Das Schwert des Tuan Epilog & Kapitel 1

Epilog
Sagor

König Theobald war tief in Gedanken versunken, während er seinem ältesten Sohn
Ludger, der auf seinem Schoss saß über die blonden Haare strich. Warum nur hatte er dem schwarzen Baron vertraut und sich seinen Vergnügungen hingegeben, statt sich um sein Land Sagor zu kümmern. Sagor war zwar nicht so groß wie sein Nachbarstaat Yogor, in dem Hexer reagierten, die in ständiger Fehde untereinander lagen, aber es galt als das reichste Königreich. Durch seine vielen Bodenschätze und seine an Wild reichen Wälder waren die Bewohner zu einigen Wohlstand gekommen. Von der Eiswüste Kogg im Norden bis zur Kaspas im Süden erstreckte sich Theobalds Reich, dessen Bewohner seit Jahrhunderten in Frieden lebten. Nun aber überzog es der schwarze Baron mit Krieg und Theobald hatte nicht mehr die Macht ihn zu besiegen.. Viele seiner Barone und Fürsten waren heimlich auf die Seite des schwarzen Barons gezwungen worden. Wenn er es richtig sah, gab es für Theobald nur zwei Alternativen.
Entweder er beugte sich dem schwarzen Baron oder er bat die Elben und Zwerge, die auf seinem Staatsgebiet lebten um Hilfe. Bei den Zwergen würde es leichter gehen. Sie kümmerten sich zwar nicht um die Menschen, wurden aber selber vom schwarzen Baron bedroht.
Aber würden die Elben helfen? Von ihnen wusste man so gut wie nichts. Sie lebten vorwiegend in den Wäldern der Kaspas und auf der Insel Kruda. Selbst wenn ein Elb einmal in eine der Menschenstädte kam, sprach er nicht über sein Volk.
Ludger wurde unruhig und Theobald gab ihm einen Kuss auf die Stirn und sagte: “Gute Nacht mein Sohn.“ Dann hob er den kleinen von seinem Schoß und ließ ihn zu seiner Mutter laufen.
Er lächelte. Ludger war das reinste Energiebündel immer unterwegs immer zu Streichen aufgelegt. Obwohl er erst sechs Jahre alt war, hatte er schon mit Reitunterricht und Fechten begonnen. Theobald hatte ihm ein kleines Holzschwert anfertigen lassen. Er war sehr stolz auf seinen Sohn..
Er schaute noch kurz seiner Frau und seinem Sohn zu und ordneten dann wieder seine Gedanken.
Es war Zeit zum Handeln. Ergeben kam nicht in Frage. Es gab nur eine Möglichkeit. Er musste es schaffen, ein Bündnis mit den Elben und Zwergen zu schmieden.
„Holt Fjodor“, rief er einem Diener zu, der sofort verschwand. Nach einigen Minuten kam der Ratgeber des Königs in den Saal und verbeugte sich vor seinem König.
„Organisiere umgehend ein Treffen zwischen mir, den Fürsten der Elben und dem Zwergenkönig.
„Aber nicht hier in Ornalia sondern in meinem Schloss Ruhmesehr.“
Der Berater verbeugte sich.
„Vor einem Monat wird dies nicht möglich sein“, mein König.
„Gut dann eben in einem Monat. Aber keinen Tag später“, antwortete der König. Der Berater verbeugte sich und verließ den Raum.
Theobald begann Anweisungen für die Reise nach Ruhmesehr zu geben. Diese Reise würde zwei Wochen dauern. Ornalia, die Hauptstadt des Reiches, lag fast in der Mitte des Reiches und Ruhmesehr am südlichen Rand. Es war ein zur Festung ausgebautes Schloss.
Diese Festung galt als uneinnehmbar, da sie auf einem Felsen stand und nur einen leicht zu verteidigenden Zugang hatte.
Theobald erhob sich. Er wollte seine Frau über seine Reisepläne informieren. Natürlich würde er seine Familie mitnehmen. Ihm war die Hauptstadt nicht mehr sicher genug. Er musste sofort handeln.

„Bitte, bitte, bitte Papa! Ich möchte doch so gern einen Elb sehen. “ Ludger versuchte schon seit einer halben Stunde von seinem Vater die Erlaubnis zu bekommen, die Delegation zu sehen. Erst hatte sein Vater nein gesagt. Dann war er böse geworden, wegen der Quengelei seines Sohnes und hatte alle Dienstboten mit Aufträgen aus dem Raum geschickt. Nun saß er nachdenklich auf seinem Stuhl und überlegte. Vielleicht wäre es gar nicht mal so schlecht, wenn der Junge sehen würde wie so eine Beratung ablief. Er war zwar noch klein aber man konnte nicht früh genug damit anfangen, für sein späteres Leben zu lernen. Nur sehen durfte ihn keiner. Kinder gehörten nicht zu einem Staatsakt. Er schaute sich im Raum um und sah auf ein kleines Schränkchen in der Ecke. Unwillkürlich musste Theobald. Als Junge hatte er sich einmal in den Bücherschrank versteckt, um dem Zorn seines Vaters zu entgehen, nachdem er wieder einmal seine Schwester geärgert hatte. Die Schwester war leider sehr früh an einer Lungenentzündung gestorben.
„Geh und hole ein paar Kissen! Aber lass sie niemand sehen“, sagte Theobald zu Ludger. Der Junge rannte sofort los. Und kam ein paar Minuten später mit seiner Mutter Isolde wieder in den Raum. Isolde lächelte, was Theobald nicht gefiel, den seine Frau hatte ihn wieder durchschaut.
„Hat es Ludger mal wieder geschafft Dich herumzukriegen. Du solltest ihm nicht jeden Wunsch erlauben. Was soll den später mal für ein Herrscher aus Ihm werden“, sagte sie etwas vorwurfsvoll zu Ihrem Mann.
