Putzig die Mathe-Limericks, gefallen mir!
Bei meinem obigen Limerick finde ich, wie gesagt, die Pointe tatsächlich schwach: weil ja doch sozusagen zu einer Pointe angesetzt wird und diese dann nicht recht zündet.
Ein anderer Limerick von mir, der eigentlich gar keine Pointe aufweist, gefällt mir dagegen gut; man könnte ihn wohl schon einen ernsthaften oder auch philosophischen Limerick nennen:
to everything there is a season (Limerick) | Leselupe.de - dichter am text!
Also meine Behauptung: Auch ohne Pointe hat die Limerick-Form hier ihre Berechtigung, sie ist passend, Form und Inhalt bilden ein Ganzes, wie auch immer.
Wenn es denn den
philosophischen Limerick gibt, dann ist das sicher nicht meine Erfindung. Bei "Alles hat seine Zeit" habe ich mich bestimmt (eher unbewusst) von Zeilen inspirieren lassen, die sich in irgendwelchen hinteren Winkeln meiner Rübe eingenistet hatten, Zeilen wie diesen:
Said an erudite sinologue: "How
Shall I try to describe to you Tao?
It is come, it is go,
It is yes, it is no,
Yet it's neither - you understand now?"
(Reclam: Limericks, S.72)
Das finde ich großartig. Okay, man kann hier auch eine Pointe herauslesen, aber diese halbe Pointe ist nicht das Wesentliche des Limericks, das Wesentliche ist die Schwingung, die Meditation, der Flow, das Zusammenfließen von Fülle und Leere. Das unübersetzbare
Tao wird hier tatsächlich auf engstem Raum treffend eingekreist und gestellt.