Das mit uns

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Shallow

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Sebastian traf ich das erste Mal an der Kasse im Supermarkt. Er stand vor mir und ich stieß ihn mit meinem Einkaufswagen versehentlich an. Beim Auflegen der Lebensmittel aufs Band rollte der Wagen erneut gegen ihn und er drehte sich zu mir um.
„Machen Sie das unabsichtlich oder ist das der dringende Wunsch nach Kontaktaufnahme?“
„Im Herbst versuche ich es bei jedem, selbst bei Ihnen“, gab ich zurück.
Er reagierte nicht genervt, das Gesicht mit dem gestutzten Bart und der runden Brille sah amüsiert aus. Sein Blick huschte über meinen Einkauf, bei dem auch zwei Flaschen waren.
„Der Weinkonsum ist rückläufig in Deutschland, wussten Sie das? Ich bin froh, dass Sie etwas dagegen unternehmen.“
Mir war der Typ auf Anhieb sympathisch. Vor der Tür empfahl er eine Vinothek in der Nähe.
„Nur damit kein falscher Eindruck entsteht: Wenn ich mal nicht trinke, spielt Sport eine wichtige Rolle in meinem Leben“, sagte ich.
„Das sieht man Ihnen an. Ich meine nicht das Trinken, sondern den Sport. Täte mir vermutlich auch gut“, antwortete er.
Ich gab ihm eine Karte meines Fitness-Studios. Eine Woche später schickte er eine Einladung.
„Ich habe zu viel Wein in der Wohnung und zu viel November vor der Tür.“
Ich ging hin. Und blieb die Nacht.

Den ersten gemeinsamen Urlaub verbrachten wir in Norwegen in einer Hütte. Das raue Wetter hielt Sebastian nicht davon ab, morgens mit seiner Angel und der Kühlbox loszuziehen. Wenn er vom Fjord zurückkam, nahm er die Fische aus und warf die Innereien in einen Eimer.
„Die Gallenblase darf nicht verletzt werden“, sagte er, während er mit dem Messer hantierte. Die ganze Hütte stank nach Fisch. Nachmittags arbeitete er an Vorträgen und Seminaren. Ich ging spazieren und las. Die Landschaft mit den bewaldeten Schluchten, felsigen Bergrücken und dem Meer war beeindruckend, aber jeden Tag gleich. Die drei Bücher, die ich mitgenommen hatte, waren bald durchgelesen. Abends kochten wir zusammen.
„Ich kann Fisch nicht mehr sehen“, sagte ich.
„Lass uns essen gehen!“, schlug er vor.
Als wir in dem zwölf Kilometer entfernten Restaurant ankamen, war es dunkel. Außer uns gab es keine Gäste, die Speisekarte bestand aus einem Blatt. Abgesehen von mehreren Fischgerichten wurde Eintopf mit Hammelfleisch angeboten. Ich legte die Karte beiseite.
Warst du mal in Italien?“, fragte ich.

Im Fitnessstudio waren einige Trainer ausgefallen, ich übernahm gern deren Kurse. Bauch, Beine, Po. Sebastian lachte immer darüber, die Bezeichnung fand er erheiternd. Mit Yoga konnte er ebenso wenig anfangen. Das Interesse an Sport, von dem er bei unserem ersten Treffen sprach, gab es nicht. Für mich war es willkommene Ablenkung. Meine Wohnung war gekündigt worden, die Suche nach einer neuen gestaltete sich schwierig. Die geforderten Mietpreise in den Inseraten waren frustrierend. Wenigstens der Job machte mir Spaß. Bei einer Wohnungsbesichtigung standen die Bewerber Schlange, der Makler verteilte Bögen zum Ausfüllen. Bei der Frage nach dem Beruf schrieb ich Bauch, Beine, Po. Dann zerknüllte ich das Papier und ging. Im Studio fing mein Yin-Yoga-Kurs an.
„Wir werden loslassen und uns nur auf unser Innerstes konzentrieren“, sagte ich den Teilnehmerinnen. Die Frauen hörten mir zu.

