Das Orakel der Drachen - Prolog

Phylthia

Mitglied
Prolog: Drachenmutter

Die Drachin war alt, sehr alt. Sie war aelter als jedes andere Leben auf der Welt, und sie spuerte die Atemzuege der Welt im Rhythmus ihres Herzschlags. Vielleicht war ihr Herzschlag auch der Herzschlag der Welt, wer koennte das schon sagen? Sie war schon immer da gewesen, und sie wuerde immer da sein, bis zum Ende der Welt. Fuer sie dauerte ein Menschenleben kaum mehr als Zwinkern ihrer riesigen, goldenen Augen.
Und trotzdem waren ihr die kleinen, hilflosen Wesen nicht egal, wie man haette meinen sollen. Es gab viele ihrer Art, die sie dafuer verachtet haetten, wenn sie nicht die Drachenmutter waere. Sie wusste, dass insgeheim viele der juengeren Drachen sie fuer verrueckt hielten, auch wenn niemand wagte, es auszusprechen. Sie beobachtete die Menschen – nicht einzelne, doch das Schicksal der gesamten Rasse. Die Menschen wussten um ihre Existenz, hatten sogar einen Tempel vor dem Eingang zu ihrer Hoehle gebaut. Es gab auch eine Priesterin, die gelegentlich hinab in die Hoehle kam, um die Drachin um Rat zu fragen. Selten liess sie sich dazu herab, denn sie wusste, dass es falsch war, die Menschen zu beeinflussen, und so war es viele Aeonen lang gut gegangen.
Doch als die Drachin an diesem Tag ihre Augen aufschlug und den Kopf hob, um sich in der Hoehle umzusehen, spuerte sie, dass etwas anders war als sonst. Es war nicht in ihrer Hoehle, es war oben in der Welt der Menschen. Sie spuerte eine wichtige Veraenderung, auch wenn sie noch nicht sagen konnte, was genau es eigentlich war. Es war einfach nur das Gefuehl, das etwas geschehen war, etwas, das eine grosse Veraenderung bringen wuerde. Sie haette die Pfade der Zukunft betreten koennen, um einen Ausblick auf die Ereignisse zu erhaschen, doch es gab so unendlich viele Moeglichkeiten, dass es schwierig war, die Zukunft, die wirklich war, zu finden.
Die Drachin fragte sich, welche Veraenderung in der Welt der Menschen vor sich gehen mochte, dass selbst sie es spuerte. Etwas wie Neugier erwachte in ihr, doch sie war nicht so stark, dass sie versucht haette, herauszufinden, was geschehen war. Sie war alt und hatte schon ungezaehlte Jahrtausende hier unten gelegen, sie wuerde warten. Vielleicht wuerde sie auch spueren, was geschah.

Denaya grunzte unwillig, als jemand wild gegen ihre Tuer haemmerte.
“Ruhig! Ich komme ja schon!”, rief sie und warf sich einen Umhang gegen die bittere Kaelte um. Sie bewegte ihren massigen Koerper zur Tuer des kleinen Hauses, das sie bewohnte. Sie hoerte, dass draussen noch immer der Schneesturm tobte, und sie fragte sich, wer verrueckt genug war, bei diesem Wetter aus der Stadt zu ihrem Tempel hinauf zu kommen. Sie entriegelte die Tuer und oeffnete sie einen Spalt.
Sofort fuhr der eisige Wind an ihr vorbei und wirbelte Schnee ins Haus. Denaya konnte nicht erkennen, wer genau vor ihrer Tuer stand, und in Sekundenschnelle wiegelte sie ab, ob sie lieber einen ungebetenen Besucher oder die Winterkaelte hier hatte. Sie grapschte durch den schmalen Spalt, erwischte den Verrueckten – wer auch immer es war, er musste wirklich verrueckt sein! – an seinem Mantel und zerrte in hinein. Krachend schlug sie die Tuer wieder zu.
Zuerst erkannte sie ihren Besucher nicht, denn er war ueber und ueber mit Schnee bedeckt und in mehrere Maentel gehuellt, so dass selbst seine Koerperform kaum noch zu erkennen war. Denaya wurde bewusst, dass sie theoretisch auch gerade einen Bergtroll haette hereinzerren koennen. Dann jedoch schlug er seine Kapuze zurueck und entbloesste ein von der Kaelte geroetetes Gesicht mit einem blonden Bart.
“Barn, du bist das!”, seufzte Denaya. “Willst du Tee? Was treibt dich bei diesem Sturm hier hinauf? Wenn ihr meine Hilfe mal wieder braucht – egal, was es ist, es kann nicht schlimmer sein als der Sturm!” Sie drehte sich herum und watschelte zu ihrem Ofen, um Tee fuer sich und Barn zu machen.
“Der Koenig ist tot!”, keuchte der Mann.
Denaya zuckte mit den Achseln. “Und dafuer kommst du bei diesem Sturm...” Und dann wurden ihr seine Worte bewusst. Sie wirbelte herum, so schnell, wie das bei ihrem Umfang moeglich war. “Der Koenig!”
“Ist tot!”, bestaetigte Barn.
“Die Prophezeiung!”, rief Denaya und hastete hinueber zu dem Buecherregal, das die gesamte Breite der Wand bedeckte. Sie las selten, nur ihre Kochbuecher wurden regelmaessig benutzt – Denaya hatte das Studieren zu Gunsten des Essens aufgegeben –, doch sie wursste noch ganz genau, wo sie suchen musste.
Waehrend Barn sich aus seinen verschiedenen Schichten Kleidung schaelte und das ganze Haus mit dem Gestank nach nassem Pelz erfuellte, zerrte sie einen dicken, in Leder gebundenen Foliant aus dem Regal. Sie musste niesen, als eine Staubwolke aufstob, doch sie schleppte das Buch hinueber zu ihrem Tisch und fegte den frisch gebackenen Kuchen mit einer Handbewegung zu Boden. Das wuerde sie erst spaeter wirklich bereuen, nun war anderes viel wichtiger. Wieder wirbelte Staub auf, als sie die inzwischen gelblichen gewordenen Seiten aufschlug. Kaum mehr als das erste Drittel des Buches war gefuellt, der Rest war leer.
Sie blaetterte schnell, bis sie endlich fand, was sie suchte. “Hier!”, sagte sie triumphierend und deutete auf die verblasste, saubere Schrift mit schwarzer Tinte.
Barn trat neben sie und erblasste beinahe vor Ehrfurcht. Dieses Buch, das gerade in den letzten Resten von Kuchenkruemeln und Mehl lag, war mehrere tausend Jahre alt, und er war einer der wenigen Menschen, der es je zu Gesicht bekommen hatte. Ganz zu schweigen von dieser Seite!
In der geschwungenen Handschrift einer Priesterin, deren Knochen in den Hoehlen der Drachenmutter laengst zu Staub zerfallen waren, standen auf dieser Seite die Worte, an die sich die Hoffnung eines ganzen Volkes krallte…

