Davonfliegen

5,00 Stern(e) 1 Stimme

Blue Sky

Mitglied
Entspannt lässt Stephanie die Beine im Wasser baumeln. Zurückgelehnt beobachtet sie das Treiben im Becken. Ich bilde mir ein, mit ihren großen Haselaugen hat sie jetzt Blicke für mich übrig. Bereits öfter zog ich meine Bahn dicht vor ihr entlang. Die seichten Kurven ihres Körpers ziehen mich wie ein Unterwassersog in ihre Nähe.
Anders sah ich sie sonst in der Firma, konnte ihr aber nur zurückhaltend hinterherschauen. In Jeans, weiten Sweatern oder lockerem Hoodie gekleidet, huschte sie immer schnell an mir vorüber. Es umgab sie ein geheimnisvoller Zauber. Jetzt überrascht sie mich, als eine wunderschöne Seerose erblüht. Verstohlen nervös genieße ich ihren Anblick, der mich nicht loslassen will. Zudem ist da dieses Tattoo auf ihrem Bauch. Es dirigiert meine Augen wie ferngesteuert auf sich. Ein bunt schillernder Vogel scheint um ihre Hüfte zu schweben. Seine Flügelspitzen kitzeln ihren Nabel und sein langer Schnabel taucht in ihr Bikinihöschen. Es packen mich Vorstellungen, welchen süßen Nektar er dort wohl finden würde. Eine Art unruhige Hoffnung schwirrt genau wie dieser kleine Vogel in meinem Bauch herum.
Kurz vor ihr, in Traumgedanken versunken, bemerke ich ihr Lächeln. Unvermittelt ist es auf mich gerichtet und bringt mich schlagartig aus dem Takt. Ein Wasserschwall nach dem anderen schwappt mir in die Kehle, doch da ist ihr Fuß unter meinem Kinn. Er hält mich über der Oberfläche und mit ihrem Kichern höre ich: »Bitte keinen Badeunfall hier vor meinen Augen!« An ihrem Bein ziehe ich mich zu ihr an den Beckenrand. »Rettung in letzter Sekunde«, schaffe ich noch etwas prustend zu antworten.
»Du solltest dich nicht ablenken lassen, wenn das mit dem Schwimmen noch nicht so gut klappt.«
»Einfacher gesagt als getan, aber im Grunde schwimme ich ganz gut.«
»Du meinst sicher - zum Grunde.« Breit grinsend und mit zauberhaften Lachen wuschelte sie mir mein nasses Haar ins Gesicht.
»Wenn du mich so sabotierst, ist das höhere Gewalt, da kann ich nichts tun.«
»Ich habe doch gar nichts gemacht!«
»Für gar nichts war es eben doch umwerfend und hätte mich fast versenkt. Schließlich hattest du noch nie einen Blick für mich. Da war dies jetzt schon ein recht unfairer, überraschender und überwältigender Anschlag.«
»Das tut mir leid, kann ich es wieder gutmachen?«
»Indem du für immer so lächelst …«.
»Ich lerne es gerade und übe noch, werde sehen, was ich für dich tun kann. Komm erst mal mit«, sagt sie mit einem Zwinkern und zieht mich aus dem Wasser hin ins Schwimmbadbistro. »Wie wäre es mit einem Flutsch-Finger als Entschuldigung?«
»Keine Frage, reicht völlig.« Mit dem Eis zwischen ihren Lippen schiebt sie mich in den Ruhebereich, wo uns ein Strandkorb zum Chillen einlädt.
»Jetzt mal im Ernst, ich glaube, ich habe dich vorher noch nie lächeln gesehen. Ist es da ein Wunder, wenn ich mich dann nicht halten kann?«
»Hätte nicht gedacht, dass ich dich so leicht unterkriegen könnte. Du hast mich die ganze Zeit beobachtet. Was hattest du nur im Sinn?«
»Na, ich weiß nicht, ob ich es dir einfach so sagen kann?«
»Natürlich. Wenn ich es nicht wissen wollte, hätte ich dich doch einfach absaufen lassen können, oder? «
»Ich wäre gern dein Kolibri. Wie es aussieht, hat er eine wundervolle Blüte im Visier. Ich dachte daran, welche Hebel ich ziehen muss, um vom gleichen Honig naschen zu dürfen.«
»Mit niemandem lieber als dir würde ich meine Süßigkeiten teilen. Du warst aber immer sehr zurückhaltend gewesen und ich sehr unsicher. Auf jeden Fall kann ich dir nun sagen, mit Hebeln wird das nix, Kuscheln, Streicheln und Küssen würden mir besser gefallen.«
»Würdest du mich dafür in die Lehre nehmen? Kannst du dich noch erinnern? Als wir in der Berufsschule waren, da durfte ich dich einmal nach Hause fahren. Danach wollte ich die Tür meines Wagens nicht mehr öffnen und nie wieder aussteigen, nur damit ich deinen Duft nicht verliere. Leider wirktest du damals sehr verstört und ich befürchtete, ich wäre nicht dein Typ«
»An diese Fahrt erinnere ich mich genau. Ich wünschte so sehr, sie hätte nicht vor meiner Haustür geendet. Damals war mein Vater noch bei uns. Ich durfte nicht zu spät sein. Verfehlungen brachten mich schon mal ins Krankenhaus und ich hatte oft zu lügen. In der Zeit war ich ständig grün und blau, manchmal blutig. Ich hoffte, mit dir ans Ende der Welt fahren zu können.«
Wie sie erzählt, bricht unter meiner gesamten Haut heftiges Kribbeln aus. Härchen stellen sich auf, Gänsehaut macht sich breit. Kalte Schauer laufen mir über den Rücken, Muskeln spannen sich an. Der Puls rast und ich weiß nicht mehr was ich denken soll.
Da springt ein Kollege um die Ecke und erinnert uns daran, dass wir auf Seminarreise sind. Er ruft: »So, ihr Turteltäubchen, bis ans Ende der Welt geht es nicht, aber in fünfundvierzig Minuten zurück ins Hotel. Um 15:00 Uhr ist noch ein Vortrag!«
Nur langsam gelingt es mir, mich zu fangen. Sie lächelt mich an, aber über ihre Wangen laufen Tränen.
»Würdest du gerne mit meinem Kolibri fliegen?«, flüstert sie mir zu und ich versinke, diesmal im glitzernden Braun ihrer Augen.
»Wir fliegen miteinander. Ab jetzt, weit weg in eine Welt, die nur uns gehören wird.«
 
