@seefeldmaren @Frodomir @mondnein 
Mit saftiger Verspätung einen ganz lieben Dank an dich, liebe Maren und <----<3 herzal zruck! Ich freue mich sehr

Danke lieber Frodomir und lieber Hansz für eure Beiträge zu meinem Gedicht und zum erfassten Thema. Ich freue mich über die rege Anteilnahme zu den gesponnen Gedanken!
Eines möchte ich und muss es auch vorwegschicken: es folgen laienhafte Ansichten, da es sich um Aussagen einer Hobbydichterin handeln, die nicht empirisch geprüft sind und nur einer persönlichen Auffassung folgen. Gerne durch fachlich versierte Beiträge ergänzt werden dürfen und sicherlich keine allgemeine Gültigkeit besitzen. Also nur eine Teilaufnahme eines Betrachters darstellen, der auch nicht alles weiß.
Ob ich damit zu der angefangen Diskussion irgendetwas beitragen kann, weiß ich ebenfalls nicht zu beurteilen.
Aber ich versuche es auf meine Weise.
Lieber Frodomir, ich glaube unsere Auffassungen gehen nicht soweit auseinander, wie es anfänglich erscheint. Ich schreibe gerade vom smartphone aus und scrolle nicht ständig nach oben, um sämtlichen Inhalt nochmals vor Augen zu haben. (Habe ich vorhin) 
Daher hoffe ich, dass mir meine Erinnerung an deine Worte ausreicht, um zu antworten. Hoffentlich