Der füllige Mann hinter dem Schalter trug ein blaues Hemd unter dem Jackett, vor den Augen thronte eine große Brille, durch die er auf meine Brüste starrte.
„Meine Karten sind gesperrt“, sagte ich.
„So, so“, antwortete er und starrte weiter. Ich zog den Reißverschluss der Trainingsjacke hoch und gab ihm meine EC-Karte. Sein Blick schwenkte auf den Monitor, er tippte auf der Tastatur vor ihm.
„Ihr Dispositionskredit ist überzogen“, sagte er.
„Können Sie den erhöhen?“, fragte ich.
Er nestelte an der voluminösen Brille herum und setzte eine bedauerliche Miene auf.
„Sie müssen einen Antrag stellen, der kann online auf unserer Seite heruntergeladen werden.“
Ich steckte die EC-Karte wieder ein.
„Sie sind ein Frühabspritzer, oder?“
„Wie bitte?“
„Beim Sex. Sie wissen schon, was ich meine. Sie glotzen den Frauen auf die Titten und dann ist es schon vorbei. Ich wette, in Ihrer Pause holen Sie sich auf der Toilette einen runter.“
„Also bitte!“, kam es von ihm.
„Bitte was? Noch einen Blick? Kannst du vergessen, Wixer!“
Ich machte kehrt und trat den Heimweg an. Sebastian um Geld anzubetteln, kam nicht infrage. Ich rief meine Freundin an. Lena beruhigte mich.
„Ich leih` dir was, kein Problem. Und du weißt, dass meine Wohnung groß genug ist. Wie läuft es mit deinem Freund?“
„Ich mache Bauch, Beine, Po und er ist ein Intellektueller, der an der Uni lehrt“, antwortete ich.
„Das sind die schlimmsten“, sagte sie.
„Nein, alles läuft gut mit ihm.“
„Finanziell scheint er nicht an deiner Seite zu stehen. Du hättest dein Studium abschließen sollen!“
Ich legte auf.

Ein Personal-Trainer aus dem Studio hatte mich zum Essen eingeladen. Ich erzählte es Sebastian, ihm gefiel das nicht.
„Ich habe den gegoogelt“, sagte er. „Der Schönling stemmt nicht nur Gewichte, in seiner Freizeit macht er so eine Art Betroffenheitspop, daran lässt er die Gesellschaft auf seiner Website bedauerlicherweise teilhaben.“
„Du bist jetzt aber nicht eifersüchtig, oder?“ fragte ich.
„Nein“, antwortete er. „Ich mache mir nur Gedanken über deinen Geschmack.“
„Ich bin mit dir zusammen, da kann der so schlecht doch nicht sein“, entgegnete ich.
Der Abend mit Roberto begann amüsant, die neuen Trainerkollegen im Sportstudio boten jede Menge Gesprächsstoff. Er trug ein kurzärmeliges Hemd, dass die definierten Oberarme mit den Maori Tattoos zur Geltung brachte. Eine Silberkette baumelte um seinen Hals.
„Der Lachs klingt gut“, sagte er mit Blick auf die Tagesgerichte.
„Kommt nicht auf meinen Teller!“, sagte ich.
„Hat dein Professor Tattoos?“, fragte Roberto.
„Wie kommst du auf Professor?“
„Gerüchteküche“, sagte er.
„Machst du noch deinen Betroffenheitspop neben dem Sport?“
„Wer nennt das so, bitte schön?“
„Der Professor“, sagte ich.
Dem Ende des Abends sahen wir beide mit Ungeduld entgegen. Immerhin blieb Roberto bei seiner Einladung und zahlte die Rechnung.

Ich trennte mich von Sebastian in Florenz. Mitten auf der Ponte Vecchio gegen Abend. Der Arno floss unter uns, Lichtreflexionen tanzten auf den Wellen.
„Was siehst du?“, fragte ich ihn.
„Eine amorphe Masse von Touristen, die sich über die Brücke wälzt“, antwortete er.
„Tu wenigstens so, als wärst du gern hier!“, sagte ich. „Mir zuliebe!“
„Ich mache die ganze Zeit nichts anderes“, gab er zurück.
In meiner Vorstellung war Florenz, ähnlich wie Venedig mit Romantik verbunden. Ihm ging es nicht so.
„Florenz sehe ich eher in der Renaissance verhaftet, also deutlich vor der Romantik“, erklärte er.
„Gab es Züge in der Renaissance?“, fragte ich.
Er schüttelte den Kopf.
„Heute gibt es welche und ich nehme den nächsten.“
Er machte sich nicht die Mühe, mich aufzuhalten.