„Ein Guter hoffe ich doch mal, “ Theobald nahm seine schwangere Frau in die Arme und gab ihr einen Kuss. „Unser nächstes Kind werde ich auch verwöhnen.“ Er lächelte seine Frau an.
„Du siehst heute noch schöner aus als sonst“
„Schmeichler!“, sagte sie und gab Ihm nun ebenfalls einen Kuss.
Ludger gefiel dies nicht. Er wollte, dass Papa sich mit ihm beschäftigen sollte und zerrte an Hosenbein des Vaters.
Der Vater seufzte „Was haben wir da nur für einen Plagegeist. Ich werde diesen Schrank ausräumen und Du legst die Kissen hinein. Wo ist Thalia?“, sagte er zu seiner Frau.
Thalia war das Kindermädchen Ludgers.
„Ich habe ihr heute frei gegeben. Ihr Vater ist Tod und wird heute beerdigt“ , antwortete seine Frau. Die Frau schaute sich die Tür des Schrankes genau an. „Kann man durch die kleinen Schlitze des Schrankes wirklich etwas sehen.“
Theobald nickte und begann den Schrank auszuräumen. Nach ca. Einer halben Stunde waren sie fertig. „Du darfst das aber niemand erzählen, sagte Theobald eindringlich zu seinem Sohn: „Und komm erst raus wenn ich es dir sage.“

Drei Stunden später saß Ludger im Schrank, die Mutter hatte ihn weich ausgepolstert, so dass es sich bequem sitzen ließ. Durch kleine Schlitze die in der Verzierung des Schrankes waren konnte Ludger das Geschehen im kleinen Saal verfolgen. Der Vater trat mit seinen Gästen in den Saal. Er bat sie sich zu setzen und hielt eine Rede. Ludger achtete nur auf den Elben. Dieser war nicht so groß wie Vater, hatte aber lange weiße Haare und sah sehr würdevoll aus. Sein Gewand war mit roten und grünen Runen verziert und am seinem Stuhl hing ein Bogen, der ebenfalls mit Runen verziert war. Ludger konnte seinen Blick gar nicht von ihm lassen. Nur als Fjodor aus dem Saal ging lief er genau durch Ludgers Blickfeld.
Und dann ging alles sehr schnell. Vater hatte sich gerade gesetzt, als er schon wieder aufsprang und schrie: „Du! Was machst Du hier? Wachen!“
Dann erhellte ein heller Blitz den Raum. Ludger wurde geblendet und konnte einen Augenblick nichts mehr sehen. Er hörte nur noch Schreie und Stöhnen. Dann war es still.
Er hörte nur Fjodors Stimme: „Seid Ihr mit mir zufrieden, mein König.“
Ein dunkle Stimme, die so kalt klang, das Ludger erstarrte sagte: „Pah, wozu soll ich König sein. Soll ich mich etwa mit den Pöbel rumärgern. Ich will der Herrscher über alle Länder werden und nicht nur über dieses kleine Land. Du wirst ab Morgen hier regieren, denn du hast mir deine Loyalität gezeigt. Aber vergiss nie wer Dein Herr ist. Solltest Du einen meiner Befehle nicht befolgen wirst Du diesem dort folgen. Und vergiss nicht zu verkünden, dass die Elben und Zwerge Theobald und seine Familie umgebracht haben. Sind alle Tod?“
Eine neue Person die zwischenzeitlich eingetreten war antwortete: „Der Junge fehlt noch.“
„Finde ihn und enttäusche mich nicht.“ Wieder verließ jemand den Raum.
„Ab morgen wirst Du die Sklaverei wieder einführen und alle Theobald getreuen Männer nach
Yogor verbannen. Lass sieh denunzieren als Verräter und entledige Dich ihrer. Aber vergiß nicht!
Die Hälfte des Erlöses für jeden Sklaven gehört mir.“
„Ich werde alles zu Eurer Zufriedenheit erledigen.“ Das war Fjodors Stimme. Beide verließen den Raum. Ludger konnte wieder etwas sehen.
Da wo der Elb gesessen hatte lag nur noch etwas schwarzes. Auch sein Vater und die anderen gesessen hatten, waren nur noch verkohlte Leichen zu sehen. Ludger war wie erstarrt. Er wollte rufen aber sie angst schnürte seine Kehle zu. Um den Elben besser sehen zu können hatte er sich hingekniet. Obwohl ich, die Knie weh taten, wagte er sich nicht sich, sich hinzusetzen.
Ludger merkte nicht wie die Zeit verging. Er bekam Hunger. Aber er wagte sich nicht aus dem Schrank heraus. Dienstboten räumten die Leichen aus dem Saal und löschten das Licht.
Ludger wusste nicht wie lange er im dunklen gesessen hatte. Da der Raun keine Fenster hatte, da er inmitten der Burg lag, verlor der junge jedes Zeitgefühl. Er wurde müde und schlief im knien ein.
Als die Tür wieder aufging, wurde der Junge wach. Es trat jemand ein und der blasse Lichtschimmer einer Kerze erhellte den Raum etwas. Die Tür wurde sofort wieder geschlossen.
Eine leise Stimme rief: „Ludger!“
In den Jungen kam Bewegung. Das war Thalia seine Kinderschwester. Er wagte nicht zu antworten. Vielleicht wollte sie ihn auch umbringen oder zu dem bösen Mann mit der kalten Stimme bringen.
„Ludger!“ wieder rief Thalia leise. Während sie durch den Raum ging und suchte. Sie wusste das Ludger seinen Vater schon seit längerer Zeit genervt hatte, ihm beim Empfang zusehen zu lassen. Thalia wusste, das Theobald seinen Sohn nichts abschlagen konnte. Als sie ins Schloss kam, um ihren Dienst anzutreten hatte sie von den schrecklichen Ereignissen gehört.
