Das Mädchen und der Löwe

ridding

Mitglied
Eines Tages kam ein Zirkus in ein kleines, verträumtes Dorf. Es war ein sehr kleiner Zirkus, er bestand lediglich aus einer Familie mit drei Kindern, einem Pferd, einem Dromedar und einem Löwen, der schon ziemlich alt war und nur noch einige brüchige, gelbe Zähne im Maul hatte. Der Vater, der die Tiere dressierte, führte den Löwen an einem Hundehalsband in der Manege vor. Nachdem er die Nummer beendet hatte, ging er mit dem Tier hinaus und band es an einem Pfahl fest.
Zur ersten Vorstellung waren nur wenige Besucher gekommen, darunter auch ein junges Mädchen mit seiner Mutter. Nach der Vorstellung riss sich das Mädchen von der Mutter los und rannte um das Zirkuszelt herum, bis es plötzlich vor dem Löwen stand. Es blieb wie angewurzelt stehen und blickte der zotteligen Raubkatze in die trüben Augen. Doch schnell hatte das Mädchen den Schreck überwunden und reichte mit der Hand nach dem Kopf des Tieres, um ihm die filzige Mähne zu kraulen. Doch der Löwe war durch das plötzliche Auftauchen des Mädchens verwirrt, und als nun auch noch die Hand des Kindes auf ihn zukam, erinnerte er sich an die vielen Schläge, die er, als er noch jung und ungebärdig war, von Menschenhand erhalten hatte, und er schnappte nach der Hand des Kindes. Und tatsächlich riss der Löwe einen Fetzen Fleisch heraus und er schmeckte zum ersten Mal in seinem Leben das heiße, salzige Aroma frischen Blutes. Das Mädchen war einige Schritte zurückgewichen, doch der Löwe machte einen so mächtigen Satz auf das Kind zu, dass das Seil, mit dem er an den Pflock gebunden war, zerriss. Gleich hatte er es an der Kehle und ehe das Mädchen auch nur einen Schrei ausstoßen konnte, hatte es der Löwe schonj in Stücke gerissen und verschlungen. Müde von dem großen Bissen geworden, legte er sich hin und dachte noch: „Whow, an den Geschmack könnte ich mich auf meine alten Tage noch gewöhnen.“ Daraus wurde aber nichts, denn noch am gleichen Tag schläferte man ihn ein.
 
K

Kasper Grimm

Gast
Ein brutaler, grausamer Text - aber darum gut, weil er keine falsche Sentimentalität vermittelt, von wegen armer alter Löwe, sondern diese gerade durch seine Realität durchbricht. Im Grunde ist ja nicht der Löwe schuld an diesem Drama, sondern der Erwachsene: einmal als Tierquäler, einmal als schlechter Erzieher - beides zeitigt schreckliche Konsequenzen.

Noch zwei Korrekturvorschläge:


" erinnerte er
sich an die vielen Schläge, die er, als er noch jung und ungebärdig [red]gewesen[/red]war, von Menschenhand erhalten hatte,"
"schonj" in "schon"

