Dazwischen

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K

kaffeehausintellektuelle

Gast
lieber yakob

ich fand den text eigentlich nicht so schlecht. eine spur zu selbstmitleidig vielleicht. zu egoistisch. ein beispiel: am ende überlegt er nur, dass er gern hören würde, dass sie ihn vermisst. er hat aber keinen gedanken daran, dass er sie vermisst.

und viele fragen stellens ich mir.
warum machen zwei menschen grauenvollen sex? ist es da nicht besser, gar keinen sex zu haben?
warum haben sie in der zeit nach dem davor plötzlich guten sex? zumindest so guten, dass sie ein wochenende rumkriegen?
was hat die zwei mal verbunden?
und was ist mit der frau, in die er sich sehr verliebt? die verschwindet mir zu schnell wieder. so schnell geht verlieben ja auch wieder nicht, oder?

im kapitel dazwischen sind mir zu viele dazwischen.

und warum müssen wir uns vorstellen, dass das fettgetdruckt ist und kursiv?
warum schreibst du es nicht fettgedruckt und kursiv?

Dazwischen - siehe faq (frequently asked questions): wie kann ich meinen text aufpeppen.

tja. alles in allem. du könntest mehr draus machen. manchmal ist weniger mehr.

die k.
 
Hallo, Yakob!

Habe mich bislang nicht zu der Geschichte gemeldet, weil ich erst nicht recht wusste, wie und ob ich meine Eindrücke in Worte kleiden soll und dann hat kaffeehausintellektuelle das eigentlich schon sehr treffend formuliert (also aus meiner persönlichen Sicht).
Deine Antwort darauf lässt mich nun doch etwas antworten *grins*.

Ich glaube dir gern, dass du alle genannten Dinge so siehst, so rüberbringen wolltest usw., aber ein Haken liegt halt schon da, dass es in der Story teils eben nicht selbsterklärend ist, sondern eine ergänzende Erklärung braucht. Ich kenne aber kein Buch, in dem der Autor nach den Geschichten oder Kapiteln seine Intention dazu erklärt, also es sollte schon "greifbar" sein, gell?

Der grauenvolle Sex hat mich persönlich jetzt nicht so gestört, den empfand ich als durchaus nachvollziehbar, aber mehr Background täte auch meiner Meinung nach dem Ganzen gut. Eben diese Dinge wie:

Wie lang sind sie zusammen gewesen? Was hat sie miteinander verbunden? (siehe k.) - und eben auch der Punkt mit der traurigen Frau, die nicht passt, weil sie es vorher und nachher nicht tut, also keine Bedeutung hat und eben auch wegen des Ausdrucks "sehr verliebe" - wie wäre etwas wie "die ich als sehr attraktiv empfinde" oder so?
Ebenso Kritikpunkt: Die "dazwischen" im Mittelteil sind auch aus meiner Sicht zuviel verwendet worden.

Ich denke, da lässt sich noch ein bisschen was machen - zumal die sonstigen Beschreibungen sehr "nah" sind und sehr gelungen, wie ich finde.

Gruß,
Tanja
 
Hallo, Yakob!

Ich versuchs also nochmal ein wenig anders.
Sicherlich kümmerst du dich um davor, dazwischen und danach und ja, das finde ich schon gelungen.
Aber...
Man kann es nicht greifen, man kann es nicht nachempfinden, eben weil man von dieser Beziehung nichts weiß.
Sex, Schmerz, eine Trennung, ein gemeinsames Wochenende, Sehnsucht etc., das sind alles Dinge, die davon abhängen, wie intensiv, wie lang andauernd usw. eine Beziehung ist.
Sie haben sich vor zwei Wochen erst kennen gelernt und irgendwie stellt sich jetzt an diesem Wochenende raus, dass es nicht das Wahre ist?
Das ist etwas völlig anderes als eine wasweißich Beziehung von drei Jahren, in der sie noch zwei Wochen von Kindern gesprochen haben.
Beide Situationen sind dem Beschriebenen nach durchaus möglich, aber völlig unterschiedlich ist ihr Empfinden.
Haben sie sich erst vor zwei Wochen kennen gelernt, dann liegt der Hauptschwerpunkt wohl auf der Onanie sozusagen, will heißen: Es ist traurig, das ist es immer, aber letztlich kommt man (wie immer) darüber weg, vielleicht ein Hinweis auf Wiederholung des immer gleichen Schemas.
War es eine lange Beziehung, dann entwächst der Schluss vielleicht einer tiefen Verzweiflung, die gar nicht weiß, was sie ohne die andere Hälfte nun machen soll.