Lena wartete am Bahnhof, ich hatte sie aus dem Zug angerufen. Sie nahm mich in den Arm und strich mir über den Kopf wie bei einem Kind. Dann fuhren wir zu ihr und tranken Wein. Zwei Flaschen Grauburgunder. Ich redete und weinte. Lena hörte zu und nickte.
„Woran lag es wirklich?“, fragte sie.
„Es ist nicht seine Schuld“, sagte ich. „Ich kann nur Kurzstrecke, für Langlauf fehlt mir der Atem.“
„Ist es der Langlauf, oder ist es die Nähe?“
Lena konnte anstrengend sein. Am nächsten Morgen ging es mir schlecht, aber ich hatte mich beruhigt. Sebastian hatte mehrere Nachrichten geschickt, ich öffnete sie nicht.
„Er wird dich wiederhaben wollen“, sagte meine Freundin.

Sebastian hatte ein Restaurant in Kreuzberg vorgeschlagen. „Bitte sag zu!“
Ich machte mir Gedanken über die Garderobe. Nicht zu sexy. Attraktiv, aber dezent und seriös. Der enge Pulli in beige sah im Spiegel gut aus. Eine lange Kette darüber. Keine, die ich von ihm geschenkt bekommen hatte, eine von früher. Dazu die neuen Stiefel. Der Mantel farblich passend. Ein letzter prüfender Blick. So ging es.
Das Restaurant machte einen gehobenen Eindruck, weiße Tischdecken, gedämpftes Licht. Die Kellner bedienten die Gäste in schwarzen Hemden und Krawatten. Er war schon da. Ich sah ihn von draußen an einem der Tische am Fenster sitzen. Er trug ein Jackett über dem weißen T-Shirt, die Beine lässig übereinandergeschlagen. Sein Blick wanderte ungeduldig von der Armbanduhr zur Eingangstür. Ein Ober kam zu ihm, er schickte ihn mit einer Handwegung weg und griff nach dem Handy. Bei mir summte es. „Wo bleibst du?“, las ich.
Meine Erstarrung löste sich. Abends kühlte es ab, Mitte Oktober und es fing zu nieseln an. Ich knöpfte den Mantel zu und machte kehrt. In der U-Bahn schickte ich ihm eine Entschuldigung. Eine Antwort kam nicht. Die Stationen flogen vorbei, im Fenster spiegelte sich mein Gesicht. Ich sah es an.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde den Text nicht wirklich strukturiert.
Frau (ich tippe mal drauf, dass der Protagonist eine Frau ist, ihren Namen erfährt man nicht) lernt jemanden kennen, die Beziehung klappt nicht, sie haut ab, dann will er sie zurück haben, sie wollen sich nochmal treffen, dann macht er eine blöde Bemerkung und sie haut wieder ab.
Der Story mangelt es an Tiefe, die Charaktare sind flach gezeichnet und einer (Lena) ist komplett überflüssig.

Schöne Grüße
SilberneDelfine
 

Shallow

Mitglied
Hallo @Bo-ehd und @SilberneDelfine,

zunächst vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren! Bei zwei ähnlich lautenden Einschätzungen muss die Story Mist sein. (Die klassischen Merkmale einer Kurzgeschichte erfüllt sie auch nicht). Ob ich hier nochmal nachbessere oder das Machwerk als missglückten Versuch abtue, weiß ich noch nicht. Das nächste Mal (hoffentlich) wieder besser.

Schönen Wochenstart wünscht
Shallow
 

lietzensee

Mitglied
Hallo Shallow,
es tut mir leid, Unordnung in die Sache zu bringen, aber mir gefällt der Text. Es ist die Geschichte einer Beziehung, von ihrem Anfang bis zum Ende. Etwas tiefer schürfend könnte man sagen, dass es um die Beziehungsunfähigkeit modernen Menschen geht. Dieses Thema wurde natürlich schon öfter beackert, aber für meinen Geschmack zeichnet der Text ein sehr treffendes Bild von der Sache.

Die Konstruktion der Geschichte gefällt mir auch. Du wirfst nur ein paar Spotlights auf Schlüsselmomente. Aus der Handlung hätten andere vielleicht einen Roman gemacht. Erzählt wird in Ich-Perspektive, aber der Erzähler gibt nichts Intimes von sich Preis. Man kann nur durch Handlung und Dialoge auf sein Innenleben schließen. Das Spiegelt schön die Verschlossenheit, die er anderen gegenüber zeigt.