LG Kasper
 

ridding

Mitglied
Eines Tages kam ein Zirkus in ein kleines, verträumtes Dorf. Es war ein sehr kleiner Zirkus, er bestand lediglich aus einer Familie mit drei Kindern, einem Pferd, einem Dromedar und einem Löwen, der schon ziemlich alt war und nur noch einige brüchige, gelbe Zähne im Maul hatte. Der Vater, der die Tiere dressierte, führte den Löwen an einem Hundehalsband in der Manege vor. Nachdem er die Nummer beendet hatte, ging er mit dem Tier hinaus und band es an einem Pfahl fest.
Zur ersten Vorstellung waren nur wenige Besucher gekommen, darunter auch ein junges Mädchen mit seiner Mutter. Nach der Vorstellung riss sich das Mädchen von der Mutter los und rannte um das Zirkuszelt herum, bis es plötzlich vor dem Löwen stand. Es blieb wie angewurzelt stehen und blickte der zotteligen Raubkatze in die trüben Augen. Doch schnell hatte das Mädchen den Schreck überwunden und reichte mit der Hand nach dem Kopf des Tieres, um ihm die filzige Mähne zu kraulen. Doch der Löwe war durch das plötzliche Auftauchen des Mädchens verwirrt, und als nun auch noch die Hand des Kindes auf ihn zukam, erinnerte er sich an die vielen Schläge, die er, als er noch jung und ungebärdig gewesen war, von Menschenhand erhalten hatte, und er schnappte nach der Hand des Kindes. Und tatsächlich riss der Löwe einen Fetzen Fleisch heraus und er schmeckte zum ersten Mal in seinem Leben das heiße, salzige Aroma frischen Blutes. Das Mädchen war einige Schritte zurückgewichen, doch der Löwe machte einen so mächtigen Satz auf das Kind zu, dass das Seil, mit dem er an den Pflock gebunden war, zerriss. Gleich hatte er es an der Kehle und ehe das Mädchen auch nur einen Schrei ausstoßen konnte, hatte es der Löwe schon in Stücke gerissen und verschlungen. Müde von dem großen Bissen geworden, legte er sich hin und dachte noch: „Whow, an den Geschmack könnte ich mich auf meine alten Tage noch gewöhnen.“ Daraus wurde aber nichts, denn noch am gleichen Tag schläferte man ihn ein.
 

ridding

Mitglied
Hallo Kasper,

vielen Dank für die Rückmeldung und die Korrekturvorschläge, die ich schon eingebaut habe.

Gruß, ridding
 

Duisburger

Mitglied
Ich weiss nicht recht, was mir dieser Text sagen soll?
Quält keine Tiere, sonst bekommt ihr die Quittung dafür?
Es war ein sehr kleiner Zirkus, er bestand lediglich aus einer Familie mit drei Kindern, ...
Was hat diese Information für einen Bezug im Text bzw. auf die gewollte Aussage?
„Whow, an den Geschmack könnte ich mich auf meine alten Tage noch gewöhnen.“
Sollte der Text ernsthaft daher kommen, so ist dieser flapsige Einschub vollkommen entberlich.

Wenn dieser Text den Leser betroffen machen und ihn für die Not mancher Tiere sensibilisieren soll, so hat das zumindest bei mir nicht funktioniert, auch deswegen, weil ich in diesen Kontext die Zerfleischung des Kindes lediglich als untauglichen, reißerischen Schockeffekt sehe.

lg
Uwe
 
K

Kasper Grimm

Gast
Hallo Duisburger,
es geht hier nicht um Tierquälerei, sondern um die falsche Einschätzung der Realität. Ein von einem Löwen zerrissenes Mädchen ist sowohl so banal wie ein von einer Krähe erlegter Spatz, als auch etwas Fürchterliches. Hier geht's auch nicht um billige Schockeffekte, sondern um eine tragische Konstellation. Übrigens wurde hier noch erheblich die Aufsichtspflicht sowohl beim Löwen als auch beim Kind verletzt.
Anhand dieses Beispiels wird im kleinen aufgezeigt, was im großen dauernd passiert: völliges Unverständnis von an sich gefährlichen Realitäten, und deshalb ihre völlig falsche Behandlung. Ein Löwe, auch ein alter, in echt ist nun mal kein Steiff-Tier, sondern eine Raubkatze, und es ist nun mal so, daß diese, sowie sie frisches Blut geleckt hat, zur reißenden Bestie wird - nicht aus Bösartigkeit, sondern naturgemäß. Das mit dem "Whouw" ist vielleicht entbehrlich - ich hab allerdings verstanden, wie's gemeint war.
LG Kasper
 
B

bluefin

Gast
wirklich tragisch empfinde ich an dieser "konstellation" nur, dass entweder der arme löwe an geschmacksverirrung oder das arme mädchen an einer gräßlichen stoffwechselkrankheit litt: sein blut schmeckte salzig.