Beides ist eben möglich, aber so wird man mit sich selbst nicht einig. Ich finde, du solltest dich da auf eine Variante (gibt ja auch noch mehr als meine beiden Beispiele) festlegen, dich entscheiden. Was möchtest du denn nun eigentlich aussagen? Das eine - oder das andere?
Möglicherweise meinst du, in dieser offenen Form mehr unterschiedliche Leute anzusprechen. Ich für mich selbst kann nur sagen, dass das Gegenteil der Fall ist und es dadurch auf mich einfach viel zu seicht wirkt, halt einfach etwas inhaltslos (weil mir eben DIESER Inhalt fehlt).

Was das Verlieben betrifft: Du hast es an sich ja schon ganz gut angesprochen (verknallen, vergucken etc. trifft es eher, aber hey, wie klingt das...), genau da liegt doch der Punkt.
Natürlich kann ich auf die Straße gehen und jemanden sehen, wo es mich völlig aus den Socken haut. Aber das ist dann Sexappeal oder ähnliches, denn in das Wesen der Person kann ich mich nicht verlieben, weil ich es gar nicht kenne und auch nicht im geringsten in wenigen Augenblicken, die ich mit der Gestik, Mimik... dieser Person beschäftigt bin erahnen kann.
Wenn du es auf die Optik beziehst - und anders geht es in diesem Fall ja nicht - dann trifft "attraktiv finden" es um Längen besser. Aber selbst das ist unwahrscheinlich, weil man sich naturgemäß an Frohnaturen orientiert und nicht an traurigen Menschen, selbst wenn man selbst gerade traurig ist bzw. dann erst recht nicht.

Mit dem von dir zitierten Ausschnitt meine ich, dass diese Frau das ganze Bild ins Wanken bringen kann.
Gerade hat eine Trennung stattgefunden und nun soll es darum gehen, wie man sich eben vorher, nachher (und dazwischen) fühlt. Wenn da nun direkt eine Frau auftaucht, in die man sich mal eben so "verliebt", zeigt das zum einen eine hohe Oberflächlichkeit und verbietet auch mir als Leser, die Emotionen und Geschehnisse im Ganzen irgendwie wirklich ernst zu nehmen, zum anderen negiert es praktisch auch sofort das "danach", denn wenn man sich schon eben so mittendrin (oder dazwischen) in eine andere "verlieben" kann, dann sehe ich überhaupt keinen Anhaltspunkt mehr für einen Anruf aus vorgeschobenen Gründen und auch nicht für Sehnsucht, ein Gefühl von Einsamkeit, eine Ablenkung durch zuviel Arbeit oder anderem etc.

Ich hoffe, ich konnte meine Meinung nun etwas klarer rüberbringen. :)

Gruß,
Tanja
 
X

xzar

Gast
hallo yakob

also ich möchte dir ein großes lob aussprechen für diese geschichte. ich habe sie mir laut vorgelesen - sie enthält eine gewaltige trostlosigkeit! du verwendest ein stilistisches mittel, in dem du die sätze immer auf dieses "dazwischen", "davor" beziehst. das fand ich sehr gut. dadurch entsteht eine gewisse monotonie (nicht langeweile!), die die psyche des protagonisten zeichnet.

natürlich ist der protagonist ein egoist. aber was hat das mit der qualität des werkes zu tun? ich finde die handlungen, empfindungen sehr gut und nachvollziehbar gezeichnet. starke szenen (wie z.b. der bub, der sich das gekaute wurstbrot auf die hose spuckt, der mann, der über der "zeit" eingeschlafen ist) -> das belebt, färbt die stimmung.

die erwähnten fragen nach dem inhalt:
nun ja, ich fand keine störenden inhaltlichen fehler. ich denke, man muss auch nicht alles erklären, wenn es "emotional" begreifbar ist (und das ist es für mich). natürlich kann man sich fragen, warum der sex zuerst "grauenvoll" ist und dann "so halbwegs", warum er bockwurst isst, wenn er keine will, und warum er sich gerade in eine wundervoll traurige frau verliebt und nicht in eine wundervoll gut gelaunte. aber das sind ja keine fehler, sondern charakterisierungsmittel. eben darin liegt die stärke: das nicht erwartete geschieht. ich kann mir doch auch nicht oft erklären, warum ich dinge freiwillig mache, die ich eigentlich gar nicht will. und die liebe und das sich verlieben ist ja sowieso eine höchst seltsame sache. man könnte ja auch eine gewisse selbstbestrafung oder fixiertheit rauslesen, die sich gegen ende verstärkt. (gepaart mit dem egoistisch-kindlichen verhalten, das ich zuerst erwähnt habe) und ist es nicht oft so?

liebe grüße, mehr solcher texte, yakob. es war ein vergnügen.

constantin
 

Yakob

Mitglied
hallo constantin,
vielen dank für dein lob, freut mich sehr. und das kann ich auch zurückgeben, habe gerade kurz in ein, zwei deiner texte reingelesen, vor allem die fischlein-geschichte ist hervorragend.
gruß, yann

das ist zwar jetzt keine textarbeit(was sind denn jetzt das für neue sitten?!), ich schreib's aber trotzdem.
 



 
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