzen Weilchen in dieser senizischen Tanzgruppe der arme Kerl!“ Martin seufzte voller Mitleid. “Einer der echten Senizen, die uns begleiten sollten, muss ihn dazu überredet haben ... aber weshalb?“
„Oh Mann, Martin, und wie kriegen wir ihn von dort weg?“
„Los, wir gehen einfach zu ihm hinunter und fragen was passiert ist.“
Doch Margrit hielt ihn am Ärmel fest. „He, haben wir überhaupt noch Zeit dazu?“
Er schaute zur Uhr, die er unter seinem Kittel hervor geholt hatte, dann blickte er sich nach dem Palast um.
„Du wohl nicht.“ Er wies mit dem Finger Richtung Lakeme. „Siehst du, da kommen deine Menschen, laufen gerade die Treppe zum Haupteingang hinauf. Du musst spurten, wenn du das noch schaffen willst, Margrit.“
„Und ihr?“ keuchte sie aufgeregt.
„Wir sind vielleicht schneller in Lakeme als du, wenn du noch so lange weiter fragst!“ erklärte er grinsend und schon lief er im typischen Watschelgang der Trowes den Hügel zum Hafen hinunter, wo die Senizen noch immer eifrig am Tanzen waren.
 

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Korrekturvorschläge:

Das Licht der Hajeps II - Zarakuma - Kap. 21
Veröffentlicht von Doska am 09. 08. 2006 19:20
Kapitel 21

Etwa um zweiundzwanzig Uhr wartete eine kleine Schar in Regenmäntel gekleideter oder mit Schirmen bewaffneter junger Menschen vor Ranof, dem großen Haupttor Zarakumas. Es donnerte und blitzte inzwischen am nachtschwarzen Himmel und der heftige Regen ließ das hell erleuchtete Wohngebiet so erscheinen, als würde es von einem zarten Tuch aus Silberfäden umweht.
Schließlich, eine geschlagene Stunde später, tauchte ein Asab mit lang(getrennt)gelocktem, verfilztem Haar und in bodenlangem Mantel auf, begleitet von zwei Howanen, einem Chasbulak, fünf Sajanen,(kein Komma) und acht Jimaros und begutachteten die Menschen mit einer ziemlich gelangweilten Miene.
Er und seine Leute sahen etwas eigenartig aus, da sie von einem flirrenden, [red] weißlichem [/red] (weißlichen) Licht umgeben waren, das wie eine dünne, transparente Hautschicht um ihre Körper schwebte. Dieser Glanz schien aus winzigen Partikelchen zu bestehen, welche ständig in Bewegung waren und auf diese Weise den Regen abprallen ließen.
Günter Arendt hielt noch eine kurze, feierliche Rede in deutscher Sprache, gemischt mit einigen hajeptischen Worten. George schützte sein Oberhaupt derweil vor Regen und Wind mit einem großen Schirm und der Chasbulak des Asabs, welcher zum Zeichen seines Berufsstandes das ca. zwei Zentimeter kurze Haar schneckenförmig in der Mitte seines Kopfes rasiert hatte, übersetzte Günthers Ansprache dem Asab flüchtig.
Trotz Angst und Verzweiflung, vielleicht auch unbewusst(Komma) um sich von ihrer Lage abzulenken, wurde Margrit neugierig auf Zarakuma. Der Park um dieses riesige Wohngebiet herum war so schön gewesen. Wie mochte es dann wohl erst im Inneren dieser vielen Mauern ausschauen? Sie fragte sich, auf welche Weise die außerirdischen Häuser wohl gebaut worden waren, denn noch keines Menschen Fuß war weiter gekommen als bis zum ersten Innenhof Zarakumas. Wie prächtig mochte wohl solch ein höchst moderner Palast mitsamt seiner Technik ausgestattet sein? Mit den sanft angestrahlten Zinnen, Türmen und Brücken,(kein Komma) machte Doska Jigon jedenfalls wieder mal seinem Namen alle Ehre.
Als Günther Arendt geendet und sich gemeinsam mit Erkan, Mike, George, Paul, [red] Chan-Jao [/red] (Zhan-Shao) und Martin vor dem Asab respektvoll verneigt hatte, wäre eigentlich der Asab an der Reihe gewesen, einige Worte an Günther zu richten. Doch dieser hatte nur hochnäsig als Erwiderung irgendetwas Unverständliches vor sich hin gemurmelt und dann seinen Howanen ungeduldig zugenickt. Dass die Hajeps nun über die Loteken gesiegt hatten, mochte sie wohl noch überheblicher gemacht haben(Komma) als sie es ohnehin schon gewesen waren.
Daraufhin schraubte jeder der Howane ein quadratisches, ziemlich flaches und etwa handgroßes Gerät von seinem Gürtel. Einer der Sajanen, [blue] deren Haare nur etwa einen Zentimeter lang und in die kahle Streifen quer über den Schädel rasiert waren[/blue] (in deren nur einen Zentimeter lange Haare kahle Streifen quer über den Schädel rasiert waren), trieb die verunsicherten jungen Menschen jeweils zu einer Zehnergruppe zusammen und die beiden Howane begannen mit ausdruckslosen Mienen, die Geräte dicht über den Regenmänteln der mehr oder weniger verängstigten Lumantis kreisen zu lassen.
Margrit war ganz überrascht, dass die Untersuchung auf solch eine ungenaue Art und Weise stattfand, denn die Howane benutzten ein Gerät, welches auffallende Ähnlichkeiten mit jenem hatte, welches Oworlotep damals bei Margrit[blue] eingesetzt hatte[/blue] (einsetzte) . Warum brauchte sich niemand der Lumantis auszuziehen? Entweder war das plötzlich nicht mehr nötig oder diese wirklich reichlich blasierten Hajeps waren inzwischen recht leichtsinnig geworden.
Schnell und flüchtig war diese Sache beendigt. Man nickte dem Asab zu, als Zeichen, dass man nichts Besonderes gefunden hätte und der Asab wendete sich ohne Abschiedgruß um, wohl weil er sich endlich nach Zarakuma zurück begeben wollte. Die beiden Howane machten ebenfalls grußlos auf dem Absatz kehrt. Verstört wendeten sich die zwanzig jungen Menschen deshalb nach ihnen um.
Auch Günther Arendt schaute [blue] deshalb [/blue] (überflüssig) etwas verdattert drein, doch dann hielten einige der acht Jimaros in gebrochenem Deutsch den kleinen Trupp Menschen dazu an, dem Asab schleunigst zu folgen, und so machten Günther Arendt und seine Männer schließlich auch Anstalten, zu den bereitstehenden Jambos zu laufen, um nach Hause zu fahren.
In diesem Moment kamen Margrit schon wieder die Tränen. Sie blieb einfach stehen, schaute ihren Freunden hinterher und folgte nicht dem Asab wie die anderen. Aber als die ersten kleinen Rinnsale ihre Wangen hinab krochen, dachte sie an das Make-up, welches ihr Rita ziemlich dick aufgetragen hatte, um die roten Stellen und Blutergüsse, die sie noch immer im Gesicht hatte, zu übertünchen und riss sich zusammen.
George hatte jedoch Margrits Tränen gesehen. Er kehrte um, weil er sie in seine Arme nehmen, noch ein letztes Mal an sich drücken wollte, um sich von ihr zu verabschieden und sie lächelte dankbar(Komma) als dies geschah. Er kämpfte ebenfalls mit den Tränen, als er ihr zuwisperte: „Ich kann es nicht fassen, Margrit, dass man dir das alles antun konnte!“
Da war es mit der Beherrschung beider vollends vorbei. Mit zuckenden Schultern schluchzten sie ihre ganze Hilflosigkeit aus sich[blue] hinaus[/blue] (heraus).
„George!“(Komma) fauchte deshalb Günther Arendt. „Wie kannst du nur!“
Doch bis auf Mike war niemand seiner Meinung, alle hatten Tränen in den Augen.
Den Asab schien das kaum zu stören. Er wendete sich nur nach der [blue] komischen [/blue] (auffälligen) Lumanti um und sein blasierter Gesichtsausdruck veränderte sich insofern, als dass er seine mit goldenen, kleinen Pünktchen umrandeten Augenbrauen ein wenig hob.
George gehorchte Günther Arendt nur sehr unwillig, er drückte Margrit sogar noch einmal heftig an sich und flüsterte ihr ins Ohr. „Nicht nur Gesine wird nach Zarakuma kommen, ich auch!“
„Nein,(kein Komma)“(Komma) krächzte Margrit mit belegter Stimme. „Tu`s nicht, George. Es genügt ...“, sie schluckte lieber den letzten Teil des Satzes hinunter. ´...wenn zwanzig Lumantis sterben!´ hatte sie sagen wollen.
Schon war er umgekehrt, lief stürmischen Schrittes zurück zu Günther Arendt, der bereits kopfschüttelnd gemeinsam mit den anderen in den Jambos sitzend auf ihn wartete.
„Amar lumanti? Kir pin to ti? Selari ...hm ... Frau, jelso ... komm!“(Komma) ermunterte sie nun jener Diener, welchen der Asab nun doch zu Margrit geschickt hatte.
Sie nickte und zupfte sich den weißen Schleier unter ihrer Kapuze zurecht, den Günther Arendt ihr gegeben hatte, damit sie die übrigen Verletzungen besser überdecken konnte und dann folgte sie dem Sajan gehorsam, der sehr eilig voran schritt(Komma) um den Asab einzuholen.
Als sie sich wieder in ihrer Gruppe befand, musterte sie nochmals all diese Gesichter. Diese Menschen hier waren wirklich wunderschön, also hatte sich Günther Arendt [blue] wirklich [/blue] (überflüssig und gerade eben verwendet) sehr große Mühe mit der Auswahl gegeben, und glücklicherweise wirkte keiner von ihnen traurig. Also musste Günther Arendt ihnen sehr schöne Märchen erzählt haben. Gott sein Dank war niemand unter ihnen, welcher Margrit bekannt erschien. Eines Teils beruhigte sie das, denn so war wenigstens kein Freund dabei, welchen dann das gleiche grässliche Schicksal hätte ereilen müssen, anderen Teils war es schon merkwürdig(Komma) mit völlig fremden Leuten den schwersten Gang seines Lebens zu machen.
