Das mutige Wolfskind ab 4 Jahren

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Majalu

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Am Abend, wenn der Wildpark geschlossen ist, werden die Wölfe erst so richtig munter. Sie machen Wettläufe oder Sprünge über den Zaun zum Nachbargehege.
Bieco ist vorsichtiger als die anderen. Er traut sich nicht, über hohe Zäune zu springen, und beim Balgen und Raufen sieht er lieber zu.
„Nun sieh dir das Theater an!“, sagt eines Tages ein schöner Pfau zum anderen. Sie sind gerade dabei, mit langgestreckten Hälsen am Zaun des Wolfsgeheges auf und ab zu stolzieren. „Der kleine Bieco von nebenan hat sich schon wieder bei der Fütterung von den anderen wegdrängen lassen!“
Bieco spürt die prüfenden Blicke. „Ich weiß es doch selbst“, denkt er beschämt, „doch was soll ich tun?“ Sehnsuchtsvoll blickt er zu den stolzierenden Pfauen. „Ach, hätte ich doch auch so ein prachtvoll glänzendes Federkleid! Dann würden alle bewundernd zu mir aufschauen.“ Und kurzerhand macht er sich auf den Weg zu ihnen.
„Du bist so schön! Willst du mir ein Teil deines Federkleides abgeben?“, fragt Bieco. „Das könnte dir so passen“, antwortet der Pfau, „aber wir können zusammen das Stolzieren üben. Richte deinen Schwanz auf, hebe deinen Kopf und schaue mutig in meine Augen!“ Und dann üben sie. Bis Bieco ganz müde davon wird und nur noch schlafen möchte.
Am nächsten Tag sagt er zum großen Bären: „Du bist so stark! Möchtest du mir etwas von deiner Kraft abgeben?“ „Üäähhh!!“, brummt der Bär und formt seine Augen zu schmalen Schlitzen. Dann denkt er nach. „Wozu brauchst du meine Kraft? Du hast doch selbst genug davon. Du musst nur ganz fest daran glauben!“
Auf dem Weg zurück zur Wolfshöhle hört Bieco plötzlich einen Schrei. Oh Schreck! Das große Wolfskind hat sich beim Sprung über den Zaun zum Bärengehege mit dem Fuß im Draht verfangen, und die große Bärenmama nähert sich ihm angriffslustig. „Oh nein“, denkt Bieco. „Kann denn niemand helfen? Ängstlich begutachtet er den hohen Zaun.
„Soll ich es versuchen?“, überlegt er unsicher. „Ich könnte von allen am schnellsten beim großen Wolfskind sein.“ Dann, im nächsten Augenblick, erinnert sich Bieco an das, was der große Braunbär ihm geraten hatte. „Ich habe genug Kraft. Ich schaffe das!“, macht er sich Mut, fasst sich ein Herz und springt – zack! - mit Anlauf über den Zaun.
Die wütende Bärenmama brummt gefährlich. Nun wird es höchste Zeit. „Ich helfe dir!“, ruft Bieco dem großen Wolfskind zu. In letzter Sekunde befreit er den Fuß aus dem Drahtgeflecht. Und eins – zwei – drei hüpfen beide zurück ins Wolfsgehege.
Bieco ist erleichtert. „Danke Kleiner, du hast mir das Leben gerettet!“, sagt das große Wolfskind anerkennend. Biecos Augen funkeln vor Stolz. Und hohe Zäune sind von nun an kein Problem mehr für ihn.
 

molly

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Hallo Majalu,

Deine Geschichte gefällt mir. Der stolze, aufrechte Gang, den das kleine Wolfskind von den Pfauen lernt, gibt ihm Vertrauen, den großen Bären nach dessen Kraft zu fragen und er überwindet sich und hilft einem Kameraden. Diese kleine Geschichte kann schüchternen Kindern Mut machen, sich nicht verdrängen zu lassen und um Hilfe zu bitten, wenn sie diese brauchen.

Gerne gelesen
molly
 



 
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