Das Radio

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flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das Radio
Die Damen der Handarbeitsgruppe werden hin und wieder Nostalgisch. Dann wird von den Kleidungsstücken geredet, die man einstmals über alles liebte (Bemberg – Lavable, Pepita und Organza!), von Liedern, die man gerne hörte (Hans Albers, Rudi Schuricke und Zarah Leander), vom ersten Kinobesuch (Frau Freya Middelmann und ihre Geschwister sahen sich die Filme für Erwachsene durch einen Spalt im Dachboden an, ihren Eltern gehörte damals ein Kino) und auch von den ersten Erlebnissen mit dem Radio. Frau Gerda Reinhold erzählte, dass sie immer bei einer wohlhabenderen Nachbarstochter Radiomusik gehört hatte, Frau Christa Seeger teilte mit, dass sie 1956 beinahe einen Radioempfänger im Werkunterricht gebaut hätte, aber leider wurde der Lehrer krank und der Werkunterricht fiel bis zum Schuljahresende aus, danach war nie wieder die Rede von einem eigenen Radio pro Schüler. Darauf berichtete Frau Gisela Gebauer, dass ihr Vater, der technisch sehr begabt war, einen Radioapparat selber gebastelt hatte: „Da waren Spulen aus Kupferdraht, gläserne Röhren, in denen etwas glimmte, mehrfarbige isolierte Drähte, die festgelötet werden mussten und in Ermangelung eines Lautsprechers ein Kopfhörer. Damit die gesamte fünfköpfige Familie gleichzeitig Radio hören konnte, wurde der Kopfhörer in ein hohes Weißbierglas gelegt. Darüber steckten wir alle die Köpfe zusammen und waren begeistert, klassische Musik kostenlos anhören zu können“.
Am 20.5.2013 (Pfingstsonntag!) bekam unser Museum in Form einer Spende einen Radioapparat, der einer der ältesten in Berlin sein dürfte. Eine schmucke Holzschatulle beherbergt hier die Röhren und Spulen, man kann sie sehen, wenn man den oberen Deckel hochklappt. Die Röhren mussten ja manchmal ausgewechselt werden. Auch ein Potentiometer ist an diesem tollen Apparat, zum Einstellen der Lautstärke. Leider kann man jetzt nichts mehr damit empfangen, damals waren die Radios noch nicht auf UKW eingerichtet. Er kostete 350 Reichsmark für Gleichstrom und 395 Reichsmark für Wechselstrom. So viel Geld konnte eine Arbeiterfamilie beim besten Willen nicht zusammen bekommen, das war ja fast so viel wie der gesamte Verdienst eines Jahres 1928.
Wie werden unsere Museumsbesucher staunen, wenn sie diese Rarität erblicken! Namentlich die Kinder werden kaum glauben, dass das wirklich ein Radio ist, denn selbiges hat sich ja unglaublich verändert im Laufe der letzten achtzig Jahre. Dieses sieht eher wie ein Seismograph aus!
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich kenne solche Teile.
Mein Opa war auch Radiobastler und hat alle Radios seines Dorfes repariert, die ihm gebracht wurden.
Er hat auch einen Fernseher gebaut, den hatten dann meine Eltern 10 Jahre lang, als er sich seinen zweiten baute.
Wenn er kaputt ging, half nur: "Selbst reparieren" - was mein Vater dann lernte.

Mein Opa war auch Musiker (Klarinette, Saxophon, Zither, Schifferklavier, Handharmonika) und spielte im Dorforchester und im Sternradio-Sonnerberg-Orchester.

Er war Filmvorführer und ich durfte im Vorführraum manchmal den Gong bedienen und Filme umspulen.

Von den Alten kann man viel lernen und ich studierte später Elektronik.



Dein Bericht hat mich an alte Zeiten erinnert, Flamma.
 



 
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