Sie hatte daraufhin einen Wachmann überredet ihr die Toten zu zeigen. Sie wollte ganz einfach Abschied von Ludger und seiner Familie nehmen. Aber wie überrascht als sie sah, das man die toten einfach im Kerker in eine Zelle geworfen hatte und der tote Junge, der dabei lag nicht Ludger sondern ein unbekannter Junge war. Fjodor hielt solche Kinder als Sklaven, obwohl es verboten war.
Hier stimmte etwas nicht. Dem Wachmann versprach sie kein Wort zu verraten.
Instinktiv entschloss sie sich den Jungen zu suchen und sollte er am Leben sein, ihn zu retten.
„Ludger“, wieder rief sie leise. Da hörte sie ein leise klopfendes Geräusch aus einem der Schränke. Sofort sah sie nach und öffnete eine Schranktür. Der Junge kniete im Schrank. Seine Augen waren star vor Angst. Er konnte sich nicht bewegen. Seine Beine waren eingeschlafen. Thalia hob ihn aus den Schrank und drückte ihn an sich. Das Mädchen war erst siebzehn Jahre. Da ihre Mutter und ihre Geschwister aber schon bei einem Ausbruch der Pest gestorben waren als Thalia zwölf war, wirkte sie schon sehr erwachsen. Ihre schwarzen Haare umrandeten ein hübsches Gesicht. Kurz gesagt sie war ein durchaus attraktives Madchen und musste sich schon gegen manchen Burschen, der ihr nachstellte, wehren.
Ludgers Starre löste sich und er begann zu weinen, während er sich fest an Thalia drückte.
„Armer Kleiner!“ Thalia gab dem Kind zärtlich einen Kuss auf die Wange.“ Ich werde dich hier herausbringen. Aber du musst ganz ruhig sein. Wenn dich jemand hört sind wir beide Tod.“
Ludger hörte sofort auf zu Weinen. Die Angst griff wieder nach seinen kleinen Herzen.
Thalia hatte einen Tragekorb mitgebracht in dem dreckige Wäsche lag. Sie nahm die Wäsche heraus. Und setzte Ludger hinein. Ich habe ein paar kleine Luftlöcher hinein gebohrt. Du brauchst also keine Angst zu haben. Knie Dich so hin, das Dein Mund an diese Luftlocher kommt. Sie legte auf Ludger einen schweren Mantel und obenauf eine Paar Schürzen und Kleider.
Dann nahm sie den Korb auf und ging aus dem Raum zum Torhaus der Burg.
Ein am Torhaus patrouillierender Soldat hielt sie an.
„Was hast Du in Deinem Korb“, fragte er.
„Aber Taros. Ihr kennt mich doch und wisst, dass ich meine Sachen holen muss, da Ludger tot ist und ich keine Arbeit mehr im Schloss habe.“
„Ich habe aber Auftrag alles zu kontrollieren, setzt den Korb ab.“
Thalia tat wie geheißen, auch wenn ihr das Herz vor Angst zu zerspringen drohte. Der Soldat stach von oben schräg mit dem Schwert in den Korb.
„Taros Ihr habt doch Einfluss hier im Schloss könntet Ihr mir nicht dabei helfen eine neue Stelle zu bekommen. Ihr wisst ich brauche das Geld und würde euch ewig dankbar sein.“, fing Thalia an Taros zu bezirzen. Wobei sie sich wie unabsichtlich etwas vorbeugte, so das Taros etwas von ihrer nackten Brust im Ausschnitt ihres Kleides bemerkte. Abgelenkt von Thalia schaute der Soldat nicht mehr auf das Schwert. Er steckte es achtlos weg, ging auf Thalia zu, zog sie an sich. Ich komm dich heute Abend nach meinem Dienst besuchen, dann besprechen wir alles.
Thalia nickte. Sie nahm ihren Korb auf, als der Soldat sie losließ. Dann ging sie schnellen Schrittes über die Zugbrücke. Sie musste sich zwingen nicht zu rennen. Hoffentlich benutzte der Soldat das Schwert nicht. Sie hatte deutlich Blut am Schwert gesehen. Als sie den Wald erreichte rannte sie ein Stück hinein, bis sie zu einer Wiese kam. Hier hatte sie schon oft blutstillende Kräuter gesammelt. Sie nahm den Korb ab und sah, dass schon Blut aus dem Korb tropfte. Der Junge kniete kreidebleich im Korb. Auf seinem Rücken war eine Schnittwunde. Seine Kleider waren blutig. „Ich habe nicht geschrieen“, presste er unter großen Schmerzen hervor.“
Während Thalia ein paar Kräuter pflückte und den Jungen einen aus denn Kräutern und einem
zerrissenen Kleid anlegte, redete sie beruhigend auf den Jungen ein: „Du warst sehr tapfer Ludger. Dein Papa. Der jetzt bestimmt an Göttervater Tuans Seite sitzt, wird stolz auf Dich sein. Jetzt haben wir es überstanden. Ich bringe Dich zu einer Heilerin. Sie wird dir helfen.“
Langsam löste sich die Anspannung von dem Kind und er begann zu weinen. Jetzt wurde ihm erst bewusst, was er gesehen und gehört hatte. Sein Papa, seine Mama und seine Schwester waren tot. Immer wieder sah er die verkohlte Leiche seines Vaters vor sich. Warum haben Fjodor und der böse Mann, das getan“, fragte der Junge.
Thalia stutzte. Fjodor hatte geholfen die Königsfamilie zu ermorden? Also hatte ihre innere Stimme doch recht, die ihr sagte, das etwas nicht stimmte. Man hatte ihr am Tor erzählt,
die Elfen und Zwerge hätten alle umgebracht.
