Das Loch in meiner Seele

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Kitty-Blue

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Das Loch in meiner Seele

Die Nacht ist lang, schon fast vorüber,
ich sitze da mit leerem Blick.
Ganz langsam gleite ich hinüber,
ich spür die Kälte im Genick.

Ich lasse mich ganz langsam fallen,
bin wie in einer andern Welt.
Tief drin hör ich ein lautes Knallen,
spür etwas, das mir nicht gefällt.

Mein Herz ist grau und ohne Farben,
ich trink den Rest vom alten Wein.
Hab auf der Seele viele Narben,
ich fühl mich hilflos und allein.

Ganz leise falte ich die Hände,
ich spür die Traurigkeit in mir.
Die Hoffnung geht ganz still zu Ende
Verzweiflung lebt im Jetzt und Hier.
 
Hallo Kitty-Blue,

ein zwiespältiger Depressionstext, zwiespältig, weil er mich inhaltlich überzeugt, formal aber nicht. Ist die Volksliedstrophe mit ihrer Liedhaftigkeit wirklich geeignet, Verzweiflung zum Ausdruck zu bringen? Ist sie als Form nicht bereits begütigend und verharmlosend? Das Händefalten am Schluss passt recht gut hinein - der abab-Reim ist ja fast wie ein Händefalten.

Interessant das "laute Knallen" "tief drin", man bringt es natürlich mit dem "Loch" des Titels in Verbindung, Suizidneigung kann assoziiert werden.

Das Füllwort "ganz" wird etwas zu oft benutzt: zweimal "ganz langsam", einmal "ganz leise", einmal "ganz still".

Dass das lyrische Ich sich einen "alten Wein" leisten kann, ist immerhin trostreich. Oder ist abgestandener Wein gemeint?

Mit Gruß
E. L.
 



 
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