Das Versprechen

jon

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Der Garten grünte und blühte. Millionen kleiner Blüten verschwammen zu Wolken, in denen Punkte größere Blumen eingebettet waren, die manchmal ganze Bukets umfingen und die wie ein Farbrauschen die Sinne einlullten. Taket ließ das Rauschen an sich vorbeigleiten, blickte flüchtig auf flammend rote oder magisch blaue Akzente und dachte im übrigen an etwas ganz anderes. An ihre Arbeit. Selbst hierher verfolgte sie das Problem, wie sie die Wirbeltrimmung dieses vermaledeiten Shuttles dazu bringen konnte, mit den warénischen Krümmungssensoren zu kommunizieren, ohne dabei im Andruckdämpfer dieses unsägliche Schwingen auszulösen. Taket wusste, dass es ganz einfach sein musste, dass sie dem entscheidenden Punkt ganz nahe war, aber immer, wenn sie glaubte, ihn formulieren zu können, entschwand ihr der rettende Gedanke.
„Entspann dich!“, sagte Paulsen und breitete die Arme aus. „Schau dich um! Genieß das hier!“
Taket blickte zu ihm herab. Der Mensch gab sich alle Mühe, sie abzulenken, und sie war ihm wirklich dankbar dafür. Aber so einfach war das eben nicht, als Krt war sie dem Wesen nach ein Arbeitstier. Individuelle Entspannung und Erholung sah ihr biologischer Schaltplan nicht vor.
„Nein ehrlich“, sagte Paulsen und schaute auf, „du musst abschalten lernen, Kleine! Ich weiß ja nicht, wie ihr das zu Hause macht, aber wenn du Königin bist, musst du auch Prioriäten setzen können. Dein Volk hat nichts davon, wenn du dich an einer Aufgabe verbeißt.“
„Mein Volk hat auch nichts davon, wenn ich Probleme nicht lösen kann.“
„Dafür sind dann deine Männer da, Schätzchen. Und die Arbeiterinnen.“
Taket knirschte verärgert mit den Kauzangen. „Taket, die Brutmaschine, ich weiß.“
„So ein Quatsch! Du weißt, dass Krt-Königinnen anders sind. Ich hätte dir die Filme nicht zeigen dürfen. Irdische Bienen und Ameisen sind keine Krt. Nacktmulle sind ein besserer Vergleich, nur dass du als Königin halt nicht allein für den Nachwuchs sorgen musst. Deine Vorfahrin, die große Taket, hatte nur acht leibliche Töchter und zwei Söhne! Die anderen Kinder des Staates …“
„… waren echte Kinder des Staates, ich weiß“, unterbrach ihn Taket.
„Genau! Und zwei Töchter davon …“
„… wurden sogar Königinnen, jaja. Sieh mal“, versuchte sie, von dem Thema abzulenken. „Da, diese Blume dort. Was ist das für eine?“
„Wo?“
Taket deutete auf einen blassblauen Kranz aus rundlichen Blütenblättern. Sie hatten einen perlmuttartigen Schimmer und umrahmten ein samtig dunkelgrünes Inneres. „Was ist das?“
Paulsen beugte sich herab und roch an der Blüte. „Keine Ahnung. Aber sieht schön aus.“
Taket nickte. „Sie ist wundervoll. Sieh nur!“ Über die Blütenblätter lief eine Welle von Licht, das Irisieren vertiefte sich und steigerte sich zu einem hypnotisierenden Eindruck von Räumlichkeit. Das samtgrüne Kissen nahm diesen Raum auf und führte ihn fort in einen schwarzgoldenen Schlund, der durch Raum und Zeit führte und in der Unendlichkeit auf eine Punkt puren Glücks stieß, der so berührt explodierte und in strahlendem Licht zurückschlug ins Jetzt und in Milliarden von Farben durch Takets Körper rieselte …
„Wow!“
… und erlosch wie Funken eines sterbenden Feuers.
„Wow! Das war ja … Wow!“
Taket fühlte die verlorene Glut. „Ja.“
„Das war cool, oder?!“
„Ja.“
Paulsen beugte sich herab zu der kleinen blassblauen Blume und musterte sie. „Das muss eine Wa’Iel’Tona sein. Sehr selten, wächst normalerweise nur in den Höhlen von Warén. Sehr scheu.“
„Scheu?“ Taket sah Paulsen an. „Eine Pflanze?“
„Nicht wirklich, es ist eine Art Pflanzentier oder Tierpflanze.“
„Woher weißt du das?“
„Ich hab zugehört, wenn mein Lehrer mir was erzählt hat. Im Gegensatz zu manchen Krt-Prinzessinnen.“
„Kann ich es mitnehmen?“
„Ich glaube nicht, dass es das übersteht. Es ist erstaunlich, dass es überhaupt hier wächst, so in der Öffentlichkeit.“
Taket hockte sich hin, um die Tierpflanze näher zu betrachten. Das Perlmuttschimmern ihrer Blütenblätter war zauberhaft, der grüne Samt schien jeden Moment wieder den Blick in die Tiefe freigeben zu wollen. Ein dicker Stengel stützte die Blüte, er war kurz und plump und schien aus dem Blatt der Karanischen Rose zu wachsen. Taket pflückte das Blatt und die Wa’Iel’Tona neigte ihr ihren Blütenkopf zu. Gemessen an menschlichen Gesten erschien es wie eine Frage, eine Bitte. Vielleicht – Schauer irisierender Reflexe huschte über die Blütenblätter – war es auch ein Lächeln von Dankbarkeit. Dann sank die Tierpflanze erschöpft in sich zusammen.

Die Monate vergingen und Wa’Iel’Tona wohnte bei Taket. Sie lebte von Wasser und Pflanzenresten und von den Blicken, die sie in den Schlund ihres Kelches ziehen konnte. Meist versickerte die grüne Tiefe irgendwo und ließ die Betrachter, die sich um die Wa’Iel’Tona versammelt hatten, auf halbem Weg zum Glück stehen. Doch schon die Ahnung dieses Punktes, das instinktive Wissen um die Explosion lockte immer wieder Gäste an. Manchmal hatte Taket den Eindruck, die Blicke, die in die Tiefe der Wa’Iel’Tona reichten, würden sie schmerzen. Wenn es zu schlimm war, verblasste der Glanz der Blütenblätter, und die Wa’Iel’Tona verbarg sich sogar vor ihr, Taket. Doch statt zu heilen, kümmerte sie mehr und mehr vor sich hin, bis sie in einer riesigen Kraftanstrengung erneut explodierte und für Bruchteile von Sekunden das Versprechen eines neuen Universums erschuf. Wenn sie danach zusammensank, völlig verausgabt, nah am Sterben, fühlte Taket sich ihr unendlich nah, empfand Zärtlichkeit für das hilflose Wesen und Dankbarkeit, dass sie an dem Versprechen hatte teilhaben dürfen. Sie nahm die Wa’Iel’Tona schützend in die Hand, damit ihre Berührung ihr Halt und Leben wiedergeben mögen, und sie wachte, bis der Perlmuttschimmer wieder aufschien. Anfangs dauerte es ein paar Minuten, später Stunden. Dann Tage. Wochen …

