Das Vöglein und der junge Mann

Ein junger Mann zog in die Stadt,
ans Wasser zu den Fischen.
Er wollte nichts als frei sein,
doch dann kam etwas dazwischen.

Es war ein Vöglein, das ihm sang
im roten Federkleid.
Das Land, das ließ es hinter sich,
zu bleiben war's bereit.

Er baute ihm ein warmes Nest
und zeigte ihm die Stadt.
Er gab ihm Futter, nur das beste,
und es aß sich satt.

War er auch verreist,
so blieb das Fenster dennoch offen.
Selbst als der kühle Ostwind kam,
hat er es nicht geschlossen.

Der Wind war ein Verführer,
pfiff schöne Melodien.
Das Vöglein war verlor'n,
konnt' seinem Ruf sich nicht entziehen.

Doch liebte es den junge Mann,
wenn auch der Zauber schwand.
Die Flügel wollten fliegen,
doch warm war seine Hand.

Das Vöglein hatte große Angst,
drum warf er es hinauf,
dem Wind zu folgen, der es rief
und nahm den Schmerz in Kauf.

Aus Angst, er würd's vergessen,
ließ es eine Feder da.
Er soll sie an sich tragen,
weil er sein Leben war.

Das Vöglein flog durch dunkle Nacht
an einen and'ren Ort.
Der Wind blies treu ihm ums Gefieder,
trug es stets hinfort.

Doch kam das Vöglein wieder,
wies der Mann es nie zurück.
Sein Herz blieb immer offen,
stets wärmend war sein Blick.

Denn er hat begriffen:
Was du liebst, das lasse sein.
Kommt es dennoch wieder,
dann ist's für immer dein.
 



 
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