dass dus mit mir wagst

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Walther

Mitglied
dass dus mit mir wagst


sag schenkst du mir den letzten atem zug
ich schenke dir mein aller letztes wort
besuch mit dir den letzten dunklen ort
frag bist du mir ja bin ich dir genug

ich möchte mit dir flüchten aus nicht nein
mit dir nur will ich sein & das allein
spazieren gehn im sonnen monden schein
& ein fach end los schmalzig dein halt sein

die zweifel wolln mich unter sich begraben
wir können leicht am welken äußern schaben
& werden nicht ins innre zwei sam dringen

ach sag mir bloß nicht was du denken magst
sag lieber dass dus mit mir mit uns wagst
dies leben irgend wie zu end zu bringen
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Durch das Zerhacken der Wörter und durch die Satzzeichenlosigkeit entstehen drei Effekte:

1. es wird mehrdeutiger
2. der Lesefluss wird langsamer
3. man muss manche stellen mehrfach lesen, um sie anzupassen und zu verstehen.

Alles das sind in diesem Falle Vorteile,
sie haben aber dazu geführt, dass ich erst jetzt antworte.


Es ist ein Liebesgedicht.

Die ersten zwei Strophen drücken Zweifel aus, ohne sie zu benennen. Als ich die dritte Strophe las, wurde es explizit bestätigt, also auch Leser, die es noch nicht verstanden haben, auf den rechten Weg zurückgeführt und Leser, die es begriffen haben, mit Bestätigung belohnt.

Das Gedicht endet wehmütig, Ziel, das Leben gemeinsam zu Ende zu bringen, aber reicht das? Fehlt da noch was? Fragen, die das Gedicht vermittelt.
 

Kaleidoskop

Mitglied
Lieber Walther,

hast du das ironisch gemeint? Anders könnte ich diese Banalitäten nicht ertragen:
ich möchte mit dir flüchten aus nicht nein
mit dir nur will ich sein & das allein
spazieren gehn im sonnen monden schein
& ein fach end los schmalzig dein halt sein
Ich komme mir vor wie in einer Schnulze: Komm sei mein, mit dir allein will ich nur sein und wandern in den Sonnen- oder Mondenschein.
:eek:

Ich muss schnell weg, sonst fange ich noch an zu schunkeln ...
:p

So viel Schmalz ertage ich nur mit Magenbitter.

:D

lg,
Kalei
 

Walther

Mitglied
Lb. Bernd,

danke, daß Du Dich an mein Sonett gewagt hast. Es ist ein wenig untypisch in der Sprache und Schreibung. Du hast die Effekte, die ich erzielen wollte, gut herausgearbeitet.

In der Tat geht es um die Liebe, um die Gemeinsamkeit, die Zweisamkeit ist und keine Einsamkeit, aber eben auch keine Einheit. Die Langsamkeit ist Programm meiner neueren Gedichte. Es ist nur so möglich, das schnelle Überfliegen zu verhindern.

Lieben Dank und Gruß W.

Lb. Kaleidoskop,

in der Tat ist Gedicht doppelbödig. S2 ist ironisch und auch nicht, denn schließlich ist die romantisch-triviale, die "schmalzig" banale Liebe das, von dem wir träumen, was wir fast ungeprüft als Blaupause über unsere Beziehungen legen und daran immer heftig scheitern.

S2V1 und S2V2 wollen genau gelesen sein, ebenso S2V4 mit seiner Doppelbedeutung - so was schreibt man nur, wenn man das ernst und unernst zugleich nimmt, und genau das ist Ironie. In ihr steckt die Skepsis gegenüber allem Glatten, so wie es es ja in S3 dann auch ausgesprochen wird.

Danke für Deine beiden Einwürfe.

LG W.

Lb. Carina,

dieses Sonett hat mit Hormonen eigentlich wenig zu tun. Eher mit einem leichten Anflug von (Sommer)Depression. ;)

LG W.
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Walther,

ich lese das alles eher so, wie auch Bernd es versteht.

Da ist eine gewisse Bangnis, aber auch eine gewisse Hoffnung.

Wenn man lange miteinander gelebt hat, wird der Wunsch,miteinander sterben zu dürfen immer größer.