Der Garten grünte und blühte. Taket ging durch das Farbrauschen wie eine Maschine, die das Logische tat. Oder wie die Königin, die sie von morgen an sein würde. In ihrer Hand hielt sie Wa’Iel’Tona, die ihren Kopf an sie schmiegte. Die Blüte war beinahe farblos geworden, aber zumindest lebte sie noch. Taket beugte sich herab, setzte die Tierpflanze auf ein Rosenblatt und erhob sich. Die Blüte folgte ihrer Bewegung. Ein Anflug von Blau durchzitterte die Blütenblätter und das Grün der Mitte wurde samtig.
„Sie lächelt“, sagte Paulsen und legte Taket die Hand auf den Arm.
„Sie wird es nicht schaffen, oder?“
„Ich weiß nicht.“
Die Wa’Iel’Tona beugte ihr Haupt.
„Ich hätte sie nicht mitnehmen sollen. Ich habe sie getötet.“
„Ich weiß nicht. Du hast sie nicht gezwungen zu …naja … was immer das war. Wusstest du, dass man bisher immer dachte, die Wa’Iel’Tonas würden nur ab und zu leuchten?“
„Nein.“ Es interessierte sie auch nicht.
„Ja. Man vermutet, dass sie die Gegenwart von Bioenergie spüren und sich dabei … naja … wohl fühlen.“
„Die hier stirbt dabei.“
„Die anderen leuchten eben nicht so stark.“
Taket hockte sich nieder, um ihre Wa’Iel’Tona noch einmal nah zu sehen. „Wohlfühlen …“, wiederholte sie und betrachtete den Blütenkopf, der sich ihr entgegenhob. „Was meinst du Paulsen: War sie glücklich?“

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jon

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Der Garten grünte und blühte. Millionen kleiner Blüten verschwammen zu Wolken, in denen Punkte größerer Blumen eingebettet waren, die manchmal ganze Bukets umfingen und die wie ein Farbrauschen die Sinne einlullten. Taket ließ das Rauschen an sich vorbeigleiten, blickte flüchtig auf flammend rote oder magisch blaue Akzente und dachte im übrigen an etwas ganz anderes. An ihre Arbeit. Selbst hierher verfolgte sie das Problem, wie sie die Wirbeltrimmung dieses vermaledeiten Shuttles dazu bringen konnte, mit den warénischen Krümmungssensoren zu kommunizieren, ohne dabei im Andruckdämpfer dieses unsägliche Schwingen auszulösen. Taket wusste, dass es ganz einfach sein musste, dass sie dem entscheidenden Punkt ganz nahe war, aber immer, wenn sie glaubte, ihn formulieren zu können, entschwand ihr der rettende Gedanke.
„Entspann dich!“, sagte Paulsen und breitete die Arme aus. „Schau dich um! Genieß das hier!“
Taket blickte zu ihm herab. Der Mensch gab sich alle Mühe, sie abzulenken, und sie war ihm wirklich dankbar dafür. Aber so einfach war das eben nicht, als Krt war sie dem Wesen nach ein Arbeitstier. Individuelle Entspannung und Erholung sah ihr biologischer Schaltplan nicht vor.
„Nein ehrlich“, sagte Paulsen und schaute auf, „du musst abschalten lernen, Kleine! Ich weiß ja nicht, wie ihr das zu Hause macht, aber wenn du Königin bist, musst du auch Prioriäten setzen können. Dein Volk hat nichts davon, wenn du dich an einer Aufgabe verbeißt.“
„Mein Volk hat auch nichts davon, wenn ich Probleme nicht lösen kann.“
„Dafür sind dann deine Männer da, Schätzchen. Und die Arbeiterinnen.“
Taket knirschte verärgert mit den Kauzangen. „Taket, die Brutmaschine, ich weiß.“
„So ein Quatsch! Du weißt, dass Krt-Königinnen anders sind. Ich hätte dir die Filme nicht zeigen dürfen. Irdische Bienen und Ameisen sind keine Krt. Nacktmulle sind ein besserer Vergleich, nur dass du als Königin halt nicht allein für den Nachwuchs sorgen musst. Deine Vorfahrin, die große Taket, hatte nur acht leibliche Töchter und zwei Söhne! Die anderen Kinder des Staates …“
„… waren echte Kinder des Staates, ich weiß“, unterbrach ihn Taket.
„Genau! Und zwei Töchter davon …“
„… wurden sogar Königinnen, jaja. Sieh mal“, versuchte sie, von dem Thema abzulenken. „Da, diese Blume dort. Was ist das für eine?“
„Wo?“
Taket deutete auf einen blassblauen Kranz aus rundlichen Blütenblättern. Sie hatten einen perlmuttartigen Schimmer und umrahmten ein samtig dunkelgrünes Inneres. „Was ist das?“
Paulsen beugte sich herab und roch an der Blüte. „Keine Ahnung. Aber sieht schön aus.“
Taket nickte. „Sie ist wundervoll. Sieh nur!“ Über die Blütenblätter lief eine Welle von Licht, das Irisieren vertiefte sich und steigerte sich zu einem hypnotisierenden Eindruck von Räumlichkeit. Das samtgrüne Kissen nahm dies auf und führte es fort in einen schwarzgoldenen Schlund, der durch Raum und Zeit führte und in der Unendlichkeit auf eine Punkt puren Glücks stieß, der so berührt explodierte und in strahlendem Licht zurückschlug ins Jetzt und in Milliarden von Farben durch Takets Körper rieselte …
„Wow!“
… und erlosch wie Funken eines sterbenden Feuers.
„Wow! Das war ja … Wow!“
Taket fühlte die verlorene Glut.
„Das war cool, oder?!“
„Ja.“
Paulsen beugte sich herab zu der kleinen blassblauen Blume und musterte sie. „Das muss eine Wa’Iel’Tona sein. Sehr selten, wächst normalerweise nur in den Höhlen von Warén. Sehr scheu.“
„Scheu?“ Taket sah Paulsen an. „Eine Pflanze?“
„Nicht wirklich, es ist eine Art Pflanzentier oder Tierpflanze.“
„Woher weißt du das?“
„Ich hab zugehört, wenn mein Lehrer mir was erzählt hat. Im Gegensatz zu manchen Krt-Prinzessinnen.“
„Kann ich es mitnehmen?“
„Ich glaube nicht, dass es das übersteht. Es ist erstaunlich, dass es überhaupt hier wächst, so in der Öffentlichkeit.“
Taket hockte sich hin, um die Tierpflanze näher zu betrachten. Das Perlmuttschimmern ihrer Blütenblätter war zauberhaft, der grüne Samt schien jeden Moment wieder den Blick in die Tiefe freigeben zu wollen. Ein dicker Stengel stützte die Blüte, er war kurz und plump und schien aus dem Blatt einer Karanischen Rose zu wachsen. Taket pflückte das Blatt und die Wa’Iel’Tona neigte ihr ihren Blütenkopf zu. Gemessen an menschlichen Gesten erschien es wie eine Frage, eine Bitte. Vielleicht – Schauer irisierender Reflexe huschte über die Blütenblätter – war es auch ein Lächeln von Dankbarkeit. Dann sank die Tierpflanze erschöpft in sich zusammen.

Die Monate vergingen und Wa’Iel’Tona wohnte bei Taket. Sie lebte von Wasser und Pflanzenresten und von den Blicken, die sie in den Schlund ihres Kelches ziehen konnte. Meist versickerte die grüne Tiefe irgendwo und ließ die Betrachter, die sich um Wa’Iel’Tona versammelt hatten, auf halbem Weg zum Glück stehen. Doch schon die Ahnung dieses Punktes, das instinktive Wissen um die Explosion lockte immer wieder Gäste an. Manchmal hatte Taket den Eindruck, die Blicke, die in die Tiefe Wa’Iel’Tonas reichten, würden sie schmerzen. Wenn es zu schlimm war, verblasste der Glanz der Blütenblätter, und Wa’Iel’Tona verbarg sich sogar vor ihr, Taket. Doch statt zu heilen, kümmerte sie mehr und mehr vor sich hin, bis sie in einer riesigen Kraftanstrengung erneut explodierte und für Bruchteile von Sekunden das Versprechen eines neuen Universums erschuf. Wenn sie danach zusammensank, völlig verausgabt, nah am Sterben, fühlte Taket sich ihr unendlich nah, empfand Zärtlichkeit für das hilflose Wesen und Dankbarkeit, dass sie an dem Versprechen hatte teilhaben dürfen. Sie nahm Wa’Iel’Tona schützend in die Hand, damit ihre Berührung ihr Halt und Leben wiedergeben mögen, und sie wachte, bis der Perlmuttschimmer erneut aufschien. Anfangs dauerte es ein paar Minuten, später Stunden. Dann Tage. Wochen …

