Denn ich ging der Sonne entgegen

Jenno Casali

Mitglied
DENN ICH GING DER SONNE ENTGEGEN

Und meine Pupillen sie blinzelten / zu hell war
es / so sah ich nicht die verdörrten Kontinente,
die hungernden Ausgehungerten / ach so weit
weg / sah nicht die verbombten Städte mit ihren
Verwundeten, Geschändeten / nicht die Slums
in elendiger Verwahrlosung / zu grell war das
Licht / aber auch zwei Schritte vor mir sah ich

nicht die Stapfen der Heuchler, der Mächtigen
aller mächtigen Macht / ich ging ja der Sonne
entgegen / konnte so nicht den billigen Sherpas
folgen, den keuchend Ausgeschöpften / denn wie
betrunken war ich / hörte nicht die Selbstgeilheit
aller Raffker, die Regeln ihrer abgekarteten
Spiele / die Pupillen, sie schmerzten / ich trat
in die Fußfallen der Lobbyisten, stolperte blind

über die Spinnennetze prallvoller Kartell-Säcke /
so lichtbesoffen / und zu laut das Geläute aller
Kathedralen / zu leise das Gebete ihrer Braven,
den Gottesfürchtigen in den Fesseln der heiligen
Doktrinen und Dogmen / zu grell war das Licht /
zu ohrenbetäubend, um den Menschen zu sehen,

den Menschen, den Kern des Mittelpunktes / denn
ich ging ja, ich ging der Sonne entgegen / geblendet


© Jenno Casali
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
den Gottesfürchtigen in den Fesseln der heiligen
Doktrinen und Dogmen / zu grell war das Licht /
zu ohrenbetäubend, um den Menschen zu sehen,

den Menschen, den Kern des Mittelpunktes / denn
ich ging ja, ich ging der Sonne entgegen / geblendet
Ja, die Welt ist schlecht, so schlecht, daß einem nur schlecht werden kann. Und das größte aller Übel diese [strike]Scheiß-[/strike]Sonne. Gut, daß es noch Propheten gibt, die uns hinter ihr Licht führen.
 

anbas

Mitglied
Hallo Jenno,

inhaltlich gefällt mir dieser Text.

Von der Gestaltung her gefällt er mir nicht so gut. Weniger ist mehr - sagt man. So geht es mir hier auch. Lass die ganze "Fettdruckerei". Als Leser möchte ich jedenfalls nicht, dass man mir mit Zaunpfählen zeigt, worauf ich besonders achten soll, welches die zentralen Begriffe sind usw. (mir ist das schon bei einigen Deiner Texte so ergangen, dass da - aus meiner Sicht jedenfalls - zu viel "herumgestaltet" wurde). Mir geht es jedenfalls so. Vielleicht sehen es ja andere anders.

Liebe Grüße

Andreas
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo Jenno Casali,
schließe mich meinem Vorredner an. Die Idee gefällt mir, vor lauter Licht kein Durchblick, die falsche, die dunkle Sonne.
Ich lese eine wütende Klage, daher mein Vorschlag:
Die Zeilen müssen knallen wie Peitschenhiebe.

Bzgl. der hervorgehobenen Worte:
Wäre es nicht spannend, diese Form zwar zu wählen, aber dann in diesem Fall zu versuchen, der Aneinanderreihung dieser Worte einen Sinn, evtl. sogar die Pointe einzuverleiben. Ich gebe zu, das bedeutet ein bisschen Arbeit, dennoch, dein Ansatz legt mir das nahe.

Meine Gedanken zu Deinem Text zu Deiner freien Verfügung.

lg
die dohle
 

Jenno Casali

Mitglied
Hallo anbas,
Hallo Dohle,
Mit Zaunenpfählen wollte ich gar nicht winken, wollte nur mit dem Fettgedruckten einige Punkte visuell hervorheben, woran man den, zugegeben vielleicht etwas überladenen Text ( eine kleine Lieblingsmarotte von mir ) "aufhängen" kann.
Trotzdem vielen Dank für die Zuwortmeldungen.
Jenno C.
 



 
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