blaustrumpf
Mitglied
wie definieren wir jetzt Romantik, bitte?
Hallo, Jamie Avery
Dass sich die Autorin im dritten Jahrtausend - wie du anmerkst - konsequent dem romantischen Zeitalter (Mitte 19tes Jahrhundert) verschrieben hat, ist nicht der Ansatzpunkt meines Missbehagens an dem von Brigitte Pulley-Grein vorgestellten Werk "Deiner Augen Glut".
Welche Mittel, Formen und/oder Sprache jemand wählt, um sich auszudrücken, ist immer Teil der Persönlichkeit. Es liegt mir fern, eine Person anzugreifen.
Auch im 3. Jahrtausend wird manches banal, klischeehaft gesagt und in ausgeleierten Floskeln durchgekaut. Nicht die Wahl der Stilmittel ist entscheidend für mein Missvergnügen, sondern - wie es so schön heißt - das, was hinten rauskommt.
Du schreibst: Ein Verriss ist m.E. sachlich nicht begründbar.
Wie definierst du sachlich begründbar? Reicht es nicht, dass Begriffe ungenau zusammengeknetet werden (Moment <-> Stunde) , der Rhythmus eben doch holpert (Meine verlangend’ Lust), dass eine weite Schere klafft zwischen dem hohen Pathos (hier absolut nicht negativ gemeint!) der Wortwahl und dem braven Dahinplätschern der Zeilen?
Was braucht es denn deiner Meinung nach noch, um mit dem Resultat nicht zufrieden zu sein?
Ach ja, was wir heutigentages so gerne als "romantisch" bezeichnen, hat erschreckend wenig zu tun mit dem, wie sich die schreibenden Romantiker selbst verstanden. Sie brachen aus der braven Zucht und Ordnung aus, zersprengten die klassischen Formen, tobten sich aus in wilden, gewagten Assoziationen und Sprachbildern, sahen sich als die Avantgarde der Avantgarde.
Siehst du da irgendetwas von in Brigitte Pulley-Greins Werk "Deiner Augen Glut"?
Ich finde hier eine Romantik, die auf dem Scheideweg zwischen Biedermeierlichkeit und Spießbürgertum zuhause ist. Gut, auch dass muss es vielleicht geben. Aber selbst dort muss es doch möglich sein, sechzehn Zeilen wie aus einem Guss zu fertigen.
Für mich ist die Leselupe keine Versicherung auf gegenseitigen Applaus. Hier können wir am Text arbeiten, uns inspirieren lassen und selbst inspirieren. Das muss nicht jede/mögen.
Es wird immer auch Schreibende geben, die auf eigene Kosten ihre Texte auf den Buchmarkt entsenden. Dass sie gedruckt werden, macht Texte nicht besser oder schlechter als ungedruckte. Aber Lesende, die mit Brei zufrieden sind, werden sich an guten Texten die Zähne ausbeißen.
Schöne Grüße von blaustrumpf
Hallo, Jamie Avery
Dass sich die Autorin im dritten Jahrtausend - wie du anmerkst - konsequent dem romantischen Zeitalter (Mitte 19tes Jahrhundert) verschrieben hat, ist nicht der Ansatzpunkt meines Missbehagens an dem von Brigitte Pulley-Grein vorgestellten Werk "Deiner Augen Glut".
Welche Mittel, Formen und/oder Sprache jemand wählt, um sich auszudrücken, ist immer Teil der Persönlichkeit. Es liegt mir fern, eine Person anzugreifen.
Auch im 3. Jahrtausend wird manches banal, klischeehaft gesagt und in ausgeleierten Floskeln durchgekaut. Nicht die Wahl der Stilmittel ist entscheidend für mein Missvergnügen, sondern - wie es so schön heißt - das, was hinten rauskommt.
Du schreibst: Ein Verriss ist m.E. sachlich nicht begründbar.
Wie definierst du sachlich begründbar? Reicht es nicht, dass Begriffe ungenau zusammengeknetet werden (Moment <-> Stunde) , der Rhythmus eben doch holpert (Meine verlangend’ Lust), dass eine weite Schere klafft zwischen dem hohen Pathos (hier absolut nicht negativ gemeint!) der Wortwahl und dem braven Dahinplätschern der Zeilen?
Was braucht es denn deiner Meinung nach noch, um mit dem Resultat nicht zufrieden zu sein?
Ach ja, was wir heutigentages so gerne als "romantisch" bezeichnen, hat erschreckend wenig zu tun mit dem, wie sich die schreibenden Romantiker selbst verstanden. Sie brachen aus der braven Zucht und Ordnung aus, zersprengten die klassischen Formen, tobten sich aus in wilden, gewagten Assoziationen und Sprachbildern, sahen sich als die Avantgarde der Avantgarde.
Siehst du da irgendetwas von in Brigitte Pulley-Greins Werk "Deiner Augen Glut"?
Ich finde hier eine Romantik, die auf dem Scheideweg zwischen Biedermeierlichkeit und Spießbürgertum zuhause ist. Gut, auch dass muss es vielleicht geben. Aber selbst dort muss es doch möglich sein, sechzehn Zeilen wie aus einem Guss zu fertigen.
Für mich ist die Leselupe keine Versicherung auf gegenseitigen Applaus. Hier können wir am Text arbeiten, uns inspirieren lassen und selbst inspirieren. Das muss nicht jede/mögen.
Es wird immer auch Schreibende geben, die auf eigene Kosten ihre Texte auf den Buchmarkt entsenden. Dass sie gedruckt werden, macht Texte nicht besser oder schlechter als ungedruckte. Aber Lesende, die mit Brei zufrieden sind, werden sich an guten Texten die Zähne ausbeißen.
Schöne Grüße von blaustrumpf