Denk. Mal. Sturz. - Sonnet, sechshebig

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Walther

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Denk. Mal. Sturz.

Das Wetter wendet sich von dem Geschehen ab
Und greift sich einen Baum, den es zu fällen gilt.
Die Eiche fragt sich: Nehme ich ihn mit ins Grab,
Lass ich ihn leben? Sie fällt auf das Straßenschild,

Das vor dem Wetter warnt. Der Seitenwind. Gefährlich.
Das Wetter wendet sich den nächsten Opfern zu:
Dem Hut, dem Schirm, der Mütze, alle unentbehrlich.
Danach gelingt ihm noch ein richtig großer Coup:

Es stürzt den Stalin um. Er kracht vom Denkmalsockel
Und schlägt die eine Taube tot, die ihn bescheißt.
Ja, wäre er nicht so ein Diktatorengockel,
Es schmerzte, dass er jetzt in schwarzen Asphalt beißt.

Man hätte ihn am besten lang schon abgerissen.
So oder so, nur Putin wird den Kerl vermissen.
 

sufnus

Mitglied
Hi Walther!

Na klar, ein Supersonett! Aber bei aller Naklarheit, da der Name ja für 1A-Qualität bürgt, wärs höchst sträflich, die wohlverdiente Belobhudelung, ob einer allfälligen Redundanzgefahr untern Tisch fallen zu lassen. O nein also: Keine Vomwindeverwehnis soll hier dallidallihaften Spitzenerzeugnisbespringungen (uh... das klingt jetzt unmissverständlich missverständlich) den nachweltrühmlichen Raum nehmen *Sakko geradezuppel* SIE SIND DER MEINUNG DAS WAR: *und jetzt alle!*

Und jetzt komm ich nochmal antiklimaktisch mit dem klapprigen Verbesserungsalgorithmus um die Ecke gebogen. Das Sonett ist nämlich viel zu gut, um es nicht, bis zum bitteren Ende, in die Perfektion zu treiben. ;)

- Ich fände es schöner, wenn erst der Baum als Eiche konkretisiert und dann die Eiche als Baum verallgemeinet wird. Natürlich kann man der Wirklichkeit wahlweise In- oder Deduktiv zu Leibe rücken, aber eine im Allgemein-Abstrakten der Idee des Baumes anhebende Phänomenologie scheint mir weit weniger catchy zu sein, das Publikum ist heutzutage so ungeduldig und sprunghaft geworden, es flüchtet vorm Baum gleich in den nächsten Wald.

- Den kleinen Beinahe-Refrain "das Wetter wendet sich" würd ich noch etwas akzentuieren. So wies jetzt zweimal auftaucht, könnte man beinahe an eine unstatthafte Wortwiederholung denken und ein A für Ausdruck daneben schreiben (das Publikum ist heutzugage usw.) (ja... jetzt wäre ein Zeitpunkt... in gut künstlerstolzer Manier zu verkünden, das Publikum könne einen im Arsche lecken... aber ach... ich weiß nicht... ).

- Es ist ja dieses Sonett ein sich auf leisen Sohlen anpirschendes garstig-politisches Lied, irgendwie ist mir da dann der Schluss (Stalin nur ein bedauernswerter Gockel & Putin, der als einziger um die gestürzte Größe weint) einen halben Huch zu lustig. Nur um ein ganz Weniges zu Verschmitzt. Zwar: Das Lustige steht dem Ende der Zeilen schon ganz gut, aber noch ein Mü-lein mehr Galle, irgendwie, das fänd ich klasse.

Und jetzt lausche ich doch nochmal vernehmlich nach den DAS-WAR-SPITZE-Bekundigungen. So vieles in den Zeilen ist sublim: Die Tempoänderungen von dem enjambamatischen Langsatzstil in S1Z1ff zum Telegramm-Sprech in S1Z4-S2Z1. Das erschlagene Warnschild. Der vom Himmel fallende (iwo: gefällte!) Stalin (nur echt mit dem bestimmten Artikel). Die ausgevögelt habenden Taube & Gockel. Sehr sehr sehr sehr nice! :)

LG!

S.
 