Wenn der siebte Koenig der Dunkelheit regiert, / Ein Kind wird geboren werden, / Der Dunkelheit Untergang zu bringen, / Mit Glueck, Magie und Schwert. / Koenigsblut soll Leben erhalten aus dem Schosse der Taenzer, / Es soll Wissen finden im Schutz des Alten, / Es soll Kraft finden von der Hand des Kriegers, / Bis sein Schicksal es ruft.

Dies sind die Worte des Orakels der Drachen,
Nieder geschrieben von Dragonera Disiana,
Im Jahre des Drachen 887.

“Die Prophezeiung des Retters!”, fluesterte Barn ehrfurchtsvoll.
“Und nun werden wir endlich herausfinden, ob es mehr als nur Humbug ist, den Disiana im Drogenrausch irgendwie zusammengeschustert hat!”, knurrte Denaya nicht ganz so angetan. Trotz ihrer rauhen Schale war sie eine herzensgute Person, und es tat ihr in der Seele weh, ihr Volk leiden zu sehen. Und fast noch mehr schmerzte es sie, dass die Rettung, die sich viele nun erhofften, vielleicht nie kommen wuerde. Es waere nicht die erste Prophezeiung der Drachin gewesen, die von einer Dragonera – wie die Priesterinnen der Drachenmutter genannt wurden – unter dem Einfluss von Drogen oder Alkohol geschrieben worden war.
“Wir werden ja sehen…”, fluesterte Barn.
Koenig Ilsbron war tot, und sein Sohn Firn wuerde die Krone tragen. Und mit Firn wuerde der siebte Koenig regieren, seit die grausamen Krieger aus dem Westen gekommen waren, um die Herrschaft an sich zu reissen. Die Menschen hatten ihnen den Namen “Koenige der Dunkelheit” gegeben, denn Armut und Krieg hatten ihren Weg in das Koenigreich Sibtalia gefunden, seit die Westerlinge hier waren. Es war wirklich ein Zeitalter der Dunkelheit.
Doch wenn die Prophezeiung Recht behielt, dann wuerde mit Firn diese Schreckensherrschaft enden…


Dies hier ist ein Versuch... wenn sich wenigstens eine Person findet, die gerne mehr hier von lesen wuerde, veroeffentliche ich auch mehr. ansonsten bleibts bei diesem Prolog fuer die leselupe!
wuerd mich freuen, kritik zu hoeren, positive wie negative!
danke, phyl
 

edea

Mitglied
Also du hast die eine Person gefunden die mehr lesen möchte! Ich möchte, undzwar sehr gern! Ich finde deinen erzählstil toll, es klingt einfach fantastisch und die Story selbst ist einfach einmalig! Ich denke daraus kannst du einen riesen Roman schreiben wenn du nur willst! Und eine Leserin hast du bestimmt! :)
Also, mach weiter so!
Nur eine Sache hätte ich an zu mekern, ich weiß nicht ob ich es falsch gelesen habe, aber du hattest ziemlich am Anfang davon gesprochen das die Drachenmutter ein Menschenleben so lange wie eine Zwinkern sieht, richtig? Aber dann hattest du gesagt das eine Prieterin ab und zu zu ihr käme, also ich blicke da nicht ganz durch, wenn sie nur so lange wie ein zwinkern lebt, wie kann sie dann hin und wieder vorbeikommen, ich weiß nicht recht, für mich hört sich das ein wenig seltsam na, aber das wäre auch alles was zu sagen bliebe!

