das Rauschen der Blätter

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Zensis

Mitglied
das Rauschen der Blätter

auf der Parkbank
den Blick verloren
im Rauschen der Blätter
der Wind zieht und zerrt
irgendwann wird er sie alle
fortnehmen
nur das "wohin" ist ungewiss

ein Sturm tost
im grauen Wolkenmeer
der Himmel zieht vorüber
als müsse er noch irgendwo hin
als wäre er selbst auf der Suche
nach irgendwas
doch vielleicht wünscht auch er sich nur
fort
 
Zuletzt bearbeitet:

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hi Zensis

auf der Parkbank
der Blick verloren
im Rauschen der Blätter
Den Blick im Rauschen der Blätter zu verlieren ist eine gewagte Metapher, die (so für mich) nicht funktioniert.

der Wind zieht und zerrt
schüttelt und reißt an ihnen
irgendwann wird er sie alle
fortnehmen
nur das "wohin" ist ungewiss
Wind schüttelt nicht. Auch "zieht" ist hart an der Grenze, geht aber noch.

ein Sturm herrscht
im grauen Wolkenmeer
Würde ich streichen.

der Himmel zieht so schnell vorüber
als müsse er noch irgendwo hin
als wäre er genauso auf der Suche
nach irgendetwas
doch vielleicht wünscht auch er sich nur
jetzt gerade
woanders hin.
fort, oder an einen anderen Ort.
Die roten Stellen würde ich überdenken. Das Grüne ist ungelenk formuliert und das Blau sind zaghafte Vorschläge.

Die Grundidee mag ich. In deinen Gedichten ist eigentlich immer etwas zu finden, das wert ist ausgesprochen zu werden, aber ich glaube, du schreibst zu schnell, oder nicht aufmerksam genug.

LG
Patrick
 

Zensis

Mitglied
Hallo @Patrick Schuler,
vielen vielen Dank, für deinen Kommentar, genau auf so etwas hatte ich gehofft. Das Gedicht fühlte sich für mich auch noch nicht ganz so rund an, aber auch nach wiederholtem Grübeln und Umschreiben bin ich nicht auf ein finales, mich zufriedenstellendes Resultat gekommen. Ich wollte es dann dennoch veröffentlichen, weil mir der Grundgedanke des Gedichts gefiel und damit mir eine Perspektive von Außen eventuell weiterhelfen könne, was du wundervoll geschafft hast.
Wobei ich nicht alle deine Standpunkte teile. Ich mag das Bild sehr davon, den Blick im Rauschen der Blätter zu verlieren. Vielleicht verstehst du die Metapher aber auch ein wenig anders als ich? Und wieso sollte ein Wind Blätter nicht schütteln können? Mit "zerren" hast du ja scheinbar kein Problem?
Die Grundidee mag ich. In deinen Gedichten ist eigentlich immer etwas zu finden, das wert ist ausgesprochen zu werden, aber ich glaube, du schreibst zu schnell, oder nicht aufmerksam genug.
Das freut mich sehr zu hören, vielen Dank. Ich glaube, mir fehlt es dann und wann einfach noch an Erfahrung im Schreiben, wodurch mir dann hier und da der Blick für Feinheiten fehlt. Ich mache das nämlich noch gar nicht so lang, zumindest im Vergleich zu manch anderem hier im Forum.

Liebe Grüße
Zensis
 

revilo

Mitglied
das Rauschen der Blätter

auf der Parkbank
der Blick verloren
das Rauschen der Blätter
der Wind zieht und zerrt
schüttelt und reißt
an ihnen
er zerrt sie mit


ein Sturm herrscht
im Wolkenmeer
der Himmel zieht vorüber
als müsse er noch irgendwo hin
als wäre er selbst auf der Suche
nach irgendwas
doch vielleicht wünscht er sich nur
fort

LG
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
der Blick
verloren im
Rauschen der Blätter
der Wind zerrt an ihnen
und nimmt sie fort
wohin? - wer wüsste das ...

Stürme im Wolkenmeer
der Himmel zieht vorüber. -
Irgendwo hin.
Oder nirgendwo hin.

Auf der Suche nach etwas -

der Suche nach sich.



Vielleicht irgend etwas in der Art. Isn Schnellschuss, ich meine Verknappt.
 

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Mitglied
Ich wollte es dann dennoch veröffentlichen, weil mir der Grundgedanke des Gedichts gefiel und damit mir eine Perspektive von Außen eventuell weiterhelfen könne, was du wundervoll geschafft hast.
Wobei ich nicht alle deine Standpunkte teile. Ich mag das Bild sehr davon, den Blick im Rauschen der Blätter zu verlieren.
Ich mag den Grundgedanken auch. Und die Umsetzung finde ich, geht schon in die richtige Richtung. Für mich kommt da jedenfalls viel an und ich habe auch den Eindruck, ich lese etliche von dir gezeichnete Bilder anders als Patrick zum Beispiel. Manches allerdings finde auch ich eher vom Inhalt ablenkend bzw. zu viel Drumherum im Text.

