Es war heiß. Stickige Luft drückte sich gegen die Möbel, schob sich zwischen die Falten der Vorhänge, wälzte sich träge auf dem Teppichboden. Die Sonnenstrahlen, die durch die milchigen Scheiben fielen, erhellten Staubgeflimmer, das langsam durch das Zimmer tanzte.
Ein verirrte Fliege lief am Fensterrahmen entlang. Sie verharrte, rieb die Vorderbeine und breitete dann ihre Flügel aus, in die das Licht rosa und grüne Reflexe warf. Summend flog sie gegen die Scheibe, prallte wieder und wieder daran ab und fiel endlich halb betäubt auf das Fensterbord. Ein paar Sekunden saß sie reglos, dann nahm sie ihre Suche wieder auf.
Das Kind, das bisher den Kopf über ein Heft gebeugt hatte, sah auf. Es beobachtete eine Weile die Fliege, dann wandte es sich wieder seiner Aufgabe zu. Sein Gesicht war leicht gerötet, vereinzelte Haarsträhnen klebten an seiner Stirn. Die warme Luft umhüllte es wie eine schwere Decke, schmiegte sich an seine Wangen und brachte es zum Blinzeln. Hin und wieder löste sich ein Schweißtropfen von der Schläfe, rollte am Ohr vorbei und wurde, bevor er das Kinn erreichen konnte, von einer verschwitzten Hand fortgewischt.
Mit einem Bleistift drückte das Kind langsam ungelenke Striche in das Papier. Seine feuchten Finger rutschten immer tiefer den Stift hinunter, bis die Fingerspitzen nahezu das Blatt berührten. Dann musste es mit drei Fingern der anderen Hand die Bleistiftmine fassen, die klebrigen Finger lösen und den Stift etwas weiter oben erneut ergreifen. Es setzte den Bleistift sorgfältig wieder an, zielte auf die blassgrauen Linien im Heft und malte konzentriert eine wackelige Dreieckspitze in die Reihen. Nun kam das Schwierigste. Bemüht, einen bestimmten Punkt zu treffen, senkte es den Kopf noch etwas tiefer, presste die Zähne fest gegeneinander und verband die Dreieckseiten durch einen kurzen Strich.
Es setzte den Stift ab und betrachtete das Ergebnis. „A“, flüsterte es fast lautlos. „A“.
Wieder bohrte es den Stift ins Papier.
Als es Schritte hörte, fuhr es hastig herum. Die Tür wurde von einem großen Mann aufgestoßen, der mit schweren Schritten zum Tisch trat.
„Bist du noch nicht fertig?“, polterte er und ergriff das Heft.
Das Kind zog die Schultern hoch. Unsicher blickte es von unten auf die Rückseite des Heftes. Fast schien es ihm, als könne es durch den Umschlag hindurch die verängstigten Buchstaben sehen, die sich mit ihren kurzen Füßchen in die Linien krallten.
Der Mann schleuderte das Heft angewidert auf den Tisch.
„Was soll das sein?“, dröhnte er. „Was soll das sein? Erklär’ mir das!“
Das Kind warf einen verzweifelten Blick auf die Seiten.
Die Hand des Mannes schoss krachend auf die Tischplatte.
„Das sind doch keine Buchstaben!“, brüllte er.
Sein wütendes Gesicht kam ganz nah an das Kind heran. „Weißt du was das ist?“
Verächtlich wedelte er mit der Hand über das Heft.
„Fliegendreck!“, zischte der Mann. „Fliegendreck ist das!“
Jäh riss er dem Kind den Bleistift aus den verkrampften Fingern und strich mit zwei schnellen Bewegungen die bisherigen Zeilen durch.
„Das machst du noch mal! Und zwar ordentlich!“
Er richtete sich auf und warf den Stift auf den Tisch.
„Wenn du fertig bist, darfst du rausgehen, vorher nicht.“, sagte er und sah kurz zum Fenster. „Vorher nicht“, wiederholte er.
Er drehte sich um und verließ das Zimmer; seine Schritte entfernten sich.
Ein paar Minuten lang sah das Kind auf die zerstörte Arbeit, dann griff es nach dem Bleistift.
Langsam und unbeholfen setzte es die Spitze auf die hellgrauen Linien. „A“, flüsterte es und schob den Stift müde über das Papier. Es blinzelte. Seine Schuhspitzen schoben sich hinter die Stuhlbeine, das Hemd rutschte am Rücken etwas nach oben, als es sich tiefer über das Heft beugte.
