Denker vs. Dichter

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Yeti

Mitglied
Denker vs. Dichter


Der Philosoph ist nun kein Dichter,
er geht dem Sein auf seinen Grund;
kommt so auf manchen tiefen Trichter,
und findet dort so manchen Hund.

Der Philosoph ist mehr ein Denker
der Fragen um Gedanken dreht.
Er macht dabei so viele Schlenker
bis nichts mehr auf dem Andren steht.

Er formt aus Worten viele Schachteln
in die er seine Schlüsse füllt,
und teilt das Grübeln gern in Achteln,
auf dass sich Sinn darin enthüllt.

*******************************
Die Wahrheit würd er gern regieren.
Die Skepsis gilt es zu forcieren.
Verstand und Logik aufaddieren,
um Antworten zu induzieren.
*******************************


Der Dichter sieht das etwas schlichter,
für ihn ist Leben kunterbunt.
Er zündet lieber viele Lichter
und öffnet seinen Seelenschlund.

Der Dichter malt mit Worten Bilder,
geht seinem Fühlen auf den Grund.
Das stimmt ihn milder oder wilder -
er redet nicht nur mit dem Mund.

Der Dichter formt aus Worten Pfeile,
Den Bogen dazu spannt sein Herz.
Er geht allein - so manche Meile,
schießt mit Humor, Kritik und Schmerz.

******************************
Die Wahrheit läßt er gern regieren.
Zu 'Sinn' gehört für ihn sinnieren.
Er will nur Worte profilieren
und Zeit und Seele fermentieren.
******************************


Meine Wertung zum Schluss:

Philosophie ist ein Muss
und Lyrik ein Kuss.
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gelöschtes Mitglied 21589

Gast
Hallo Yeti,

wie schon bei deinem letzten Gedicht, welches ich kommentierte, sehe ich dieses überwiegend kritisch. Und der Grund ist erneut der Gleiche: für mich handelt es sich hier um substanzlose, stereotype Oberflächlichkeit - die noch dazu in viel zu vielen Versen verpackt ist. Die (in meinen Augen zweifelhafte) Botschaft deines Textes ist darüber hinaus auch überhaupt nicht verdichtet, sondern repetiert sich ständig in angestrengten Reimen.

Dein Text beschreibt so den Philosophen als verkopften Denker, während der Dichter mehr aus dem Fühlen schöpft. Was soll ich als Leser damit anfangen? Das hat für mich mit Lyrik nichts zu tun. Ich würde dir empfehlen, es erstmal in der Schreibwerkstatt zu versuchen.

Viele Grüße
Frodomir
 

SánchezP

Mitglied
Hallo Yeti,

sowohl die Idee als auch die Umsetzung finde ich klasse!

Inhaltlich kann ich mich sehr gut mit der Thematik deines Gedichts identifizieren, da ich als Mathematiker ursprünglich eher ein "Denker" war – bis ich vor ein paar Monaten auf den Geschmack gekommen bin, mich auch mal als "Dichter" zu versuchen. Nun sehe ich, dass die beiden Seiten vielleicht doch gar nicht so weit auseinanderliegen, wie ich früher angenommen hatte.

Viele Grüße
Sánchez
 

Tula

Mitglied
Hallo Yeti
Ich habe oft das Gefühl, dass Dichter eigentlich gar nicht richtig denken :p

Und natürlich ist es als Nonsens-Gedicht zu lesen, d.h. Unsinn mit einem wahren Kern.

LG
Tula
 
Zuletzt bearbeitet:

Yeti

Mitglied
Hallo Sanchez!

Lieben Dank für Deine Sterne und für Deine Meinnung.
Ich denke auch, sie haben oft dasselbe Ziel, und durch unterschiedliche Prioritäten nehmen sie meist veschiedene Wege dorthin.
Vielleicht so: 1+a = a+1?

