Der Autoschlüssel

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molly

Mitglied
Der Autoschlüssel (Aktuelle Version)

Am liebsten würde ich mir ein Pappschild mit diesem Text umhängen:

Ja, mir geht es gut

Ja, mein Kleiner kommt bald zur Welt.

Für lange Gespräche mit Nachbarn und Bekannten habe ich zurzeit wenig übrig.
Ich brauche im Moment alle Kraft für ihn, sogar die aus meinem Hirn. Wie sonst könnten mir so unmögliche Dinge passieren. Neulich abends erzählte ich meinem Mann, ich hätte einen Bericht gehört von Eltern, die ihrem Kind einen schrecklichen Namen geben wollten, den ich aber nicht mehr wusste. Mein Mann nickte und sagte dann: „Ich weiß, den Bericht habe ich dir vorgelesen, das Mädchen sollte Tarzelki heißen.“
Tage später feierten wir den Geburtstag meines Vaters. Ich fuhr einen Tag vorher hin, richtete mit meiner Mutter alles für das große Fest und übernachtete in meinem alten Kinderzimmer. Und nichts ging schief. Das Essen klappte wunderbar, die Gäste und vor allem der Jubilar, zeigten sich von ihrer besten Seite. Noch vor Ende des Jubeltages bekam mein Mann einen Anruf und musste aus beruflichen Gründen das Fest verlassen. Vorsorglich waren wir schon mit zwei Autos angekommen und er brauste los. Gleich danach wollte Vater ins Bett. Ich begleitete ihn ins Schlafzimmer. Er umarmte mich beim Abschied und flüsterte: „Hast du großartig organisiert, ich danke dir, mein großes Mädchen.“
Als die Gäste das Haus verlassen hatten, verabschiedete ich mich von Mutter
„Gib auf dich acht und ruf an, wenn es Dir nicht gut geht, zu jeder Zeit“, sagte sie und drückte mich vorsichtig an sich.

Hundemüde schulterte ich meine Taschen und den Rucksack, und ging zum Auto. Mein Cousin Alex stand auf der anderen Straßenseite, drückte die Zigarette am Bordstein aus und gesellte sich zu mir.
„Na, bald wirst du Onkel Alex“, sagte ich. Er lachte los. „Das hat mir noch niemand so angeboten, Onkel Alex, hört sich fast alt an!“