Wo ich absolut der gleichen Auffassung bin:
Der Autor schickt eine Botschaft in die Welt, mit gegebenem Rahmen oder nicht. Er hat ganz sicher eine Funktion hin zum Transport eines Gedichtes an den Leser. Wenn du dir dabei eine gewisse Erwartung an den Schreiber/Schreiberin (ich verzichte folgend auf *in und innen, weil ich grundsätzlich alle meine) vorstellst, sehe ich das sehr ähnlich. Natürlich bin ich anfangs Schöpfer meiner Worte, je nach Ausrichtung meiner Absichten lässt sich ein Raum schaffen, der dem Leser offensteht, anbietet, Zutritt gewährt. Meine Erfahrung beim Gedicht verfassen ist die: ich begebe mich vollkommen in eine Gefühls- und Gedankenwelt, in ein Etwas, dass sich erstmal als regungsloser Zustand beschreiben lässt, dann und schon zuvor hat mich irgendetwas so erfasst, beschäftigt, dass es sprichwörtlich heraus will aus mir. Teilweise zaghaft oder mit schnellen Bleistiftstrichen, aber es sucht sich seinen Weg, findet Worte, manchmal auch nicht, dann drehe ich den Bleistift um meine Finger und denke, gut, es steckt in meinem Kopf, steht auf dem Blatt, aber gehört nicht oder noch nicht der Welt. Diese Beobachtung bringt mich an den Punkt, zu verstehen, dass es immer wieder ein großer Versuch ist, mit einem Gedicht auf kleinstem Raum und das Gedicht könnte auch viele, viele Strophen besitzen, es bleibt immer noch ein sehr begrenzter Raum, mit dem eigenen Gefühl etwas abzubilden zu versuchen, das mehr will. Vielleicht eine große, emotionale Botschaft an den Leser versenden oder ihn nur streifen will, sodass er selbst hineingeht. Das sind Wünsche, in erster Linie besteht der Wunsch, etwas mit Worten zu sagen, die nicht im normalen zwischenmenschlichen Satzbau gewöhnlich auftauchen, außer zwei Lyriker tauschen sich aus;-)
Meiner Meinung nach kann sich Beliebigkeit nur unter zweierlei Konstellationen entwickeln, das mag nach Schwarz-Weiß- Denken klingen und ist es in Teilen auch:
Anspruchlosigkeit des Autors gegenüber seinem Schreiben und/oder Anspruchslosigkeit des Leser in seiner Deutung oder Wahrnehmung. 
Daraus wird nichts, weder auf Autorenseite noch auf Leserseite. Worst-case-szenario: zwei loben sich hoch.
Ich finde sowohl deine, lieber Frodomir als auch deine lieber Hansz, geäußerten Einstellungen zum Kontext sinnvoll und absolut plausibel. 
Jetzt gehen mir soviele Gedanken durch den Kopf, ich hoffe, obwohl ich sie zwar nicht gerade aufs Papier bringe, aber letztlich aus der Tastatur herausklopfend tippen will.
Mit Existieren zu dürfen meinte ich vor allem die Fähigkeit, wenn mir ein Gedicht nicht gefällt, ich nicht den Zugang zu ihm finde, nicht gleich aus alt gewohnter Tradtion mit totaler Verneinung darauf reagiere, sondern es erst einmal annehme. Annehme, dass es sich a) meinem Erwartungshorizont entziehen darf wie die gutgemeinte Sockenspende zu Weihnachten und b) nur weil ich an meine persönlichen Grenzen des Verständnisses gelange nicht nur c) in Erwägung ziehe, das ist Mist. An dieser Stelle sollte sich der Leser doch auch fragen: Was hindert mich? Es kann durchaus sein, dass mehr darin begründet liegt, wo meine eigene Kirche das Dorf verlässt. Das ist legitim. Auch zu sagen, bis hierhin und nicht weiter. Jetzt dreht es mich nur noch um die Zeilen und die Zeilen um mich. Trotzdem und so denke ich einfach, sollte man nicht gleich wieder zu seinem inneren "Kirchturm" zurückkehren, sondern ab und zu auch mal das eigene Bimmbamm überhören, vielleicht schwingt noch mehr an Klang durch den Raum. Selbst wenn er sich in Zersetzung, Selbstauflösung befindet, ein leises Klingen bleibt. Wenn jemand in seiner Dichtung konsequent auf vordergründiges und inhaltliches Zersetztsein setzt und lediglich eine Hülle hinterlässt, so sehe ich darin ebenso Sinn (wobei es Unsinn gibt für jeden). Wenn ich ein Gedicht vollkommen demontiere, ihm den Boden wegzunehmen versuche, es bleibt davon etwas übrig. Allerdings als Gegenbewegung, die gerade (nur für mich) eines will, wieder zur Sprache, zum Inhalt zu finden, weil es ihr an beidem mangelt. Das ist auch eine Demonstration von Kunst - ich habe wohl den Kunstbegriff jetzt bereits zweimal zu vollmundig verwendet, ohne ihn definieren zu können. Wenn ich es jetzt mit dem Begriff Ästhetik ummantele, wird es auch nicht zu einer richtigen Einheit oder besser. Sinnentleert ist somit nichts . Im Gegenteil.
Wenn ich dich richtig verstanden habe, lieber Frodomir, geht es dir um die Grenze zum wirklichen, greifbaren Werk eines Dichtes mit der Intention, etwas auszusenden, das den Leser erreicht. Du hast es so treffend formuliert als Berühren. Diese Berührung ist da, in vielen Gedichten. Gleichzeitig berührt der Lesende das Gedicht. Ich würde es als Flirt bezeichnen. Eine sanfte Annäherung zu einem Tex und von ihm ausgehend. Da etwas geschrieben steht, handelt es sich um Interaktion. Wir beurteilen ständig, auch um uns im Raum einzusortieren, sehen jeden Wimpernschlag des anderen, deuten im Gespräch, in jeder Form des Austausches, die kleinsten Zuckungen der Finger des Gegenübers, je nachdem, wieviel uns aneinander liegt, geben wir Signale, deuten sie unterbewusst. Daher kann für mich keine direkte Beliebigkeit entstehen, kein Verlust der Substanz, egal wie weit wir gehen, selbst in unserer mitgeteilten Abwesenheit bleiben wir präsent. Deswegen habe ich keine großen Bedenken, dass uns wirklich ein Verlust an Inhalt trifft, weil wir ihn uns täglich schaffen. Zeiten ändern sich, aber die Grundbedürfnisse der Menschen bleiben und aus ihnen speist sich Hoffnung und Zerfall. So wird und das hoffe ich, Lyrik immer ein Teil dessen sein, was in uns liegen darf, existieren darf und wenn es nur im kleinsten Fragment besteht, es wird bleiben. Meine Hoffnung ist, dass gerade im oft reizüberflutenden Zeitalter des ständigen Daseins etwas auftreten wird, das uns zwar nicht zurückbringt an einen Tag, an dem man auf Briefantworten tagelang warten musste und Telefongespräche noch etwas kosteten, aber vielleicht führt es uns eines Tages heran. An uns selbst, die wir nicht jeden Tag erreichbar sein können und bestenfalls daraus lernen, dass der Weg unser Ziel ist. Kein Festhalten an dem, was uns eines Tages aufgibt, sondern ein eigenes Finden und Voranschreiten in eigenem Tempo. Wieder mit der Zuerkenntnis eigener Grenzen. Das wünsche ich uns, sonst drehen wir vielleicht noch durch und es wundert nachträglich niemanden. Und ich weiß, lieber Frodomir, so schätze ich dich ein, dass du dich keiner Anschauung verschließt, das höre ich aus jedem Satz von dir und es ist gut und keine Einzelpostur, wenn du für dich sagst, hier ist mein Punkt, mein Zugang erschöpft. 
In der heutigen Zeit, in der alle so tolerant sind, ein Spießrutenlauf. Bis sie alle umkippen vor lauter Heiligkeit. Da fällt mir gerade Gerhard Polt ein mit seinem köstlichen Beitrag zur "Toleranz". Youtube hat alles