Und Tula!
Auch Dir lieben Dank für die Deine Sterne, Meinung und Eindrücke.
Das mein Denken, wenn mich die Verse überrollen, schon mal ins Hintertreffen gerät boeobachte ich schon, das find ich aber nicht bedenklich, nennt sich Spontaneität.
Trotzdem wird zwischendurch und im Nachhinein natürlich auch überlegt, nachgedacht und abgewägt.
Und als Nonsens-Gedicht würde ich es nicht bezeichnen. Es ist bild- und metaphernreich, was aber nicht mit 'no sense' verwechselt werden sollte.

Liebe Grüße Euch beiden,
Yeti
 
G

Gelöschtes Mitglied 22614

Gast
Hallo Yeti,

Also, mir gefällt die Beschreibung des Philosophen besser; vor allem das Zerdenken die Achteln :). Aber vielleicht weil ich beim Dichter auch kritischer bin und den nicht so in drei

Strophen "eingekastelt" sehen will und die beiden Verse :confused:

Das stimmt ihn milder oder wilder -
er redet nicht nur mit dem Mund.
Aber das

Er zündet lieber viele Lichter
und öffnet seinen Seelenschlund.
ist natürlich dann schon wieder richtig witzig und treffend!

Und die jeweiligen Zusammenfassungen ... also ich weiß nicht? Schon sehr vereinfachend, oder!?
Kleiner Tippfehler: "Sinnieren".

LG
atira
 

Yeti

Mitglied
Hallo Atira!

Vielen Dank für Dein Interesse an meinem Gedicht und die hilfreiche Kritik daran.

Du hast recht, daß die Beschreibungen dieser kontroversen Geister vielleicht etwas kurz ausgefallen sind, aber es war schon mein Bestreben die, sowie die Essenzen in S4+8, nicht ausufern zu lassen und mich auf das, für mich Wesentliche, zu beschränken.
Sollte ich aber Wesentliches übersehen haben, bin ich für konkrete Anregungen immer dankbar und werde auch versuchen sie umzusetzen.
Zudem: aus Gründen der Unvoreingenommenheit, müßte eine Erweiterung beim Dichter natürlich auch beim Denker erfolgen.

Zum 'Tippfehler': hier war tatsächlich die Tätigkeit des 'sinnierens' angedacht, also: Verb.
Was mir aber bei der Nachschau auffiel (S8,V2): Zum Sinn war nicht mein Sinn; darum; Zu 'Sinn'.
Und das zeigt, jeder Einwand und jede Kritik können weiter helfen.

Liebe Grüße,
Yeti
 
Hallo Yeti,

als Philosophiestudent würde ich mich auch noch gerne zu deinem Gedicht äußern, immerhin besteht mein Leben mehr oder weniger daraus, den Denker mit dem Dichter zusammenzubringen ;)
Die Idee, die hinter deinem Gedicht steht, gefällt mir dementsprechend sehr gut und ich kann auch den "Konflikt" nachvollziehen, der zwischen den beiden geistigen Tätigkeiten besteht. Allerdings sind mir die Fronten, die dein Gedicht aufwirft, zu hart, ich hätte mir aus persönlicher Verstrickung gewünscht, dass am Ende eine stärkere Symbiose der beiden "Pole" stattfindet, sodass im Sinne des romantischen Priesterdichters Philosophie und Poesie untrennbar eins werden in ihrem Ringen darum, das Unsagbare auszusprechen und so zu einer Form von "Ur-Wahrheit" zu gelangen (auch wenn die heutige Philosophie tatsächlich oft der Logik näher ist als der Lyrik).
Zugegeben, das klingt nach sehr mystischem Geschwätz, aber ich denke doch (oder vielleicht hoffe ich das auch nur), dass Philosophie und Poesie aufeinander verwiesen und ineinander verschränkt sind und der Konflikt nur ein Scheinkonflikt ist.

Daher:
"Meine Wertung zum Schluss:

Philosophie ist ein Muss
und mit Lyrik ein Kuss"

Viele Grüße,
Morgenlandfahrer
 

Yeti

Mitglied
Hallo Morgendlandfahrer!