Der Garten grünte und blühte. Taket ging durch das Farbrauschen wie eine Maschine, die das Logische tat. Oder wie die Königin, die sie von morgen an sein würde. In ihrer Hand hielt sie Wa’Iel’Tona, die ihren Kopf an sie schmiegte. Die Blüte war beinahe farblos geworden, aber zumindest lebte sie noch. Taket beugte sich herab, setzte die Tierpflanze auf ein Rosenblatt und erhob sich. Die Blüte folgte ihrer Bewegung. Ein Anflug von Blau durchzitterte die Blütenblätter und das Grün der Mitte wurde samtig.
„Sie lächelt“, sagte Paulsen und legte Taket die Hand auf den Arm.
„Sie wird es nicht schaffen, oder?“
„Ich weiß nicht.“
Die Wa’Iel’Tona beugte ihr Haupt.
„Ich hätte sie nicht mitnehmen sollen. Ich habe sie getötet.“
„Ich weiß nicht. Du hast sie nicht gezwungen zu …naja … was immer das war. Wusstest du, dass man bisher immer dachte, die Wa’Iel’Tonas würden nur ab und zu leuchten?“
„Nein.“ Es interessierte sie auch nicht.
„Ja. Man vermutet, dass sie die Gegenwart von Bioenergie spüren und sich dabei … naja … wohl fühlen.“
„Die hier stirbt dabei.“
„Die anderen leuchten eben nicht so stark.“
Taket hockte sich nieder, um ihre Wa’Iel’Tona noch einmal nah zu sehen. „Wohlfühlen …“, wiederholte sie und betrachtete den Blütenkopf, der sich ihr entgegenhob. „Was meinst du Paulsen: War sie glücklich?“
 

FrankK

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Hallo Ulrike

Unterm Strich – ein schöner Text, einfühlsam.
Er passt sehr gut in Deine Geschichten um Warèn.

Aber auch verwirrend. Ich weiß nicht, ob es von Vorteil gewesen wäre, wenn ich Deine anderen Texte über Warèn noch nicht gekannt hätte.

Wie dem auch sei, erlaube mir einige Anmerkungen:

Zu Beginn der Geschichte dachte ich, Taket und Paulsen waren in einem Shuttle unterwegs, flogen über eine Gartenanlage.
Taket ließ das Rauschen an sich vorbeigleiten, …
Dies verstärkte den Eindruck. Erst später wird deutlich, sie dachte nur an das Shuttle, während sie mit Paulsen durch den Garten spaziert.
„vorbeigleiten“ – Word und Duden behaupten hartnäckig: getrennt schreiben.

... dachte im übrigen an etwas …
„übrigen“ – Word und Duden behaupten hartnäckig: groß schreiben.

musst du auch Prioriäten setzen
Korrektur : „Prioritäten“

Taket knirschte verärgert mit den Kauzangen.
Hmm – ich kann mich nicht erinnern, in irgendeinem Text etwas von „Kauzangen“ bei den Warènern gelesen zu haben. Oder ist dies ein spezielles Merkmal bei den Weibchen?
Ich kann mich nämlich auch nicht an eine „Warènerin“ erinnern.

… versuchte sie, von dem Thema abzulenken …
Warum nicht „… vom Thema …“?

Das samtgrüne Kissen nahm dies auf und führte es fort in einen schwarzgoldenen Schlund, der durch Raum und Zeit führte und in der Unendlichkeit auf eine Punkt puren Glücks stieß, der so berührt explodierte und in strahlendem Licht zurückschlug ins Jetzt und in Milliarden von Farben durch Takets Körper rieselte …
Ich stimme zu: „Wow!“

„Das war cool, oder?!“
Wer sagt das? Taket? Wäre ziemlich irdischen Ursprungs. Der Dialog ist nicht ganz verfolgbar.
Darüber hinaus: Hatten Taket und Paulsen das gleiche Erlebnis?

Ein dicker Stengel stützte die Blüte, …
Korrektur: „Stängel“

… aus dem Blatt einer Karanischen Rose …
Jetzt wird es kompliziert, bei Eigenerfindungen. Für mein Empfinden: „…einer karanischen Rose …“

…- Schauer irisierender Reflexe huschte über die Blütenblätter - …
„- ein Schauer irisierender Reflexe huschte über die Blütenblätter – …“
Oder
„- Schauer irisierender Reflexe huschten über die Blütenblätter – …“

… wie eine Maschine, die das Logische tat.
Vielleicht eher: „… wie eine Maschine, die ihrer Aufgabe folgte.“

… und betrachtete den Blütenkopf, der sich ihr entgegenhob.
„entgegenhob“ – Word und Duden behaupten hartnäckig: getrennt schreiben.

Viel Erbsenzählerei, ich weiß.


Viele Grüße
Frank
 

jon

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Teammitglied
Der Garten grünte und blühte. Millionen kleiner Blüten verschwammen zu Wolken, in denen Punkte größerer Blumen eingebettet waren, die manchmal ganze Bukets umfingen und die wie ein Farbrauschen die Sinne einlullten. Taket sah bei ihrem Spaziergang kaum auf diese Pracht, ließ das Rauschen an sich vorbei gleiten, blickte flüchtig auf flammend rote oder magisch blaue Akzente und dachte im Übrigen an etwas ganz anderes. An ihre Arbeit. Selbst hierher verfolgte sie das Problem, wie sie die Wirbeltrimmung dieses vermaledeiten Shuttles dazu bringen konnte, mit den warénischen Krümmungssensoren zu kommunizieren, ohne dabei im Andruckdämpfer dieses unsägliche Schwingen auszulösen. Taket wusste, dass es ganz einfach sein musste, dass sie dem entscheidenden Punkt ganz nahe war, aber immer, wenn sie glaubte, ihn formulieren zu können, entschwand ihr der rettende Gedanke.
„Entspann dich!“, sagte Paulsen und breitete die Arme aus. „Schau dich um! Genieß das hier!“
Taket blickte zu ihm herab. Der Mensch gab sich alle Mühe, sie abzulenken, und sie war ihm wirklich dankbar dafür. Aber so einfach war das eben nicht, als Krt war sie dem Wesen nach ein Arbeitstier. Individuelle Entspannung und Erholung sah ihr biologischer Schaltplan nicht vor.
„Nein ehrlich“, sagte Paulsen und schaute auf, „du musst abschalten lernen, Kleine! Ich weiß ja nicht, wie ihr das zu Hause macht, aber wenn du Königin bist, musst du auch Prioritäten setzen können. Dein Volk hat nichts davon, wenn du dich an einer Aufgabe verbeißt.“
„Mein Volk hat auch nichts davon, wenn ich Probleme nicht lösen kann.“
„Dafür sind dann deine Männer da, Schätzchen. Und die Arbeiterinnen.“
Taket knirschte verärgert mit den Kauzangen. „Taket, die Brutmaschine, ich weiß.“
„So ein Quatsch! Du weißt, dass Krt-Königinnen anders sind. Ich hätte dir die Filme nicht zeigen dürfen. Irdische Bienen und Ameisen sind keine Krt. Nacktmulle sind ein besserer Vergleich, nur dass du als Königin halt nicht allein für den Nachwuchs sorgen musst. Deine Vorfahrin, die große Taket, hatte nur acht leibliche Töchter und zwei Söhne! Die anderen Kinder des Staates …“
„… waren echte Kinder des Staates, ich weiß“, unterbrach ihn Taket.
„Genau! Und zwei Töchter davon …“
„… wurden sogar Königinnen, jaja. Sieh mal“, versuchte sie, das Thema zu wechseln. „Da, diese Blume dort. Was ist das für eine?“
„Wo?“
Taket deutete auf einen blassblauen Kranz aus rundlichen Blütenblättern. Sie hatten einen perlmuttartigen Schimmer und umrahmten ein samtig dunkelgrünes Inneres. „Was ist das?“
Paulsen beugte sich herab und roch an der Blüte. „Keine Ahnung. Aber sieht schön aus.“
Taket nickte. „Sie ist wundervoll. Sieh nur!“ Über die Blütenblätter lief eine Welle von Licht, das Irisieren vertiefte sich und steigerte sich zu einem hypnotisierenden Eindruck von Räumlichkeit. Das samtgrüne Kissen nahm dies auf und führte es fort in einen schwarzgoldenen Schlund, der durch Raum und Zeit führte und in der Unendlichkeit auf eine Punkt puren Glücks stieß, der so berührt explodierte und in strahlendem Licht zurückschlug ins Jetzt und in Milliarden von Farben durch Takets Körper rieselte …
„Wow!“
… und erlosch wie Funken eines sterbenden Feuers.
„Wow! Das war ja … Wow!“
Taket fühlte die verlorene Glut.
„Das war cool, oder?!“
„Ja.“
Paulsen beugte sich herab zu der kleinen blassblauen Blume und musterte sie. „Das muss eine Wa’Iel’Tona sein. Sehr selten, wächst normalerweise nur in den Höhlen von Warén. Sehr scheu.“
„Scheu?“ Taket sah Paulsen an. „Eine Pflanze?“
„Nicht wirklich, es ist eine Art Pflanzentier oder Tierpflanze.“
„Woher weißt du das?“
„Ich hab zugehört, wenn mein Lehrer mir was erzählt hat. Im Gegensatz zu manchen Krt-Prinzessinnen.“
„Kann ich es mitnehmen?“
„Ich glaube nicht, dass es das übersteht. Es ist erstaunlich, dass es überhaupt hier wächst, so in der Öffentlichkeit.“
Taket hockte sich hin, um die Tierpflanze näher zu betrachten. Das Perlmuttschimmern ihrer Blütenblätter war zauberhaft, der grüne Samt schien jeden Moment wieder den Blick in die Tiefe freigeben zu wollen. Ein dicker Stengel stützte die Blüte, er war kurz und plump und schien aus dem Blatt einer Karanischen Rose zu wachsen. Taket pflückte das Blatt und die Wa’Iel’Tona neigte ihr ihren Blütenkopf zu. Gemessen an menschlichen Gesten erschien es wie eine Frage, eine Bitte. Vielleicht – ein Schauer irisierender Reflexe huschte über die Blütenblätter – war es auch ein Lächeln von Dankbarkeit. Dann sank die Tierpflanze erschöpft in sich zusammen.