Lena finde ich nicht überflüssig. Einmal zeigen die Stellen mit ihr, dass die Erzählerin ein generelles Problem mit Beziehungen zu haben scheint. Und Lena sagt nach meiner Meinung den Kernsatz der Geschichte:
„Ist es der Langlauf, oder ist es die Nähe?“

Vielleicht hätte man das Thema noch etwas pointierter rausarbeiten können. Zb indem man den obigen Satz am Ende nochmal aufgreift. Ich finde auch, dass ihre Wohnungs- und Geldnot nicht ganz schlüssig eingeflochten sind. Das sind existenzielle Probleme, aber sie werden nur kurz angeschnitten und spielen für den weiteren Verlauf der Geschichte dann keine Rolle.
Das hat meinen Lesegenuss aber nicht geschmälert.

Viele Grüße
lietzensee
 

Bo-ehd

Mitglied
Hallo lietzensee,
Kennenlernen im Supermarkt, flüchtiges Verlieben, Trennung, Geldnot, ausfällig werden, Versuch einer Versöhnung - das passiert so, wie es geschildert ist, ein paar hunderttausend Mal. Am Tag, weltweit. Das ist Alltag, das Langweiligste, das es für einen Schreiberling gibt. Und deshalb fehlt die Spannung völlig.
Wer schreibt, kann mit einer Alltagssituation starten, aber daraus muss sich dann etwas entwickeln, das den Leser vom Hocker reißt. Ist hier aber nicht der Fall. Sorry. Klassischer Systemfehler.
Gruß Bo-ehd
 

Shallow

Mitglied
Hallo @lietzensee,

vielen Dank für deinen Kommentar. Sehr erleichternd, dass der Text so bei dir so angekommen ist, die Intention hätte ich nicht besser beschreiben können. Und der zentrale Satz kommt tatsächlich von Lena, von daher braucht der Text diese Figur. Die finanzielle Situation der Protagonistin ist tatsächlich nur gestreift und müsste mehr unterfüttert werden, weil die Diskrepanz der monetären Situationen ja auch ein Grund für die Distanz zwischen den Hauptfiguren sein könnte. Ich werde den Text jedenfalls nicht in die Tonne werfen, ich mache mich da nochmal ran.

Schönen Gruß zurück

Shallow
 

Shallow

Mitglied
Hallo @Bo-ehd,

ich verstehe, dass du mit dem Text nichts anfangen kannst. Das ist völlig ok. Ich persönlich finde Alltägliches nicht unbedingt das Langweiligste auf dieser Welt, solange es unterhaltsam geschrieben ist und ich hatte gehofft, dass es etwas darüber hinausgeht. Mit diesem Text habe ich dich nicht erreicht. Vielleicht ja beim nächsten Mal.

Schönen Gruß

Shallow
 

petrasmiles

Mitglied
Liebe Shallow,

ich habe Deine Geschichte gerne gelesen und schließe mich da lietzensee an - sowohl bei seiner Analyse als auch bei der Kritik. Einerseits gibt es einen Hinweis auf eine gewisse 'Leichtlebigkeit' der Protagonistin, aber Wohnung verloren und Konto überzogen - das sind auch nach meinem Empfinden zu große 'Klopper' für die eigentliche Geschichte.
Aber ob es unbedingt Beziehungsunfähigkeit ist? Ich denke mal, sie lässt sich leicht ein, aber sie weiß auch, was für sie geht. Sie passten einfach nicht zueinander. Und für mich wird da auch ein Gefälle sichtbar, was ein Mann als Leser vielleicht nicht so spürt, aber dieser Mann bestimmt gerne und ist auch nicht wirklich bereit, etwas anderes zuzulassen. Die Urlaubsorte geben da schon einen guten Hinweis. Aber egal wie man es nimmt: Ich wäre an ihrer Stelle vor dem Restaurant auch wieder gegangen, weil sie gespürt hat, dass es nichts bringt. Für mich ein starkes Ende.

Liebe Grüße
Petra
 
Wer schreibt, kann mit einer Alltagssituation starten, aber daraus muss sich dann etwas entwickeln, das den Leser vom Hocker reißt.
Das sehe ich auch so. Ich finde, ein Antagonist z. B. würde die Geschichte aufpeppen.
Normalerweise ist es ja auch so, dass in einer Kurzgeschichte ein Konflikt vorkommen sollte. Zwar hat hier die Protagonistin sogar eine Konfliktbeziehung, aber irgendwie stört sie nach kurzer Zeit einfach alles an dem Typen, es wird sich nicht auf einen Konflikt fokussiert.

Was mich persönlich besonders stört, ist der Schluss. Sie beendet die Beziehung, will sie noch einmal anfangen und geht dann nicht hin, beendet die Beziehung sozusagen zum zweiten Mal. Finde ich persönlich überflüssig am Ende.