Sie nahm Ludger vorsichtig in die Arme und sagte:“ Jetzt hör mir gut zu Ludger niemand darf erfahren, wer Du bist. Wenn Dich jemand fragt sagst Du, dass dein Name Tassilo ist und Du mein Neffe bist. Vergiss das nie, denn sonst werden wir Beide getötet.“
Der Junge nickte. Thalia beeilte sich zu der alten Hexe zu kommen, die etwas außerhalb des Dorfes wohnte. Gegen Nachmittag trafen sie bei ihr ein. Die Hexe schaute sich die Verletzung an und gab den Jungen einen Trank von dem er einschlief. Danach sprach sie eine Beschwörung. Die Wunde wird jetzt heilen und der Schmerz nachlassen. Er ist ein tapferer Kerl. Aber wenn ich Dir einen Rat geben darf, so zieh mit ihm so schnell wie möglich aus dieser Gegend fort. Die Geschichte mit dem Neffen ist zwar gut, aber ich vergesse nie ein Kind, dem ich auf die Welt geholfen habe. Weißt du wohin Du gehen kannst?“ Thalia schüttelte den Kopf.
„Ich habe einen Vetter, der im Wald vor Eolot, der zerstörten Universität der Magier, wohnt.“, fuhr die Hexe fort. Ich werde Dir einen Brief und Nahrungsmittel mitgeben. Meide die Dörfer bis Du am Ziel bist.“
Thalia brach noch am gleichen Tag auf und erreichte nach drei Wochen Wanderung ihr Ziel. Sie wurde vom Vetter der Hexe, einem rechtschaffenden Waldhüter, freundlich aufgenommen und lebte mit Ludger in Sicherheit. So vergingen vier Jahre in denen der neue König Fjodor den Beinamen der Grausame erhielt. Überall im Land suchten seine Schergen Sklaven. Schon eine einfache Denunziation reichte aus, um einen ehrlichen Mann zum Sklaven zu machen. In jeder Stadt gab es einen Platz auf dem öffentlich gefoltert und hingerichtet wurde. Die guten Götter schienen sich von Sagor abgewandt zu haben. Fast genau sechs Jahre nach der Ermordung Theobalds begann folgende Geschichte, die hier erzählt werden soll. .

1. Kapitel
Offene Fragen

Thomas erwachte. Es war dunkel. Nur ein schwacher Lichtschein erhellte eine kleine Stelle des Raumes. Sein Kopf schmerzte und irgendein Gefühl sagte ihm, dass sich der Inhalt seines Magens bald auf den Weg nach oben begeben würde. Nachdem er sich aufgerichtet und übergeben hatte, versuchte er sich zu orientieren.
Wo war er und was zum Teufel war in der letzten Nacht passiert? Verschwommene Bilder geisterten durch seinen Kopf, Bilder die keinen Zusammenhang zu ergeben schienen.
Er sah das Gesicht eines Zwerges, eines äußerst hässlichen Zwerges, der verärgert schien. Und dann war da noch das Bild eines Alten, dessen Augen leuchteten.
Und dann Feuer, überall Feuer. Hatte es irgendwo gebrannt? Thomas konnte sich nicht mehr erinnern.
Was wusste er noch vom Vortag? Wie immer hatte er gestern seinen Dienst bei der Stadtwache von Westwind, einer Stadt in Königreich Sagor, geleistet. Gestern war Zahltag und so war er dann nach Dienstschluss im \"Gasthaus zum hässlichen Oger \" eingekehrt. Es war nur ein kleines Gasthaus in einer der vielen engen Gassen der Unterstadt. Dort lebte die ärmere Bevölkerung der Stadt. Doch trotz des vielen Rauches, des Lärms und der täglichen Schlägereien, mochte er diesen Ort irgendwie. Jedes mal, wenn er dort war fühlte er sich frei von allen Problemen des Alltags. Es war als wäre er in einer vollkommen anderen Welt.
Doch irgend etwas war gestern anders gewesen. Er versuchte sich krampfhaft zu erinnern was genau anders gewesen war, doch es gelang ihm nicht.
Wieder schossen ihm Bilder durch den Kopf und wieder ergaben sie einfach keinen Zusammenhang. Er sah das schreckensverzerrte Gesicht einer Frau, die er jedoch nicht kannte. Er sah einen Mann der Ihn mit flehenden Augen anblickte. Und er sah eine Elfe, immer wieder eine Elfe, die so wunderschön war, das er den Gedanken festhielt so lange er nur konnte, um sich an Ihrer Schönheit zu erfreuen. Wer war Sie?
Hatte er Sie vielleicht im Gasthaus getroffen? Viele Fragen, doch so sehr er sich auch anstrengte, er fand keine Antworten. Es war wie bei einem Spiegel, der in Tausend Scherben zersprungen war. Jede dieser Scherben war eine Erinnerung. Es war einfach hoffnungslos, und so wollte er schon resignierend die Hände vor seinem Gesicht zusammenschlagen. Wie gesagt, er wollte, denn als er seine Handflächen nah genug vor Augen hatte, um Sie in der Finsternis erkennen zu können, erblickte er etwas das sofort alle weiteren Gedanken vertrieb. Blut, seine Hände waren voll von Blut.
Schwankend stand er auf. Seine Hände versuchten Gegenstände zu ertasten, um herauszufinden, wo er sich befand. Er spürte die glatten Wände des Raumes. Nach etwa einer Viertelstunde fand er eine Tür, die von innen verriegelt war. Als er die Tür aufmachte, drang helles Tageslicht zu ihm herein. Nun sah er, dass er in einem ehemaligen Schweinestall gelegen hatte. Viele Bewohner der Stadt Westwind waren seit der Machtübernahme des schwarzen Barons weggezogen oder von Mörderbanden umgebracht worden, die alle Stadtviertel unter sich aufgeteilt hatten. Man erzählte sich heimlich, dass auch diese Mörderbanden dem schwarzen Baron dienten.
