Das Viertel im Viertel

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Gerd Geiser

Mitglied
Der österreichische Schriftsteller Berthold Viertel, ein Mensch von scharfem analytischen Verstand, reiste einmal in eine norddeutsche Hafenstadt. Hier bezog er Quartier im Fischereihafenviertel, das als eigenes Viertel im Hafenviertel galt und somit streng genommen eigentlich nur ein Sechzehntel war. Das Fischereihafensechzehntel beherbergte das ehemalige Elendsviertel der Stadt, das dem Elend aber schon lange kein Zuhause mehr bot und Berthold Viertel, ein Mensch mit klarem Intellekt und präzisen Gedankengängen, realisierte, dass er sich streng genommen im ehemaligen Elendsvierundsechzigstel aufhielt und nun im Begriff war, das Hafenkneipen-zweihundertsechsundfünfzigstel anzusteuern, jenen Teil des ehemaligen Elendsvierundsechzigstel, das die Einheimischen kurz Kneipenviertel nannten. Hier setzte er sich an einen der Tische in einer der Gaststätten, bestellte ein Viertel vom Zweigelt und brachte die soeben gewonnenen Erkenntnisse zu Papier.
Seine Verwunderung darüber, wie wenig Platz ein Schriftsteller zum Schreiben braucht, hielt den ganzen Tag über an.
 
U

USch

Gast
Hallo Gerd,
"Es ist schon alles gesagt. Nur noch nicht von allen", dein Motto. Ich glaube deine witzigkluge Geschichte ist neu.
Mag natürlich auch an meinem begrenten Horizont, der literaturhorizontig bei der Fülle der Autoren allein bei der LL und dann erst recht auf dem ganzen Weltliteraturhorizont vermutlich nur im Pica- oder Nano-Prozentualbereich liegen mag.
LG Uwe
 
A

AchterZwerg

Gast
Gut, dass dem allgemeinen Sanierungswahn wenigstens nicht die Hafenkneipen zum Opfer gefallen sind, lieber Gerd.
Wohin sollte sich der scharfverständige Österreicher sonst auch hinwenden? Wo wohlfühlen? Wo seine aberwitzigen Berechnungen platzieren, wo seine Kurzprosa notieren? Eben.
Solch ein Viertel tut gut. In jeder Hinsicht.
Heidrun
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo,
der scharfverstandige mensch fragt sich - und weiß er es auch?-
warum es "viertel" heißt, obschon jeder weiß, und wie du aufegzählt hast, das eine jede stadt mehr als nur vier teile hat!
ja ja der dreißigjährige krieg hat bis heute seine dinge
hinterlassen....

apropos, sehr kurzweilige unterhaltung

ralf
 

Gerd Geiser

Mitglied
Hallo Ihr Lieben,
ich war mir nicht sicher, ob sich die Idee vom Viertel im Viertel überhaupt lohnt aufgegriffen zu werden. Von daher bin ich euch für eure Resonanz dankbar. Die Hälfte des Danks geht an 8.Zwerg, ein Viertel an Usch und für Ralf bleibt dann auch noch ein Viertel.
Kollegiale Grüße,
Gerd
 
K

KaGeb

Gast
Einfach köstlich und originell. Nur gut, dass es Prot. nicht auf die ganze Weltfläche umgerechnet hat, dann wäre es wohl ein Roman geworden :)
So, und was gebührt mir nun, wo dein ganzer Dank schon verteilt wurde???

LG
 

Gerd Geiser

Mitglied
Ich habe noch einen Extra-Dank gebunkert, den lasse ich dir hiermit zukommen. Der war für besondere Fälle gedacht. Einen solchen sehe ich eingetreten.
Dir einen lieben Gruß, KaGeb,
Gerd
 



 
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