Das Mädchen mit dem roten Luftballon (gelöscht)

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aligaga

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Hallo @Eddie,

in Zeiten wie diesen haben Betroffenheitsprosa und Betroffenheitslyrik Hochkonjunktur. Kein Magazin, kein Feuilleton, keine Nachrichtensendung, kein Foto- oder "Literatur"wettbewerb, der nicht mitten aus diesem Genre schöpfte; kein Fotograf, kein Reporter, kein Journalist und kein "Literat", der nicht flugs versuchte, mit diesem Thema Aufemrksamkeit zu erregen oder gar Geld zu verdienen. Auch die Schlagersänger sind fleißig unterwegs und die Schauspieler; eifrig verkünden sie ihr tiefes Mitgefühl und machen dabei gleichzeitig auf ihre Songs und ihre Fernsehserien aufmerksam.

@Ali hält es für missbräuchlich, wenn hinter solchen Produktionen nicht wirklich persönliche Betroffenheit steckt. Die Opfer, die es tatsächlich ja zu Hunderttausenden gibt, werden so ein zweitest Mal vergewaltigt oder getötet - nicht auf der Schlachtbank irgendeines ungerechten, sinnlosen Krieges, sondern auf diversen Schreibtischen oder Bühnen.

Stilübungen wie die deine hier zählen zu solchen "Produktionen". Du konfrontierst uns mit einer dürftig geschriebenen, nicht besonders logischen Gräuelgeschichte und möchtest dafür Punkte einheimsen.

Du musst jetzt ganz stark sein: @ali würde, wenn er denn Noten gäbe, null Punkte für dich übrig haben. Er hält Texte wie den deinen für einen plumpen Angriff auf die Gemüter der Leser, die über die Gräuel des Krieges und das Elend der Flüchtlinge mindestens so gut Bescheid wissen wie du. Sie brauchen keine Nachhilfe und keine Buntstiftzeichnungen, in denen viel Rot vorkommt, keine einfach gestrickten Verserln, um zu wissen, dass Krieg und alles damit Verbundene das Schrecklichste und Sinnloseste sind, was sich denken lässt.

Das "Tagebuch der Annne Frank" ist längst geschrieben, und Korczaks "Wie man ein Kind lieben soll" auch. Daneben gibt es Hunderte, ja, Tausende von Zeitdokumenten, die uns bewusst machen, wie grausam der Mensch sein und was er seinem Mitmenschen antun kann.

Auf Effekthascherei ausgerichtete Texte wie dieser verletzen die Würde der Opfer, meint @ali. Und empfiehlt dir, an das Thema, wie Kinder im Krieg leiden müssen, anders heranzugehen als nur in Form eines triefigen Action-Clips.

Warum erzählst du uns nicht, wie's in dir aussieht, wenn du bei den Abendnachrichten in dein Schnitzelbrot beißt und gleichzeitig sehen musst, wie in Aleppo eine Kleine mit weggerissenen Beinchen in einem dreckigen Bett liegt und am Tropf hängt? Oder wie in Freilassing ein zweijähriges Mädchen mitten in der Nacht bei null Grad im köcheltiefen Schlamm stehen und weinen muss? Was geht da vor einem Abendländer? Denkt er wie Mutter Merkel? Oder macht er mit beim nächsten Pegida-Aufmarsch? Oder was?

Lass die Streuzuckerbüchse im Schrank und back kein weiteres Plätzchen zu den drei Millionen dazu, die's schon gibt. Wir bringen's nicht mehr hinunter. Erklär uns lieber, ob das jetzt das Ende er Welt ist, oder ob es doch noch mal ein Stückchen weiter geht mit ihr.

Du willst wissen, wie man das macht?

Literatur fängt da an, wo die reine Bildbeschreibung aufhört. Oft ist es ganz einfach, und manchmal unsagbar schwer.

Gruß

aligaga
 
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