Das Meer

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seefeldmaren

Mitglied
Die Wand, sie blüht im Feuchtgesang, ganz ohne Chlor und Gnade,
man nennt das heute Wohnkultur und morgen: Wasserplage.
Das Amt bestätigt, was man riecht: den Fortschritt unterm Putz,
die Decke hält den Schimmel sacht und nennt das „Leistungsschutz“.

Die Küche dampft nach Meeresluft, der Herd: ein Wrack im Sand!
Die Spüle nennt sich Watergate und schwimmt durchs Vaterland.
Die Nachbarn stellen Eimer raus, sie sammeln Tau und Schwamm,
der Aufzug zählt die Muschelpracht, die Klingel wird zum Damm.

Die Kinder lernen Schwimmkurs Pflicht im Klassenraum der Stadt,
die Lehrer zählen Liter und das Tafelskript wird matt.
Die Predigt hallt im Wassersarg, der Pfarrer rudert schwer,
er segnet jedes Schimmelmal: „Es ist kein Fluch, das Meer!“
 

Ubertas

Mitglied
Liebe Maren,
es scheint nicht aufhaltbar zu sein. Es braucht nur die richtigen Fürsprecher. Und genügend Fläche zum Absaufen. Die wurde wohlwissend vorinstalliert.
Mit jeder neuen Predigt ertränkt es sich im Weihwasserkessel bequemer.
Liebe und bewundernde Grüße an dich und dein Gedicht, ubertas.
 

seefeldmaren

Mitglied
Hey Ubertas,

ja, ein Ventil, ein lyrisches und keins von einer Heizung.
Danke für Deinen Besuch und Deinen Kommentar.

Hey mondnein,

ich danke Dir! Dir auch danke für den Besuch und Comment.

Maren
 

sufnus

Mitglied
Gut gegeben, liebe Maren! :)
Interessante Form btw. mit dem hinter einer Zäsur versteckten Zeilenumbruch nach der jeweils vierten Hebung. :)
Witzigerweise kann man die Zeilen tatsächlich auch weitgehend unfallfrei als siebenhebige Langzeilen lesen - nur in der drittletzten Zeile muss man das Schema dann verinnerlicht haben, um das "und" korrekt "betont" mit folgender kleiner Pause zu lesen. Aber bis dahin hat man den Dreh raus, so dass sich da keinerlei Vortragshindernis ergibt. :)
Und nur damit es nicht missverstanden wird ;) : Natürlich meine ich damit nicht, dass man die Zeilen wirklich im hyperskandierenden Leierton ;) vortragen solle - die versteckten Zeilenumbrüche sollten nur gerade eben bei ganz genauem Hinhorchen gerade so (nicht ;) ) erahnbar sein; schöne Herausforderung für etwaige Rezitrozeratopse und -topserinnen. :)
LG!
S.
 

seefeldmaren

Mitglied
hey @sufnus

einer Zäsur versteckten Zeilenumbruch nach der jeweils vierten Hebung.
freue mich über deinen besuch und danke für die sterne - bei der vorliegenden hebungsanzahl hatte ich die angst, dass die zeilenanfänge zu generisch wirken könnten. es sind ja recht lange zeilen -
und man braucht eine gute puste, wenn man dadurch möchte. es brauchte also eine zäsur/umbruch, die entlastend wirkt. dann war meine befürchtung, dass die form zu repetitiv, zu monton wirken könnte, da ja viele zeilen mit einem artikel beginnen. ich kann es schwer beschreiben. mit der version bin ich zufriedener, aber so richtig zufriedenstellend ist sie noch nicht. die sprache ist ja sehr klar und hier besteht auch der balanceakt zwischen banalität und literarizität, letzteres hoffe ich wenigstens über die inhaltlichen lesearten streifen zu können. das werkchen aufkünsteln möchte ich auch nicht.
es ist trotzdem immer wieder erfrischend hin und wieder zu seinen wurzeln zurückzukehren.

es bereitet schon große freude mit metrum zu arbeiten, hin und wieder jedenfalls!

ich wünsche dir was! :)

Maren
 



 
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