jeder, der sich schon mal beim bohren eines dünnen brettchens mit dem scharfen werkzeug in einen seiner linken daumen fuhr und selbigen lutschte, weiß doch, wie blutzucker schmeckt.

falls die story als metapher für kinderschänderei gedacht sein sollte: note null. falls nicht: note drei, da zwar ohne inhalt, aber flüssig geschrieben.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 

ridding

Mitglied
Hallo bluefin,
vielen Dank für den wertvollen Hinweis mit dem Geschmack des Blutes.
Zwecks präziserer Formulierung habe ich mal ein Gläschen Eigenblut probiert. Das Bukett fand ich zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber wenn man sich erstmal überwunden hat, ist es gar nicht so schlecht. Trotz des von dir angeführten Blutzuckers würde ich den Geschmack allerdings nicht als „lieblich“, sonder eher als „halbtrocken“ einordnen. Falsch ist auf jeden Fall meine Charakterisierung als „salzig“, trotz des dezent mineralischen Abgangs.
Nochmals schönen Dank für den Hinweis, ich ändere es entsprechend ab.

Gruß, ridding
 

ridding

Mitglied
Eines Tages kam ein Zirkus in ein kleines, verträumtes Dorf. Es war ein sehr kleiner Zirkus, er bestand lediglich aus einer Familie mit drei Kindern, einem Pferd, einem Dromedar und einem Löwen, der schon ziemlich alt war und nur noch einige brüchige, gelbe Zähne im Maul hatte. Der Vater, der die Tiere dressierte, führte den Löwen an einem Hundehalsband in der Manege vor. Nachdem er die Nummer beendet hatte, ging er mit dem Tier hinaus und band es an einem Pfahl fest.
Zur ersten Vorstellung waren nur wenige Besucher gekommen, darunter auch ein junges Mädchen mit seiner Mutter. Nach der Vorstellung riss sich das Mädchen von der Mutter los und rannte um das Zirkuszelt herum, bis es plötzlich vor dem Löwen stand. Es blieb wie angewurzelt stehen und blickte der zotteligen Raubkatze in die trüben Augen. Doch schnell hatte das Mädchen den Schreck überwunden und reichte mit der Hand nach dem Kopf des Tieres, um ihm die filzige Mähne zu kraulen. Doch der Löwe war durch das plötzliche Auftauchen des Mädchens verwirrt, und als nun auch noch die Hand des Kindes auf ihn zukam, erinnerte er sich an die vielen Schläge, die er, als er noch jung und ungebärdig gewesen war, von Menschenhand erhalten hatte, und er schnappte nach der Hand des Kindes. Und tatsächlich riss der Löwe einen Fetzen Fleisch heraus und er schmeckte zum ersten Mal in seinem Leben das heiße, überwältigende Aroma frischen Blutes. Das Mädchen war einige Schritte zurückgewichen, doch der Löwe machte einen so mächtigen Satz auf das Kind zu, dass das Seil, mit dem er an den Pflock gebunden war, zerriss. Gleich hatte er es an der Kehle und ehe das Mädchen auch nur einen Schrei ausstoßen konnte, hatte es der Löwe schon in Stücke gerissen und verschlungen. Müde von dem großen Bissen geworden, legte er sich hin und dachte noch: „Whow, an den Geschmack könnte ich mich auf meine alten Tage noch gewöhnen.“ Daraus wurde aber nichts, denn noch am gleichen Tag schläferte man ihn ein.
 
B

bluefin

Gast
gut so!

vielleicht gibst du dem löwen noch ein paar zähne mehr ins alte maul - dann tät er sich leichter mit dem "zerreißen". so mag man sich das gelutsche gar nicht recht vorstellen.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 
K

Kasper Grimm

Gast
Der Löwe mag alt sein - und Bluefin? Ich schätze, er hat zu hohen Blutzucker? Ich als Löwe würde das kleine Mädchen auch vorziehen. Ehe hier wieder senilerweise auf Kinderschändung hingedeutet wird - ich als Mensch bevorzuge auch Spanferkel vor ... altem grantigen Esel?
Iiiaaa
 



 
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