ciao
 

Phylthia

Mitglied
aufbauend

freut mich echt, dass jemandem meine schreibereien gefallen. ich muss gestehen, ich hab erst vor ein paar tagen mit dem "orakel" angefangen und bin erst mitten im zweiten kapitel.
und mit deiner kritik hast du recht, das ist unlogisch. ich glaube, da sollte ich noch mal dran arbeiten!
Danke!
bye, phyl
 

Arathas

Mitglied
echt gut!

Hey, mir gefällt die Geschichte wirklich gut! Die meisten Fantasy-Stories, die ich hier bei Leselupe entdecke, strotzen meist vor Rechtschreibfehlern, und ziemlich originell sind sie oft auch nicht. Da ist deine schon besser! :)

Auch kann man sich bei deinem Erzählstil wunderbar in die Geschichte hineinversetzen. Ich habe den peitschenden Schneesturm fast gespürt, als ich las, wie die dick vermummte Gestalt vor der Tür stand...

Die Sache mit der Drachenmutter finde ich nicht unlogisch: Lebewesen haben eben verschiedene Zeitgefühle. Für die Drachenmutter ist ein Menschenleben nur ein Augenzwinkern, aber WÄHREND dieses Augenzwinkerns durchlebt sie die Jahre genauso wie ein Mensch.
Ein Beispiel: Dein zehntes Lebensjahr war genau ein Jahr lang, wie für jeden anderen Menschen auch. Aber im Nachhinein betrachtet, jetzt, viele Jahre später, ist es nicht mehr für dich als ein paar Erinnerungen, die zusammen wahrscheinlich nicht mal eine Woche füllen könnten. So schrumpft die Zeit dahin... und deine Aussage widerspricht sich nicht!


Ach ja: Ich habe mir kürzlich die Domain "online-roman.com" geschnappt, auf der ich einen Webring aufbauen werde. Dieser Webring ist für Seiten, auf denen komplette Romane im Internet zu finden sind. Ich werde dort meinen Fantasyroman veröffentlichen, und ich habe auch schon viele weitere Leute, die ihren Roman gänzlich ins Netz stellen wollen (bis jetzt ca. 70 % Fantasyromane). Wenn du dich auch daran beteiligen willst, dann wärst du höchst willkommen... :)

Arathas
 

Phylthia

Mitglied
zeitgefuehl usw.

hi arathas!

danke, ich freu mich immer ueber kritik. und auch deine sicht der sache mit der zeit klingt logisch. hmm, da werde ich wohl mal wirklich intensiv drueber nachdenken muessen. (<-- schon wieder eine nacht nich schlafen *g*). beide ansichten klingen logisch,und vielleicht lasse ich die stelle einfach so, weil das meine erste intention war. wenn ich fertig bin, wird zwar ohnehin noch mal alles korrigiert, aber bis dahin hab ich garantiert noch zeit. bis jetzt bin ich ja erst mitten im zweiten kapitel, und ich habe nicht jeden tag zeit, zu schreiben.

dein angebot mit dem ins-netz-stellen von romanen... nun, ich hab da noch mindestens einen... und einen zweiten, aber der is schon was aelter (den hab ich angefangen, als ich elf war *g*), den muss ich noch mal straffen. wenn du interesse hast, kann ich versuchen, mir den zuschicken zu lassen. ich bin naemlich leider im moment (und fuer noch ne ganze weile) nich zu hause, wo allerdings mein roman lagert.

bye, phyl
 

Arathas

Mitglied
Online-Roman

Hey,

das mit deinen Romanen klingt gut. Wenn du sie dir schicken läßt (per Email, nehme ich an, denn sonst würden sie ja nicht digital vorliegen und du müßtest sie erst abtippen, was wohl ein Haufen Arbeit wäre), könntest du sie dann auf einer Website veröffentlichen, so daß ich von meinem Webring aus auf dich linken kann? Dann würdest du ein Banner von mir kriegen und so weiter. Aber halt: Der Webring ist noch längst nicht fertig, ehrlich gesagt habe ich gerade erst mal die Domain, alles andere kommt noch. Ich schätze, daß die Seite in 2 bis 3 Monaten stehen wird. Und dann erst kommt alles richtig ins Rollen. Aber ich sammle natürlich schon jetzt online-Romane für die Page! :)

Arathas
 



 
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