Während die kleine Gruppe also gehorsam und willig wie eine Herde Schafe dem Asab und seiner Meute weiterhin folgte, kam sie an vielen kostbaren Fortbewegungsmitteln aller Arten vorbei, welche in dem gewaltigen Vorhof Zarakumas wohl wegen des großen Festes nicht mehr Platz hatten finden können und daher im Laufe der letzten Tage einfach vor Ranof geparkt worden waren.
Diese wurden entweder von winzigen grauhäutigen Chilkis oder von den beinlosen Iskunen, die sich auf acht kleinen Rollen bewegten, bewacht. Und immer noch kamen kostbar gekleidete, jedoch auch ziemlich skurril ausschauende Gäste hinzu, schien der Besucherstrom nicht abreißen zu wollen. Die Gäste zeigten sich über die Menschengruppe, die, [blue] dabei [/blue] (überflüssig) Schirme in den Händen haltend, an ihnen vorbei lief, nur wenig erstaunt, ja, die meisten von ihnen würdigten sie sogar keines Blickes.
Margrit hatte sich nach den Jambos umdrehen, ihnen ein letztes Mal hinterher winken wollen, denn das ihr inzwischen sehr vertraute Getöse hatte ihr angezeigt, dass die Jambos erst jetzt losfuhren, aber der Sajan, welcher die ganze Zeit neben ihr herlief, klopfte ihr mit einem kleinen, silbernem Stäbchen auf die Schulter. „Denda, selari ... deiner Auginn nach vorrrne!“(Komma) gemahnte er sie. Margrit schaute ihm zornig ins Gesicht. Dieser arrogante und reichlich komisch [red] rasiere [/red] (rasierte) Affe gönnte ihr noch nicht mal einen letzten Blick!
Nun ging es, gemeinschaftlich mit den vielen Gästen, durch das Tor hindurch. Margrits Herz begann schneller zu schlagen, während sie einen langen Hals machte, um an dem stattlichen Kerl vorbei zu schauen, welcher vor ihr, mit einem bunten Schirm bewaffnet, einher schritt. Würde dieser Innenhof es mit der Schönheit des Parks von außen aufnehmen können?
Margrit lüftete die zarte Kapuze ein wenig, schob den Schleier doch zurück, einfach, weil sie sich dann besser umschauen konnte. Hier waren auch Parkplätze und sonderbare Gebilde beleuchteten sie, faustgroße, verschiedenartig geformte und anscheinend weiche, glühende Stückchen, welche in Baumhöhe leise fiepend über den Wegen und Plätzen schwebten. Dazwischen wuchsen üppige, buschähnliche Bäume mit dünnen, pelzig weißen Stämmen, deren breite, leicht abgeflachte, blumenkohlähnliche Baumkrönchen die Fortbewegungsmittel der Hajeps manchmal fast völlig versteckten.
Reptilienartige, grellbunte Vögel auf langen, zarten Beinen staksten völlig frei über die mit herrlichen Mosaiken verzierten Steinplatten des Bodens. Es gab hier auch Bäume, welche leicht transparente, faltige Stämme besaßen, an deren Zweigen etwa handgroße, nierenartige Gebilde wuchsen, die mit einer roten, seidig glänzenden Schicht überzogen waren(Komma) aus welcher zarte, tentakelartige Stachelchen herausragten, die ständig in Bewegung zu sein schienen. Munjafkurin hatte Margrit gestern unter anderem erklärt, dass diese merkwürdigen Pflanzen deswegen vermehrt in der Nähe von Parkplätzen wuchsen, weil sie die Abgase der außerirdischen Fortbewegungsmittel filtern sollten.
Überall plätscherten kleinere und größere Rinnsale hinab. Es schossen aber auch ganz gewöhnliche, bunt beleuchtete Wasserfontänen in die Höhe und [blue] die ganzen [/blue] (alle die ganzen suggeriert, dass es auch halbe gibt) Wege und Plätze waren mit lebensechten Skulpturen aus unterschiedlichstem Gestein geschmückt, welche wohl von der ruhmreichen Geschichte der Hajeps erzählten. Mehrere Brunnen und Brünnlein zeigten Statuen jener oft sonderbaren Bewohner fremder Planeten, welche bereits von Hajeps unterworfen worden waren und luden die Gäste zum [red] inne halten und schauen [/red] (Innehalten und Schauen) ein.
Die in schöne Uniformen gekleideten Jimaros erteilten entweder Auskünfte oder säumten als prächtige Garde den Weg, der zum nächsten festlich geschmückten Tor führte.
Doch diesen schlug der Asab mit seinen Leuten nicht ein. Er lief plötzlich zu [red] einen [/red] (einem) mit rautenförmigen Gewächsen und dichtem Moos überwucherten Hügel, blieb knapp drei Meter von diesem entfernt stehen und drehte [blue] dabei [/blue] (überflüssig) an einem seiner Ringe, welche er an seinen Fingern trug. Da öffnete sich der vordere Teil des kleinen Hügels, ein wenig Erde und Moos fiel dabei hinab, Licht ging wild flirrend im Inneren jenes Hügels an und Margrit sah, dass dies wohl ein unterirdisches Parkhaus mit ziemlich weichen, beweglichen Wänden sein musste. Es summte von unten und dann sauste etwas Großes, Ovales und silbern Schimmerndes plötzlich zu ihnen die Auffahrt hoch.
Es war ein wunderschönes, flugzeugähnliches Fortbewegungsmittel, für etwa vierzig Mann gedacht, welches nun nur wenige Meter von ihnen entfernt zum Stehen gekommen war.
„Dos ... oawiri a!“(Komma) befahl der Howan und machte [blue] dabei [/blue] (überflüssig) eine stolze Handbewegung in Richtung dieses stromlinienförmigen Flugschiffes.

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Es war erstaunlich, um nicht zu sagen herrlich, sich plötzlich aus der Vogelperspektive über dem ersten Ring Zarakumas zu befinden. Elegant hatte sich der Ponsai mit ihnen in die schwarze Nacht erhoben. Er segelte nun recht langsam dahin und Margrit saß wirklich sehr bequem in ihrem moosgrünen Sessel. Seit Oworloteps[red] letzten[/red] (letztem) , ziemlich irrem Flug hatte sie komischerweise überhaupt keine Angst mehr vor großen Höhen.
Rasch waren sie über die länglichen, ovalen und leicht schräg liegenden Wohnblöcke der untersten Kaste, der Kutmats, und jener halbkugelförmigen Wohnungen der einfachen Jimaros geflattert, welche direkt hinter den Parkplätzen aus einer sonderbaren, vermutlich weichen Masse gebaut worden waren, denn diese schien sich in einem gewissen Rhythmus zu dehnen und dann wieder zusammen zu ziehen.
Schon hatten sie auch das zweite festlich geschmückte Tor hinter sich gelassen, und Margrit hatte sich dabei gefragt, wie viele Mauern Zarakuma eigentlich wirklich besaß, denn die Menschen waren sich bisher uneins darüber gewesen. Margrit (hatte) etwas von dreien, manchmal aber sogar von fünf Mauern gehört, welche die einzelnen Kasten voneinander trennten. Die unterste Kaste lebte im ersten Ring, würde bei einem Überfall sozusagen als Kanonenfutter dienen.
Dieser zweite Hof war nun das regelrechte Gegenteil vom ersten, denn nirgendwo sah man Parkplätze. Es gab hier eigentlich nichts Kahles, denn überall wucherten tropisch anmutende Pflanzen, schlängelten sich kakteenähnliche Gewächse an mächtigen, palmenartigen Bäumen empor und zwischen deren breiten, grellfarbenen Blättern segelten wieder jene kleinen, weichen Steine, welche die Umgebung zart beleuchteten. Viele größere Quellen sprudelten mitten in dieser üppigen Pflanzenwelt und dazwischen konnte man austernartige, wohl aus verschiedenen Metallen bestehende,(kein Komma) Gebilde entdecken, in deren halbmondförmigen Fenstern sich oft [red] kuriosen [/red] (kuriose) Beleuchtungen erkennen ließen.
Die Wege in diesem dschungelartigen Hof waren schmal und führten in weichen Schlangenlinien zum nächsten Tor. Langbeinige, fuchsähnliche Tiere huschten unter Margrits Flugschiff plötzlich dahin, flüchteten ins nächste Gebüsch. Kleine, langschwänzige Echsen stoben ebenso erschreckt auf, um sich doch bald wieder in den riesigen Blättern der Bäume zu verbergen. Margrit konnte nun auch von hier oben erkennen, dass vor dem dritten Tor gleichfalls Jimaros standen. Ihre Uniformen schienen jedoch eine andere Farbe zu haben als jene der Soldaten vom zweiten Vorhof.
Kaum hatte der Ponsai auch das dritte Tor hinter sich gelassen, hielt Margrit überrascht den Atem an, denn das, was sich ihr nun bot, verwunderte sie ein wenig. Der dunkle, bewölkte Himmel gab den [blue] Anblick [/blue] (Blick) auf eine hügelige, genial angelegte Parklandschaft frei, die sich unter ihnen ausdehnte, lediglich von der zarten Sichel des Mondes beleuchtet. Eingebettet in dieses paradiesähnliche Landschaftsbild entdeckte Margrit kleine Gruppen sechseckiger und unterschiedlich hoher Wohntürme, welche ebenfalls hell erleuchtet waren und mehrere, von bunten Pflanzen überwachsene, tunnelähnliche Gebäude, welche wie Wellenkämme aus den Wiesen zu ragen schienen. Ebenso an den vielen Lichtern recht gut von hier oben aus zu erkennen waren metallisch schimmernde Trichtertürme in den Wäldern, die wohl die mächtigsten Gebäudekomplexe hier in dieser Umgebung waren.