Die Monate vergingen und Wa’Iel’Tona wohnte bei Taket. Sie lebte von Wasser und Pflanzenresten und von den Blicken, die sie in den Schlund ihres Kelches ziehen konnte. Meist versickerte die grüne Tiefe irgendwo und ließ die Betrachter, die sich um Wa’Iel’Tona versammelt hatten, auf halbem Weg zum Glück stehen. Doch schon die Ahnung dieses Punktes, das instinktive Wissen um die Explosion lockte immer wieder Gäste an. Manchmal hatte Taket den Eindruck, die Blicke, die in die Tiefe Wa’Iel’Tonas reichten, würden sie schmerzen. Wenn es zu schlimm war, verblasste der Glanz der Blütenblätter, und Wa’Iel’Tona verbarg sich sogar vor ihr, Taket. Doch statt zu heilen, kümmerte sie mehr und mehr vor sich hin, bis sie in einer riesigen Kraftanstrengung erneut explodierte und für Bruchteile von Sekunden das Versprechen eines neuen Universums erschuf. Wenn sie danach zusammensank, völlig verausgabt, nah am Sterben, fühlte Taket sich ihr unendlich nah, empfand Zärtlichkeit für das hilflose Wesen und Dankbarkeit, dass sie an dem Versprechen hatte teilhaben dürfen. Sie nahm Wa’Iel’Tona schützend in die Hand, damit ihre Berührung ihr Halt und Leben wiedergeben mögen, und sie wachte, bis der Perlmuttschimmer erneut aufschien. Anfangs dauerte es ein paar Minuten, später Stunden. Dann Tage. Wochen …

Der Garten grünte und blühte. Taket ging durch das Farbrauschen wie eine Maschine, die das Logische tat. Oder wie die Königin, die sie von morgen an sein würde. In ihrer Hand hielt sie Wa’Iel’Tona, die ihren Kopf an sie schmiegte. Die Blüte war beinahe farblos geworden, aber zumindest lebte sie noch. Taket beugte sich herab, setzte die Tierpflanze auf ein Rosenblatt und erhob sich. Die Blüte folgte ihrer Bewegung. Ein Anflug von Blau durchzitterte die Blütenblätter und das Grün der Mitte wurde samtig.
„Sie lächelt“, sagte Paulsen und legte Taket die Hand auf den Arm.
„Sie wird es nicht schaffen, oder?“
„Ich weiß nicht.“
Die Wa’Iel’Tona beugte ihr Haupt.
„Ich hätte sie nicht mitnehmen sollen. Ich habe sie getötet.“
„Ich weiß nicht. Du hast sie nicht gezwungen zu …naja … was immer das war. Wusstest du, dass man bisher immer dachte, die Wa’Iel’Tonas würden nur ab und zu leuchten?“
„Nein.“ Es interessierte sie auch nicht.
„Ja. Man vermutet, dass sie die Gegenwart von Bioenergie spüren und sich dabei … naja … wohl fühlen.“
„Die hier stirbt dabei.“
„Die anderen leuchten eben nicht so stark.“
Taket hockte sich nieder, um ihre Wa’Iel’Tona noch einmal nah zu sehen. „Wohlfühlen …“, wiederholte sie und betrachtete den Blütenkopf, der sich ihr entgegen hob. „Was meinst du Paulsen: War sie glücklich?“
 

jon

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Danke für's Erbsenzählen – ich war nach der Schreibattacke (die Geschichte entstand innerhalb weniger Stunden) zu "blind" dazu – und das Lob (, bei der Einfall-Tippseln-Einstell-Aktion war ich nicht sicher, ob es "funktioniert").

Er passt sehr gut in Deine Geschichten um Warèn.
Aber auch verwirrend. Ich weiß nicht, ob es von Vorteil gewesen wäre, wenn ich Deine anderen Texte über Warèn noch nicht gekannt hätte.
Ja, wäre es wohl, denn die Geschichte, die hier mit reinspielt, kennst du noch gar nicht. Taket ist nämlich keine Warénerin in dem bisher "geläufigen" Sinne – sie ist eine Krt. Zwar auf Warén geboren, aber offenbar in einer Zeit, die weit nach der Sache spielt, für die ich die Krt "engagiert" habe (hat mich beim Schreiben der Geschichte selbst überrascht, dass ich so weit voraus geeilt bin).


Zu Beginn der Geschichte dachte ich, Taket und Paulsen waren in einem Shuttle unterwegs, flogen über eine Gartenanlage.
Ist behoben, hoffe ich.

"Taket knirschte verärgert mit den Kauzangen."
Hmm – ich kann mich nicht erinnern, in irgendeinem Text etwas von „Kauzangen“ bei den Warènern gelesen zu haben. Oder ist dies ein spezielles Merkmal bei den Weibchen?
Ich kann mich nämlich auch nicht an eine „Warènerin“ erinnern.
Siehe oben. Und: Krt sind "insektoid". (Ich weiß: In SF-Kreisen gilt das als "unoriginell" und biologisch nicht ganz tragbar, aber wir haben es hier mit einem Volk aus den inneren Bereichen der Milchstraße zu tun – wer weiß, was da so kreucht und fleucht.)


:
"… versuchte sie, von dem Thema abzulenken …"
Warum nicht „… vom Thema …“?
Hab's ganz geändert, weil: "Ablenken" tauchte kurz vorher schon mal auf.

"Das samtgrüne Kissen nahm dies auf und führte es fort in einen schwarzgoldenen Schlund, der durch Raum und Zeit führte und in der Unendlichkeit auf eine Punkt puren Glücks stieß, der so berührt explodierte und in strahlendem Licht zurückschlug ins Jetzt und in Milliarden von Farben durch Takets Körper rieselte …"
Ich stimme zu: „Wow!“
Schön, dass das "funktioniert". Ich war mir nicht sicher.