Und schon hatte er meine schwarze Reisetasche in der Hand. "Komm, ich lade deine Sachen ins Auto, mach doch mal den Kofferraum auf.“ Ich nickte, doch leider fand ich meinen Autoschlüssel nicht. Verzweifelt wühlte ich in allen Taschen, erfolglos. Ich lief nochmal in mein altes Zimmer, so leise wie möglich. Die Eltern schliefen sicher schon. Doch auch dort fand ich den Schlüssel nicht.
Meine Lockenpracht hatte sich aufgelöst, Haare fielen mir ins Gesicht, wie vom Winde verweht. Ich eilte wieder zu meinem Auto, vielleicht lag er dort am Boden. Vergebens!
Ich setzte mich auf die Treppe und schlug die Hände vors Gesicht. Alex half mir wieder auf.
„Komm“, sagte er, „ ich, der zukünftige Onkel Alex, bring dich nach Hause, such du dort in aller Ruhe, bestimmt findest du ihn.“
Er legte meine schwarze Reisetasche in seinen Kofferraum. „ Echt schwer“, murmelte er.“ Ich warf den Rucksack auf die hintere Bank, klammerte mich an meiner Handtasche fest und setzte mich neben ihn. Die Fahrt dauerte keine halbe Stunde. Ich packte meine Handtasche und den Rucksack und lief zur Haustür. Zum Glück fand ich den Hausschlüssel sofort und dankbar lud ich Alex zu einem Espresso ein, er musste noch 70 Km weiter, nach Frankfurt. Während ich das Getränk richtete, schaute er sich in meinem Wohnzimmer um, rief mir etwas zu, das ich nicht verstand. Bald stellte ich seinen Espresso auf den Küchentisch.
„Du hast das Fest richtig toll organisiert, aber jetzt wird wohl dein „Akku“ leer sein“, meinte er und grinste mich schief an. Wir unterhielten uns kurz, dann düste er weiter. Erst mal holte ich tief Luft, schüttete den Inhalt meiner Handtasche auf den Tisch, der vielerlei zu Tage brachte, nur keinen Schlüssel. Die Suche im Rucksack war ebenfalls erfolglos. Ich beschloss, in meiner schwarzen Tasche nachzuschauen und stellte mit Entsetzen fest, dass diese Tasche nicht im Hausflur stand, sie musste in Alex Auto sein. Ich wählte seine Handynummer, natürlich sprang die Mailbox an. Gleich darauf rief mich mein Mann an. Am liebsten hätte ich losgeheult.
Erst gestand ich ihm die Sache mit dem Autoschlüssel. Aber er tröstete mich sofort: „Ich habe doch den Ersatzschlüssel, schau noch mal in deiner schwarzen Reisetasche nach“, schlug er mir vor.
„Die ist leider unterwegs nach Frankfurt und da ist meine Wäsche drin, hoffentlich schaut Alex nicht rein. Der uralte, ausgeleierte Schlüpfer meiner Mutter, den sie sicher schon während ihrer Schwangerschaft getragen hat, ist auch dabei, wenn er den sieht, wird er mich für den Rest meines Lebens damit necken.“
“ Du meinst den bunten Sambaschlüpfer?“
„Ja, genau den, wenn ich ihn wiederhabe, zerschneide ich ihn in tausend Stücke.“
„Aber Liebes, da passt unser Kleiner jetzt perfekt hinein, behalte ihn noch eine Weile.“
„Vergiss es!“
„Dito“
Und dann fügte er noch dazu: „Morgen holen wir das Auto bei deinen Eltern ab. Weißt du noch, wer den Ersatzschlüssel hat?“
Ich hörte meinen Mann im Hintergrund glucksen und beendete das Gespräch. Unerhört. Wie kann mein Mann so kichern. Neulich waren wir bei einem befreundeten Ehepaar eingeladen. Ich fragte ihn noch, ob bei mir alles in Ordnung wäre. „ Alles perfekt“, meinte er, „beeil dich, damit wir nicht wieder die letzten sind.“ Wie waren nicht die letzten, hinter uns kamen Heide und Jörg. Heide rief mir zu, einen Moment stehen zu bleiben. Erst dachte ich, sie wollte mich fragen, wann der Kleine denn kam. Aber sie flüsterte mir ins Ohr:“ Du hast hinten am Kopf noch zwei Lockenwickel.“ Wirklich, „perfekt“.
Seit meinem Anruf bei Alex waren nun schon 7 Minuten vergangen. Warum rief der Arsch denn nicht an? Gerade, als ich mir einen Tee aufbrühen wollte, klingelte mein Handy. Endlich, Alex!
„Was ist passiert, hast du den Schlüssel“? fragte er
„Nein. Aber meine schwarze Reisetasche liegt noch in deinem Auto, schau bloß nicht rein, ist nur Wäsche drin.“
„Hm“, die aus dem Kofferraum?“
Ja, genau die.“
„Die habe ich dir in den Abstellraum vor die Waschmaschine gestellt, als du mir den Kaffee gerichtet hast, und ich habe dir das auch zugerufen.“
Mit dem Handy am Ohr lief ich in den kleinen Raum und da stand die schwarze Tasche.
„ Alles in Ordnung, Alex, gute Fahrt“, murmelte ich und sank auf den Hocker.
Natürlich fand sich auch darin nicht mein Autoschlüssel und resigniert legte ich mich ins Bett. Morgen musste ich den Schlüssel finden, doch erst einmal wollte ich nur schlafen.
Kurz nach sieben Uhr am nächsten Morgen rief mein Vater an. „ Sag mal, wie bist du gestern nach Hause gekommen, dein Auto steht noch vor der Tür und“...
„Ja, ich weiß“, unterbrach ich ihn schnell, „ Alex hat mich nach Haus gefahren, ich finde meinen Autoschlüssel nicht.“
„Kann ich mir denken, er liegt hier auf meinem Nachttisch.“
In dem Moment regte sich mein Kleiner. Er übte Purzelbäume, seine Füßchen und Händchen klopften an meinen Bauch, einen wahren Trommelwirbel an kleinen Stößen. Wahrscheinlich lachte er sogar über mich, seine Mutter. ©
 
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molly

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Der Autoschlüssel

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Ja, mir geht es gut

Ja, mein Kleiner kommt bald zur Welt.