Jetzt kommen bestimmt wieder Stimmen, die sagen, dass ihnen genau das gefallen hat :) Es ist doch gut, wenn jeder eine andere Meinung hat. Davon lebt ein Diskussionsforum.
 

Bo-ehd

Mitglied
Ja, liebe SilberneDelfine, so ist das mit den Geschmäckern. Aber glaub mir, du bist auf dem richtigen Pfad. Die ganze Schreiberei gliedert sich in drei Bereiche: Hochliteratur, Unterhaltungsliteratur und Texte fürs Poesiealbum. Der erste ist für alle von uns hier unerreichbar; ihn sollte man den gestandenen Literaten überlassen.
Die U-Literatur ist unser Bereich. Hier gelten schon die Regeln des Schreibhandwerks. U-Literatur heißt nicht, Witzchen zu machen, sondern mit spannenden Geschichten den Leser unterhalten. Das funktioniert nur mit konfliktreichen Stoffen oder originellen Texten.
Den dritten Bereich sollten wir hinter uns gelassen haben. Hier handelt es sich um Texte, die nie in ein Buch gelangen. Für die auch nie jemand Geld ausgibt, weil sie ganz einfach nicht den Ansprüchen eines Lesers entsprechen. Die Geschichten interessieren nicht, weil sie alltäglich oder seicht oder sanft oder unaufregend oder Geschwafel sind.
Man kann solche Texte gutfinden, eben weil vieles eine Sache des Geschmacks sind. Dann sollte man aber auch so ehrlich sein, sich richtig einzuordnen und seine Ansprüche zu definieren.
Gruß Bo-ehd
 

Shallow

Mitglied
Hallo @petrasmiles,

die Idee hinter der Figur Sebastian ist ein dominanter Typ, der seine Vorstellungen in den Mittelpunkt stellt, völlig richtig. Das Hineinversetzen in die Rolle einer Protagonistin war mich als männlichen Autor spannend. Vielen Dank für deinen Kommentar!

Schönen Gruß

Shallow
 

Shallow

Mitglied
Hallo @Bo-ehd,

bei deiner Gliederung der Literatur in drei Bereiche (Hochliteratur, Unterhaltungsliteratur und Texte fürs Poesiealbum) denke ich lieber nicht darüber nach, wo du den Text einordnen würdest. Zum Glück ist diese Gliederung Unsinn, von daher erübrigt sich alles Weitere. Der Text ist sicher keine Großtat, zumal keine wirkliche Kurzgeschichte. Ich nehme trotz allem Positives mit: Ein munteres Kommentieren mit unterschiedlichsten Ansätzen. Dafür bin ich dankbar!

Schönen Gruß

Shallow
 
Zuletzt bearbeitet:
Sebastian ist ein dominanter Typ, der seine Vorstellungen in den Mittelpunkt stellt,
Hm. Ich sehe bei Sebastian keine Dominanz. Er macht doch, was die Frau sagt?
Z.b.

„Ich kann Fisch nicht mehr sehen“, sagte ich.
„Lass uns essen gehen!“, schlug er vor.
Als wir in dem zwölf Kilometer entfernten Restaurant ankamen, war es dunkel. Außer uns gab es keine Gäste, die Speisekarte bestand aus einem Blatt. Abgesehen von mehreren Fischgerichten wurde Eintopf mit Hammelfleisch angeboten. Ich legte die Karte beiseite.
Warst du mal in Italien?“, fragte ich.
Er geht mit ihr essen, weil sie sich übers Essen zu Hause bzw. in der Urlaubshütte beschwert.
Er fährt mit ihr nach Italien, weil sie dahin will. Er verbietet ihr nicht, mit einem anderen Typen - Roberto - auszugehen, auch wenn es ihm eigentlich nicht passt.

Ein dominanter Mann agiert anders.

Ich trennte mich von Sebastian in Florenz.
Es wäre auch mal interessant zu wissen, was er in Florenz eigentlich verbockt hat.
 