Hallo Walter,
der Domino Effekt ist ein kluger Gedanke, nur wird Putin nicht so schnell fallen, fürchte ich, wenn auch die Tauben sich "überzählich" sammeln .
Beislgrüße
 

Walther

Mitglied
Hi Walther!

Na klar, ein Supersonett! Aber bei aller Naklarheit, da der Name ja für 1A-Qualität bürgt, wärs höchst sträflich, die wohlverdiente Belobhudelung, ob einer allfälligen Redundanzgefahr untern Tisch fallen zu lassen. O nein also: Keine Vomwindeverwehnis soll hier dallidallihaften Spitzenerzeugnisbespringungen (uh... das klingt jetzt unmissverständlich missverständlich) den nachweltrühmlichen Raum nehmen *Sakko geradezuppel* SIE SIND DER MEINUNG DAS WAR: *und jetzt alle!*

Und jetzt komm ich nochmal antiklimaktisch mit dem klapprigen Verbesserungsalgorithmus um die Ecke gebogen. Das Sonett ist nämlich viel zu gut, um es nicht, bis zum bitteren Ende, in die Perfektion zu treiben. ;)

- Ich fände es schöner, wenn erst der Baum als Eiche konkretisiert und dann die Eiche als Baum verallgemeinet wird. Natürlich kann man der Wirklichkeit wahlweise In- oder Deduktiv zu Leibe rücken, aber eine im Allgemein-Abstrakten der Idee des Baumes anhebende Phänomenologie scheint mir weit weniger catchy zu sein, das Publikum ist heutzutage so ungeduldig und sprunghaft geworden, es flüchtet vorm Baum gleich in den nächsten Wald.

- Den kleinen Beinahe-Refrain "das Wetter wendet sich" würd ich noch etwas akzentuieren. So wies jetzt zweimal auftaucht, könnte man beinahe an eine unstatthafte Wortwiederholung denken und ein A für Ausdruck daneben schreiben (das Publikum ist heutzugage usw.) (ja... jetzt wäre ein Zeitpunkt... in gut künstlerstolzer Manier zu verkünden, das Publikum könne einen im Arsche lecken... aber ach... ich weiß nicht... ).

- Es ist ja dieses Sonett ein sich auf leisen Sohlen anpirschendes garstig-politisches Lied, irgendwie ist mir da dann der Schluss (Stalin nur ein bedauernswerter Gockel & Putin, der als einziger um die gestürzte Größe weint) einen halben Huch zu lustig. Nur um ein ganz Weniges zu Verschmitzt. Zwar: Das Lustige steht dem Ende der Zeilen schon ganz gut, aber noch ein Mü-lein mehr Galle, irgendwie, das fänd ich klasse.

Und jetzt lausche ich doch nochmal vernehmlich nach den DAS-WAR-SPITZE-Bekundigungen. So vieles in den Zeilen ist sublim: Die Tempoänderungen von dem enjambamatischen Langsatzstil in S1Z1ff zum Telegramm-Sprech in S1Z4-S2Z1. Das erschlagene Warnschild. Der vom Himmel fallende (iwo: gefällte!) Stalin (nur echt mit dem bestimmten Artikel). Die ausgevögelt habenden Taube & Gockel. Sehr sehr sehr sehr nice! :)

LG!

S.
hey @sufnus,
deine klugen hinweise werden nicht einfach abgetan. vielen lieben dank für deine große sorgfalt und zeitinvestition. wegen mehrerer anderer literaturprojekte brauche ich etwas mehr zeit, um sie vernünftig einzuarbeiten.
danke für deine geduld!
lg W.
Hallo Walter,
der Domino Effekt ist ein kluger Gedanke, nur wird Putin nicht so schnell fallen, fürchte ich, wenn auch die Tauben sich "überzählich" sammeln .
Beislgrüße
lb beisl,
da hast du sehr recht!
lg W.

der dichter dankt @sufnus und @hans beislschmidt für die leseempfehlung!
 

sufnus

Mitglied
Hey!
Fühl Dich keinesfalls gedrängt! :) Bei mir stapeln sich alleweil auch allerlei literarische und außerliterarische To-DoDos - ich benutze dann Lupe & Co. als prokrastigymnastische Übungsmatte... irgendwie auch keine Lösung... :cool:
LG!
S.
 



 
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