Großen Dank für Deine profunde und wohlwollende Auseinandersetzung mit meinem Gedicht.
Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten oder eine Symbiose aufzuspüren war aber nicht das Hauptanliegen.
Aber warum sollte man das auch wollen? Ist es nicht fruchtbarer die Welt, und das Leben auf ihr, von zwei Seiten, auf zwei verschieden Weisen (Nord- und Südpol?) zu betrachten, zu untersuchen und zu beschreiben? Ich sehe das auch nicht als Konflikt.

Vielleicht auf dem Weg zu einer Symbiose, anlehnend an 'Deine Wertung zum Schluß' und als Nachwort unter dem Gedicht:

Was Denker grübeln, graben und finden,
das mag der Dichter in Verse binden.

Liebe Grüße,
Yeti
 
G

Gelöschtes Mitglied 21589

Gast
Hallo Yeti,

ich möchte, da meine erster Beitrag in diesem Thread sehr hart und für meinen eigenen Anspruch nicht genügend konstruktiv war, noch einmal mit sichtbareren Argumenten an deinen Text heran gehen. Dass du mir auf meinen Beitrag nicht geantwortet hast, habe ich im Übrigen zur Kenntnis genommen, aber ein solcher Umgang mit Kritik ist meiner Meinung nach auch nicht konstruktiv, sondern unreif.

Aber gut, ich möchte meine Kritik gern untermauern:

Das Gedicht Denker vs. Dichter skizziert dem Titel nach eine fiktive Arena, in der es einen Philosophen und einen Poeten gegeneinander antreten lässt. Es geht darum, auszuloten, welche unterschiedlichen Lebensentwürfe die beiden Berufenen auszeichnen. Die Conclusio am Ende des Gedichtes bewertet diese, in meinen Augen lyrisch auch ganz gut verpackt, als in dem Sinne different, dass der eine ein Mensch des Verstandes ist, während der andere diesen einsetzt, um sein Gefühlsleben in Form gebracht für andere sichtbar zu machen.

Diese Schlussfolgerung wird im Gedicht in acht Strophen hergeleitet, wenngleich ich hier kritisieren möchte, dass die Herleitung nicht gelingt, weil sie bereits selbst permanent Wertungen abgibt. Zeilen wie:

Der Philosoph ist mehr ein Denker
Der Dichter malt mit Worten Bilder
oder

er redet nicht nur mit dem Mund
stellen bereits zahlreiche Behauptungen bezüglich des Denkers und des Dichters auf. Da dein Gedicht beinahe ausschließlich aus solchen Zuschreibungen besteht, kann sich kein Spannungsbogen etablieren, der zu deiner Conclusio am Ende sinnvoll führt, sondern es werden von vornherein repetitiv feste Charaktermerkmale aufgelistet, welche dann gegeneinander aufgewogen werden.

In meinem ersten Kommentar schrieb ich, dass ich darin eine stereotype Oberflächlichkeit erkenne. Und genau um eine solche handelt es sich ja, wenn man den Dichter und den Denker allein anhand stereotyper Zuschreibungen betrachtet. Meiner Meinung nach ist dieses Konzept für einen lyrischen Text ungeeignet, denn ein solcher schließt das Stereotype eigentlich aus, außer, er will es humorvoll bearbeiten. Nun könnte man deinen Text eventuell in dieser Richtung deuten, aber dafür hast du ihm, gerade mit den Schlusszeilen, einen zu ernsthaften Anstrich verpasst. Als Satire taugt er deshalb in meinen Augen nicht.

Dementsprechend ist dein Gedicht für mich eher eine Aneinanderreihung von Klischees und die Spannung besteht allein darin, diese gegeneinander aufzuwiegen. Mir persönlich reicht das für einen lyrischen Text nicht aus.

Ich hoffe, dass du mit meiner Kritik nun mehr anfangen kannst.

