D'Athene hod an Schtenkbrass. A schwäbisches Hörgedicht zom Thema Fußball

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Dieses Gedicht ist eigentlich ein Hörgedicht, also für einen Erzählabend, inklusive Interaktion mit dem Publikum geschrieben. Ich hoffe, es gefällt euch trotzdem. Ein Gedicht ist ja auch immer ein bisschen wie eine Geburt und manchmal kann ich mir nicht aussuchen, wie es rauskommt. Diesmal ist es wieder eine kleine Schwäbin geworden :). Wir folgen der Göttin Athene auf eine Urlaubsreise ins Schwabenland (sie hat auch einen Sprachkurs besucht). Dort hat sie nämlich einen Termin...





D’ Athene hod an Schtenkbrass.

D’Athene trifft dr Teufl
weil der no an Zwoitjob hot,
denn dr Teufl isch grad Samschdags
aushilfsweise Fussballgott.

90 lange Spielminude
rotza, goscha, lausigs Spiel,
trotzdem gibds Applaus und Ehre
und au Kohle (zemlich viel).

D’ Athene wird scho knurrig
ond se said zom Teufl: „Du:
Isch des bei de Mädle au so?
Nö hädsch Glück. No geb i Ru.“

Als se bei de Mädels gugged,
gfallt ihr garet was se sieht
ond se packt dr Teufl onde...
grad beim Zentrum, grad am...Fußballtrikot.

„Bürschle, bisch du no ganz bache?
Bürschle halt jetz bloß die Gosch!
Grausam sei sie, meine Rache,
bis du des verändert hosch."

Und mo sieht wie die Athene
schnipst ond mit de Hände wischt.
Ond es wird im Männerfußball…
so, wies bei de Weiber ischt.

Sie spult glei zurück ins Jährle
Neunzehnhundertfünfzig/vier
ond was da im Fußball gwä isch…
des wisst ziemlich sicher ihr:

(an dieser Stelle ruft die Zuhörerschaft immer: „Weltmeisterschaft/Das Wunder von Bern“)

Noi, i wussts, ihr hand et aufpasst.
Ihr händ gschlofa, koiner blickts
denn im Jahre 54
war im Männerfußball...nix.

Helmut Rahn, der wickelt Kabel,
Hansi Schäfer schnoidet Haar,
weil dr Fußball für die Männer
immer no verbodde war.

Die Athene ko nu grinsa
(ond dr Teufl wird ganz blass):
„Auf gehts ins Jahr 88.
Heideblitz des wird a Spass.“

1988!
die EM - auch für den Mann!!!
Höchster Preis:
Ein Teeservicle,
dass Mann bleibt bei was er kann.

Über Klinsmanns Übersteiger
schreibt frau:
„Des hod Fuß und Hand,
abr besser er würds lasse.
Denn es isch halt et galant!“

Ab ins Jahre 23:
Kimmich said sei Hos sei knapp
und es zeichnet sich im Hösle
wirklich JEDER Muskel ab.

(dezent bewegt die Vortragende ihre Hand in Richtung Lendenbereich)

Doch scho bald da wird befunde:
Des zom ändre, des god ett.
Weil a Frau im Männrfußball
sonschd nix me zom gugge hätt.

„Stop!“ Schreid Fußballgott – dr Teufl.
„Tut mr leid, i ändr des.
Gleiches Recht im Sport für älle.
Bidde sei mr nemme bös.“

Glaubsch des echt? Die Gschicht isch gloge
ond erfunde isch se au.
Sowas däds et wirklich gäbbe.
Außer.. du bisch halt a Frau.

(Hannah May, 04.08.2023



Übersetzung:

Die Athene hat eine Stinkwut

Die Athene trifft sich heute mit dem Teufel,
da er noch einen Zweitjob hat.
Denn der Teufel ist, gerade Samstags,
aushilfsweise Fußballgott.

90 lange Spielminuten
herumrotzen, die große Klappe haben, lausiges Spiel.
Trotzdem gibt es Applaus und Ehre
und auch ziemlich viel Geld.

Die Athene wird schon ärgerlich
und sie sagt zum Teufel: „Du:
Ist das bei den Frauen auch so?
Dann hättest du Glück und ich gebe Ruhe!“

Als sie bei den Frauen schauen,
gefällt ihr gar nicht, was sie sieht
und sie packt den Teufel unten…
so beim Zentrum...so am...Fußballtrikot!

„Bürschchen, bist du noch ganz richtig im Kopf?
Bürschchen, halt jetzt bloß deinen Mund.
Grausam sei sie, meine Rache,
bis du das verändert hast."

Und man sieht wie die Athene
schnipst und mit den Händen wischt
und es wird im Männerfußbal,
so wie es bei den Frauen ist.

Sie spult gleich zurück ins Jährchen
Neunzenhundertfünfzig/vier
und was da im Fußball war,
das wisst ziemlich sicher ihr.

(an dieser Stelle ruft die Zuhörerschaft immer: „Weltmeisterschaft/Das Wunder von Bern“)

Nein, ich wusste es, ihr habt nicht aufgepasst.
Ihr habt geschlafen, keiner versteht es.
Denn im Jahre 54,
war im Männerfußball...nichts!

Helmuth Rahn, der wickelt Kabel.
Hansi Schäfer schneidet Haar.
Weil der Fußball für die Männer
immer noch verboten war.

Die Athene kann nun grinsen
(und der Teufel wird ganz blass.)
„Auf ins Jahre 88.
Meine Güte, das wird ein Spass.“

1988!
Die EM – auch für den Mann!!!
Höchster Preis: Ein Teeservice,
das Mann bleibt bei was er kann!

Über Klinsmanns Übersteiger
schreibt frau „Das hat Fuß und Hand,
aber besser er ließe es sein,
denn es ist halt nicht galant!“

Ab ins Jahre 23:
Kimmich sagt, seine Hose sei knapp
und es zeichnet sich in dem Hösschen,
wirklich JEDER Muskel ab!

(dezent bewegt die Vortragende ihre Hand in Richtung Lendenbereich)

Doch schon bald wird befunden,
dass dies nicht zu ändern geht.
Weil eine Frau im Männerfußball
sonst nichts mehr zum gucken hätte.

„Stop!“ Schreit Fußballgott – der Teufel.
„Es tut mir leid, ich ändere das.
Gleiches Recht im Sport für alle.
Bitte sei mir nicht mehr böse!“

Glaubst du das wirklich? Die Geschichte ist gelogen
und erfunden ist sie auch.
So was würde es nicht wirklich geben.
Außer...du bist halt eine Frau.














Anm: Tatsächlich gibt es in einigen Sportarten eine Kleidervorschrift, die Frauen zu knappen Kleidern zwingt. Nicht nur im Ballett etc. Im Fußball allerdings nicht das ist hier dichterische Freiheit. Alles andere haben Frauen im Fußball tatsächlich erlebt.
 
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