Der anspruchsvolle Ferge

Vitelli

Mitglied
„Ach Tod, lass mich nicht flehen
Will dich aus der Nähe sehen
Reich mir deine warme Hand
Angst vor dir, ich nie empfand

Kann die Gaukler nicht mehr sehen
Wie sie jonglieren, auf Händen gehen
Hab mich hier nie wohl gefühlt
Warum wurde ich an Land gespült?

Ach Tod, erlöse mich von dieser Pein
Du sollst mein Fährmann sein
Der Abschied fällt nicht schwer
Ich will zurück, zurück ins Meer“

„Von Angesicht zu Angesicht
Deine Hand, die nehm ich nicht
Bist die Überfahrt nicht wert
Drum mach ich wieder kehrt“
 
Zuletzt bearbeitet:

anbas

Mitglied
Hallo Vitelli,

die Idee, dass der Tod einen noch nicht haben will, ist zwar nicht neu, aber das sollte niemanden daran hindern, seine eigene Version zu schreiben.

Deine Version ist aus meiner Sicht noch nicht so ganz rund.

Da ist zum einen die Metrik, die an einigen Stellen für meinen Geschmack zu stark holpert.

Zum anderen empfinde ich es als einen inhaltlichen Fehler, wenn das Lyrich einerseits mit einem Fährmann spricht, der für den Transport von einem zum anderen Ufer zuständig ist, und auf der anderen Seite aber sagt, dass es ins Meer möchte. Um ins Meer zu gelangen benötigt man keinen Fährmann.

Aus dem letzten Satz schließe ich, dass es sich evtl. um ein sehr persönliches Gedicht handelt. Falls dies der Fall sein sollte, ist Textarbeit immer etwas schwierig und wird für den Kritisierenden schnell mal zum "Minenfeld", da die Kritik zu persönlich genommen wird oder die Bereitschaft, auf Textarbeit einzugehen, eher gering ist. Bei einer Veröffentlichung in einem Forum, in dem es um Textarbeit geht, sollten diese Gefühle aber möglichst hinten anstehen. Der Satz an sich wirkt in diesem Gedicht auf mich eher wie ein Fremdkörper.

Liebe Grüße

Andreas
 

Vitelli

Mitglied
Hallo Andreas,

vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast. Der Reihe nach:

Hallo Vitelli,

die Idee, dass der Tod einen noch nicht haben will, ist zwar nicht neu, aber das sollte niemanden daran hindern, seine eigene Version zu schreiben.
Völlig richtig. Hab zu Schulzeiten Borcherts 'Draußen vor Tür' gelesen und war schwer beeindruckt. Generell gilt ja: Besser gut geklaut als schlecht selbsterfunden (auch wenn das hier nicht wirklich zutrifft).

Da ist zum einen die Metrik, die an einigen Stellen für meinen Geschmack zu stark holpert.
Oh, ich empfinde das zwar nicht, aber ich muss auch gestehen, dass ich von Metrik und Lyrik im Allgemeinen keinen blassen Schimmer habe. Wie du richtig schlussfolgerst, ist es ein persönliches Gedicht. Aber deshalb nehme ich die Kritik nicht persönlich - ich habe das Gedicht ja schließlich veröffentlicht. Daher nochmal danke für deine Anmerkungen. Und ja, der letzte Satz passt nicht wirklich - ich nehme ihn raus.

Zum anderen empfinde ich es als einen inhaltlichen Fehler, wenn das Lyrich einerseits mit einem Fährmann spricht, der für den Transport von einem zum anderen Ufer zuständig ist, und auf der anderen Seite aber sagt, dass es ins Meer möchte. Um ins Meer zu gelangen benötigt man keinen Fährmann.
Hm. Also alles Leben kommt ja aus dem Meer. Und der Fährmann steht nunmal für den Tod. Es geht bei der Überfahrt ja nicht darum das andere Ufer zu erreichen, sondern vom Leben in den Tod begleitet/geleitet zu werden. Für mich passt das also inhaltlich. ;)


Viele Grüße,
Vitelli
 



 
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