Welche Kasten durften hier leben? Schließlich zeigten sich herrliche, gepflegte Alleen(Komma) über welche Margrit die vielen Gäste Richtung Zentrum wandern sehen konnte. Eigenwillig krumme Bäume säumten jene Promenaden und über den schilfreichen, silbern schimmernden Seen segelten, wohl ebenfalls mit Gästen beladende, Ponsais und auch kleinere Gleiter.
Plötzlich orgelte eine grässlich zerhackte, technische Musik aus den Lautsprechern des Flugschiffes, welche derart unmelodiös und fern jeder Rhythmik war, dass auch die anderen Lumantis, die genau wie Margrit eben noch relativ ruhig und entspannt in den Sesseln oder Sofas alles von hier oben aus betrachtet hatten, vor Schreck zusammen gezuckt waren, denn diese Klänge spiegelten im Gegensatz zu der wunderschönen Welt, die sich unter ihnen zeigte, keineswegs etwas paradiesisches wider, sondern eher das Gegenteil davon.
Der Pilot, welcher allerdings diesen Ponsai kaum steuerte, da der einen Ninniti besaß, zeigte sich von dieser Musik derart begeistert, dass er ebenso unrhythmisch dazu im Takt mit dem Kopf wackeln musste, während er sich gleichzeitig mit dem Asab unterhielt.
Je weiter sie flogen(Komma) umso näher rückte ihnen jetzt ein wahrer Koloss von Berg. Margrit hatte noch nie etwas von Bergen in Zarakuma gehört und deshalb wunderte sie sich doch ein bisschen darüber. Schließlich aber erkannte sie, dass dieses mächtige Gebilde wohl eher eine gewaltige Terrassenstadt zu sein schien. Diese war so geschickt angelegt worden, dass sie kaum den besonderen Charakter der Parklandschaft beeinträchtigte. Wunderschöne Gärten führten geradewegs empor zu einem prächtigen, [red] tempelartigem [/red] (tempelartigen) Turm, bestehend aus viel transparentem Material und neun Säulen - ein Heiligtum etwa oder gar schon Lakeme? Eine fast tödliche Ruhe schien über diesem Wohnberg wie eine dicke, undurchdringliche Decke,(kein Komma) zu liegen. Hatte Margrit sonst immer einige Gäste oder Bewohner Zarakumas dort unten wandern sehen, so schien hier niemand zu sein. Nichts regte sich in den herrlichen Gärten, war in den hell erleuchteten Fenstern zu sehen. Weder weitere Ponsais noch Lais oder Molkats segelten über diesem Gebiet.
Das musste ´Jink ba rina´, die Stadt ohne Namen sein, die größte Stadt Zarakumas. Sie schien ein Geheimnis zu bergen, von dem wohl hier jeder Hajep wusste, dieses Thema aber möglichst zu meiden suchte, indem er diese Stadt einfach mied. Margrit entdeckte nun, dass sich unablässig weißer Rauch in den schwarzen Himmel kringelte. Er kroch aus dem tempelartigen Gebilde hervor wie ein unheimlicher Nebelgeist.
Verdammt, was passierte denn hier? Margrit merkte, wie ihr Herz bei diesem Gedanken plötzlich schneller zu schlagen begann, und dann blickte sie verwundert auf die eben noch so stolzen Hajeps, welche mit ihr in diesem gemütlichen Ponsai durch die Nacht segelten, denn die erschienen ihr jetzt alles andere als überheblich zu sein. Sie hatten die Musik, während sie dicht über Jink ba rina einher flatterten, geradezu ohrenbetäubend laut gestellt und wippten dazu, halb in Trance versunken, auf ihren Zehen, schaukelten sich auf solch eine nervöse Art und Weise hin und her, dass einem [red] Angst [/red] (angst) und bange werden konnte. Dazu warfen sie ihre Köpfe von einer Seite zur anderen.
„Zai ... zaiii?“(Komma) ächzten sie dabei in reichlich skeptischer Tonlage. „Zaiiiiiiiih?“ und ihre Gesichter schienen eine wesentlich hellere, ja fast graue Hautfarbe bekommen zu haben. Ein Anflug von Mitleid kroch deshalb in Margrits Herz, denn sie ahnte, dass es die Hajeps wohl sehr große Überwindung kostete, sich so dicht über dieser Stadt zu befinden. Nur der Not gehorchend, weil sie sonst wohl zu spät gekommen wären, hatten sie diese Abkürzung gewählt.
Doch einer der zwanzig Menschen, ein junger Mann mit gelocktem, [red] dunklen [/red] (dunklem) Haar und schönen, rehbraunen Augen, war plötzlich auf gesprungen. Hatte ihn das absonderliche Verhalten der Hajeps erschreckt oder hatte er in diesem Moment die Feinde als völlig hilflos empfunden? Jedenfalls packte er den überraschten Asab plötzlich, hielt diesem sein Messer, welches er wohl die ganze Zeit irgendwo an seinem Körper versteckt getragen hatte, an die Kehle und rief dabei laut: „Ihr kehrt wieder um(Komma) ihr entsetzlichen Biester ... ihr Ungeheuer ... urwin! Kapiert?“
Nicht nur die Hajeps schauten deshalb verdattert drein, auch die übrigen Menschen waren etwas irritiert, denn sie sahen eigentlich keine besondere Veranlassung, den Feind in diesem Moment anzugreifen.
„Urwin!“(Komma) wiederholte der Bursche noch einmal, allerdings etwas leiser, da ihm niemand aus der Menschengruppe helfen zu wollen schien. Margrit überlegte, was sollte sie tun?

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„Ich weiß nicht“, wisperte George leise Martin zu, als sich die beiden weißen, zart geschnitzten Flügel des vierten Tores endlich hinter ihnen geschlossen hatten, „ob sie uns nicht doch erkennen werden?“ George blickte zurück. Auf dem mit vielen kleinen Türmchen verzierten Wehrgang der Mauer hatte er nämlich gleich drei Männer in weiten Umhängen und geschorenem Haar, lediglich ein dünner Fransenponni zierte deren Schädel, neugierig auf die vielen Gäste hinunter schauen sehen.
Doch die drei Polizisten dort oben grüßten nur jemanden aus einer höheren Kaste, den sie inmitten der Menge entdeckt hatten, mit gekreuzten Armen und vielen ehrerbietigen Verneigungen, doch derjenige quittierte diesen Gruß lediglich mit einem flüchtigen und irgendwie genervten Kopfnicken.
„Ha, erst mit großartigem Gebrüll bei dieser gefährlichen Mission mitmachen wollen und dann plötzlich Muffensausen bekommen. Daaas haben wir gerne!“(Komma) brummte Martin recht verärgert, als sie sich ein gutes Stück von dem Tor entfernt hatten. Doch plötzlich zuckte er auch zusammen, denn nur wenige Meter von George, Martin, Paul und Gesine entfernt rauschten gleich drei Lais und zwei Molkats über Gras, Buschwerk und Bäume.
„Donnerwetter(Komma) haben die ein Tempo drauf!“(Komma) murmelte er überrascht und Paul(Komma) der sich ebenso erschreckt hatte, nickte ihm zu.
„He, bald haben wir es ja geschafft!“(Komma) versuchte Gesine aufgeregt ihre drei Kameraden zu trösten. Vergeblich hatten sich die Männer vorhin bemüht, das Mädchen zu überreden, doch lieber daheim zu bleiben, und jetzt schämten sie sich immer noch ein bisschen.
Die vier Lumantis trugen Trowenkleidung. Das war Munjafkurins Idee gewesen, da Trowenkittel stets mit einer Kapuze versehen waren, die man fast vollständig über Augen und Nase ziehen konnte. Trowes verhüllten ihre klobigen Gesichter sehr häufig und sollten das sogar, da die höheren Kasten im allgemeinen Abscheu und Ekel vor diesen grobschlächtigen Wesen empfanden. Trowes wurden innerhalb Zarakumas nicht nur für den Bau genutzt. Man brauchte diese stämmigen, kurzbeinigen Wesen auch als Punsis, Gebäudereiniger. Mit ihren muskelbepackten Armen verstanden es Trowes, geschickt die Wände der oft prächtigen Bauten empor zu klettern, denn die kostbaren, verschnörkelten Ornamente, welche sich an und in fast allen Gebäuden befanden, brauchten eine spezielle Pflege, die nicht von Maschinen bewerkstelligt werden konnte. Da die Trowes auch ansonsten den Hajeps mit ihren gewaltigen Kräften überall nutzen konnten, besonders(Komma) wenn mal Roboter nicht in Reichweite waren, gehörten sie nicht zur untersten Kaste, sondern einer darüber, jener der Lischkos.
Bisher hatten die Freunde Glück gehabt, hatten sich ohne besondere Zwischenfälle unter (die) Besucher mischen können. Ja, Warabaku war es sogar möglich gewesen, die als trowische Gepäckträger verkleideten Lumantis in eines der für Gäste bereitstehen Ponsais zu schmuggeln.
George und seine Kameraden hatten zwar ziemlich eng im Gepäckraum sitzen müssen, doch waren sie dadurch sehr schnell über die vielen Vorhöfe und Mauern gekommen, allerdings von der östlichen Seite her, wo sich auch der größte Raumhafen Zarakumas befand, den man nach der Schlacht mit den Loteken inzwischen notdürftig wieder hergerichtet hatte. Sie hatten nach Kontaip, der zweitgrößten Stadt Zarakumas gelangen wollen, welche in Xemahadete, einem der vielen prächtigen Dschungelgebiete Zarakumas, im vierten Ring liegen sollte.
Leider hatte das Flugschiff wegen eines Defektes notlanden müssen und gemeinsam mit den Gästen in die kleineren Molkats umsteigen durften die Gepäckträger nicht. So mussten George und seine Freunde den Rest ihres Weges durch den sehr großen dritten Hof zu Fuß hinter sich bringen. Ziel ihrer Mission war die wichtigste Sendezentrale Xolos, welche sich in einem Anbau vom rückwärtigen Teil des Palastes befinden sollte. Sie mussten versuchen, so schnell wie möglich Lakeme zu erreichen, damit später nicht nur die zwanzig Menschen die Kaste der Jastra infizieren, sondern auch gleichzeitig das wichtigste Hilfsmittel Xolos zerstört werden konnte.