„Das war cool, oder?!“

Wer sagt das? Taket? Wäre ziemlich irdischen Ursprungs. Der Dialog ist nicht ganz verfolgbar.
Weil ich nach "Redner-Wechsel = Absatz" arbeite, sollte es klar werden. Die irdische Formulierung soll auch helfen. Denn: Wenn ich eine "sagte Paulsen"-Sache einbastle, geht mir der Klang zu sehr flöten, also muss es so lassen.

Darüber hinaus: Hatten Taket und Paulsen das gleiche Erlebnis?
Kein Ahnung, ob sie es gleich empfunden (und "verbildert") haben, aber es defintiv etwas "Reales".

"Ein dicker Stengel stützte die Blüte, …"
Korrektur: „Stängel“
Ich weiß. Aber ich weigere mich (solange es geht), denn ich empfinde das als eine der Grässlichkeiten der RS-Refom.


"… aus dem Blatt einer Karanischen Rose …"
Jetzt wird es kompliziert, bei Eigenerfindungen. Für mein Empfinden: „…einer karanischen Rose …“
… ich dachte mir das als Eigenname. Wäre es nämlich nur eine übliche Rose, die auf Warén (also in den Gärten der Kara) wächst, dann hieße sie wohl "warénische Rose" – da würden die Kara mit ihrem (angeblichen – ?) Sin für Logik und Präzision schon Wert drauf legen! (Als ich die Geschichte in mir beobachtete, war das vielleicht auch ein Hinweis meines Schreibinstinktes, WIE weit in der Zukunft Waréns dieser Textsplitter spielt. Mein je: Wenn ich mit den Gedanken so weit voraus bin, muss ich "hinne machen", dass ich den Anschluss daran noch zu Lebzeiten schaffe …)

"… wie eine Maschine, die das Logische tat."
Vielleicht eher: „… wie eine Maschine, die ihrer Aufgabe folgte.“
Muss ich noch drüber nachdenken …
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Der Garten grünte und blühte. Millionen kleiner Blüten verschwammen zu Wolken, in denen Punkte größerer Blumen eingebettet waren, die manchmal ganze Bukets umfingen und die wie ein Farbrauschen die Sinne einlullten. Taket sah bei ihrem Spaziergang kaum auf diese Pracht, ließ das Rauschen an sich vorbei gleiten, blickte flüchtig auf flammend rote oder magisch blaue Akzente und dachte im Übrigen an etwas ganz anderes. An ihre Arbeit. Selbst hierher verfolgte sie das Problem, wie sie die Wirbeltrimmung dieses vermaledeiten Shuttles dazu bringen konnte, mit den warénischen Krümmungssensoren zu kommunizieren, ohne dabei im Andruckdämpfer dieses unsägliche Schwingen auszulösen. Taket wusste, dass es ganz einfach sein musste, dass sie dem entscheidenden Punkt ganz nahe war, aber immer, wenn sie glaubte, ihn formulieren zu können, entschwand ihr der rettende Gedanke.
[ 3]„Entspann dich!“, sagte Paulsen und breitete die Arme aus. „Schau dich um! Genieß das hier!“
[ 3]Taket blickte zu ihm herab. Der Mensch gab sich alle Mühe, sie abzulenken, und sie war ihm wirklich dankbar dafür. Aber so einfach war das eben nicht, als Krt war sie dem Wesen nach ein Arbeitstier. Individuelle Entspannung und Erholung sah ihr biologischer Schaltplan nicht vor.
[ 3]„Nein ehrlich“, sagte Paulsen und schaute auf, „du musst abschalten lernen, Kleine! Ich weiß ja nicht, wie ihr das zu Hause macht, aber wenn du Königin bist, musst du auch Prioritäten setzen können. Dein Volk hat nichts davon, wenn du dich an einer Aufgabe verbeißt.“
[ 3]„Mein Volk hat auch nichts davon, wenn ich Probleme nicht lösen kann.“
[ 3]„Dafür sind dann deine Männer da, Schätzchen. Und die Arbeiterinnen.“
[ 3]Taket knirschte verärgert mit den Kauzangen. „Taket, die Brutmaschine, ich weiß.“
[ 3]„So ein Quatsch! Du weißt, dass Krt-Königinnen anders sind. Ich hätte dir die Filme nicht zeigen dürfen. Irdische Bienen und Ameisen sind keine Krt. Nacktmulle sind ein besserer Vergleich, nur dass du als Königin halt nicht allein für den Nachwuchs sorgen musst. Deine Vorfahrin, die große Taket, hatte nur acht leibliche Töchter und zwei Söhne! Die anderen Kinder des Staates …“
[ 3]„… waren echte Kinder des Staates, ich weiß“, unterbrach ihn Taket.
[ 3]„Genau! Und zwei Töchter davon …“
[ 3]„… wurden sogar Königinnen, jaja. Sieh mal“, versuchte sie, das Thema zu wechseln. „Da, diese Blume dort. Was ist das für eine?“
[ 3]„Wo?“
[ 3]Taket deutete auf einen blassblauen Kranz aus rundlichen Blütenblättern. Sie hatten einen perlmuttartigen Schimmer und umrahmten ein samtig dunkelgrünes Inneres. „Was ist das?“
[ 3]Paulsen beugte sich herab und roch an der Blüte. „Keine Ahnung. Aber sieht schön aus.“
[ 3]Taket nickte. „Sie ist wundervoll. Sieh nur!“ Über die Blütenblätter lief eine Welle von Licht, das Irisieren vertiefte sich und steigerte sich zu einem hypnotisierenden Eindruck von Räumlichkeit. Das samtgrüne Kissen nahm dies auf und führte es fort in einen schwarzgoldenen Schlund, der durch Raum und Zeit führte und in der Unendlichkeit auf einen Punkt puren Glücks stieß, der so berührt explodierte und in strahlendem Licht zurückschlug ins Jetzt und in Milliarden von Farben durch Takets Körper rieselte …
[ 3]„Wow!“
[ 3]… und erlosch wie Funken eines sterbenden Feuers.
[ 3]„Wow! Das war ja … Wow!“
[ 3]Taket fühlte die verlorene Glut.
[ 3]„Das war cool, oder?!“
[ 3]„Ja.“
[ 3]Paulsen beugte sich herab zu der kleinen blassblauen Blume und musterte sie. „Das muss eine Wa’Iel’Tona sein. Sehr selten, wächst normalerweise nur in den Höhlen von Warén. Sehr scheu.“
[ 3]„Scheu?“ Taket sah Paulsen an. „Eine Pflanze?“
[ 3]„Nicht wirklich, es ist eine Art Pflanzentier oder Tierpflanze.“
[ 3]„Woher weißt du das?“
[ 3]„Ich hab zugehört, wenn mein Lehrer mir was erzählt hat. Im Gegensatz zu manchen Krt-Prinzessinnen.“
[ 3]„Kann ich es mitnehmen?“
[ 3]„Ich glaube nicht, dass es das übersteht. Es ist erstaunlich, dass es überhaupt hier wächst, so in der Öffentlichkeit.“
[ 3]Taket hockte sich hin, um die Tierpflanze näher zu betrachten. Das Perlmuttschimmern ihrer Blütenblätter war zauberhaft, der grüne Samt schien jeden Moment wieder den Blick in die Tiefe freigeben zu wollen. Ein dicker Stengel stützte die Blüte, er war kurz und plump und schien aus dem Blatt einer Karanischen Rose zu wachsen. Taket pflückte das Blatt und die Wa’Iel’Tona neigte ihr ihren Blütenkopf zu. Gemessen an menschlichen Gesten erschien es wie eine Frage, eine Bitte. Vielleicht – ein Schauer irisierender Reflexe huschte über die Blütenblätter – war es auch ein Lächeln von Dankbarkeit. Dann sank die Tierpflanze erschöpft in sich zusammen.

