Der Albatros

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Winterling

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Der Albatros



Ein Albatros fliegt durch die Lüfte
und holt Gedanken weit hervor.
die Wellen wirbeln Meeresdüfte
von Salz und Tang empor.


Wie Wahres und die Freiheit finden,
mit einer Sicht in einer Zeit,
dabei die See und Luft verbinden
mit Licht und Leichtigkeit.


Er folgt in all den vielen Jahren
beim Wachsein und im Traum
mit seinem Gleiten und Bewahren,
den Winden, und dem Lichtersaum.​
 
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Winterling

Mitglied
Liebe Ubertas,

Ich bedanke mich artig. Der Vogel sollte fliegen, ich wollte den Eindruck hinterlassen. Und ein wenig Nachdenklichkeit

Liebe seefeldmaren ich danke für die Sternchen .

LG Winterling
 

sufnus

Mitglied
Hey Winterling!

Ich finde: Auf der formalen Seite metrisch sauber verfugte Zeilen, größtenteils mit vier Hebungen, dreimal auch mit dreien, dabei abwechselnd männliche und weibliche Kadenzen und auf der inhaltlichen Seite mit dem Albatros einen Protagonisten, der in Gedichten kein so etablierter gefiederter Gast ist wie meinethalben Nachtigallen, Krähen, Schwalben, (Friedens-)Tauben oder der unsterbliche (hah!) Spatz (Passer). Das gefällt mir. :)

Was ich etwas kritischer sehe ist, dass der Albatros hier ein bisschen sehr stark sinnbeladen unterwegs ist. "Wahres" & "Freiheit" in der zweiten Strophe sind schon gewaltige Begriffe und, bei aller beeindruckenden Flügelspannweite, das ist für den armen Albatros ein wenig zu viel des Guten, wie ich finde. Am Ende ist es für mich so, dass der Albatros als etwas unpassendes Dekor für "große Begriffe" herhalten muss, wobei jene zwar irgendwie Erhabenheit einfordernd dastehen, aber dann keinen Anknüpfungspunkt für weitergehende Einsichten liefern. Vielleicht hat dieses, gerade in er zweiten Strophe etwas Text-überfordernde, Spannungsfeld von konkretem Tier und weitem Ideenraum dazu beigetragen, dass in jener Strophe die Grenzen einer "normalen" (pfff… ) Satzkonstruktion überdehnt werden. Diesen letzten Punkt will ich aber nicht als Kritik sehen - ein Gedicht "darf" das prinzipiell.

Übrigens hat mich der Einstieg, also die erste Zeile der ersten Strophe, an Morgensterns Bim-Bam-Bum-Gedicht ("Ein Glockenton fliegt durch die Nacht") erinnert und ich glaube, es hat schon Gründe, warum in der komischen Lyrik Tiere so häufig vertreten sind: Es ist schlicht viel einfacher, unsere Mitgeschöpfe zum Aufhänger für Scherzpoesie zu machen ("Wachtel Wachtel Dschingis Khan!") als sie zum Stichwortgeber für Tiefschürfendes zu erkiesen. Wobei es natürlich einigermaßen trist wäre, wenn das Viehzeugs nur noch in mehr oder weniger klamaukiger Lyrik eine Heimstätte fänd. Insofern muss man im Allgemeinen und Du im Besonderen meinen etwas kritischeren Überlegungen keineswegs zu viel Gewicht beimessen. Unabhängig von allen möglichen Einwänden ist es (siehe den Anfang meiner Ausführungen) doch schön, einmal einem lyrischen rara avis begegnen zu können.

LG!

S.
 

mondnein

Mitglied
Auf der formalen Seite metrisch sauber verfugte Zeilen
allerdings mit den verdammten Lücken zwischen den Verszeilen. Eine sehr beliebte Krankheit.

Ein Albatros fliegt durch die Lüfte

und holt Gedanken weit hervor.
klingt lustig, etwa wie "Der Samthautmann trinkt seinen Kaffee mit Metallgeschmack", so ein einzelnes Subjekt am Anfang, und es tut irgendwas. So habe ich in meiner Jugendzeit auch geschrieben. Als der Albatros noch Peter Greens (Fleetwood Mac) Archetypos war. Aber das wäre damals so gewesen, als hätte man sich an die berühmte Melodie anhängen wollen wie ein Modenechoplagiator. Zumal das "Gleiten und Bewahren" das Lustige ins Witzige steigert.
Hier geriert dieses thematische Subjekt sich philosophisch. Das geht in der Regel schief, denn Philosophie ist den meisten fremd, wenn nicht gar verhaßt.
Das heißt: der arme Vogel verdient unser Mitleid.
Gerne.

grusz, hansz
 

Winterling

Mitglied
Hey Sufnus und mondnein,

Ich freue mich über die wortreichen Kommentare, und empfinde es als etwas Besonderes, wenn sich jemand mit meinen Zeilen beschäftig. Danke.

Meist versuche ich Texte mit Metrik zu schreiben, manchmal bastele ich zu lange an einem Werk. Dieses hier habe ich schnell geschrieben, daher die Ungleichmäßigkeit, aber dazu stehe ich. Ich bin eh eine kleine Hobbydichterin.
Die Funktion der Zitate habe ich noch nicht raus. Deswegen habe ich den Kommentar mit meinen Mitteln hineingefügt. Ich hoffe, das geht so.


