das traurige Kind

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Arcos

Mitglied
in seinen Augen
sammeln sich dunkle Wolken

Tränenbahnen
im Dickicht aus Schmutz
auf kindlichen Wangen

in seiner Hand
der Arm eines Teddybären
mit gesenktem Kopf
wie ein Erhängter
an einem Strick

aus einem klaffenden Riss
quellen weiße Gedärme des Kuscheltiers
als hätte dort ein Psychopath
mit stumpfer Klinge gewütet

das Kind stand vor dem Bett
und schrie seine Wut in die Welt:

Mama, ich hab Hunger!

eine Bewegung
unter der Decke
als lebte dort eine Schlange
sie drehte ihren schweren Kopf
zur anderen Seite
zog alles
mit einem Atemzug
zurück ins Vergessen

Johnnie Walker flüsterte ihr zu,
sie solle noch ein bisschen liegen bleiben
bis sich die beschissene Erde
endlich nicht mehr dreht
und die Ewigkeit den stillen Moment
an den Haaren zieht

Ja, Schatz.
Ich steh gleich auf
und mach dir was Schönes.


morgen,
morgen will sie damit aufhören
ihr Leben zu ertränken

versprochen…
 

sufnus

Mitglied
Puh.
Das ist eine Lektüre, die für mich schwer aushaltbar ist. Bei der Ja-Schatz-Strophe - fehlen mir die Worte.
(die Strophe mit dem aufgeplatzen Teddybär ist übrigens m. E. unnötig, weil sie eine zu eindeutige Kopfkinovorgabe macht, während die anderen Strophen mehr Lesespielraum lassen und damit umso wirksamer sind)
LG!
S.
 

Arcos

Mitglied
Vielen Dank sufnus für die Rückmeldung und die Sterne.
Es freut mich, dass es dir so gut gefallen hat.

Ja, der Geist braucht nicht viel Worte, um aus wenigen Farben ein Bild zu malen, in allen Details…

Grüße
Önder
 



 
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