Von fern waren die Geräusche des Marktes zu hören, auf dem Marktschreier ihre Waren feil boten. Der Markt befand sich in der Mitte der Stadt und wurde, außer an Feiertagen, täglich abgehalten. Nicht weit davon nahe der Stadtmauer wohnte Thomas. Seine Wirtin eine dralle vierzigjährige Frau hatte ein freundliches Wesen. Ab und zu wusch sie seine Sachen, und kochte für ihn. Er hatte nur sehr wenig Geld. Deshalb besuchte er ab und zu heimlich seine Wirtin, wenn ihr Mann, ein Kaufmann, abwesend war. Im Gegenzug bekam er sein Essen und Trinken umsonst.
Thomas versuchte sich zu orientieren. Die dunkle Gasse mit Ihren kleinen geduckten Häusern konnte nur die Armensiedlung sein, in der Diebe, Mörder und weiteres Gesindel wohnten.
Langsam wankte Thomas vorwärts. Aus einem offenen Fenster hörte Thomas einen heftigen Streit. Gerade als er auf Höhe des Fensters anlangte, flog eine Vase durch das Fenster. Nur seinem schwankenden Gang war es zu verdanken, dass der Gegenstand seinen Kopf um Haaresbreite verfehlte. Aus dem Haus hörte er laut eine Frau schreien \"Geh mir aus den Augen du Versager.\" Kurz darauf kam wutentbrannt ein Halbling aus dem Haus gelaufen. Hinter ihm flogen weitere Gegenstände her. Unter anderem war auch ein Nachttopf dabei, der einen üblen Gestank verbreitete.
Thomas hatte den Eindruck als wollte sein Kopf platzen und nun noch dieser Gestank! Er beeilte sich, endlich nach Hause zu kommen, denn er wollte nicht, dass jemand das Blut an seinen Händen und der Kleidung bemerkte. Als Thomas um die nächste Ecke bog, kam ihm ein großer muskelbepackter Mann entgegen. Automatisch trat er zur Seite und sah diesen an, denn Barbaren kamen selten in die Stadt Westwind. Sie lebten größtenteils nur im Norden. Der Barbar hatte eine athletische Figur und war schätzungsweise 2,30m groß. Auf seinem Arm war eine Schlange eingraviert, die dem Totengott Piel nachgebildet war.
Der Barbar schien ihn nicht zu beachten. Erst als er unmittelbar vor Thomas stand, musterte er diesen plötzlich eingehend. Thomas sah ein erkennendes Aufblitzen in den Augen des Barbaren.
Eine große Hand schloss sich um Thomas seinen Hals. \"Wo sind deine Kumpane? Was habt ihr mit Sonnentau gemacht?“, fragte der Barbar. Der gefährliche Unterton in seiner Stimme verriet Thomas, das seine Lebensspanne sich beträchtlich verkürzte, wenn der Barbar weiter zudrückte. Thomas versuchte sich zu wehren. Er griff nach den großen Händen des Barbaren, um seine Kehle frei zu bekommen, hatte aber der Kraft des Barbaren nichts entgegenzusetzen. Gleichzeitig begannen in seinem Verstand Alarmglocken zu klingeln. Diesen Mann hatte er am vorherigen Abend am Tisch der schönen Elfe gesehen. Es war Ihr Begleiter. Aber warum fragte er Thomas nach der Elfe? So sehr sich Thomas auch bemühte er konnte sich nicht daran erinnern. Dass einzige woran er sich noch erinnerte war, dass die Elfe Hand- und Fußfesseln getragen hatte, wie dies bei Sklaven oder bei Gefangenen üblich war und dass der Barbar mit einem hässlichen Zwerg, einem Goblin und einem alten Mann, dessen Augen wie in einem Fieberwahn glänzten, an einen Tisch gesessen hatte. Sollte der Barbar vielleicht einer von diesen berüchtigten Kopfgeldjägern sein, die für Geld alle schmutzige Arbeiten verrichteten, die ihnen der schwarze Baron auftrug.
Die Hand um Thomas Hals schloss sich langsam enger. Er röchelte nur \"Ich weiß es nicht\", und trat mit aller Kraft den Barbaren gegen dessen Bein.. Dann sah er die andere Hand des Barbaren auf sich zu sausen und es wurde dunkel um ihn. Von fern hörte Thomas die Stimme des Barbaren \"So leicht lasse ich dich nicht davonkommen.\" Thomas spürte noch, dass der Mann ihn wie einen Sack über die Schulter warf, dann wurde er ohnmächtig.

Irgendwie kämpfte sich ein Geruch von faulem Fisch in den aus lauter Schmerzen zu bestehenden Kopf. Er konnte sich nur im Hafenviertel an der Südmole befinden. Dort wurde jeden Morgen der an Land gebrachte Fisch verkauft.
Langsam begann sich Thomas an das Vorgefallene zu erinnern. Der Schmerz hatte sich von der Stirn zum Kinn verzogen. Es fühlte sich an, als ob sein Kiefer gebrochen wäre. Seiner Brust entrang sich ein leises Stöhnen.
\"Schau an, unser Neuzugang wird langsam wach\", sagte eine dunkle Frauenstimme, die Thomas als angenehm empfand.
\"Frischfleisch für den schwarzen Baron dieser Junge“, war der Kommentar einer tiefen Männerstimme. Der Mann schien ein starker Raucher zu sein, denn er stank nach Tabak.
