Liebe Vera-Lena,
Dein Gedicht habe ich nun merhfach gelesen und ich muß
zugeben, das es mir nicht leicht fiel mich darauf einzulass-
en. Also den Schleier zu zereißen
). Trotz aller Mühe blieb
dieses Auge von mir, zwar nicht blind aber sprachlos.
Heute begehen wir den zweiten Weihnachtstag und mir ist
es endlich gelungen, nicht nur den Alltag, sondern auch den
Emotionsrummel vor dem man auch beim besten Willen kaum
verschont bleibt, abzulegen. Also wage ich mich ein weiteres
Mal an Dein Gedicht.
Dazu habe ich mir kurz nochmal Niklas Luhmann aus dem Re-
gal gezogen, der versucht mit soziologischer Aufklärung an das
Thema zu gehen. Nur kurz, um ein paar Erinnerungen aufzuhell-
en. Denn wirklich Antworten finden wir dort wohl auch kaum. Ab-
er Ansätze dazu.
Denn ein Gedankengang, und der kam mir in der ersten Lesung
Deiner Zeilen heute sofort spontan, den finde ich hier in den Kom-
mentaren als auch bei Luhmann wieder: Die Verbindung des gött-
lichen in uns finden, das heißt Kommunikation mit Gott aufnehm-
en. Denn sprechen wir zu Gott, dann kann es nur die Stimme von
Gott in uns bzw. die Stimme von Gott in unseren Umgebungen
sein die antwortet. Bzw. das, was wir als die Stimme Gottes akzep-
tieren.
Und hier möchte ich mich dem wichtigen Gedanken der Kolleg/inn/en
anschließen: Gehen wir nun in den Sinn der Allmächtigkeit; es ist der
Zug der Grandiosität, des Übermenschen der in seiner Heiligkeit nur
Gutes zuläßt, dann meinen manche von uns darin Gott zu begegnen.
Stattdessen begegnen sie ganz schnell den Depressionen, denn dieser
Höhenflug wird ganz schnell durch das Leben korrigiert. Das göttliche in
uns, es liegt also genauso im "Tiersein" unserer Natur; denn welche Lebe-
wesen sind gar unschuldiger (auch in ihrer Freßfunktion) als die Tiere. Von
daher ist die Strophe die Du "vorsichtshalber" draussen gelassen hast,
doch eine ganz wichtige. Aber im Verlauf komme ich dann zu einem weit-
eren Punkt: Das göttliche liegt eben auch im Umkehrwert dessen, was wir
Gott zuschreiben: Es ist sowohl die Seite die schwach und hilflos ist, es
ist ebenso die Seite, die da aus dunklen Gefühlen heraus immer wieder all
das möglich macht, was wir eben nicht wollen. Also beginnend bei Neid und
Eifersüchten bis hin zu schweren Menschenrechtsverletzungen, die ja eben
nur durch kollektive Duldung möglich werden.
Und hier möchte ich zur zentralen Aussage Deines Textes kommen:
Uns durch unserer eigenen Trümmer immer wieder durchwühlen, das Gute
und Beste in uns finden und aktivieren; ohne sich dabei "Selbstlos" in Über-
höhe zu begeben; vielleicht heißt auch das "den Schleier zerreißen".
Man kann es vielleicht auch einfacher sagen: Einfach spüren
).
Ich wünsche Dir eine schöne Restweihnacht und von Herzen
Alles Liebe
Sonnenkreis
)