Aber natürlich weiß man, dass ein gemeinsamer Tod nichts Selbstverständliches ist. Es könnte ja auch so kommen, und das wird in Deinem Text für mich auch deutlich, dass einer von Beiden eine schwere Krankheit bekommt und dem Anderen hauptsächlich eine Last ist. Insofern ist die Frage: Willst Du es mit mir wagen, berechtigt.

Das ganze Schmalz passt da aus lauter Verzweiflung auch prächtig hinein. Schließlich hat das Lyri Angst vor der Antwort des Lyrdu, ja sogar Angst davor, ob diese Antwort wahr ist oder nicht.

Also für mich hast Du mit diesem Text wieder einmal ins Schwarze getroffen.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

laudabilis

Mitglied
ich kann vera-lena nur zustimmen. und bernd übrigens ebenso, weil sie beide mit jeweils anderen worten gleiches ausdrücken. ich habe diesen text von dir sehr gerne gelesen und muss auf die kommentare von den beiden nicht noch einen wiederholenden kommentar draufsetzen.

lg,
laudabilis
 

Carina M.

Mitglied
Lieber Walther,

dieser Text von dir ist eher etwas ungewöhnlich, wo du doch eigentlich alles was auch nur nach *Schmalz* aussieht total ablehnst.
Mein Kommentar bezieht sich auf einen andern Text von dir, zu dem ich aber nichts schreiben wollte.

Wie auch immer,lieben Gruß,
Carina
 

Walther

Mitglied
Lb. Vera-Lena,

in der Tat ist dieses Sonett nur ganz nachvollziehbar, wenn man das aus der Erfahrung einer längeren Beziehung und einem etwas fortgeschrittenen Alter betrachtet. Natürlich hat Kunst immer auch biographische Bezüge.

Die Art der Ängste verändert sich mit Lebens- und Beziehungszeit. Die Unsicherheit, das Nicht-sicher-Wissen um das, was im Anderen, im Partner, vorgeht, aber bleibt. Auch wenn man in sich selbst beginnt besser zu rufen, so besteht das Bedürfnis des Aufgehobenseins dennoch fort.

Natürlich wird das Lebensende im Laufe des Alterns immer wirklicher, weil es näher rückt. Man möchte selbst nicht alleine zurückbleiben, möchte aber zugleich aus dem Gefühl heraus und der Hoffnung, daß der andere genauso fühlt, nicht, daß dieser leiden muß.

Danke für Worte und Wertung. Es beruhigt, verstanden zu werden, ebenso, wie Wertschätzung für einen Text mit Herzblut zu erfahren.

LG W.

lb. laudabilis,

danke für Deinen Eintrag.

LG W.

Lb. Carina,

Du verwirrst mich etwas, aber das ist das Recht der weiblichen Hälfte des Menschengeschlechts. :) Obwohl leicht verwirrte Kerle eine Menge Unsinn anstellen können, wie man weiß. :D

LG W.
 

Walther

Mitglied
Lb. Carina,

es ist das Anrecht der Damen, im Ungefähren zu verbleiben. Die Herren hingegen sind zu klaren Worten verpflichtet. :D

LG W.
 

Carina M.

Mitglied
Lb. Carina,

es ist das Anrecht der Damen, im Ungefähren zu verbleiben. Die Herren hingegen sind zu klaren Worten verpflichtet.

LG W.
Lieber Walther,
wenn sie es denn auch mal täten.

Zur rechten Zeit am rechten Ort
da fehlt den Herren oft das Wort.

Klare Worte erwünscht?
Das kannst du haben, nicht, dass ich dessen nicht fähig wäre.
So werde ich demnächst mit dem Holzhammer schreiben und nicht mehr nur mit der Federboa wedeln.
Noch haben Hasen Schonzeit...glaube ich. :)

*Lustig ist es im Grünen Wald,
wenn froh das Jägers Lied erschallt.*

Da war doch noch was...ähmmm ja achso ...schöne Grüße derweil,
Carina:)
 

Walther

Mitglied
Lb. Carina,

niemand hat gesagt, daß Du verbotene Schußwaffen auf versprengte Hasen richten sollst. :) Aber ich werde mich vorsehen. :D

LG W.
 



 
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