George und die anderen wussten jedoch nicht, dass noch weitere Guerillas aus den Untergrundbewegungen der Spinnen und Maden unterwegs waren. Diese zwanzig in kleinere Grüppchen aufgeteilten Männer, eine dieser Gruppen wurde [blue] dabei [/blue] (überflüssig) von Günther Arendt angeführt, eine andere von Mike, hatten ebenfalls von einander keine Ahnung, damit sie im Fall, dass sie entdeckt und von Hajeps gefangen wurden, nicht verraten konnten, wer noch alles von ihnen unterwegs war. Aus allen vier Himmelsrichtungen näherten sie sich [blue] daher [/blue] (überflüssig) die Lumantis der Zentrale.
Jetzt schlichen Paul und George mit ihren breit gepolsterten Schultern geduckt an einer hajeptischen Gardeeinheit vorbei, welche sie jedoch keines Blickes würdigte. Manche der Gäste betrachteten sie allerdings doch hoch erhobenen Hauptes und sie zupften sich die Kapuze noch etwas tiefer ins Gesicht, andere wiederum warfen ihnen beim Vorübergehen angewiderte Blicke zu.
Die sonderbaren Bäume dieser prächtigen Allee, welche die [red] Vier [/red] (vier) gerade im typischen Watschelgang der Trowes, den sie vorher eingeübt hatten, überquerten, zeichneten sich ebenso rabenschwarz vor dem weißen Licht des Mondes und der grauen Wolken ab, wie die stillen, röhrenförmigen Gebäudekomplexe, welche sich dahinter zeigten.
Wundersame Brücken führten über herrliche kleine Seen und immer wieder entdeckten die Freunde die merkwürdigen Häuser kleinerer Ortschaften, welche zum Teil verborgen hinter Bäumen und Buschwerk, gebettet [red] im Farnen [/red] (in Farne) und Erdreich, wohl bestimmte Arbeitsgemeinschaften beherbergten. Aus manch einem der kreis- oder rautenförmigen Fenster drang nicht nur Licht zu ihnen hinüber. Sie hörten auch Stimmen und immer wieder diese schreckliche Musik. Es war anzunehmen, dass die übrigen Bewohner, die daheim geblieben waren, in dieser Nacht manjakten, fern sahen, denn oft vernahmen sie im Vorübergehen die gleiche Ansprache, die gleiche engagierte Festrede aus verschiedenen Gebäuden.
Je näher sie Xoltokon kamen, um so lauter ertönten auch weitere Ansprachen und Festmusik. Da Lakeme nur eine gewisse Anzahl erlauchter Gäste aufnehmen konnte, ließ man die übrigen Besucher auf einem großen, freien Platz mitten im Dschungel in der Nähe Xoltokons mit Hilfe riesiger Holographien, die das Fest mit all seinen Herrlichkeiten und Sensationen präsentierten, daran teilhaben. Die meisten der Hajeps befanden sich deshalb heute im Freien, obwohl es die ganze Zeit geregnet hatte.
Die Wege, die nun entlang gewandert werden mussten, waren daher überfüllt mit prächtig gekleideten Männern und Frauen, die alle nach Xoltokon wollten. Aber auch Trowes mit gesenkten Köpfen und traurigen Augen begegneten ihnen und dann entdeckten sie Kirtife, die wohl selbst an diesem Festtag hart zu arbeiten hatten.
Endlich zeigten sich vor ihnen die ersten tunnel-, pilz- oder grottenförmigen Häuser Xoltokons. Kleine Rauchsäulen in verschiedenen Farben stiegen aus den Häusern auf, wanderten zum schwarzen Nachthimmel, wo große, bunte Vögel mit kahlen Hälsen und langen Schleierschwänzen aufgeregt kreisten, die zunehmende Unruhe dabei unter sich bestaunend.
Die wohlgestalteten Leute der höheren Kasten zeigten sich gerne der Öffentlichkeit, ließen sich fotografieren und saßen im Freien zwischen meterhohen Farnen vor den Kaffees, Restaurants oder Bars, dabei nicht selten eigenartig geformte Gefäße in den Händen haltend, die völlig in sich geschlossen waren und nur einen langen Rüssel hatten, an dem sie ihre Getränke genüsslich empor saugten. Auch wurde hier viel und mit großem Appetit gegessen. Paul schaute sich um und entdeckte, dass man allerlei seltsame Gerätschaften benutzte, um sich von den oftmals grässlich gefärbten und noch schlimmer ausschauenden Speisen etwas zu Munde zu führen und es stiegen ihnen [blue] dabei [/blue] (überflüssig) befremdliche, teilweise recht unangenehme Gerüche in die Nase. Außerdem roch es überall leicht nach bitterem Rauch, gemischt mit süßem, betörendem Blütenduft.
Nur noch diese Stadt, welche Lakeme vorgelagert war und in der viele treue Anhänger Agols leben sollten, mussten George und seine Freunde durchqueren und dann würden sie eine wunderbar verzierte weiße Brücke erreichen, welche über einen großen See führte, dann an einem mächtigen Wasserfall vorbei kommen und schließlich am Jachthafen Lakemes angelangt sein.
Mochte Kontaip vielleicht ansonsten eine ruhige Stadt sein, so glich sie heute eher einem pompösen Rummelplatz. Es war unglaublich laut, weil überall Wettkämpfe stattfanden. Deshalb stieg die Stimmung noch um einiges mehr und der bittere, leicht süßliche Geruch, welcher über dieser Stadt ohnehin schwebte, nahm [blue] dabei [/blue] (überflüssig) ebenfalls zu. Die Hajeps gerieten schier in Raserei und manch ein übermütiger Gast feuerte die Akteure, oft Trowes oder Chilkis, die gegeneinander mit blanken Messern kämpfen mussten, aber auch sonderbare Tiere, die man wohl vorher scharf gemacht hatte, dabei ungeduldig an, in dem er einige Schüsse in die inzwischen wieder mondhelle Nacht abfeuerte. Und wieder stoben deshalb ganze Geschwader ungewöhnlicher Vögel aus den mächtigen Wipfeln der Bäume und kreisten unruhig am Himmel, seltsame Töne von sich gebend.
Während die vier Lumantis an den recht skurril ausschauenden, jedoch immer wieder anders und prächtig gestalteten Häusern,(kein Komma) vorbei schlichen, dröhnten ihnen die verschiedensten Musikrichtungen in die Ohren, vermischten sich mit lauten, exstatisch klingenden Stimmen. Aus einem muschelartigen Gebäude in der Nähe tönte wollüstiges Stöhnen und lustvolle Schreie nuanciert zwischen anderen Tonfetzen – eine Sängerin?
„[red] Verrrückt[/red] (Verrückt)!“(Komma) ächzte deshalb Martin und seine Freunde nickten ihm zu.
Jetzt hörten sie noch aus einiger Entfernung von der linken Straßenseite her Geräusche eines Streites zwischen zwei rivalisierenden Gruppen Jimaros, die sich wahrscheinlich um den Wetteinsatz stritten. Laut wurde aus rauen Männerkehlen herumgebrüllt, glasähnliches Material schien dabei zu Bruch zu gehen, Schmerzensschreie ertönten und jetzt splitterte auch noch Holz. Wenig später schwebte ein Molkat zwischen den Häusern der Stadt durch die Straßen, die zugleich Fußgängerzonen waren, brauste über die Köpfe der Einwohner, Gäste und Sklaven hinweg und landete schließlich dort, wo gestritten wurde, denn plötzlich war es erheblich leiser geworden.
„Scheint ziemlich wachsam zu sein, die Polizei Zarakumas“, bemerkte deshalb Paul mit bedenklicher Miene.
„Hast Recht!“(Komma) wisperte Martin zurück. „Wir sollten aufpassen und unsere Hände besser unter den weiten Ärmeln der Kittel verbergen.“
„Hihi, wirklich“, bestätigte Gesine kichernd, „Trowespranken sehen nun mal ein kleines bisschen anders aus!“
„Abar nuuur einer kleiniss winzigeiss Bisschin!“(Komma) hörten sie plötzlich hinter sich.
Gesine fuhr erschrocken zusammen, denn jemand hatte sie von hinten an die Schulter getippt. Die Freunde wendeten sich ebenfalls um, die Handfeuerwaffen in den Fäusten haltend und, wenn auch zitternd, bereit(Komma) Gesine zu verteidigen, die ebenfalls ihre Pistole gezogen hatte.
Zu ihrem Erstaunen waren es jedoch zwei irgendwie harmlos ausschauende, in hauchfeine Schleier gehüllte Gestalten. Überall klapperten und klirrten grell bunte Ringe und Armreifen an den Handgelenken und Füße dieser Leute. Das struwwelige Haar leuchtete hellblau unter den Schleiern hervor und war auf eine Länge von etwa vier [red] Zentimetern [/red] (Zentimeter) geschnitten. Es stand nach allen Seiten wie ein Igel ab. Die Gesichter, welche die Freunde nun freundlich angrinsten, waren in einem kräftigen, rosafarbenen Ton geschminkt worden. Jedoch schien die übrige Haut, welche am Hals und dem recht tiefen Ausschnitt des Boleros, den jeder der beiden trug und bei dem die Brustbehaarung vortrefflich zur Geltung kam, gut zu sehen war, in Wahrheit eine schneeweiße Farbe zu haben.
„He, wie schaut ihr denn plötzlich aus?“(Komma) rief Gesine verdutzt, die Erkan und [red] Chan-Jao [/red] als Erste trotz der ganzen Maskerade erkannt hatte.
„Oh Gott, seid ihr etwa auch vom Günther eingesetzt worden?“(Komma) wisperte Martin fassungslos und dabei ein bisschen in sich hinein glucksend.
„Was heißt hier, oh Gott!“(Komma) fauchte Erkan empört und zog dabei die buschigen Brauen hoch und [red] Chan-Jao [/red] nickte so wild dazu, dass überall die kleinen Schellen klirrten, mit denen seine Perücke geschmückt worden war.
