Gerd Geiser
Mitglied
Es spricht Leasing Praelat Alfons Kirch von der Bundesbahnseelsorge Winterberg zum Thema: Gibt es ein Leben nach dem Bahnhof?
Liebe Lokführer,
ich weiß, dass Sie, wenn Sie des Nachts einsam mit Ihrem Güterzug auf der Strecke sind, mit sich selbst über die Sinnfragen des Lebens ins Grübeln geraten: Ist mein Zug schon abgefahren und wenn ja, werde ich auf der Strecke bleiben? Was ist aus dem Haltesignal geworden, das ich letzte Woche überfahren habe? Wer ist der Mann mit der roten Mütze, werden Sie oft gedacht haben. Und Sie sitzen im Zug, und vor Ihnen die vom Mond beschienenen Schienen schienen Ihnen noch nie so lang. Vor Ihnen Tiefe, um Sie herum Tiefe, Lokomotiefe. Und in Ihrem Kopf macht sich breit das Bild eines wunderbaren Gleiskörpers mit herrlichen Weichen links und rechts. Doch Halt, die Signale stehen auf Sturm! Bremsen Sie sich! Der Tunnel vor Ihnen, dieses dunkle Loch, in das Sie gerade fahren wollten, ist am Ende vielleicht ihr eigenes. Denken Sie an Ihre Frau, der Sie weder in harten noch in weichen Zeiten von der Seite weichen wollten und bedenken Sie: Sie sitzen nicht im Triebwagen. Sie haben viele kleine Waggons hinter sich, Anhänger, wie Jesus damals, der dem Letzten die rote Laterne in die Hand drückte, damit sein Licht leuchte in der Dunkelheit. Gleichsam wie das Sandkorn im Heuhaufen, so wie das Samenkorn im Getriebe.
Ja, diese wunderbare Welt von fahren und fahren lassen und gefahren werden ist doch nicht ohne Gefahren. Mal ist es der Gegenzug auf dem selben Gleis. Ein anderes Mal die vielleicht nicht hart gewordene Weiche, die Ihren schweren Zug einbrechen lässt, oder der Prellbock, der eben noch da, dem Ruf eines liebestrunkenen Schäfchens folgend seinen Platz verließ. Und wenn Sie sich in solchen Momenten fragen: Was kommt nach der letzten Schwelle? Ist da mehr als nur Böschung? Ich meine: Ja.
Denken wir an die Hochzeit zu Kanada. Wie kam man nach Kanada? Mit dem Flugzeug wohl kaum. Und in der Tat finden wir hier einen wertvollen Hinweis auf das erste Essen auf Rädern. Herr, der Wein ist alle! Jesus sorgt für neuen und man leert die Gläser in vollen Zügen. Ja, auch unser Evangelist scheint zu diesem Zeitpunkt wohl schon doppelt gesehen zu haben. Aber Jesus als Zugbegleiter, ist das nicht ein wunderschönes Bild? Nicht als kleinlicher, Karten knipsender Kontrolleur erscheint er uns. Nicht, ihr habt genug getrunken, Leute, sind seine Worte. Nein, er, der unseren unstillbaren Durst kennt, macht noch eine Kiste auf.
Sich übergeben, sich ihm anvertrauen, das sollten wir. Prost.
Und auch später auf der Überfahrt nach Kanada, als in einem schweren Sturm die ganze Eisenbahnfähre mit Mann und Maus unter zu gehen droht, und die ersten ihn fragen: Gehen wir jetzt baden, Meister? Und er sie nicht sogleich versteht, weil er noch schläft, und sie ihn nochmals fragen: Gehen wir jetzt alle über den Jordan? Da sagt er: Beruhigt euch. Geht angeln. Und später packt er den ganzen Fisch in die Güterwaggons und man kommt mühsam und beladen an neuen Ufern an. Der ganze Fisch ist schlecht und seekrank von der Schaukelei, und doch reichen auf wundersame Weise Fisch und Brötchen allemal hin zum Katerfrühstück.
Ja, so ist er. Wer zu ihm kommt, dem wird gegeben. Dem Lahmen nimmt er die Krücken weg, der Stotterer wird sprachlos, den Tauben, diesen herrlichen grauen Vögeln, schenkt er die Blindheit, nur um uns zu sagen: Seht, sie sehen nichts und ernten doch.
Jesus von Nazareth. Über Betlehem, Genezareth, Jerusalem Hauptbahnhof. Alles einsteigen, die Türen schließen selbsttätig. Seelig die, die immer nur Bahnhof verstehen, ihnen gehört das Himmelreich. Hallelujah!