Die Fliege saß in einer Ecke des Fensterrahmens. Ab und zu bewegte sie ihre Vorderbeine, doch ihre Flügel blieben gefaltet. Staub schwebte langsam durch das Zimmer, nichts war mehr zu hören.
Ein verirrte Fliege lief am Fensterrahmen entlang. Sie verharrte, rieb die Vorderbeine und breitete dann ihre Flügel aus, in die das Licht rosa und grüne Reflexe warf. Summend flog sie gegen die Scheibe, prallte wieder und wieder daran ab und fiel endlich halb betäubt auf das Fensterbord. Ein paar Sekunden saß sie reglos, dann nahm sie ihre Suche wieder auf.
Das Kind, das bisher den Kopf über ein Heft gebeugt hatte, sah auf. Es beobachtete eine Weile die Fliege, dann wandte es sich wieder seiner Aufgabe zu. Sein Gesicht war leicht gerötet, vereinzelte Haarsträhnen klebten an seiner Stirn. Die warme Luft umhüllte es wie eine schwere Decke, schmiegte sich an seine Wangen und brachte es zum Blinzeln. Hin und wieder löste sich ein Schweißtropfen von der Schläfe, rollte am Ohr vorbei und wurde, bevor er das Kinn erreichen konnte, von einer verschwitzten Hand fortgewischt.
Mit einem Bleistift drückte das Kind langsam ungelenke Striche in das Papier. Seine feuchten Finger rutschten immer tiefer den Stift hinunter, bis die Fingerspitzen nahezu das Blatt berührten. Dann musste es mit drei Fingern der anderen Hand die Bleistiftmine fassen, die klebrigen Finger lösen und den Stift etwas weiter oben erneut ergreifen. Es setzte den Bleistift sorgfältig wieder an, zielte auf die blassgrauen Linien im Heft und malte konzentriert eine wackelige Dreieckspitze in die Reihen. Nun kam das Schwierigste. Bemüht, einen bestimmten Punkt zu treffen, senkte es den Kopf noch etwas tiefer, presste die Zähne fest gegeneinander und verband die Dreieckseiten durch einen kurzen Strich.
Es setzte den Stift ab und betrachtete das Ergebnis. „A“, flüsterte es fast lautlos. „A“.
Wieder bohrte es den Stift ins Papier.
Als es Schritte hörte, fuhr es hastig herum. Die Tür wurde von einem großen Mann aufgestoßen, der mit schweren Schritten zum Tisch trat.
„Bist du noch nicht fertig?“, polterte er und ergriff das Heft.
Das Kind zog die Schultern hoch. Unsicher blickte es von unten auf die Rückseite des Heftes. Fast schien es ihm, als könne es durch den Umschlag hindurch die verängstigten Buchstaben sehen, die sich mit ihren kurzen Füßchen in die Linien krallten.
Der Mann schleuderte das Heft angewidert auf den Tisch.
„Was soll das sein?“, dröhnte er. „Was soll das sein? Erklär’ mir das!“
Das Kind warf einen verzweifelten Blick auf die Seiten.
Die Hand des Mannes schoss krachend auf die Tischplatte.
„Das sind doch keine Buchstaben!“, brüllte er.
Sein wütendes Gesicht kam ganz nah an das Kind heran. „Weißt du was das ist?“
Verächtlich wedelte er mit der Hand über das Heft.
„Fliegendreck!“, zischte der Mann. „Fliegendreck ist das!“
Jäh riss er dem Kind den Bleistift aus den verkrampften Fingern und strich mit zwei schnellen Bewegungen die bisherigen Zeilen durch.
„Das machst du noch mal! Und zwar ordentlich!“
Er richtete sich auf und warf den Stift auf den Tisch.
„Wenn du fertig bist, darfst du rausgehen, vorher nicht.“, sagte er und sah kurz zum Fenster. „Vorher nicht“, wiederholte er.
Er drehte sich um und verließ das Zimmer; seine Schritte entfernten sich.
Ein paar Minuten lang sah das Kind auf die zerstörte Arbeit, dann griff es nach dem Bleistift.
Langsam und unbeholfen setzte es die Spitze auf die hellgrauen Linien. „A“, flüsterte es und schob den Stift müde über das Papier. Es blinzelte. Seine Schuhspitzen schoben sich hinter die Stuhlbeine, das Hemd rutschte am Rücken etwas nach oben, als es sich tiefer über das Heft beugte.
Die Fliege saß in einer Ecke des Fensterrahmens. Ab und zu bewegte sie ihre Vorderbeine, doch ihre Flügel blieben gefaltet. Staub schwebte langsam durch das Zimmer, nichts war mehr zu hören.