Viele Grüße
Frodomir
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
noch hinzugefügt - und das ist wirklich nicht böse gemeint, aber deine fähigkeit das offensichtlichste und oberflächlichste extra zu bennen, zieht den text ins alberne.

Der Philosoph ist nun kein Dichter,
die banane ist nun keine tomate

Der Philosoph ist mehr ein Denker
was auch sonst? ein fußballspieler?

Der Dichter malt mit Worten Bilder,
nicht mit dreirädern?

Der Dichter formt aus Worten Pfeile,
tatsächlich! mit worten ...
 

Yeti

Mitglied
Hallo Frodomir,

Dein erster Beitrag war nicht nur nicht konstruktiv, sondern grenzte mit seiner abfälligen und aggressiven Wortwahl schon an Beleidigung. Auf diesem Niveau kommuniziere ich nunmal nicht.
Anders Dein jetziger Beitrag. Mit Form und Inhalt dieser konstruktiven und auch ausführlichen Kritik kann ich durchaus umgehen und etwas anfangen.

Dafür danke und Grüße,
Yeti
 
G

Gelöschtes Mitglied 21589

Gast
Hallo Yeti,

wie gesagt war ich selbst mit meinem ersten Kommentar nicht zufrieden, weil ich nicht genügend erklärt hatte, weshalb ich zu meiner Einschätzung gekommen bin. Ich gebe zu, dass ich beim Verfassen dieses Kommentars noch unter dem Einfluss der Kommunikation unter deinem anderen Gedicht stand und ziemlich sauer war auf die Antwort, die du dort gegeben hattest. Aber ich möchte dennoch betonen, dass ich hier nichts Beleidigendes geschrieben habe, sondern nur meine Meinung sehr hart formuliert habe.

Es freut mich dennoch, dass du mit meiner nachgereichten Begründung nun mehr anfangen kannst.

Viele Grüße
Frodomir
 
Hallo Yeti,

hab Dank für das Eingehen auf meine Einwände.
Dass dein Gedicht nicht auf eine Symbiose abzielt, ist mir schon klar und ich kann gut verstehen, dass du mit dem Denker und dem Dichter zwei Perspektiven auf die Welt wählst, die gar nicht zwangsläufig im Konflikt miteinander stehen müssen.
Wenn du jedoch keine Form von "Konkurrenz" zwischen Denker und Dichter zum Ausdruck bringen möchtest, finde ich den Titel "Denker vs Dichter" irritierend, ich finde, dass darin doch eine Art von Konflikt und Gegeneinander impliziert wird.
Ansonsten war mein erster Kommentar v.a. als eine vollkommen andere Perspektive auf das gesamte Sujet gedacht, indem ich persönlich finde, dass Denker und Dichter nicht grundverschiedene Perspektiven auf die Welt, sondern vielmehr sich ergänzende und eben ineinander verwobene geistige Tätigkeiten sind. Demnach habe ich auch gar nichts am Gedicht selbst kritisieren wollen, sondern mir ging es ausschließlich darum zu zeigen, dass ich ein solches Gedicht am Ende mit irgendeiner Form von Vereinigung der Perspektiven versehen hätte. Dass du das offensichtlich nicht tust, liegt womöglich einfach an unserer unterschiedlichen Auffassung vom Denken und Dichten.
Folglich bitte ich darum, meinen ersten Kommentar gar nicht unbedingt als Kritik an deinen lyrischen Fähigkeiten zu lesen, sondern lediglich als einen Denkanstoß in Bezug auf die Interpretation des Gegenstands des Gedichts.

Viele Grüße,
Morgenlandfahrer
 

Yeti

Mitglied
Hallo Morgenlandfahrer!

Alles klar und wohl auch verstanden. Hatte Deine Rezension eigentlich auch nicht als kritisch verstanden. Schade wenn das so rüberkam.

Liebe Grüße,
Yeti
 



 
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