Ich wünsche Ihnen und mir einen verregneten Sonntag.
Liebe Lokführer,
ich weiß, dass Sie, wenn Sie des Nachts einsam mit Ihrem Güterzug auf der Strecke sind, mit sich selbst über die Sinnfragen des Lebens ins Grübeln geraten: Ist mein Zug schon abgefahren und wenn ja, werde ich auf der Strecke bleiben? Was ist aus dem Haltesignal geworden, das ich letzte Woche überfahren habe? Wer ist der Mann mit der roten Mütze, werden Sie oft gedacht haben. Und Sie sitzen im Zug, und vor Ihnen die vom Mond beschienenen Schienen schienen Ihnen noch nie so lang. Vor Ihnen Tiefe, um Sie herum Tiefe, Lokomotiefe. Und in Ihrem Kopf macht sich breit das Bild eines wunderbaren Gleiskörpers mit herrlichen Weichen links und rechts. Doch Halt, die Signale stehen auf Sturm! Bremsen Sie sich! Der Tunnel vor Ihnen, dieses dunkle Loch, in das Sie gerade fahren wollten, ist am Ende vielleicht ihr eigenes. Denken Sie an Ihre Frau, der Sie weder in harten noch in weichen Zeiten von der Seite weichen wollten und bedenken Sie: Sie sitzen nicht im Triebwagen. Sie haben viele kleine Waggons hinter sich, Anhänger, wie Jesus damals, der dem Letzten die rote Laterne in die Hand drückte, damit sein Licht leuchte in der Dunkelheit. Gleichsam wie das Sandkorn im Heuhaufen, so wie das Samenkorn im Getriebe.
Ja, diese wunderbare Welt von fahren und fahren lassen und gefahren werden ist doch nicht ohne Gefahren. Mal ist es der Gegenzug auf dem selben Gleis. Ein anderes Mal die vielleicht nicht hart gewordene Weiche, die Ihren schweren Zug einbrechen lässt, oder der Prellbock, der eben noch da, dem Ruf eines liebestrunkenen Schäfchens folgend seinen Platz verließ. Und wenn Sie sich in solchen Momenten fragen: Was kommt nach der letzten Schwelle? Ist da mehr als nur Böschung? Ich meine: Ja.
Denken wir an die Hochzeit zu Kanada. Wie kam man nach Kanada? Mit dem Flugzeug wohl kaum. Und in der Tat finden wir hier einen wertvollen Hinweis auf das erste Essen auf Rädern. Herr, der Wein ist alle! Jesus sorgt für neuen und man leert die Gläser in vollen Zügen. Ja, auch unser Evangelist scheint zu diesem Zeitpunkt wohl schon doppelt gesehen zu haben. Aber Jesus als Zugbegleiter, ist das nicht ein wunderschönes Bild? Nicht als kleinlicher, Karten knipsender Kontrolleur erscheint er uns. Nicht, ihr habt genug getrunken, Leute, sind seine Worte. Nein, er, der unseren unstillbaren Durst kennt, macht noch eine Kiste auf.
Sich übergeben, sich ihm anvertrauen, das sollten wir. Prost.
Und auch später auf der Überfahrt nach Kanada, als in einem schweren Sturm die ganze Eisenbahnfähre mit Mann und Maus unter zu gehen droht, und die ersten ihn fragen: Gehen wir jetzt baden, Meister? Und er sie nicht sogleich versteht, weil er noch schläft, und sie ihn nochmals fragen: Gehen wir jetzt alle über den Jordan? Da sagt er: Beruhigt euch. Geht angeln. Und später packt er den ganzen Fisch in die Güterwaggons und man kommt mühsam und beladen an neuen Ufern an. Der ganze Fisch ist schlecht und seekrank von der Schaukelei, und doch reichen auf wundersame Weise Fisch und Brötchen allemal hin zum Katerfrühstück.
Ja, so ist er. Wer zu ihm kommt, dem wird gegeben. Dem Lahmen nimmt er die Krücken weg, der Stotterer wird sprachlos, den Tauben, diesen herrlichen grauen Vögeln, schenkt er die Blindheit, nur um uns zu sagen: Seht, sie sehen nichts und ernten doch.
Jesus von Nazareth. Über Betlehem, Genezareth, Jerusalem Hauptbahnhof. Alles einsteigen, die Türen schließen selbsttätig. Seelig die, die immer nur Bahnhof verstehen, ihnen gehört das Himmelreich. Hallelujah!
Ich wünsche Ihnen und mir einen verregneten Sonntag.