Das stumme Telefon

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Pennywise77

Mitglied
Die Felder gekleidet in goldener Gerste,
gekämmt werden Ähren, die Halme geneigt.
Ein Stuhl vor dem Fenster, ich warte fürs Erste...
Sekunden erklingen, das Telefon schweigt.
Das nutzlose Kabel der Fernsprecherleitung
besetzt von drei Krähen, träg schaukelnd im Wind.
Es raschelt im Durchzug die gestrige Zeitung,
wie zäh diese Tage der Einsamkeit sind.
Die Sonne ermattet von Stunde zu Stunde,
der Horizont zeigt sich im blutroten Kleid.
Der Mond steigt empor, geht auf nächtliche Runde,
ein weiterer Tag und das Telefon schweigt.
 

petrasmiles

Mitglied
Du hast es wirklich drauf! Wenn ich die Worte nur abperlen sehe, muss ich sie mindestens noch ein weiteres Mal lesen, um auch den Inhalt zu verstehen. Schönes Schwelgen in Herzeleid.

Liebe Grüße
Petra
 

Tula

Mitglied
Hallo Pennywise
Ich stimme gern zu und freue mich, dass sich hier jemand eingefunden hat, der dem von nicht wenigen 'modernen' Dichtern (allgemein, keine unglückliche Anspielung auf die LL-Gemeinde) verpönten und tot-gesagten Reimgedicht eine so künstlerisch anspruchsvolle Ehre erweist. Keine komische Lyrik (die ich ansonsten auch sehr mag), sondern Gedichte mit Tiefgang und sprachlicher Ausdrucksstärke, die man in den Foren eher selten findet. So auch dieses. Gern gelesen.

LG
Tula
 
Hallo Pennywise,

dein Gedicht in Amphibrachys ist so wunderschön. Man möchte sich zu der Sprachmelodie im Takt wiegen.


LG SilberneDelfine
 
Zuletzt bearbeitet:

Trist

Mitglied
Fein gemacht, Pennywise.

Sprachlich und inhaltlich auf hohem Niveau.
Daumen hoch.

Liebe Grüße
Trist
 



 
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