Dates, Dates, Dates

Alles Anna

Mitglied
Es ist so weit. Ich bin aufgeregt, geradezu nervös. Meine Hände schwitzen, ich blicke immer wieder auf die Uhr. Es klingelt an der Tür. Da sind sie. Ich öffne die Tür und blicke der Freundin meiner Tochter und ihrer Mutter ins Gesicht. „Hallo. Kommt rein. Schön, dass ihr da seid.“ Das erste Spieldate meiner Tochter, das sie sich gewünscht hat. Aus eigenem Antrieb! Zuvor waren alle Spieldates allein von mir arrangiert. Premiere. Dieses Date hatte sich meine Tochter seit Wochen sehnlichst gewünscht. Ich bin so aufgeregt! Unser Besuch betritt das Wohnzimmer. Meine Tochter sitzt auf der Couch und stiert in ein Buch. Kein hallo, keine Reaktion. Sie ignoriert die beiden einfach. Ok, das wird sicher noch, oder?

10 Minuten sind vergangen. Ich habe die Mutter mit Kaffee und Kuchen versorgt. Kakao und Fruchtschnitten für die Freundin. Meine Tochter stiert immer noch in das Buch und ignoriert ihr Spieldate.

20 Minuten angestrengte Konversation später, stiert meine Tochter immer noch in das Buch und ihre Freundin guckt schwer enttäuscht. Sie hat bereits versucht, meine Tochter anzusprechen. Diese hat sich weggedreht und weiter angestrengt in das Buch geguckt. Ich schwanke zwischen stiller Bewunderung für so viel Ausdauer und dem Wunsch vor lauter Verzweiflung und Angst um die seelische Gesundheit meiner Tochter in Tränen auszubrechen.

Weitere 10 Minuten später habe ich unser komplettes Angebot an Spielen aufgefahren, um die Freundin inklusive Mutter vom Verlassen unseres Hauses abzuhalten. Hier sitze ich nun und habe offensichtlich ein Spieldate mit der Freundin und deren Mutter, während meine Tochter immer noch in dasselbe Buch stiert.

5 Minuten vergehen. Meine Tochter steht auf, kommt auf uns zu. „Ja, ja, ja“, schreit es in mir. Sie läuft vorbei und holt sich etwas zum Malen aus dem Schrank. „Nein, nein, nein“, weint meine Seele.

15 Minuten später finde ich die Mutter echt nett und unterhalte mich prächtig. Sie ist eine von den guten Müttern, bei denen man nicht heucheln muss, dass die Kinder zuckerfrei leben und immer aufs Wort hören. Ich glaube, ich bin verliebt. Sogar meine Tochter puzzelt in zwei Metern Entfernung. Das geht doch sicherlich schon als Parallelspiel durch. Dieses Date wird noch ein richtiger Erfolg.

5 Minuten später kommt mein Mann nach Hause. Meine Tochter rennt zu ihm und lässt sich die nächsten 15 Minuten nicht mehr blicken. Ich bin allein mit dem Spieldate. Also … zu früh gefreut.

10 Minuten später … Die Freundin geht auf eigene Faust hoch in das Kinderzimmer meiner Tochter. Mein Mann und meine Tochter folgen. Ich bleibe mit der Mutter zurück. Wir sind inzwischen beide erschöpft vom Animationsprogramm und kurz davor aufzugeben.

5 Minuten später. Ich unterhalte mich nett mit der Mutter. In der Etage über uns lachen und toben die Kinder. Wie hat mein Mann das geschafft? So ein Arsch.

10 Minuten später kommen die Kinder händchenhaltend und selig grinsend die Treppe runter. Ich bin schockverliebt. Kinder sind doch etwas Schönes.
 



 
Oben Unten