das massaker auf dem sinai 2017 (rubaiyat)

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
das massaker auf dem sinai 2017


die zärtlichen freunde des all ein seienden sind so verhasst
den männern die die schwarze flagge mit fäusten gefasst
das banner ihrer eifersucht mit der mahnung voll
gemalt den zu bannen der sich die liebe angemaszt

die einzige art der ehrfurcht vor dem gröszeren herrn
sei eifersucht der zeitenkreise die uns lehrn
im eifer ihres herrn: der jeden frommen freund
durch brennt mit unerfüllter sucht sich zu verzehrn

doch nie kann das gelingen: wie in höllen pein
die feuer immer neuer greifen mark und bein
und härten es nur zu anstatt es atomar
in punkte zu versprühn – zeigt sich das blanke sein

das sinnlos eifersüchtig die verbrennt versehrt
die ihn besinnungslos verehrten schmerzverzehrt
denn deren liebe hat entflammt die schuld den zorn
der finsternis die alles stillt was gott begehrt
 

Tula

Mitglied
Moin Hans

Hab's nachgoogeln müssen, nicht weil meine Erinnerung so kurz ist, sondern weil ähnliches viel zu oft geschieht.
Eine im Vergleich zu anderen Gedichten zu diesem Thema eher ungewöhnliche Form und Auseinandersetzung mit demselbigen, d.h. in der Gegenüberstellung von sinnloser Eifersucht (Hass) und Liebe, welche ja auch die Täter (ihre angebliche Hingabe zu Allah) für sich in Anspruch nehmen.
Jenen, die dahinter stehen, geht es sicherlich um ein sehr profanes Ziel: Chaos sähen. Das allein ist für viele schmutzige Geschäfte unabdinglich.

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 20370

Gast
Du gehst viel zu gnädig mit diesem vertierten Abschaum um. Es ist mir zu viel verstecktes Verständnis im Spiel.

Die zeitliche Nähe deines rubaiyats zu dem Pöbelzeugs einer Wiedergängerin scheint mir auch nicht zufällig ...


Gleichwohl: Hier zeigt sich wieder die Hand des Meisters! Danke dafür!

Dyrk
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Es ist in der Tat purer Zufall, Ihr Lieben,

daß in der chronologischen Abfolge der Gedichtereihe gerade diese Ruba'iyat (Plural von Ruba'i) dranwaren.

Der "Islamische Staat" (Da Isch) beanspruchte das Massaker in der großen Sufi-Moschee auf der Sinaihalbinsel für sich.
"Liebe" ist für Salafisten nun weder der Gott selbst
noch ist sie ein koranbelegte Rolle, die so bedeutungsvoll wiederkehren könnte
wie "Weisheit" oder "Malik Jaumi Dini", der König am Tag des Gerichts,
oder "rabbi alamina", der Lehrer der die Zeit durchkreisenden Ewigkeiten,
oder der Name Gottes,
dem jede einzelne der 100 und nochwas Suren zugeeignet ist, so daß sie diesen Namen Gottes substanziell fortsetzen:
"des allbarmherzigen Erbarmers".

Das ist vielmehr die Sehnsucht der Sufis, vor lauter Liebe in dem Rosenkranz-Gedicht der 99 Namen Gottes zu vergehen, sich gewissermaßen zurückzuatmen in den geliebten Freund des Freundes.

Der Da Isch allerdings kennt den Koran nicht so gut, daß er etwa wüßte, was da oben kalligraphisch in die Verzierung eingeflochten zu lesen ist. Das sind entweder Konvertiten aus Ländern, wo man nicht die arabische Schrift lesen lernt, oder analphabetische Söldner.
Sie kennen z.B. auch nicht das berühmte Lied im Koran "Gott ist das Licht des Himmels und der Erde", sonst hätten sie schon längst ihre schwarzen Fahnen verbrannt.
Sie wissen nur, daß sie die Schiiten hassen und daß sie die Dichter, Sänger und sich drehenden Tänzer der Sufis als allererste hinschlachten müssen.

Sie hassen die Liebe.
 



 
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