„He, Mann, was is`n los?“(Komma) versuchte Paul die Freunde zu beruhigen, aber seine Mundwinkel zuckten ebenfalls zu einem Grinsen hoch. „Beruhigt euch, denn so sind wir zu sechst, was mir besser erscheint!“ Er hielt sich die Hand vor [red] dem [/red] (den) Mund und man hörte ein kurzes Schnaufen dahinter.
„Und wen sollt ihr darstellen?“ Gesine musste sich nun auch sehr große Mühe geben, wegen dieses komischen Anblicks nicht gleich drauf los zu kichern.
„Natürlich Senizen!“(Komma) erklärte George, noch ehe die beiden etwas sagen dazu konnten, aber auch ihm fiel es recht schwer, nicht in Lachen auszubrechen.
„Richtig“, bestätigte nun auch Erkan und klimperte dabei mit seinen gelb bepuderten Wimpern. „Zu dieser komischen Kluft hatte uns Warabaku geraten.“
[red] Chan-Jao[/red] wackelte dazu neckisch mit seinen Hüften. “Stellt euch vor, Warabaku, dieser alte Lustmolch, hatte mir doch dreist erklärt, diese Verkleidung passe ganz hervorragend zu mir!“ [red] und [/red] (Und) schon brach alles in heftiges Kichern aus.
„He, nicht lachen!“(Komma) gemahnte sie Erkan. „Ihr wisst, Außerirdische sind dazu nicht fähig. Schon allein das könnte uns verraten.“
Alles nickte und schon liefen sie gemeinschaftlich weiter und der Weg führte sie durch das sanft beleuchtete östliche Viertel Kontaips.
„Eine wirklich schöne Stadt!“(Komma) murmelte Martin nach einem Weilchen anerkennend und zog [blue] dabei [/blue] (überflüssig) seine Kapuze noch ein Stückchen mehr über seine wasserblauen Augen, während sie zügig an der letzten kleinen Bar vorbei(getrennt)schlichen, da sie einige der hajeptischen Damen und Herren, die dort saßen, mehr oder weniger gelangweilt von oben bis unten musterten.
„He, schaut mal!“ Erkan zögerte plötzlich mitten im Schritt, kaum dass sie die große Promenade betreten hatten, welche in den Wald hinein führte. Er sah sich [blue] dabei [/blue] (überflüssig) erschrocken nach hinten um. „Hat etwa einer aus dieser Bar plötzlich Meldung über uns komische Sklaven gemacht?“
„Wieso?“(Komma) fragte Gesine und blickte ebenfalls zurück. „Oh nein, scheinst Recht zu haben! Da kommt nämlich so`n komisches Ding zu uns herangesegelt!“
„Das ist kein Ding ...“, verbesserte sie George ebenso aufgeregt wie Erkan, als er sich wie Chan und Martin nach dem kugelförmigen, von einer weichen, geleeartigen Masse umgebenen Flugschiff umgewendet hatte, „... sondern irgend ein besonderer Cirzant, welcher allerdings tatsächlich auf uns zu segelt!“(Komma) fügte er ziemlich kleinlaut hinzu.
„Verdammt!“(Komma) krächzte Martin. „Wohin jetzt so schnell? Irgend etwas an unserem Verhalten muss nicht ganz punsi- oder senizengemäß gewesen sein. Fragt sich nur, wie wir am unauffälligsten wegrennen können ... zudem kommen wir wohl ohnehin zu spät nach Lakeme und alles ist vermasselt und ... "
„Schon gut, wir wollen nicht trübsinnig werden, ja?“ Gesine legte die Hand auf seinen Mund. „Wir packen das schon!“
„Sie hat Recht!“(Komma) wisperten die Freunde.
„Schscht!“(Komma) machte auch George. „Wir laufen einfach schleunigst weiter Richtung Wald, dort werden wir schon Versteckmöglichkeiten finden.“
Doch der Cirzant – er hatte nur eine mittlere Größe – war erstaunlich schnell und noch ehe sie den Wald erreichen konnten, war er direkt hinter ihnen, mitten auf der Promenade gelandet, wo glücklicher Weise im Moment überhaupt kein Besucher Richtung Festplatz unterwegs zu sein schien. Drei senizisch gewandete Leute und ein Offizier sprangen aus dem Flugschiff und jagten sofort der entsetzt kreischenden Meute hinterher.
Schnell hatte man die Lumantis beim Kragen gepackt und ihnen die außerirdischen Waffen an die Schädel gehalten.
„Kesto, ergibelt eusch!“(Komma) wisperte Tjufat Warabaku. „Odär wollt ihr unbedinglisch zu spät kommin haute?“
„Hach, Mann, du bist es nur!“(Komma) ächzte [red] Chan-Jao [/red] erleichtert.
„Xorr, wusster doch, dass do pist verrockt nach mirr, Härzschinn!“(Komma) krächzte der Tjufat und gab [red] Chan-Jao [/red] dabei einen kräftigen Klaps auf den Hintern.

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„Und weshalb habt ihr diese Senizen mit dabei?“(Komma) fragte George, der nun direkt neben Warabaku in der Steuerzentrale des Cirzanten saß.
„Hast do ätwas gäginn Senizen?“(Komma) fragte dieser einfach zurück.
„N ... nicht direkt, aber ...“ Georg schob sich die Kapuze herunter und auch die lästigen Ärmel seines Trowenkittels zurück, da er noch immer vom Rennen schwitzte und Paul tat es ihm nach.
„Hiat Ubeka, wärre woll ein wenisch komik gewessin, isch hätte alleine pötzisch Trowes und Senizen eingesammelt“, knurrte jetzt Warabaku ziemlich energisch. „Ihr kommet nischt zu spat und trotzdämlisch mäckert ihr. Außerdämlisch ihr könnt eusch spater vill besserer schmuggeln ein in Lakeme gemeinsamig mit diese ächtinn Senizen, chesso?“
Beim letzten Wort wandte er sich nach den dreien, die hinter ihm saßen, um.
„Hm ... chesso? (kein Leerfeld)“(Komma) piepsten die sehr schlanken Kerlchen etwas unsicher und strichen sich [blue] dabei [/blue] (überflüssig) mit sehr weiblichen Gebärden ihre eng(getrennt)anliegenden Röcke zurecht.
Martin rieb sich nachdenklich das Kinn, denn dass sie ausgerechnet von diesen windigen Typen bei diesem schwierigen Unternehmen begleitet werden sollten, passte ihm ganz und gar nicht. Erkan und [red] Chan [/red] schienen wohl ähnliches zu denken, denn sie tauschten verstörte Blicke miteinander aus.
„Das darf doch wohl nicht wahr sein?“(Komma) wisperte Gesine schließlich kopfschüttelnd Martin zu. „Der eine von diesen seltsamen Typen, der außen am Fenster sitzt, scheint richtig scharf auf George zu sein. Sieh mal, wie der Georges Unterarme mustert ... richtig hingerissen! Und nun hat der Paul im Visier. He, bei denen scheint wohl das Gehirn aus einer einzigen Hormondrüse zu bestehen!(Anführungszeichen)
Martin zuckte nur hilflos [blue] mit den [/blue] (die) Schultern, doch dann fügte er ebenso leise hinzu: „Vielleicht können wir sie ja später noch irgendwie abhängen?“
Hatte Warabaku etwas von diesem kurzen Gespräch mitgekriegt? Der schaute jedenfalls plötzlich ziemlich verdrießlich drein.

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Es war schrecklich, Margrit hatte sich zitternd die Ohren zu gehalten und lieber nicht hingeschaut. Erst als das unheimliche Zischeln der außerirdischen Waffen, welches sie trotzdem noch sehr leise vernommen hatte, nicht mehr zu hören gewesen war, hatte sie es gewagt, wieder die Augen zu öffnen und gesehen(Komma) wie der junge Mann mit völlig verkohltem Oberkörper neben ihr zusammenbrach. Hätte sie helfen sollen? Aber was hätte sie [blue] dabei [/blue] (überflüssig) tun können? Warum hatte der Bursche so etwas [red] unüberlegtes [/red] (Unüberlegtes) überhaupt gewagt?
Na(Komma) wenigstens schien der Asab [blue] dabei [/blue] (überflüssig) einen kleinen Schnitt an seinem Halse davon getragen zu haben, aber der wurde sofort ärztlich versorgt. Zornig und mit blitzenden Augen musterten nun die Hajeps die kleine Lumantigruppe. Währenddessen wurde die halbverweste Leiche des Mannes beim Arm gepackt, in einen der Nebenräume geschleift.
„Aller Lumantis auf denn Bodinn ... denn Bodinn!“(Komma) fauchte der Kommandant des kleinen Flugschiffes nach kurzer Beratung mit dem Asab. Jetzt erst wurden die Menschen mit einem besonderen Gerät nach Waffen durchsucht. Gott sei Dank hatte weiter keiner eine Waffe dabei.
Bei der Landung durften die Lumantis dann doch wieder aus den riesigen Fenstern schauen. Die Wälder, Wiesen und Exerzierplätze rückten immer näher und waren, wie alles andere in dieser Nacht, festlich beleuchtet. Sie zeigten sich unter dem Ponsai als ein sternenförmiges Muster, in [red] deren [/red] (dessen) kreisförmiger Mitte ein Hügel mit einem prächtigen, silberblau und violett-orange [red] getöntem [/red] (getönten) Gebäude zu sehen war. Dieses schien zu einem Teil aus einem metallähnlichen glänzenden Material zu bestehen, zum anderen Teil aus einer glasähnlichen Masse, deren Farben sich ähnlich wie bei Doska Jigon verändern konnten. Lakeme besaß acht prächtige Türme und hatte drei Haupteingänge, zu denen sehr viele Stufen aus kostbarem Gestein empor führten. Prächtige, verschnörkelte Geländer und große Steinskulpturen säumten diese Treppen. Ein weiteres Tor auf der Rückwand des Palastes sollte in den Privatpark Agols führen und von dort sollte es wieder viele Stufen den Hügel hinunter zu einer herrlichen bäuerlichen Landschaft und einem Zoo mitten im Dschungel gehen.