Thomas öffnete die Augen und sah eine schwarzhaarige Frau und einen Halbling. Halblinge waren Thomas schon immer etwas unheimlich, denn Sie waren eine Kreuzung aus Zwergen und Barbaren. Sie verbanden die Zähigkeit von Zwergen mit der Gewandtheit und Stärke der Barbaren. Meistens lebten sie als Waldhüter in den Wäldern, da sie sehr naturverbunden waren und sich gut mit Kräutern auskannten. Obwohl sie als ein gerechtes Volk galten, hatte Thomas schon immer eine Abneigung gegen sie empfunden, denn durch Ihren durchtrainierten Körperbau waren sie vor allem bei den jungen Mädchen sehr beliebt. Thomas hingegen war für sein alter von 23 Jahren ziemlich klein und zierlich geblieben.
Er wog gerade mal 60 kg und war 1,70 m groß. Störrisch setzte sich Thomas auf und fragte: \"Wer ist hier ein Bursche?\"
Der Halbling, der mehr als einen ganzen Kopf größer war, begann zu lächeln. \"Schau mal an, wie kämpferisch sich unser Hähnchen gibt.\", sagte er zu der Frau, die das dreißigste Lebensjahr schon überschritten hatte. Thomas fand, das sie sehr gut aussah. Er wollte sich gegen diesen unverschämten Halbling wehren und sich auf die Beine stellen, aber seine Beine versagten ihm den Dienst und seine Hüfte brannte wie Feuer.
\"Na man sachte\", sagte der Halbling, \"mit deinen Verletzungen musst du noch ein wenig liegen bleiben.\"
\"Das du ihn aber auch gleich necken musstest!\" Die schwarzhaarige Frau legte Thomas ein nasses Tuch auf die Hüfte. Dort konnte Thomas einen großen blauen Fleck erkennen. \"Ich heiße Viala und dieser Klotz dort in der Ecke ist Tungar. Tharolf der Schlächter hat uns gestern hier in der Stadt erwischt, nachdem wir dem schwarzen Baron entflohen waren.\"
\"Willkommen im Club\", sagte Tungar spöttisch. \"Mich hätte dieser Kopfgeldjäger nie gekriegt, wenn da nicht eine gewisse Hexe mich überredet hätte Kräuter auf dem Markt für sie zu besorgen.\"
\"Ich hatte ja auch gesagt sei vorsichtig!\", verteidigte sich die schwarzhaarige Frau, \"von Stehlen war dabei keine Rede\".
„Ein anständiger Dieb kauft niemals ein und außerdem muss ich in Übung bleiben. Wer konnte den wissen, das dieser Fleischberg gerade hinter mir steht? Der schwarze Baron bekommt mich jedenfalls nicht. Vorher lasse ich mir etwas einfallen. Soll er sich doch andere für seine Menschenopfer suchen.\"
Da erst bemerkte Thomas die Fesseln an den Füssen der beiden. „Warum hat mich dieser Barbar gefangen?“ , schoss es ihm durch den Kopf. „Was will er von mir und wieso soll ich wissen, wo die Elfe ist?“
In der Zwischenzeit in der Thomas grübelte, beendeten die Beiden ihren kleinen Streit. \"Warum bist du hier?\", fragte Viala. \"Dich habe ich noch nie bei dem Baron gesehen!\"
Thomas kannte den schwarzen Baron nur aus Erzählungen. Ich weiß nicht warum ich hier bin. Der Barbar fragte mich immer nach einer Elfe\" entgegnete Thomas.
\"Du warst der Bengel der Sonnentau zur Flucht verholfen hat.\" Der Halbling war aufgestanden und kam mit rasselnder Fußkette auf ihn zu. \"Das hätte ich dir gar nicht zugetraut, das du es schaffst den alten Tharolf so eine Nase zu drehen.\"
Er kam auf Thomas zu um ihn genauer zu betrachten. Als er die Hand auf die schmerzende Stelle legte, schaute er Thomas tief in die Augen.
\"Oh nein, nur das nicht!\", schrie Tungar und wandte sich sofort ab.
\"Was hast Du?\", fragte Viala neugierig geworden und begann nun ebenfalls genauer Thomas zu betrachten, konnte aber nichts feststellen.
\"Er ist ein Grüner\" sagte Tungar.
\"Grüne Zauberer gibt es nicht mehr, seit der schwarze Baron alle umgebracht hat. Du musst dich irren.\" Viala schüttelte ungläubig den Kopf.
Beleidigt drehte sich Tungar um. \"Habe ich mich schon jemals geirrt. Wenn er kein Zauberer ist, dann ein Nachkomme, der die Gabe der Zaira in sich trägt.\"
\"Nein, aber der schwarze Baron hat auch alle Kinder von Zauberern töten lassen. Sollte er einen übersehen haben? Das glaube ich nicht!\" Viala ließ sich nicht überzeugen.
Den Rest des Streites bekam Thomas nicht mehr mit. So ein Quatschkopf. Ich und grüner Zauber dachte er und merkte, wie im wieder schwindlig wurde. Während sich die beiden Mitgefangenen weiter stritten schlief Thomas vor Erschöpfung ein.

Langsam wachte Thomas wieder auf. Er hatte einen komischen Traum. Er sah auf einen Berg einen Mann stehen. Dieser Mann war ihm seltsam vertraut. Obwohl Thomas seinen Vater nie kennen gelernt hatte, sagte ihm sein Gefühl, dass dies sein Vater war. Er trug eine grüne Robe mit goldenen Verzierungen und einen goldenen Gürtel und sagte immer wieder die Sätze \"Sei stark mein Sohn! Glaube an unsere Göttin\"
„Hatte sein Vater wirklich so wie im Traum ausgesehen?“, überlegte Thomas beim Aufwachen. Mutter hatte nie über ihn gesprochen. Er war in einem kleinen Dorf mitten im Wald aufgewachsen. Sein Freund, ein Waldhüter hatte Thomas das Fechten gelehrt und ihm viel über Kräuter und Tiere beigebracht.
Als die schwarzen Horden das Dorf überfielen, musste Thomas fliehen und war so nach Westwind gelangt. Aufgrund seiner guten Fechtkünste hatte man ihm einen Job als Wachsoldat gegeben.