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Shallow

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Hallo @SilberneDelfine,

ich wollte Sebastian als Menschen, der seine Positionen in den Mittelpunkt stellt. Aussuchen des Urlaubsortes (oder schlechte Laune), Tagesablauf nach seinem Plan (morgens angeln gehen, Fisch essen - sie kann ja spazierengehen oder was lesen, auch wenn er mal einen Restaurantbesuch nach Protest vorschlägt), seine Haltung gegenüber ihrem Job, den er nicht ganz ernst nimmt. Könnte man noch verstärken, ich habe da eine Idee, die ich die Tage einfließen lasse.
Zur Trennung in Florenz könnte seine dauerhaft schlechte Laune geführt haben. Er hat den Ort nämlich nicht ausgesucht, der passt ihm nicht. - Als Intellektueller läßt er natürlich ein Treffen mit einem Kollegen großzügig zu - allerdings nicht ohne an ihrem Geschmack zu zweifeln. Ich wollte eine verstecktere Dominanz. Wie gesagt, ich mache das noch etwas deutlicher.

Schönen Abend wünscht

Shallow
 

Ubertas

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Hallo @Shallow ,
sich selbst treu zu bleiben:
wunderschön erzählt auf eigene Art und Weise. Genau das gefällt mir:)
Für mich ist die Frau in deiner Geschichte nicht beziehungsunfähig.
Sehr gerne gelesen!
Lieben Gruß ubertas
 

Shallow

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Hallo @Ubertas,

vielen Dank für deinen Kommentar. In der Geschichte geht es um eine Beziehung, also um Emotion, und vielleicht traue ich ihr deshalb nicht. Irgendetwas fehlt,
ich weiß noch nicht, Tiefe möglicherweise? Müssen die unterschiedlichen Positionen mehr herausgearbeitet werden, ist das zu flüchtig? Jedenfalls machen deine Bemerkungen Mut, sich damit weiter zu beschäftigen, denn ich finde das Grundgerüst und den Ton der story gut.

Vielen Dank und schönes Wochenende

Shallow
 
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Ubertas

Mitglied
Hallo @Shallow ,
ich finde die Story auch sehr gut. Vielleicht kannst du die unterschiedlichen Positionen noch mehr vertiefen. Hier meine Ideen dazu, natürlich nur ein Sammelsurium an Möglichkeiten:)

Absatz 2: Klar ist, er zieht sein Ding durch. Ihr ist langweilig. Wenn er der Typ 'dominant' ist, hat er gewiss noch mehr auf Lager. Wie sehen die gemeinsamen Kochabende aus? Läuft alles streng nach Rezept? Muss ans Fischgericht ein Dillgewürz, obwohl ihr das gar nicht schmeckt? Gibt es nur noch zwei Gläschen Wein und danach grünen Tee? Spricht er die Abende hindurch nur über sich und seine Erfolge und knipst danach das Licht aus?

Absatz 3: Er belächelt ihre Tätigkeit als Trainerin. Vielleicht hebt er sich an dieser Stelle als besonders gebildet hervor. Dass man schon mehr dafür tun müsste als Yogakurse geben, um es soweit zu bringen wie er.
Mit Sport hat er nichts am Hut, aber vielleicht ein nettes Smartphone Geheimnis mit straffen Frauenkörpern..
Eventuell noch von ihr ein vertiefender Gedanke zum was wäre wenn hinsichtlich ihrer Wohnsituation. Zu ihm ziehen? Wie wäre das für sie?

Absatz 4: Ich würde sie den Frühabspritzer- Gesprächsanteil überwiegend nur denken lassen. Es ist wahrscheinlicher, dass sie nicht so direkt ist, sonst wäre sie auch nicht bei einem Sebastian gelandet.

Absatz 5: Den sunny boy Roberto Charakter könntest du noch mehr herausarbeiten. Was neben Lässigkeit und Muskelmasse unterscheidet ihn von Sebastian? Müssen nicht unbedingt positive Eigenschaften sein.
Wenn Sebastian herrschsüchtig ist, brodelt es gewaltig bei ihm bezüglich ihres Treffens mit Roberto. Auch wenn er es überspielt. Vielleicht bemerkt sie, dass er nicht nur Roberto googelt, sondern ab und an mal zufällig ihr Handy durchforstet..nur am Rande.

Absatz 6: Spätestens in Florenz sollten sich an Sebastians Charakter noch ein paar besondere Eigenarten herausstellen. Ich finde den Satz "Eine amorphe Masse von Touristen, die sich über die Brücke wälzt." übrigens bestens:) Möglicherweise findet sich noch weitere Anti-Romantik, welche sie endgültig zum Abreisen bewegt.

Wie gesagt, das sind jetzt nur meine spontanen Gedanken dazu.
Mir gefällt deine Story sowieso:)

Dir auch ein schönes Wochenende und liebe Grüße!
ubertas
 



 
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