 Falls du Zeit findest und es nicht kennst, guck es dir an

Danke will ich dir sagen, für alle deine Worte. Wenn ich auch spät dran bin, sie freuen mich mehr als sehr!
Lieber Hansz,
jetzt habe ich schon viel geschrieben. Falls du bis hierhin noch mitliest und das nehme ich an

 Ich danke dir für deine Worte: der Leser macht das Gedicht. 
Das ist ein wichtiger Satz. Was mit dem Lesen beginnt, entscheidet oft über alles, was der Dichter vorgibt. Ein großer Teil, sofern nicht vergeblich erdichtet, sondern in Anbetracht eines Gedichtes, das etwas sein will, setzt eine Abbildung ein, eine individuelle Wahrnehmung des Geschehnisses. Diese Abbildung erfährt sich aus vielen Stücken. Erinnerungen, Worten, die wir vertragen und Worten, die wir nicht vertragen können, weil sie uns bittersweet erscheinen. Ein kleiner Spaziergang durch ein Museum unserer Wahl könnte erklären, wie wir als Leser wandeln. Ich kann zum Beispiel in der alten Pinakothek in München umherschlendern, obwohl ich umgeben bin von großartigen Gemälden, wird es mich zu denen ziehen und hat es mich, wiederholt, zu jenen, gezogen, die mich einerseits berühren konnten, so wie es der liebe Frodomir wesentlich weiter oben im Gesprächsverlauf vollkommen richtig erkannt hat. Ich frage mich gleichzeitig immer wieder, warum bleibe ich genau vor diesem Gemälde stehen? Ich bleibe nicht nur davor stehen, weil es der Künstler so erschaffen hat, sondern ich bleibe auch ganz wesentlich davor stehen, weil ich in mir selbst die Assoziation finde. Ich stelle eine Verbindung her, ich ich ich, aber so ist es, meine Erfahrungen, meine Ablehnungen entscheiden an diesem Ort, ob ich mir dessen bewusst sein will oder nicht, über die Schönheit, über die Akzeptanz, über die Annahme der künstlerischen Entfaltung. Als Rezipient verhalte ich mich nicht als aufnehmender Mensch, sondern, so denke ich, als wiedererfahrender Mensch. 
Selbst wenn ich mich jetzt mit meiner Antwort auf hoch "künstlerischem" Niveau weit aus den Fenstern lehne: 
Alles ist zulässig, solange es nicht seine Leidenschaft verliert. Es ist stets ein beidseitige Leidenschaft, ob in der Musik, in der Sprache, in jedem Ausdruck von uns als Menschen, im Tanz, im Schweigen, wir gehen immer aufeinander zu, wir werden es selbst dann noch tun, wenn wir schweigen.
Daher gehe ich jetzt zur Schnabelhaltung über und bedanke mich bei alllen, die zugehört haben. 
Habt eine gute Nacht und danke für Eure Zeit, liebe Maren, lieber Frodomir und lieber Hansz und den Rest der lieben Welt.
Eine gute Nacht wünscht euch ubertas