Zuletzt bearbeitet:

lietzensee

Mitglied
Hallo Blue Sky,
ich finde den Text nicht so toll, gerade wegen der Dialoge. Die sind mir viel zu ausformuliert und schriftsprachlich. So würde ein flirtendes Pärchen doch nie reden. Diese Künstlichkeit hindert mich daran, in den Text einzutauchen. Ohne Andeutungen, Stocken und Auslassungen fehlt mir auch ein wesentlicher Reiz von solchen Gesprächen.

Als Liebesgeschichte ist mir das außerdem ein wenig dünn. Die Annährung der Beiden stößt auf keine Hindernisse, keine Missverständnisse, keine Hemmungen. Auch das ist nicht gerade realistisch, aber vor allem ist es nicht spannend.

Verfehlungen brachten mich schon mal ins Krankenhaus und ich hatte oft zu lügen. In der Zeit war ich ständig grün und blau, manchmal blutig.
Ich glaube nicht, dass sie so beiläufig über etwas so Traumatisches reden würde. Dass er dann nicht weiter darauf eingeht, macht den Helden auch nicht gerade sympathisch. Hier solltest du dir eine bessere Begründung ausdenken, warum sie früher nie mit ihm gesprochen hat.

Viele Grüße
lietzensee
 

Blue Sky

Mitglied
Lieber/e Bo-ehd,
Lieber/e Lietzensee,

vielen Dank Euch fürs Kommentieren, Besternen und die Darlegung eurer Meinung.

LG
BS
 



 
Oben Unten