Viala beugte sich über ihn. \"Na geht\'s wieder besser.\" Vialas Lächeln scheuchte ihn aus seinen Gedanken. \"Bist du wirklich eine Hexe?\"
Viala nickte nur und fragte spöttisch \"Hast Du jetzt Angst vor mir?\"
\"Nein warum sollte ich. In dem Dorf in dem ich aufgewachsen bin, war die Heilerin auch eine Hexe!\", antwortete Thomas. \"Aber warum heilst du mich dann nicht. Ich habe deine Göttin Myrne immer als eine gute Göttin geachtet und sie verehrt.\"
Viala knöpfte ihr Kleid am Hals etwas auf und sagte: \"Darum!\" Um ihren Hals trug sie einen goldenen Ring, auf dem ein Bildnis des Gottes Piel eingraviert war.
\"Dieser Ring ist magisch und nimmt ihr die Zauberkraft\" mischte sich Tungar in das Gespräch. \"Tharolf ist ein schlauer Fuchs. Er arbeitet für den schwarzen Baron Kurat. Sei froh, dass er nicht entdeckt hat, dass du das Geschenk der Zaira in Dir trägst.\"
\"Woher willst du das wissen? Wenn es so wäre hätte ich dies doch merken müssen\" fragte Thomas verwirrt.
\"Das Geschenk der Zaira kann man erst mit zwanzig Jahren benutzen und du hast es ja niemals versucht. Es war niemand da, der Dir dies erklären konnte. Ich bin ein Waldhüter. Obwohl wir keine Magie benutzen können, fühlen wir sehr genau ob in jemanden Magie steckt. Myrne hat uns diese Gabe gegeben.
Das Gespräch wurde jäh unterbrochen, als Tharolf in das Gefängnis trat.
\"Bist du Kröte endlich wieder wach? Nun wirst du mir sagen, wo sich die Elfe versteckt hält. Meine verdammten Hunde können ihre Spur nicht finden, aber das wird ihr nichts helfen.\" Er trat auf Thomas zu.
\"Lass ihn bitte noch etwas ausruhen! Er hat ein paar gebrochene Rippen\", sagte die Hexe. Tharolf drehte sich zu ihr um, seine Hand zum Schlag erhoben.
\"Dir werde ich lehren, sich ungefragt einzumischen.\"
Thomas hatte Angst. Als er sah, dass Tharolf Viala schlagen wollte, begann er zaghaft zu Zaira zu beten, sie möge den Ring von Vialas Hals entfernen. Am Anfang merkte er nichts, doch dann begann ihn ein warmes wohliges Gefühl von Macht zu durchfluten. Sein Kopf begann zu kribbeln, als ob etwas fremdes und doch vertrautes in seinen Geist eindrang. Es dauerte nur einen Augenblick, zeigte aber, das er erhört worden war.
Währendessen schlug der Barbar zu. Viala flog etwa zwei Meter durch die Luft und blieb stöhnend an der Wand liegen. Gleichzeitig flog aber auch etwas Goldenes von ihrem Hals. Tharolf der sich wieder zu Thomas umgedreht hatte, bemerkte dies nicht.
Als er Viala den Rücken zudrehte, griff diese sich verwundert an den Hals. Dann begannen ihre Augen zu leuchten und Sie begann zu Ihrer Göttin zu beten. Tharolf war etwa noch einen Meter von Thomas entfernt, als er sich plötzlich an den Hals griff und röchelte. Er versuchte sich umzudrehen, um zu sehen was geschah, doch er schaffte es nicht mehr. Sein Gesicht lief mitten in der Drehung grün und dann blau an. Ohne die Drehung beendet zu haben sackte Tharolf mit glasigen Augen zusammen. Verwundert trat Tungar zu Tharolf beugte sich über ihn und sagte, \"Saubere Arbeit! Er ist tot. Wie hast Du das geschafft, Viala?\"
Nachdem Viala sich und Tungar mit einem Zauber von den Ketten zu befreit hatte, schaute sie vielsagend zu Thomas. \"Hier hat jemand anderes eingegriffen und mich von dem Halsring befreit.\"
\"Warst du das?\", fragte der Halbling an Thomas gerichtet. Er bekam natürlich keine Antwort doch er begann trotzdem zu lächeln. \"Hatte ich also doch Recht. Du bist ein Liebling der Göttin.\"
Thomas war sich da nicht so sicher. Das fremde in seinem Geist war verschwunden.
Viala trat zu Thomas legte die Hände auf seine Hüfte und sprach kurz das Gebet der Heilung an Myrne.
Jetzt müssen wir aber schnellstmöglich versuchen zu verschwinden. Tungar nahm Tharolfs Habseligkeiten an sich, nur dessen Axt und ein goldenes Amulett lies er liegen. \"Sie sind verflucht\" flüsterte er leise.
Viala trat zu den Gegenständen. Nach einem weiteren Gebet waren sie zu Staub zerfallen.
Thomas, dem es nach der Heilung wieder gut ging, lief zusammen mit seinen Gefährten zur Tür. Unter Führung des Halblings schlüpften die Flüchtenten im Schutze der Nacht aus dem Keller der Herberge \"Zur glücklichen Seefahrt.\" Hier hatte Tharolf sein Quartier eingerichtet. Tungar, der ehemalige Waldhüter und jetzige Dieb, führte seine Gefährten zu seinem Versteck.