Die Monate vergingen und Wa’Iel’Tona wohnte bei Taket. Sie lebte von Wasser und Pflanzenresten und von den Blicken, die sie in den Schlund ihres Kelches ziehen konnte. Meist versickerte die grüne Tiefe irgendwo und ließ die Betrachter, die sich um Wa’Iel’Tona versammelt hatten, auf halbem Weg zum Glück stehen. Doch schon die Ahnung dieses Punktes, das instinktive Wissen um die Explosion lockte immer wieder Gäste an. Manchmal hatte Taket den Eindruck, die Blicke, die in die Tiefe Wa’Iel’Tonas reichten, würden sie schmerzen. Wenn es zu schlimm war, verblasste der Glanz der Blütenblätter, und Wa’Iel’Tona verbarg sich sogar vor ihr, Taket. Doch statt zu heilen, kümmerte sie mehr und mehr vor sich hin, bis sie in einer riesigen Kraftanstrengung erneut explodierte und für Bruchteile von Sekunden das Versprechen eines neuen Universums erschuf. Wenn sie danach zusammensank, völlig verausgabt, nah am Sterben, fühlte Taket sich ihr unendlich nah, empfand Zärtlichkeit für das hilflose Wesen und Dankbarkeit, dass sie an dem Versprechen hatte teilhaben dürfen. Sie nahm Wa’Iel’Tona schützend in die Hand, damit ihre Berührung ihr Halt und Leben wiedergeben mögen, und sie wachte, bis der Perlmuttschimmer erneut aufschien. Anfangs dauerte es ein paar Minuten, später Stunden. Dann Tage. Wochen …

Der Garten grünte und blühte. Taket ging durch das Farbrauschen wie eine Maschine, die das Logische tat. Oder wie die Königin, die sie von morgen an sein würde. In ihrer Hand hielt sie Wa’Iel’Tona, die ihren Kopf an sie schmiegte. Die Blüte war beinahe farblos geworden, aber zumindest lebte sie noch. Taket beugte sich herab, setzte die Tierpflanze auf ein Rosenblatt und erhob sich. Die Blüte folgte ihrer Bewegung. Ein Anflug von Blau durchzitterte die Blütenblätter und das Grün der Mitte wurde samtig.
[ 3]„Sie lächelt“, sagte Paulsen und legte Taket die Hand auf den Arm.
[ 3]„Sie wird es nicht schaffen, oder?“
[ 3]„Ich weiß nicht.“
[ 3]Wa’Iel’Tona beugte ihr Haupt.
[ 3]„Ich hätte sie nicht mitnehmen sollen. Ich habe sie getötet.“
[ 3]„Ich weiß nicht. Du hast sie nicht gezwungen zu …naja … was immer das war. Wusstest du, dass man bisher immer dachte, die Wa’Iel’Tonas würden nur ab und zu leuchten?“
[ 3]„Nein.“ Es interessierte sie auch nicht.
[ 3]„Ja. Man vermutet, dass sie die Gegenwart von Bioenergie spüren und sich dabei … naja … wohl fühlen.“
[ 3]„Die hier stirbt dabei.“
[ 3]„Die anderen leuchten eben nicht so stark.“
[ 3]Taket hockte sich nieder, um ihre Wa’Iel’Tona noch einmal nah zu sehen. „Wohlfühlen …“, wiederholte sie und betrachtete den Blütenkopf, der sich ihr entgegen hob. „Was meinst du, Paulsen: War sie glücklich?“
 

FrankK

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Hallo jon

Habe mir Deine Geschichte mit etwas Abstand nun noch einmal angetan.
Gefällt mir immer noch. ;)

Die meisten Stolperstellen sind bereinigt.
Ich komme mittendrin beim Dialog immer noch ins stocken.
Du erklärtest:
Weil ich nach "Redner-Wechsel = Absatz" arbeite, sollte es klar werden. Die irdische Formulierung soll auch helfen. Denn: Wenn ich eine "sagte Paulsen"-Sache einbastle, geht mir der Klang zu sehr flöten, also muss es so lassen.
"Redner-Wechsel = Absatz" passt, meinem Empfinden nach, an dieser Stelle nicht (blau markiert).
Ein "sagte Paulsen" wäre mit Abstand die schlechteste Lösung.
„Wow!“ [blue](Taket)[/blue]
… und erlosch wie Funken eines sterbenden Feuers.
„Wow! Das war ja … Wow!“ [blue](noch einmal Taket)[/blue]
Taket fühlte die verlorene Glut. [blue](immer noch Taket)[/blue]
„Das war cool, oder?!“ [blue](Die Kamera im Kopfkino bleibt bei mir auf Taket gerichtet. Ich "sehe" Sie sprechen. Demzufolge stottert ab hier der Film.)[/blue]
„Ja.“
Das "Cool" könnte zwar irdisch helfen, verwirrt aber in dieser Situation.

Spontaner Vorschlag:
„Wow!“
… und erlosch wie Funken eines sterbenden Feuers.
„Wow! Das war ja … Wow!“ Sie fühlte die verlorene Glut.
„Das war cool, oder?!“
„Ja“, hauchte Taket, noch immer etwas benommen.
„Das muss eine Wa’Iel’Tona sein." Paulsen beugte sich herab zu der kleinen blassblauen Blume und musterte sie. „Sehr selten, wächst normalerweise nur in den Höhlen von Warén. Sehr scheu.“
„Scheu?“ Sie blinzelte. „Eine Pflanze?“

Zusätzliche Erfolge:
Die Namen werden nicht mehr so häufig genannt, was (nach meinem Empfinden) diesen Abschnitt noch eine Spur flüssiger laufen lässt.
Der Dialog läuft etwas länger weiter. Die "Szenenwechsel", so stelle ich sie mir jetzt vor, sind etwas weicher. Keine harten Schnitte, sondern ein sanftes Schwenken von einem Prot zum nächsten.


Krt sind "insektoid". (Ich weiß: In SF-Kreisen gilt das als "unoriginell" und biologisch nicht ganz tragbar ...
Diesbezüglich siehst Du in mir den tollerantesten aller Kritiker. Ich hatte ja selbst schon mal solche "Helden".

"… wie eine Maschine, die das Logische tat."
Maschinen machen das, wofür sie konstruiert wurden, oder sie machen es nicht, dann sind sie defekt.
Das hat nichts mit logisch oder unlogisch zu tun.


Viele Grüße
Frank
 

jon

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Teammitglied
zum Dialog:
Eben nicht so, sondern wegen des Wechsels: Blau= Taket / Rot = Paulsen

[blue]Taket nickte. „Sie ist wundervoll. Sieh nur!“ Über die Blütenblätter lief eine Welle von Licht, das Irisieren vertiefte sich und steigerte sich zu einem hypnotisierenden Eindruck von Räumlichkeit. Das samtgrüne Kissen nahm dies auf und führte es fort in einen schwarzgoldenen Schlund, der durch Raum und Zeit führte und in der Unendlichkeit auf einen Punkt puren Glücks stieß, der so berührt explodierte und in strahlendem Licht zurückschlug ins Jetzt und in Milliarden von Farben durch Takets Körper rieselte …[/blue]
[red][ 3]„Wow!“[/red]
[blue][ 3] … und erlosch wie Funken eines sterbenden Feuers. [/blue]
[red][ 3]„Wow! Das war ja … Wow!“[/red]
[blue][ 3]Taket fühlte die verlorene Glut.[/blue]
[red][ 3]„Das war cool, oder?!“[/red]
[blue][ 3]„Ja.“ [/blue]


... aber ich nehm's mir mit vor, wenn ich wegen der Maschine eine passende Lösung gefunden habe.


Naja, die Maschinen in der Zeit sind durchaus in der Lage, logisch zu sein, in dem Sinne, dass eine "grundsätzliche Funktion" da ist und sie der Situation gemäß die Schritte selbst wählen …
Der Knackpunkt ist, dass die Wa'Iel'Tona "freizulassen" nichts mit einer speziellen Aufgabe zu tun hat, sondern eher ein "logisches Element" in einem Konzept ist.
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich habe die Blume eher als Analogie zu der werdenden Königin gelesen. Sie gibt ja selbst Bedenken zu ihrer Rolle zu. Ähnlich geht es ja der Blume, deren "Effekt", also ebenfalls ihre Rolle, beachtet wird, nicht ihr eigentliches Wesen.