Hey Winterling!

Ich finde: Auf der formalen Seite metrisch sauber verfugte Zeilen, größtenteils mit vier Hebungen, dreimal auch mit dreien, dabei abwechselnd männliche und weibliche Kadenzen und auf der inhaltlichen Seite mit dem Albatros einen Protagonisten, der in Gedichten kein so etablierter gefiederter Gast ist wie meinethalben Nachtigallen, Krähen, Schwalben, (Friedens-)Tauben oder der unsterbliche (hah!) Spatz (Passer). Das gefällt mir. :)


S. ich kenne nur das Gedicht von Christian Morgenstern: Die drei Spatzen. Es ist eher humorvoll. Und von Baudelaier: Der Albatros. Und ja Tiere müssen für viele Metaphern der Menschen hinhalten. Ich vermute mal, dass der Mensch gerne hinter der Tierwelt versteckt, und sie mit seinem Sinn füllt. Ich gehöre auch dazu, siehe: Der Albatros.



Was ich etwas kritischer sehe ist, dass der Albatros hier ein bisschen sehr stark sinnbeladen unterwegs ist. "Wahres" & "Freiheit" in der zweiten Strophe sind schon gewaltige Begriffe und, bei aller beeindruckenden Flügelspannweite, das ist für den armen Albatros ein wenig zu viel des Guten, wie ich finde. Am Ende ist es für mich so, dass der Albatros als etwas unpassendes Dekor für "große Begriffe" herhalten muss, wobei jene zwar irgendwie Erhabenheit einfordernd dastehen, aber dann keinen Anknüpfungspunkt für weitergehende Einsichten liefern. Vielleicht hat dieses, gerade in er zweiten Strophe etwas Text-überfordernde, Spannungsfeld von konkretem Tier und weitem Ideenraum dazu beigetragen, dass in jener Strophe die Grenzen einer "normalen" (pfff… ) Satzkonstruktion überdehnt werden. Diesen letzten Punkt will ich aber nicht als Kritik sehen - ein Gedicht "darf" das prinzipiell.

Um auf deine Kritikpunkte zu kommen, Dass der Albatros hier eine bisschen zu sinnbeladen ist. Das liegt an mir, weil die Schreiberin den Vogel mit Freiheit gleichgesetzt hat. Der Vogel ist kaum an Land und überquert die Meere mit imposanter Flügelspannweite, er kehrt nur an Land um zu brüten. Sein Gangbild ist dort unbeholfen und tollpatschig. Aber ich meinte die Lebensweise auf den Weltmeeren. Die Unabhängigkeit. Das ist etwas Wahres, was uns Menschen zur Zeit fehlt. Ich bewundere die Tierwelt, die so viel mehr kann wie unsere Spezies. Vielleicht ist es ein wenig zu viel. Aber die Worte "Wahres u Freiheit" sind mir spontan eingefallen, und manchmal stimmt das, was am Nähesten ist , ohne lange darüber nachzudenken. Die weitergehenden Einsichten habe ich nicht geschrieben, weil ich kein großer Grübler bin und das Nachdenkliche soll nur anklingen. Es freut mich, wenn jeder der es liest ins grübeln kommt, um selber Gedanken zu finden. Ich danke dir für deinen Ideen, so lerne ich gerne etwas dazu.

Übrigens hat mich der Einstieg, also die erste Zeile der ersten Strophe, an Morgensterns Bim-Bam-Bum-Gedicht ("Ein Glockenton fliegt durch die Nacht") erinnert und ich glaube, es hat schon Gründe, warum in der komischen Lyrik Tiere so häufig vertreten sind: Es ist schlicht viel einfacher, unsere Mitgeschöpfe zum Aufhänger für Scherzpoesie zu machen ("Wachtel Wachtel Dschingis Khan!") als sie zum Stichwortgeber für Tiefschürfendes zu erkiesen. Wobei es natürlich einigermaßen trist wäre, wenn das Viehzeugs nur noch in mehr oder weniger klamaukiger Lyrik eine Heimstätte fänd. Insofern muss man im Allgemeinen und Du im Besonderen meinen etwas kritischeren Überlegungen keineswegs zu viel Gewicht beimessen. Unabhängig von allen möglichen Einwänden ist es (siehe den Anfang meiner Ausführungen) doch schön, einmal einem lyrischen rara avis begegnen zu können.

So leicht werte ich nicht deine kritischren Überlegungen. Es ist nur ein kleines Gedicht, wenn es Freude bereitet und ein wenig zum Nachdenken anregt ist es gut so. Ich bin ja noch gar nicht lange hier. Deine Worte sind freundlich. Und ein Albatros kann auch mal um die Welt fliegen und nachdenken.

Hey mondnein,

Ich kenne das nicht: "Der Samthautmann trinkt seinen Kaffee mit Metallgeschmack" , aber ich werde mal nachforschen. Peter Greens Albatros kenne ich und Fleetwood Mac auch. Das ist sehr schöne Musik, die gut zu dem Thema passt, ,ich empfinde es gar nicht so lustig. Jeder Jeck ist anders.
Ja die Tierwelt hat zu leiden, jedoch betrachte ich auch deren imposante Fähigkeiten und es ist schön mit anzusehen. Bei mir überwiegt die Hoffnung.

Ich danke dir hansz.

LG an Euch Beide Winterling
 
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