Wolgar wachte in seiner Höhle in den Bergen am frühen Morgen auf. Er hatte einen
komischen Traum gehabt. Er, der alte grüne Magier hatte auf einen Berg gestanden und einen jungen Mann gesehen, der ihm ungewöhnlich vertraut vorkam. Aber Wolgar wusste nicht woher. So viel er auch darüber nachdachte, konnte er sich nicht entsinnen, diesen jungen Mann jemals gesehen zu haben. Wolgar träumte höchst selten. Aber dieser Traum ließ ihn nicht los. Er dachte an die alten Zeiten, als er noch ein anerkannter Meister der Magier war. Wie viel Zeit war seitdem vergangen. Die grünen Magier waren die Beschützer der Natur und ihrer Lebewesen. Sie verwendeten für Ihre Zauber die vier Elemente Wasser, Erde, Feuer und Luft. Durch ihr Wirken gab es viele Jahrhunderte lang keine Kriege und in dieser segensreichen Zeit konnten die verschiedenen Völker und Ihre Kulturen blühen und gedeihen. Dann aber wurde Kurat als Obermagier berufen. Er versuchte seine Macht zu festigen, indem er Intrigen spann und so die Magier entzweite. Er schaffte es die Kriegsmagier, die rote Magier genannt wurden, gegen die Grünen aufzubringen.
Was Kurat aber wirklich wollte, erfuhr Wolgar an jenem schicksalhaften Tag im Winter.
Traditionell versammelten sich alle Magier in der großen Universität in Eolot. Wolgar war an diesen Tag durch einen kranken Waldhüter, der seine Hilfe brauchte aufgehalten worden und näherte sich zur Abendstunde der Universität. \"Die Magier sind bestimmt schon bei der Aufnahme Ihrer neuen Mitglieder\", hatte er bei sich gedacht.
Plötzlich begann der Himmel über Eolot rot zu leuchten. Wolgar wollte seinen Augen nicht trauen. Wer hatte es gewagt Eolot mit einem Feuersturm anzugreifen. Kurze Zeit später verdunkelte sich der Himmel und es regnete große Steine. Alle Gebäude wurden zerstört. Die überraschten Magier hatten keine Möglichkeit mehr einen Gegenzauber zu ergreifen.
Wolgar versteckte sich im dichten Unterholz und beschwor den Zauberspruch „Magisches Auge“. Was er sah, ließ ihm die Haare zu Berge stehen. Auf einen Hügel in der Nähe der Stadt standen schwarz gekleidete Magier. In einem von ihnen erkannte er Kurat.
In der Universität sah Wolgar verkohlte Überreste von Magiern liegen. Kein Magier schien überlebt zu haben.
Entsetzen packte Wolgar. Tränen rannen über sein Gesicht, als er an seine toten Freunde dachte. Er floh in die Zwillingsberge. Dort kannte er eine Höhle, in der er sich versteckte. Ab und zu beschwor er den Zauberspruch „Magisches Auge“ und erfuhr so von Kurats Verrat an den Magiern und seiner Gefolgschaft zu Piel.
An diesem Morgen aber suchte er diesen jungen Mann, indem er sich sein Bild vorstellte. Und fand ihn in einem Gefängnis mitten in eine Unterhaltung mit einer Frau vertieft. In der Unterhaltung erfuhr er auch den Vornamen des Mannes, Thomas. Doch dann trat ein Barbar in das Gefängnis. An den Gesten und der Wut, mit welcher der Barbar auf Thomas zulief, erkannte Wolgar, dass der Barbar den jungen Mann umbringen wollte. In einem kurzen Entschluss zauberte er den Zauberspruch „Geistreise“ und drang unbemerkt von Thomas, in dessen Gehirn ein. Er war gerade am überlegen, wie er Thomas helfen könne ohne bemerkt zu werden, als er dessen Bitte an die Göttin Zaira spürte den goldenen Reif vom Hals der Hexe zu entfernen. Da Wolgar schon viel Zauberkraft für die Geistreise verbraucht hatte, verstärkte er die Bitte des jungen Mannes mit der richtigen Zauberformel zum Öffnen des Reifes und der Ruf wurde von Zaira erhört. Sofort kehrte der Magier in seinen Körper zurück und sah noch, wie die Hexe den Barbaren tötete. Zufrieden und erschöpft legte er sich auf sein Lager. Nach langer Zeit konnte er zum erstenmal wieder lächeln.

Kurat stand in einem kreisrunden Raum und schaute verwundert einen der niederen Geister bei seiner Dämonenbeschwörung an. Er konnte das eben gehörte kaum glauben. Wer sollte es fertiggebracht haben einen mit seiner Magie versehene Kette zu sprengen. Im war klar das die Hexe dies niemals allein geschafft haben konnte.
Unwahrscheinlich, dass ein grüner Magier dies getan haben konnte. Aber wer dann? Sollte es den Anhängern Myrnes gelungen sein eine stärkere Magie als seine Totenmagie zu finden oder gab es irgendwo einen Verräter in den Reihen der Magier, die im gegenüber Loyalität geschworen hatten? Er musste unbedingt die Ursache finden. Der Schlüssel um das Geheimnis zu lüften, waren die drei Gefangen. Er wollte sie vor seinen Thron sehen, um von ihnen die Wahrheit zu erfahren.
Er schaute den Geist nachdenklich an. Plötzlich verzog sich sein Gesicht zu einem hässlichen Grinsen. Er beendete die Beschwörung und begann den Geist Tharolfs zu bannen.
\"Ich werde Dir noch eine Chance geben. Töte Deine ehemaligen Gefangenen!\" Piel begann einen Zauber zu sprechen. Er verwandelte den Geist in einen Shark. Ein Shark ähnelte einem Werwolf. Er hatte aber die Begabung, Fährten zu lesen. Kein Lebewesen entkam dieser Ausgeburt des Totenreiches. Ein Shark benötigte weder Essen noch Schlaf.
Durch Zauberkraft schickte Piel den Shark in den Keller der Herberge \"Zur glücklichen Seefahrt\", wo dieser unverzüglich die Fährte der Geflohenen aufnahm.
 



 
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