Schöner Appetithappen auf ein nächstes Buch?

:)
 

FrankK

Mitglied
Hallo Ulrike

Das hätte ich noch zwanzig mal studieren können, auf diese Lösung wäre ich nie gekommen.

Diese zwei "Wow" hatte ich felsenfest als Takets Ausruf empfunden.
Paulsen erschien mir von Anfang an viel zu selbstsicher und diszipliniert (eine Art "älterer Ratgeber" eben) als dass er sich zu solch einer fast kindlichen Begeisterung hätte hinreissen lassen können.

„Wow! Das war ja … Wow!“
Wie ein "Kind", dass gerade eine aufregende Karusselfahrt hinter sich hat. Passte für mich eher zur jungen und lebhaften Taket, die sich in Gedanken noch mit ihren anderen Problemen beschäftigte, anstatt im Garten Ruhe und Entspannung zu finden.

Naja, die Maschinen in der Zeit sind durchaus in der Lage, logisch zu sein, in dem Sinne, dass eine "grundsätzliche Funktion" da ist und sie der Situation gemäß die Schritte selbst wählen
Auch auf die Gefahr hin, dass ich nörgele ... ;)
"Der Garten grünte und blühte. Taket ging durch das Farbrauschen wie eine Maschine, die das Logische tat."
Betrachte es mal aus dieser Perspektive:
Diese Bild ist so einfach gehalten, dahinter sehe ich keine komplizierte, computergesteuerte Technologie, die logische Entscheidungen auf Grundlage bestimmter Erkennungsmuster treffen kann. Nein, das Bild ist viel einfacher. Bestenfalls eine Dampfmaschine (Entschuldige den Vergleich), allerhöchstens noch ein / zwei Zahnrädchen.

Viele Grüße
Frank
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Der Garten grünte und blühte. Millionen kleiner Blüten verschwammen zu Wolken, in denen Punkte größerer Blumen eingebettet waren, die manchmal ganze Bukets umfingen und die wie ein Farbrauschen die Sinne einlullten. Taket sah bei ihrem Spaziergang kaum auf diese Pracht, ließ das Rauschen an sich vorbei gleiten, blickte flüchtig auf flammend rote oder magisch blaue Akzente und dachte im Übrigen an etwas ganz anderes. An ihre Arbeit. Selbst hierher verfolgte sie das Problem, wie sie die Wirbeltrimmung dieses vermaledeiten Shuttles dazu bringen konnte, mit den warénischen Krümmungssensoren zu kommunizieren, ohne dabei im Andruckdämpfer dieses unsägliche Schwingen auszulösen. Taket wusste, dass es ganz einfach sein musste, dass sie dem entscheidenden Punkt ganz nahe war, aber immer, wenn sie glaubte, ihn formulieren zu können, entschwand ihr der rettende Gedanke.
[ 3]„Entspann dich!“, sagte Paulsen und breitete die Arme aus. „Schau dich um! Genieß das hier!“
[ 3]Taket blickte zu ihm herab. Der Mensch gab sich alle Mühe, sie abzulenken, und sie war ihm wirklich dankbar dafür. Aber so einfach war das eben nicht, als Krt war sie dem Wesen nach ein Arbeitstier. Individuelle Entspannung und Erholung sah ihr biologischer Schaltplan nicht vor.
[ 3]„Nein ehrlich“, sagte Paulsen und schaute auf, „du musst abschalten lernen, Kleine! Ich weiß ja nicht, wie ihr das zu Hause macht, aber wenn du Königin bist, musst du auch Prioritäten setzen können. Dein Volk hat nichts davon, wenn du dich an einer Aufgabe verbeißt.“
[ 3]„Mein Volk hat auch nichts davon, wenn ich Probleme nicht lösen kann.“
[ 3]„Dafür sind dann deine Männer da, Schätzchen. Und die Arbeiterinnen.“
[ 3]Taket knirschte verärgert mit den Kauzangen. „Taket, die Brutmaschine, ich weiß.“
[ 3]„So ein Quatsch! Du weißt, dass Krt-Königinnen anders sind. Ich hätte dir die Filme nicht zeigen dürfen. Irdische Bienen und Ameisen sind keine Krt. Nacktmulle sind ein besserer Vergleich, nur dass du als Königin halt nicht allein für den Nachwuchs sorgen musst. Deine Vorfahrin, die große Taket, hatte nur acht leibliche Töchter und zwei Söhne! Die anderen Kinder des Staates …“
[ 3]„… waren echte Kinder des Staates, ich weiß“, unterbrach ihn Taket.
[ 3]„Genau! Und zwei Töchter davon …“
[ 3]„… wurden sogar Königinnen, jaja. Sieh mal“, versuchte sie, das Thema zu wechseln. „Da, diese Blume dort. Was ist das für eine?“
[ 3]„Wo?“
[ 3]Taket deutete auf einen blassblauen Kranz aus rundlichen Blütenblättern. Sie hatten einen perlmuttartigen Schimmer und umrahmten ein samtig dunkelgrünes Inneres. „Was ist das?“
[ 3]Paulsen beugte sich herab und roch an der Blüte. „Keine Ahnung. Aber sieht schön aus.“
[ 3]Taket nickte. „Sie ist wundervoll. Sieh nur!“ Über die Blütenblätter lief eine Welle von Licht, das Irisieren vertiefte sich und steigerte sich zu einem hypnotisierenden Eindruck von Räumlichkeit. Das samtgrüne Kissen nahm dies auf und führte es fort in einen schwarzgoldenen Schlund, der durch Raum und Zeit führte und in der Unendlichkeit auf einen Punkt puren Glücks stieß, der so berührt explodierte und in strahlendem Licht zurückschlug ins Jetzt und in Milliarden von Farben durch Takets Körper rieselte …
[ 3]„Wow!“, entfuhr es Paulsen.
[ 3]… und erlosch wie Funken eines sterbenden Feuers.
[ 3]„Wow! Das war ja … Wow!“
[ 3]Taket fühlte die verlorene Glut.
[ 3]„Das war cool, oder?!“
[ 3]„Ja.“
[ 3]Paulsen beugte sich herab zu der kleinen blassblauen Blume und musterte sie. „Das muss eine Wa’Iel’Tona sein. Sehr selten, wächst normalerweise nur in den Höhlen von Warén. Sehr scheu.“
[ 3]„Scheu?“ Taket sah Paulsen an. „Eine Pflanze?“
[ 3]„Nicht wirklich, es ist eine Art Pflanzentier oder Tierpflanze.“
[ 3]„Woher weißt du das?“
[ 3]„Ich hab zugehört, wenn mein Lehrer mir was erzählt hat. Im Gegensatz zu manchen Krt-Prinzessinnen.“
[ 3]„Kann ich es mitnehmen?“
[ 3]„Ich glaube nicht, dass es das übersteht. Es ist erstaunlich, dass es überhaupt hier wächst, so in der Öffentlichkeit.“
[ 3]Taket hockte sich hin, um die Tierpflanze näher zu betrachten. Das Perlmuttschimmern ihrer Blütenblätter war zauberhaft, der grüne Samt schien jeden Moment wieder den Blick in die Tiefe freigeben zu wollen. Ein dicker Stengel stützte die Blüte, er war kurz und plump und schien aus dem Blatt einer Karanischen Rose zu wachsen. Taket pflückte das Blatt und die Wa’Iel’Tona neigte ihr ihren Blütenkopf zu. Gemessen an menschlichen Gesten erschien es wie eine Frage, eine Bitte. Vielleicht – ein Schauer irisierender Reflexe huschte über die Blütenblätter – war es auch ein Lächeln von Dankbarkeit. Dann sank die Tierpflanze erschöpft in sich zusammen.