Ich versuch mal, ins Detail zu gehen...du hasts ja jetzt schon ein wenig überarbeitet, wie ich sehe:

auf der Parkbank
der Blick verloren warum nicht den Blick verloren? das klänge weniger sperrig als "der"
im Rauschen der Blätter
der Wind zieht und zerrt
schüttelt und reißt an ihnen zu viel des Guten, und wenn offen bleibt, woran der Wind zerrt, kann man das auch auf ein Ich beziehen
irgendwann wird er sie alle
fortnehmen
da könnte ich mir auch "alles mit fortnehmen" vorstellen...die Metapher sozusagen ausweiten
nur das "wohin" ist ungewiss

ein Sturm herrscht
im Wolkenmeer (das graue aus der ersten Version fand ich als Stimmungsindiz eigentlich nicht schlecht...es gibt ja auch andersfarbige Wolkenmeere)
der Himmel zieht vorüber
als müsse er noch irgendwo hin
als wäre er selbst auf der Suche
nach irgendwas
doch vielleicht wünscht auch er sich nur mit dem auch holst du die zweite Ebene des Gedichtes wieder ins Bild. Die geht sonst etwas verloren
fort
Ich kenne jedenfalls dieses Verlieren des Blicks im Blätterrauschen. Da wird einer unserer Sinne von einem anderen in den Hintergrund gedrängt. Das Hören plötzlich wichtiger als das Sehen, weil das Geräusch einen irgendwie "anfasst", einhüllt. Es ist wie ein Sich-Fallen-Lassen, hier mit einem gewissen melancholischen Touch.

Schön finde ich in diesem Zusammenhang dann auch, dass eben den Sturm weiter oben das "Unten" nicht interessiert - eine schöne Zweiteilung: hier das Leben und ein Ich mittendrin und Teil einer überschaubaren Natur, dort in der Distanz die Natur im großen Maßstab - nicht antastbar, dafür umso machtvoller und gegenwärtiger. Wie könnte man besser dieses Gefühl des Sandkorn-Seins beschreiben? Die Relativierung allen menschlichen Strebens?

Ein gelungener Text zu den großen Fragen "Was mach ich hier? Woher komme ich? Wohin werde ich gehen?"
Ich mags!

LG,
fee
 
Zuletzt bearbeitet:

Zensis

Mitglied
Ich mag den Grundgedanken auch. Und die Umsetzung finde ich, geht schon in die richtige Richtung. Für mich kommt da jedenfalls viel an und ich habe auch den Eindruck, ich lese etliche von dir gezeichnete Bilder anders als Patrick zum Beispiel. Manches allerdings finde auch ich eher vom Inhalt ablenkend bzw. zu viel Drumherum im Text.

Ich versuch mal, ins Detail zu gehen...du hasts ja jetzt schon ein wenig überarbeitet, wie ich sehe:



Ich kenne jedenfalls dieses Verlieren des Blicks im Blätterrauschen. Da wird einer unserer Sinne von einem anderen in den Hintergrund gedrängt. Das Hören plötzlich wichtiger als das Sehen, weil das Geräusch einen irgendwie "anfasst", einhüllt. Es ist wie ein Sich-Fallen-Lassen, hier mit einem gewissen melancholischen Touch.

Schön finde ich in diesem Zusammenhang dann auch, dass eben den Sturm weiter oben das "Unten" nicht interessiert - eine schöne Zweiteilung: hier das Leben und ein Ich mittendrin und Teil einer überschaubaren Natur, dort in der Distanz die Natur im großen Maßstab - nicht antastbar, dafür umso machtvoller und gegenwärtiger. Wie könnte man besser dieses Gefühl des Sandkorn-Seins beschreiben? Die Relativierung allen menschlichen Strebens?

Ein gelungener Text zu den großen Fragen "Was mach ich hier? Woher komme ich? Wohin werde ich gehen?"
Ich mags!

LG,
fee
Hallo fee,
verzeih mir bitte die späte Antwort... Ich hatte mich zwar sehr über deinen Kommentar gefreut, doch hatte ich, als ich ihn gelesen hatte, gerade sehr viel um um die Ohren.
Jedenfalls möchte ich dir vollen Herzens danken für deinen netten und sehr hilfreichen Kommentar. Wenn du das Gedicht noch einmal ließt, wirst du merken, dass mir einige deiner Ratschläge sehr gut gefallen haben.
Ebenso habe ich mich sehr über deine Interpretation meines Textes gefreut. Es ist manchmal wirklich verrückt wie einem andere Menschen dabei helfen können Aspekte der eigenen Worte besser zu verstehen, bzw. versteckte Aussagen zu entschlüsseln, die man gar nicht so aktiv eingewoben hat, jedoch sehr viel Sinn ergeben und die man eventuell auch gefühlt hat beim schreiben, aber eben nicht so klar hätte benennen können. In einem solchen Fall ist es soo schön, wenn das jemand für einen tut, vielen herzlichen Dank also noch einmal dafür.

Liebe Grüße
Zensis
 

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Mitglied
Sehr gern geschehen!

Ja, schon eigenartig, wie wir unser Denken und Fühlen selbst schreibend fassen, ohne uns des vollen Ausmaßes dabei bewusst zu sein. Das macht es so ungemein spannend und lebendig bei authentischen Texten.

LG, fee
 



 
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