Margrits Blicke wanderten wieder zurück zum Palast, denn irgendetwas hatte ihr dort gefehlt - ja, die Fenster! Nirgendwo war an diesem Palast eine Stelle zu sehen, die Licht einließ. Außerdem schien Lakeme zu Margrits Verwunderung nicht besonders groß zu sein. Zur linken Seite des Palastes flachten die Hänge sanft ab und führten zu einem großen See mit einer wunderschönen, schneeweißen Brücke. Befremdlich ausschauende Jachten lagen dort vor Anker, spiegelten sich im Wasser, warteten, malerisch von Lichtern bestrahlt, im kleinen Hafen. Ganz in der Nähe des Sees rauschte funkelnd ein Wasserfall herab, der wohl diesen herrlichen See speiste.
Die Hänge zur Rechten Lakemes führten in ein üppig ergrüntes Tal, in welchem der private Parkplatz, Raum- und Flughafen ´Enila´ der Jastra verborgen sein sollte. Würden sie jetzt dort landen? Ja, denn immer näher rückten die palmenartigen Gewächse, kamen die meterhohen Farne, die Zebrabäume mit ihren herab hängenden Zweigen und blauen, birnenförmigen Früchten. Schon ging ein kurzer Ruck durch den Ponsai. Er hatte aufgesetzt, hatte einfach mitten in einer Kolonie brauner, pilzartiger Kakteen gehalten.
Die ovale Öffnung des Ponsais dehnte sich leise schmatzend und schon trieb man sie alle hinaus. Blätter riesiger Farne wehten ihnen frischen Wind zu, während sie die sonderbaren Kakteen vorsichtig umkurvten. Es regnete nicht mehr, als sie schließlich über den geräumigen Parkplatz dem Asab und seinen Leuten hinterher auf ein kleines, irgendwie segelförmiges, steinernes Gebäude zuliefen.
Die Leiche des Lumantis, welche die Soldaten aus dem Ponsai hinaus geschafft hatten und nun einfach hinter sich[red] hergeschliffen[/red] (her schleiften), schien viel Aufsehen zu erregen, denn orange gekleidete Glatzköpfe, lediglich ein kleiner Saum dünner Haarfransen zierte deren Stirn, kamen wild gestikulierend, dabei skeptische Blicke nach der kleinen Lumantigruppe werfend, aus dem komischen Gebäude gelaufen und begutachteten den halbverkohlten Körper sehr eingehend.
Die Lumantis mussten schließlich warten, denn ein weiterer Asab und ein höherer Offizier waren herbei gerufen worden. Mit der Zeit wurden die Menschen unruhig. Der viele Regen, so erzählten sie sich leise, die kühle Luft wäre wohl Schuld, [red] das [/red] (dass) ihnen die Knie manchmal zittern würden. Außerdem hätten sie plötzlich leichte Magenkrämpfe. Was das wohl wäre?
Margrit bekam es plötzlich mit der Angst zu tun, denn sie meinte zu wissen, woher diese körperlichen Beschwerden mit einem Male kamen, denn sie fühlte sich im Moment auch nicht gerade wohl. Offensichtlich war die Zeit heran gekommen, wo sie eigentlich in Zarakuma bei einer schönen Tanzeinlage hätten sein müssen, die sie vorher gründlich einstudiert hatten. Eigenartige, nie zuvor gekannte erotische Phantasien belästigten Margrit außerdem.
Endlich erschien der für Attentate zuständige Tjufat, der zum Zeichen seines höheren Ranges nicht nur einen Fransenponni(Komma) sondern in der Mitte seines kahl rasierten Schädels einen kurzen Kamm feiner Haare trug. Ein dünnes Bärtchen zierte seine Oberlippe. Jedoch tauchte der ebenso dringlich verlangte zusätzliche Asab einfach nicht auf.
Margrit war erleichtert, dass es trotzdem endlich weiter ging. Der Asab, welcher immer noch gemeinsam mit seinen Männern die Lumantigruppe antrieb wie eine Herde Schafe, die endlich zum Schlachter sollte, hatte anscheinend noch immer nichts [red] verräterisches [/red] (Verräterisches) an diesen Menschen bemerkt und auch die übrigen Hajeps standen ihm in dieser Hinsicht in nichts nach, wollten endlich mitfeiern und machten sich weiter keinen Kopf.
Die Menschen hielten sich trotz der aufkeimenden Beschwerden recht wacker, kaschierten sie gut, denn sie ahnten, dass man sie schnellstens wieder fortschicken würde, käme heraus, sie wären irgendwo krank und sie wollten am nächsten Tage reich beschenkt heimkehren, wie ihnen das Günther Arendt ja versprochen hatte.
Endlich war die kleine Menschengruppe schnaufend und prustend oben angekommen. Margrit schaute staunend zu den großen, steinernen Echsen empor, während sie über den großen Exerzierplatz hetzten, um wenigsten noch einigermaßen pünktlich in Lakeme zu erscheinen.
Schon sahen sie die wunderbar bestrahlten, in einem herrlichen Goldton schimmernden Türme Lakemes vor sich auftauchen. Je näher sie dem Palast kamen(Komma) desto (öfter) musste Margrit still bei sich eingestehen, dass der ähnlich wie ein flach liegendes Hufeisen geformte Palast noch viel schöner war(Komma) als es von oben zunächst den Eindruck gemacht hatte. Jetzt erst entdeckte sie auch in den leicht geschuppten Wänden Fenster, wenn man sie denn als solche bezeichnen konnte, denn einige der Schuppen verloren in einem bestimmten Rhythmus ihre Farbe, so dass sie zusammen ein wunderschönes Muster bildeten, wurden sozusagen völlig transparent. Da die Muster ziemlich großflächig waren, konnte man in solchen Momenten etliche Teile der Festsäle, prächtigen Flure und Treppenaufgänge erkennen und überall Gäste, die entweder in bequemen und [red] liegeartigen [/red] (liegenartigen) Sesseln(Komma) aber auch [blue] komischen [/blue] (kuriosen) kreisförmigen Gebilden lagen oder saßen oder in Bewegung waren(Komma) um aktiv an diesem Fest teilzunehmen.

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Doch statt sofort einen der schwer bewachten Haupteingänge zu betreten, steuerte der Asab zu Margrits Überraschung mit seiner Meute plötzlich eines der grottenförmigen Nebengebäude Lakemes an. Ein [blue] beklommenes [/blue] (beklemmendes) Gefühl begann Margrit deshalb von neuem zu beschleichen. Sollte der Asab inzwischen etwa doch wegen [blue] dem [/blue] (des) plötzlich leicht verkrampften [blue] Gehabe [/blue] (Gehabes) einiger Lumantis eine gewisse Skepsis entwickelt haben und deswegen in diesem Hause womöglich eine etwas genauere Untersuchung der Menschen anstreben? Was hatte er vor?
Glücklicherweise wurde er wieder, diesmal von einem Rekompen, der ihm begegnet war und der sich gerne mit ihm und seinen Leuten über das Fest unterhalten wollte, aufgehalten und als Margrit dabei auch dessen Frisur etwas gründlicher betrachtete, kam ihr der Gedanke, dass man wohl die Ränge und verschiedenen Kasten der Hajeps nicht allein am Kleidungsstil erkennen konnte, sondern vor allem an der Länge und Frisur der Haare. Dieser Rekomp stammte zweifelsohne aus einer recht hohen Kaste, denn er trug nicht nur dichtes, kurzes Haar am ganzen Kopfe, sondern auch noch einen langen, mit Perlen und Ketten geschmückten Haarkamm. Allein wegen dieses hohen Ranges war wohl der Asab, welcher aus einer nicht allzu hohen Kaste zu stammen schien, denn sein gescheiteltes Haar war ungeschmückt und hing ihm zu beiden Seiten nur bis zum Kinn hinab, gezwungen, auf diese Plauderei höflicherweise erst einmal einzugehen. Alle anderen hörten dabei konzentriert zu, denn sie waren neugierig, was sich inzwischen so alles bei diesem Fest zugetragen hatte.
Und wieder strömten Gäste dicht an ihnen vorbei. Das war ziemlich günstig und so mischte sich Margrit unauffällig unter die Besucher, wagte einen kleinen Rundgang an den prächtigen Säulen und Skulpturen vorbei, welche auch hier überall auf diesem Platze standen. Sie schaute sich um, niemand folgte ihr und so ließ sie sich weiter mit den vielen Leuten treiben. Dabei entdeckte sie eine Punsi, welche mit ihren feinen, zierlichen Händen gerade den Sockel einer jener prächtigen, steinernen Echsen mit einem weichen Läppchen zu reinigen schien. Margrit blieb stehen und ihr Herz begann dabei wieder sehr schnell zu schlagen. Nein, das konnte doch fast gar nicht sein!
„Gesine?“(Komma) flüsterte Margrit nach einigem Zögern, denn solche feinen Hände hatte sie bei Trowes nicht Erinnerung. Die Punsi drehte sich zu Margrit um, lupfte dabei für wenige Sekunden die Kapuze ein bisschen an, so dass Licht auf die untere Hälfte ihres Gesichtes schien und dieses frische Lächeln verriet alles!
„Hallo, Glucki, stelle keine Fragen sondern begebe [red] sich [/red] (dich) nach links“, wisperte Gesine. „Direkt neben dem schön gemeißelten Kmurf und dem großen, roten Farn wirst du eine kleine Quelle erkennen, aus welcher eine Raubkatze trinkt. Dahinter steht eine transparente Säule. Wenn du ihr Inneres betrittst, verschwindet sie in der Erde. Dort unten sind die Toilettenräume für die Gäste und dort sehen wir uns wieder, haben wir ein ruhiges Plätzchen(Komma) um alles Weitere zu klären, okay?“
„Okay!“(Komma) wisperte Margrit völlig erstaunt zurück, da sie mit Gesines Erscheinen überhaupt nicht mehr gerechnet hatte.