Die Monate vergingen und Wa’Iel’Tona wohnte bei Taket. Sie lebte von Wasser und Pflanzenresten und von den Blicken, die sie in den Schlund ihres Kelches ziehen konnte. Meist versickerte die grüne Tiefe irgendwo und ließ die Betrachter, die sich um Wa’Iel’Tona versammelt hatten, auf halbem Weg zum Glück stehen. Doch schon die Ahnung dieses Punktes, das instinktive Wissen um die Explosion lockte immer wieder Gäste an. Manchmal hatte Taket den Eindruck, die Blicke, die in die Tiefe Wa’Iel’Tonas reichten, würden sie schmerzen. Wenn es zu schlimm war, verblasste der Glanz der Blütenblätter, und Wa’Iel’Tona verbarg sich sogar vor ihr, Taket. Doch statt zu heilen, kümmerte sie mehr und mehr vor sich hin, bis sie in einer riesigen Kraftanstrengung erneut explodierte und für Bruchteile von Sekunden das Versprechen eines neuen Universums erschuf. Wenn sie danach zusammensank, völlig verausgabt, nah am Sterben, fühlte Taket sich ihr unendlich nah, empfand Zärtlichkeit für das hilflose Wesen und Dankbarkeit, dass sie an dem Versprechen hatte teilhaben dürfen. Sie nahm Wa’Iel’Tona schützend in die Hand, damit ihre Berührung ihr Halt und Leben wiedergeben mögen, und sie wachte, bis der Perlmuttschimmer erneut aufschien. Anfangs dauerte es ein paar Minuten, später Stunden. Dann Tage. Wochen …

Der Garten grünte und blühte. Taket ging durch das Farbrauschen wie eine Maschine, die nur ihrem Auftrag folgte. Oder wie die Königin, die sie von morgen an sein würde. In ihrer Hand hielt sie Wa’Iel’Tona, die ihren Kopf an sie schmiegte. Die Blüte war beinahe farblos geworden, aber zumindest lebte sie noch. Taket beugte sich herab, setzte die Tierpflanze auf ein Rosenblatt und erhob sich. Die Blüte folgte ihrer Bewegung. Ein Anflug von Blau durchzitterte die Blütenblätter und das Grün der Mitte wurde samtig.
[ 3]„Sie lächelt“, sagte Paulsen und legte Taket die Hand auf den Arm.
[ 3]„Sie wird es nicht schaffen, oder?“
[ 3]„Ich weiß nicht.“
[ 3]Wa’Iel’Tona beugte ihr Haupt.
[ 3]„Ich hätte sie nicht mitnehmen sollen. Ich habe sie getötet.“
[ 3]„Ich weiß nicht. Du hast sie nicht gezwungen zu …naja … was immer das war. Wusstest du, dass man bisher immer dachte, die Wa’Iel’Tonas würden nur ab und zu leuchten?“
[ 3]„Nein.“ Es interessierte sie auch nicht.
[ 3]„Ja. Man vermutet, dass sie die Gegenwart von Bioenergie spüren und sich dabei … naja … wohl fühlen.“
[ 3]„Die hier stirbt dabei.“
[ 3]„Die anderen leuchten eben nicht so stark.“
[ 3]Taket hockte sich nieder, um ihre Wa’Iel’Tona noch einmal nah zu sehen. „Wohlfühlen …“, wiederholte sie und betrachtete den Blütenkopf, der sich ihr entgegen hob. „Was meinst du, Paulsen: War sie glücklich?“
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Okokokok...
Dass Paulsen zu abgeklärt rüberkam, hat mich überzeugt. Der Einschub in Takets Gefühle wird dadurch zwar länger, aber ich glaub,mit dem Kompromiss kann ich leben.
Ich glaub inzwischen auch, dass (auch im Zusammenhang mit Taket) die "Aufgabe" deutlicher ist als die Aussage mit der Logik.

@ lapismont
Danke vielmals! Die Idee mit der Analogie hatte ich zwar nicht explizit "reingeschrieben", aber ich glaube, es stimmt trotzdem. Zumindest zum Teil (der Antrieb, die "Rolle" zu spielen, ist ein kleines bisschen anders. Oder auch nicht. Ich weiß nicht, muss ich mal nachdenken). Vielleicht rührt daher die Verbindung, die Taket fühlt ...

DIESES Buch ist noch nicht mal angedacht. Obwohl mir spontan schon dies und jenes dazu einfällt. Ne ganze Menge sogar ...
 
Hallo Ulrike,

ich bin nicht sicher, ob ich die Geschichte verstanden habe:
Taket wird von der Blume "unterstützt" bis sie Königin ist und als deren Aufgabe erledigt ist, verblüht Wa’Iel’Tona?

Bis bald,
Michael
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Das wollte ich nicht erzählen. Ich weiß auch (noch) nicht, ob es der Königin irgendwelche Unterstützung bringt, die "Blume" zu haben. Ich weiß auch nicht, ob sie wirklich stirbt oder sich doch wieder erholt. Zumindest war sie verdammt nah am Tod, so sehr wie sie sich verausgabt hat ...
 

jon

Mitglied
Teammitglied
… öh … nun ja … also … Der Text enthält "wenig Plot", das geb ich zu, ist eher eine Detailaufnahme. Die Irritation entsteht wohl, weil die Hauptperson (meines Anliegens/Themas der Geschichte) nicht Taket sondern Wa’Iel’Tona ist. Taket ist nur die, die es wahrnimmt: Dass Wa’Iel’Tona sich quasi selbst aufzehrt bei der Schaffung dieser "Versprechen" (jeder Kunstgenuss ist ja sowas wie ein Versprechen – das Versprechen, dass es etwas Schöneres/Sinnvolleres/Glücklicheres/Höheres … gibt, als das, was man täglich erlebt.) Taket als Konsument ist natürlich Teil des Themas: Sie sieht, wie Wa’Iel’Tona sich bis zur Selbstaufgabe verschenkt, könnte die "Blume" zurück bringen ins Anonyme. Aber wäre das die richtige Entscheidung angesichts der "Inbrunst", mit der Wa’Iel’Tona immer wieder "blüht"? Ich weiß es nicht, ich hoffe nur, dass "Wa’Iel’Tona" zu stahlen lernt, ohne dabei sich selbst als Brennstoff opfern zu müssen. Ich kann das aber nicht beeinflussen und bin deshalb besser dran als Taket – sie weiß wohl, dass sie diese Entscheidung auch nicht treffen könnte und stellt sich dieser Entscheidung deshalb gar nicht erst.


(Hihi: "Kunst" erkennt man daran, dass man sie erklären muss …)
 

Betke

Mitglied
In meinem Text hast du Banalität kritisiert. Nun drehe ich den Spieß mal um: Ich will dir ja nicht die Hoffnung nehmen, aber wer erfreut sich an einer Schreibweise, die einen durch Kitsch zu erdrücken droht.
Mich hast du gefragt, wer meine Texte veröffentlichen will. Ich frage dich dasselbe. Angesichts der Tatsache, dass du nach wie vor in der Leselupe veröffentlichst, erübrigt sich die Frage. Wie auch bei mir.
P.S. Manchmal ist der Sinn des Schreibens nicht der, durch irgendwelche überkomplexen Satzstrukturen die eigene Überlegenheit und literarische Gewandheit zu demonstrieren, sondern in einer klaren Sprache die Botschaft des Textes zu vermitteln.
 

Betke

Mitglied
Und noch eine Ergänzung: Die Kunst des Schreibens sollte eigentlich sofort verstanden werden. Kunst soll nämlich vermitteln, nicht verwirren.

Zu deiner Struktur, die meiner "banalen und einfältigen" Schreibweise natürlich Meilen vorraus ist, habe ich nur zu sagen, dass die ganzen Punkte in den Dialogen -->"...wow" auf die Dauer nervig sind.
Der Plot ist merkwürdig...aber das will ich nicht anprangern. Merkwürdigkeit ist manchmal eine aufwertende Komponente der Kunst.
 



 
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