Gerd Geiser
Mitglied
Der österreichische Schriftsteller Berthold Viertel, ein Mensch von scharfem analytischen Verstand, reiste einmal in eine norddeutsche Hafenstadt. Hier bezog er Quartier im Fischereihafenviertel, das als eigenes Viertel im Hafenviertel galt und somit streng genommen eigentlich nur ein Sechzehntel war. Das Fischereihafensechzehntel beherbergte das ehemalige Elendsviertel der Stadt, das dem Elend aber schon lange kein Zuhause mehr bot und Berthold Viertel, ein Mensch mit klarem Intellekt und präzisen Gedankengängen, realisierte, dass er sich streng genommen im ehemaligen Elendsvierundsechzigstel aufhielt und nun im Begriff war, das Hafenkneipen-zweihundertsechsundfünfzigstel anzusteuern, jenen Teil des ehemaligen Elendsvierundsechzigstel, das die Einheimischen kurz Kneipenviertel nannten. Hier setzte er sich an einen der Tische in einer der Gaststätten, bestellte ein Viertel vom Zweigelt und brachte die soeben gewonnenen Erkenntnisse zu Papier.
Seine Verwunderung darüber, wie wenig Platz ein Schriftsteller zum Schreiben braucht, hielt den ganzen Tag über an.
Seine Verwunderung darüber, wie wenig Platz ein Schriftsteller zum Schreiben braucht, hielt den ganzen Tag über an.