Nachdem sie die transparente Säule tatsächlich gefunden hatte, eine wunderschöne Quelle überwuchert von feuerroten Farnen und umgeben von herrlichen, schneeweißen Skulpturen plätscherte dort in ein mit kostbaren Mosaiken verziertes Flussbett, sauste die Säule mit ihr auch schon hinab. Unten angekommen zeigte sich vor ihren verwunderten Blicken ein mit weichen, stoffähnlichen Wänden geschmücktes Tunnelgewölbe. Oben an der Decke waren seltsame Fabelwesen gemalt worden, die von dort auf die Reisenden mit grässlichen Mienen hinab zu schauen schienen.
Dumpf hallten Margrits Schritte schließlich die mit roten Teppichen belegte Treppe empor, welche sich vom rosa Gestein der Stufen wohltuend abhob. Dann stand Margrit vor einer transparenten Tür, in welcher ein schönes Bild zweier perlmuttfarbener Drachen [red] eingearbeitete [/red] (eingearbeitet) worden war, die sich in einem heftigen Kampf zu befinden schienen. Die Augen dieser Reptilien waren glühend rote Klumpen aus [red] seltsamen [/red] (seltsamem) Material und die Mähnen an den langen, schlangenförmigen Hälsen wollig weiche Vogelfedern, die schon beim leisesten Windhauch hin und her wehten. Kaum war Margrit näher gekommen(Komma) ließen die beiden Drachen beinahe spielerisch voneinander ab, die Tür halbierte sich, und [blue] je [/blue] (überflüssig oder schreibe gleich, dass sich beide Türen zurückziehen) eine der unregelmäßig geformten Hälften zog sich leise rauschend in die samtenen Seitenwände zurück.
Aus den gut verborgenen Lautsprechern ertönte plötzlich überaus freundlich eine lieblich klingende, weibliche Stimme, dann die dunkle heisere Stimme eines Mannes, welche den Ankommenden in hajeptischer Sprache grüßte und viel Spaß in Zarakuma zu wünschen schien und danach leise einige Sehenswürdigkeiten aufzählte. Jetzt ertönte wohl die Nationalhymne der Hajeps, denn es war bekannt, dass die am schwersten für Menschenohren zu ertragen war. Margrit gelangte, sich die Ohren zuhaltend, in einen kleinen, in lila und blauen Farben gehaltenen, grottenförmigen Raum, der mit vielen bunt verzierten Spiegeln ausgestattet war.
„Hallo, Glucki!“(Komma) hörte sie Gesines helles Stimmchen endlich hinter einem der Vorhänge hervortönen, welche hier überall hinab(getrennt)hingen.
„Puh, wo sind wie denn hier gelandet?“(Komma) ächzte Margrit verdutzt.
„Och, hier sind nur die Toiletteräume für die vortrefflichen Gäste!“ Gesine kicherte. „Aber das tolle ist, Punsis dürfen fast überall mit rein, natürlich auch die Miftengufter, das sind solche komischen Krabbelviecher, die ständig Abfälle wegräumen. Außerdem saugen die andauernd Staub, weil die Hajeps einen regelrechten Reinigungstick haben.(Anführungszeichen)
Nun musste Margrit auch grinsen. „Was es so alles gibt!“(Komma) ächzte sie verdutzt.
Gesine kam weiß verschleiert mit einem derben grauen Kittel über dem Arm zu ihr. “Los, zieh jetzt den komischen Regenmantel aus und nimm das. Ich werde nämlich an deiner statt nach oben gehen und mit dir tauschen!“
„Warum? Außerdem, woher willst du wissen, ob der Asab mit seiner Gruppe da oben noch steht, wo ich ihn zuletzt zurück gelassen habe?“
„Weil Rekomp Jisfantura ihn immer noch aufhält und zwar solange, bis ich mit dir getauscht habe und zu ihnen gekommen bin.“
Margrit gehorchte, zog ihren Mantel aus, ächzte aber ungläubig: „Ich denke, sämtliche Hajeps wollten sich bei diesem Putschversuch heraushalten? (kein Leerfeld)“
„Macht er ja auch. Die Hajeps helfen nur indirekt, weißt du, fliegen uns zum Beispiel überall hin, öffnen uns Türen und Tore, versuchen die Feinde aufzuhalten, abzulenken. Kurz, sie versuchen es möglich zu machen, dass wir es schaffen!“ Sie war ziemlich aufgeregt und holte daher tief Atem. „Jisfantura hatte über einen Spitzel bei der Polizei erfahren, dass wohl einiges bei euch schief gelaufen ist. Der Asab ist nach einer überraschenden Attacke durch einen von euch wohl plötzlich skeptisch geworden, und da du nun mal die wichtigste Person bei dieser ganzen Sache bist, war es wohl doch richtig gut, dass ich da gewesen bin“, erklärte sie stolz, „denn jetzt kann ich mich an deiner statt untersuchen lasen, ich bin garantiert gesund.“
„Aber ... du trägst doch gar nicht [red] meine [/red] (mein) Tanzkostüm?“
„Doch, denn stell dir vor ...Günther Arendt hatte zufälligerweise noch einmal das gleiche da!“
„Nein, welch ein Zufall!“(Komma) echote Margrit sarkastisch. “Und diese Klamotten hast du wohl bereits unter?“
„Richtig!“(Komma) jubelte Gesine begeistert und richtig abenteuerlustig geworden. „Du wirst dich als Punsi in Lakeme einschmuggeln, und dann treffen wir uns vor dem Haupteingang Lakemes und sind wir erst mal rein(getrennt)gekommen, tauschen wir später [blue] dann [/blue] (überflüssig) wieder. Gute Idee, was?“
„Na ja“, ächzte Margrit skeptisch und zupfte sich dabei die Trowenkapuze ins Gesicht. „Deswegen sollte ich also diese schreckliche Blondhaarperücke tragen, um dir zu ähneln“, fügte Margrit knurrig hinzu. „Günther Arendt hat also fest mit dir gerechnet.“
„Hab ihn ja angebettelt! Der denkt an alles, sogar, falls etwas schief gehen sollte. Genial nicht?“ Gesines Augen leuchteten und Margrit nickte matt.
„Na ja“, setzte Gesine kleinlaut hinzu. „Weiß ja ... eigentlich sollte ich ihn nicht so loben, nach allem, was er dir angetan hat!“
„Erinnere mich bitte nicht mehr daran!“(Komma) wisperte Margrit, denn sie merkte, dass es schon wieder so komisch in ihren Eingeweiden rumorte.
„Du sollst das Geländer vom Portal des Haupteinganges von Lakeme putzen und derweil auf deine Lumantigruppe warten“, klärte Gesine Margrit einfach weiter auf. „Jisfantura wollte eigentlich dafür sorgen, dass ein gesinnungstreuer Asab die Menschen untersucht und nicht jener, der eigentlich dafür gedacht war. Er wird den Lumantis eine prächtige Gesundheit bescheinigen, auch wenn sie die nicht haben. Erscheinen wir aber trotzdem nicht innerhalb einer halben Stunde, statt dessen womöglich nur ich ganz alleine oder sogar keiner“, Gesine schluckte, denn nun war`s ihr doch ein bisschen bang ums Herz geworden, „dann musst du dich einfach alleine einschleichen und so schnell wie möglich versuchen, in den Festsaal zu kommen oder irgendwie zumindest Atabulaka zu erreichen.“
„Der ist also wirklich der Wichtigste?“(Komma) wisperte Margrit.
„Der ist der Wichtigste!“(Komma) bestätigte Gesine und nickte eifrig. „Danach solltest du zu Oworlotep kommen.“
Margrit nickte und errötete bei diesem Gedanken, denn eigenartig erotische Bilder waren ihr vor Augen getreten, die sie aber sofort wieder wegklimperte.
„Munjafkurin ist es geglückt, drei Soldaten aus der Eliteeinheit zu bestechen“, berichtete Gesine jetzt weiter, „und an deren Stelle gemeinsam mit seinen Kameraden vor dem zweiten Tor Wache zu schieben. He, Munjafkurins vertrautes Gesicht zu erspähen dürfte dich doch ziemlich stärken, nicht wahr?“ Gesines Augen leuchteten bei dem Versuch(Komma) Margrit zu ermuntern. „Nicht immer so traurig sein, Glucki! Verdammt, ich dachte, dass dir diese Art Überraschung gefallen würde, die Tatsache, dass du nicht ganz alleine auf dich gestellt bist.“
„Ich hätte es auch alleine geschafft“, erklärte Margrit trotzig und entzog ihr Gesicht Gesines tätschelnden Händen.
„He, he, du tatest mir nur so leid und da dachte ich ...“
Margrit nahm Gesine tröstend in die Arme. „Ich weiß ja, wie gut du es mit mir meinst!“(Komma) sagte sie. „Lebe wohl(Komma) Gesinchen(Komma) und halte dich wacker!“ Und dann trennten sie sich endlich schweren Herzens.

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Viele Leute waren bisher an ihr vorbei gekommen, hatten die Punsi mit einem missbilligenden Blick gemustert, weil diese trotz der enormen Breite der Stufen ein bisschen im Wege war. Auch wer noch des Nachts zu tun hatte und bei diesem großen Fest dabei sein musste(Komma) um dort mitzuhelfen, hatte ihr einen genervten Blick zugeworfen.
Margrit war inzwischen über dem vielen Warten langweilig geworden und so lief sie schließlich die Stufen hinab. Sie hörte dabei wieder jene schrille, typisch hajeptische Musik, die ihr über den großen Platz entgegenwehte und dachte mit Bangen daran, dass sie bald vor den Jastra in schlüpfriger Bekleidung zu tanzen hatte.
Da entdeckte sie zu ihrer Überraschung Martin, der ihr als Punsi verkleidet von unten entgegen kam und den sie nur deswegen erkannt hatte, weil dieser einen kurzen Blick hinauf zu den prächtigen Türmen Lakemes gewagt und sich deshalb die Kapuze ein wenig aus dem Gesicht gezupft hatte.
