Der alte Fremdenlegionär

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Im Spiegel sieht er das Gesicht des Alten,
durch Wetter, Wind und die Gefahr gegerbt.
Durchfurcht ist es von vielen tiefen Falten,
und jede ist ihm die Erinnerungen wert.

Fürs Waffentragen hat er sich entschieden,
für ein fremdes, nicht das eigene Vaterland.
Von jungen Träumen ist nicht viel geblieben -
tot sind Kameraden, die er manchmal fand.

Marchons! Marchons!" Ihm klingt die Marseillaise
in bangen Altersträumen heut noch nach:
Es ging um Ruhm und Sold und um die Ehre.
Und immer, immer wartete auf ihn das Grab.
 
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Ein sehr schönes Gedicht, liebe SilberneDelfine!

Ich mag den Klang und die Klarheit der Bilder. Und wie du es in nur wenigen Strophen schaffst, ein sehr dichtes Bild eines Menschen zu zeichnen. Wirklich toll!

Eine kleine Änderung würde ich hier in Zeilen eins und zwei vorschlagen, damit die Betonung wieder stmmt:

Marchons! Marchons!" So klingt die Marseillaise - Ihm klingt die Marseillaise
in bangen Altersträumen ihm lange nach: in bangen Altersträumen heut noch nach.
Es ging um Ruhm und Sold und um die Ehre.
Und immer, immer wartete auf ihn das Grab.
Und das hier
Fürs Waffen tragen
schreibt man inzwischen so: Fürs Waffen-Tragen

Sind aber Peanuts angesichts des starken Gedichts. Man könnte noch an der einen oder anderen Stelle metrisch glätten, aber ich mag in diesem Fall, dass die Sprache so natürlich wirkt.

Das hab ich sicher nicht zum letzten Mal gelesen!

Liebe Grüße,
fee
 
Liebe Fee,

vielen herzlichen Dank für deinen Kommentar!

Es freut mich, dass dir das Gedicht gefällt. Ich habe auch ziemlich lange dran gearbeitet :).

LG SilberneDelfine
 
schreibt man inzwischen so: Fürs Waffen-Tragen
Hallo Fee,

ich habe jetzt den Duden-Mentor gefragt, da mir in einem anderen Forum jemand gesagt hat, es würde so zusammengeschrieben: Waffentragen. Man kann es also Waffen-Tragen oder Waffentragen schreiben, sagt der Mentor.

Wenn du möchtest (aber wirklich nur dann), kannst du mir übrigens gerne die metrischen Glättungen zeigen. Ich hatte mir das Gedicht nämlich ca. fünfzigmal laut vorgesprochen und gedacht, es sei metrisch okay, deswegen würde es mich sehr interessieren.

LG SilberneDelfine
 
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Ich hatte mir das Gedicht nämlich ca. fünfzigmal laut vorgesprochen und gedacht, es sei metrisch okay, deswegen würde es mich sehr interessieren.
Gerne!
Ich kenne das. Es passiert mir noch immer ab und zu, dass ich eigene Gedichte mit großem Zeitabstand von ihrer Entstehung lese und feststelle, dass da Hebungspralle oder metrische Holperer drin sind, die ich zuvor - trotz zig-maligen Lesens - ganz offensichtlich nicht wahrgenommen habe. Anscheinend schafft man es nicht immer, seine eigenen gereimten Texte "neutral" - also ohne "Betonungs-Erwartung oder - Wunsch" - zu lesen...ich hab's auch schon geschafft, mir beim Tüfteln mit vier- oder noch-mehr-hebigen Versen solch einen Knopf ins Ohr zu rezitieren, dass ich nur noch verwirrt war und das Gedicht erst mal hab liegen lassen müssen.


Strophe 1 V1 und 3:

Im Spiegel sieht er das Gesicht des Alten,
x Xx X x x xX x Xx
x xX xXx X Xx Xx
Das Gesicht durchziehen so viele Falten,

Ich hab's mal ge-ixt, wie ich es automatisch lese und auch die betonten Silben fett gestellt. Da sieht man, dass die zwei Zeilen hebungstechnisch sehr ungleich sind bzw. V3 sehr unrhythmisch klingt.

Das doppelte "das Gesicht" könnte man da auch gleich mit-eliminieren. Zum Beispiel so:

Im Spiegel sieht er das Gesicht des Alten,
durch Wetter, Wind und die Gefahr gegerbt.
Es ist durchfurcht/Durchfurcht ist es von vielen tiefen Falten,
und jede ist ihm die Erinnerungen wert.

Und die eine Silbe mehr in Z4 macht es dann auch wieder rhythmisch rund.

Strophe zwei würde ich so lassen. Die mag ich sehr - so wie sie ist. Die ist zwar von den Betonungen etwas abweichend, was die anderen Strophen angeht, aber im Sprachfluss und in der Melodie sehr stimmig und in der Sprache schön natürlich. Und insgesamt geht sie, was Hebungen und Senkungen angeht, auch einwandfrei auf. Und zu glatt ist auch nicht immer passend zum Inhalt und kann auch mal öde werden.

Man kann es also Waffen-Tragen oder Waffentragen schreiben, sagt der Mentor.
Ja, geht beides. Wenn die Konstruktion aber noch länger wird, ist die Bindestrichmethode leichter zu lesen und erfassen...daher bevorzuge ich die. Ist aber Geschmackssache.

Liebe Grüße,
fee
 
Liebe Fee,

vielen herzlichen Dank für deine Antwort!
Ich werde die erste Strophe deinem Vorschlag entsprechend ändern.

Jetzt sehe ich metrisch etwas klarer. :)

LG SilberneDelfine
 



 
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