„Nanu, du auch hier?“(Komma) wisperte sie froh und stellte sich ihm in den Weg
Die schreckliche außerirdische Musik war eine wenig leiser geworden, doch immer noch dröhnten die Töne seltsam unrhythmisch und abgehackt zu ihnen hinüber. Zunächst war er erschrocken vor Margrit zurück gefahren, dann aber nickte er erleichtert. „Leider bin ich recht unfreiwillig gerade hier, Margrit.“ Er nagte an der Unterlippe. „Denn die technische Zentrale Xolos befindet sich mitten in Lakeme und zwar im Inneren dieses Berges und nicht, wie Munjafkurin und Warabaku gedacht hatten, hinten in einem kleinen Anbau des Palastes!“ Er schüttelt nun verärgert und fassungslos darüber den Kopf. „Schöne Scheiße, das alles, sage ich dir! Selbst die Hajeps scheinen sich in ihrem eigenen Reich nicht auszukennen!“
„Ach, das ist also euer Auftrag?“(Komma) echote Margrit erschrocken. „Da haben wir Menschen uns ja einiges auf unsere schmalen Schultern gepackt!“
„Tja, wie heißt es doch so schön, jetzt oder nie!“(Komma) wisperte Martin augenzwinkernd. “Wir haben keine andere Chance, Margrit!“
„Und der Chef, der sich all das ausgedacht hat ...“
„Es ist aber ein genialer Plan, Margrit, das musst du schon zugeben!“
„... ist natürlich selbst nicht dabei!“(Komma) vollendete Margrit einfach trotzdem ihren Satz
„Ich denke doch ... aber es weiß keiner vom anderen und das ist auch richtig!“
„Und nun musst du wohl hier durch diesen schwer(getrennt)bewachten Haupteingang?“
„Nicht nur ich, auch[red] Chan-Jao[/red] , George und Paul.“ Er schaute dabei suchend umher. „Die [red] Drei [/red] (drei) sollten sich eigentlich unten an dieser komischen Anlegestelle befinden, aber die kommen und kommen nicht! Und da habe ich gedacht, läufst mal hoch, vielleicht sind sie schon drin und warten nur!“
„[red] Chan-Jao [/red] und“, Margrit schluckte und Tränen traten ihr dabei in die Augen. „Paul und George!“(Komma) sagte sie sehr langsam. „Also ist George wirklich mitgekommen, hat sein Wort gehalten, und sogar Paul, wo der sonst immer so vorsichtig ist. Also ich bin ...“(Komma) sie hatte große Mühe die Tränen zurück zu halten, „... zutiefst gerührt. Ich ... hm ... aber eigentlich ist das doch völlig sinnlos, denn wirklich retten kann man mich dadurch nicht!“
„Aber die Menschheit(Komma) Margrit! Ist dir das denn gar nicht wichtig?“
„Doch!“(Komma) sagte sie kleinlaut. „Aber mir scheint, ich habe so gar keinen heroischen Charakter!“
„Kommt vielleicht noch“, versuchte sie Martin zu trösten. „Warte nur ab ... wenn du erst mal mitten in Lakeme bist, sieht vielleicht alles ganz anders aus!“
„Hm ... und George und Paul ...“ [red] sie [/red] (Sie) hielt abermals den Atem an, weil sie bei der Erwähnung dieser Namen schon wieder Tränen wegzwinkern musste. „Kommen plötzlich nicht? Dann geht`s dir wohl so wie mir!“
Die beiden gingen [blue] dabei [/blue] (überflüssig) die restlichen Stufen gemeinsam hinab. “Meine tolle Tänzergruppe erscheint auch nicht mehr...“
Sie schauten an den vielen Leuten vorbei, welche die zwei Punsis kaum beachteten, nach Südosten zum herrlichen See. Dort war inzwischen ebenfalls eine andere, jedoch ebenso laute Musik und fröhliche Stimmen zu hören. Margrit machte einen langen Hals und entdeckte am farnreichen Ufer Offiziere, die von einer eifrigen Dienerschaft mit allerlei Naschereien und Getränken verwöhnt wurde. Die hohen Herren flirteten mit schön gewandeten Hajepas, indem sie nach den Armen dieser Mädchen haschten, die sie ihnen immer wieder flink entzogen. Das war der Augenblick, wo Margrit zum ersten Male Hajepas auffielen. Die meisten hatten kinnlanges, in viele kleine Zöpfe geflochtenes, dunkelblaues Haar, trugen es so dicht und wild wie eine Löwenmähne.
Je höher die Kaste war, um so länger waren auch hier die buschigen Haare und mit allerlei Schmuck und Tand verziert. Außerdem trugen diese Mädchen kurze, bauchfreie Westen und knöchellange, leicht transparente Pumphosen. Verschieden klingende Schellen und Glöckchen, auch an den Spitzen ihrer schnabelartigen Schuhe, klirrten bei jedem Schritt, wohl um die jungen Männer auf sich aufmerksam zu machen.
Unter den Westen schienen sie fast nackt zu sein, doch über den Pumphosen trugen sie noch bodenlange, bis zur Hüfte geschlitzte Röcke. Die Hüften zierten breite Gürtel mit sehr breiten Schnallen, in denen Waffen verborgen zu sein schienen. Die Mädchen hatten heisere, ein wenig quietschige Stimmen und sie kreischten oft, wohl um den Offizieren dadurch Freude zu bereiten. Jetzt jagte gerade einer von den Männern einer Hajepa hinterher, die geschmeidig wie eine Raubkatze ihm einfach davon(getrennt)sprang, mitten in das kleine Palmenwäldchen hinunter zum Ufer. Hinter einem der geschuppten Bäume wartete sie schließlich auf ihn, ihm aus goldumrandeten Augen wilde Blicke zuwerfend.
„Und wo sind nun[red] Chan[/red] , Paul und George?“(Komma) fragte sich Martin, der dicht neben Margrit stand, wieder hoffnungslos.
Margrit zuckte [blue] mit den [/blue] (die) Schultern. „So sieht `s dann wohl aus, wenn einer vom anderen keine Ahnung haben soll. Und Handys benutzen dürft ihr nicht? (kein Leerfeld)“ Margrit blickte [blue] dabei [/blue] (überflüssig) zur linken Seite des Ufers, wo es breite Podeste mitten im Wasser zwischen all dem Schilf gab, auf denen gemütliche stuhl- und bankähnliche Gebilde zu sehen waren. Auch hier saßen Hajeps an kleinen Tischen und ließen sich von flinken, zwergwüchsigen Kirtifen und Senizen bedienen, während Trowes und Chilkis den Müll wegräumten.
„Auf keinen Fall!“(Komma) knurrte Martin. „Hajeps könnten unsere Funksprüche hören!“
„Aber wie soll`s dann weiter gehen? Es kann immer irgendetwas Unvorhersehbares dazwischen kommen und was dann?“
„Für einen solchen Fall haben wir einen Treffpunkt vereinbart, wo wir uns von neuem formieren können!“
„Okay, hab schon verstanden. Aber jetzt schau mal vorsichtig hoch!“ Margrit hatte nämlich in den Zweigen direkt über sich einen derart wundersamen, etwa huhngroßen Vogel entdeckt, dass sie Martin unbedingt darauf aufmerksam machen musste. Sie stupste ihn mit dem Ellenbogen in die Seite. „Hat der tatsächlich vier Flügel oder täusche ich mich?“(Komma) tuschelte sie ihm aufgeregt zu.
Er schaute ebenfalls empor und grinste ungläubig. „Mal sehen“, wisperte er und klatschte kurz in die Hände.
Erschrocken hüpfte der Vogel hoch, flatterte kurz, dann segelte er los und deshalb konnte man ihn recht gut betrachten. Er hatte herrliche lange und bunte Federn nicht nur an den recht kahlen Armen, auch an den Hinterbeinen, und schon landete er im nächsten Baum.
„Schade, weg ist er“, seufzte Martin.
„Das ist unglaublich ... einfach unglaublich!“(Komma) stieß Margrit kopfschüttelnd hervor
„Beruhige dich!“ Martin legte die Hand auf ihren Arm. „Schau lieber zum kleinen Hafen ... siehst du diesen verrückten Senizen, der mit dem orangefarbenen Schleier jetzt in unsere Richtung wedelt?“
„Senizen?“(Komma) echote Margrit verdutzt. „He, wie sehen denn Senizen aus? Ich kann sie so schwer von diesen ebenfalls reichlich schrill gekleideten Hajepas unterscheiden.“
„Na, aber der da ... der wackelt doch ganz besonders wollüstig mit den Hüften. Ist wohl schon seit einem ganzen Weilchen in dieser senizischen Tanzgruppe(Komma) der arme Kerl!“ Martin seufzte voller Mitleid. “Einer der echten Senizen, die uns begleiten sollten, muss ihn dazu überredet haben ... aber weshalb?“
„Oh Mann, Martin, und wie kriegen wir ihn von dort weg?“
„Los, wir gehen einfach zu ihm hinunter und fragen(Komma) was passiert ist.“
Doch Margrit hielt ihn am Ärmel fest. „He, haben wir überhaupt noch Zeit dazu?“
Er schaute zur Uhr, die er unter seinem Kittel hervor geholt hatte, dann blickte er sich nach dem Palast um.
„Du wohl nicht.“ Er wies mit dem Finger Richtung Lakeme. „Siehst du, da kommen deine Menschen, laufen gerade die Treppe zum Haupteingang hinauf. Du musst spurten, wenn du das noch schaffen willst, Margrit.“
„Und ihr?“(Komma) keuchte sie aufgeregt.
„Wir sind vielleicht schneller in Lakeme als du, wenn du noch so lange weiter fragst!“ erklärte er grinsend und schon lief er im typischen Watschelgang der Trowes den Hügel zum Hafen hinunter, wo die Senizen noch immer eifrig[blue] am Tanzen waren[/blue] (tanzten).


Ist und bleibt spannend.
Miftengufter ist eine herrliche Wortschöpfung!
Ach, wenn nur alles gut geht . . .
lg
 



 
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