Für lange Gespräche mit Nachbarn und Bekannten habe ich zurzeit wenig übrig.
Ich brauche im Moment alle Kraft für ihn, sogar die aus meinem Hirn. Wie sonst könnten mir so unmögliche Dinge passieren. Neulich abends erzählte ich meinem Mann, ich hätte einen Bericht gehört von Eltern, die ihrem Kind einen schrecklichen Namen geben wollten, den ich aber nicht mehr wusste. Mein Mann nickte und sagte dann: „ich weiß, den Bericht habe ich dir vorgelesen, das Mädchen sollte Tarzelki heißen.“
Tage später feierten wir den Geburtstag meines Vaters. Ich fuhr ein Tag vorher hin, richtete mit meiner Mutter alles für das große Fest und übernachtete in meinem alten Kinderzimmer. Und nichts ging schief. Das Essen klappte wunderbar, die Gäste und vor allem der Jubilar, zeigten sich von ihrer besten Seite. Noch vor Ende des Festes bekam mein Mann einen Notruf und musste ins Krankenhaus. Vorsorglich waren wir schon mit zwei Autos angekommen und er brauste los. Gleich danach wollte Vater ins Bett. Ich begleitete ihn ins Schlafzimmer. Er umarmte mich beim Abschied und flüsterte: „Hast du großartig organisiert, ich danke Dir, mein großes Mädchen.“
Als die Gäste das Haus verlassen hatten, verabschiedete ich mich von Mutter
„Gib auf dich acht und ruf an, wenn es Dir nicht gut geht, zu jeder Zeit“, sagte sie und drückte mich vorsichtig an sich.

Hundemüde schulterte ich meine Taschen und den Rucksack, und ging zum Auto. Mein Cousin Alex stand auf der anderen Straßenseite, drückte die Zigarette aus und gesellte sich zu mir.
„Na, bald wirst du Onkel Alex“, sagte ich. Er lachte los. „Das hat mir noch niemand so angeboten, Onkel Alex, hört sich fast alt an!“
Und schon hatte er meine schwarze Reisetasche in der Hand. "Komm, ich lade Deine Sachen ins Auto, mach doch mal den Kofferraum auf.“ Ich nickte, doch leider fand ich meinen Autoschlüssel nicht. Verzweifelt wühlte ich in allen Taschen, erfolglos. Ich lief nochmal in mein altes Zimmer, so leise wie möglich. Die Eltern schliefen sicher schon. Doch auch dort fand ich den Schlüssel nicht.
Meine Lockenpracht hatte sich aufgelöst, Haare fielen mir ins Gesicht, wie vom Winde verweht. Ich eilte wieder zu meinem Auto, vielleicht lag er dort am Boden. Umsonst!
Ich setzte mich auf die Treppe und schlug die Hände vors Gesicht. Alex half mir wieder auf.
„Komm“, sagte er, „ ich, der zukünftige Onkel Alex, bring dich nach Hause, such du dort in aller Ruhe, bestimmt findest du ihn.“
Er legte meine schwarze Reisetasche in seinen Kofferraum. „ Sind wohl Steine drin“, murmelte er.“ Ich warf den Rucksack auf die hintere Bank, klammerte mich an meiner Handtasche fest und setzte mich neben ihn. Die Fahrt dauerte keine halbe Stunde. Ich packte meine Handtasche und den Rucksack und lief zur Haustür. Zum Glück fand ich den Hausschlüssel sofort und dankbar lud ich Alex zu einem Espresso ein, er musste noch 70 Km weiter, nach Frankfurt. Während ich das Getränk richtete, schaute er sich in meinem Wohnzimmer um, rief mir etwas zu, das ich nicht verstand. Bald stellte ich seinen Espresso auf den Küchentisch.
„Du hast das Fest richtig toll organisiert, aber jetzt wird wohl dein „Akku“ leer sein“, meinte er und grinste mich schief an. Wir unterhielten uns kurz, dann düste er weiter. Erst mal holte ich tief Luft, schüttete den Inhalt meiner Handtasche auf den Tisch, der vielerlei zu Tage brachte, nur keinen Schlüssel. Die Suche im Rucksack war ebenfalls erfolglos. Ich beschloss, in meiner schwarzen Tasche nachzuschauen und stellte mit Entsetzen fest, dass diese Tasche nicht im Hausflur stand, sie musste in Alex Auto sein. Ich wählte seine Handynummer, natürlich sprang die Mailbox an. Gleich darauf rief mich mein Mann an. Am liebsten hätte ich losgeheult.
Erst gestand ich ihm die Sache mit dem Autoschlüssel. Aber er tröstete mich sofort: „ich habe doch den Ersatzschlüssel, schau noch mal in deiner schwarzen Reisetasche nach“, schlug er mir vor.
„Die ist leider unterwegs nach Frankfurt und da ist meine Wäsche drin, hoffentlich schaut Alex nicht rein. Der uralte, ausgeleierte Schlüpfer meiner Mutter, den sie sicher schon während ihrer Schwangerschaft getragen hat, ist auch dabei, wenn er den sieht, wird er mich für den Rest meines Lebens damit necken.“
“ Du meinst den bunten Sambaschlüpfer?“
„Ja, genau den, wenn ich ihn wiederhabe, zerschneide ich ihn in tausend Stücke.“
„Aber Liebes, da passt unser Kleiner jetzt perfekt hinein, behalte ihn noch eine Weile.“
„Vergiss es!“
„Dito“
Und dann fügte er noch dazu: „morgen holen wir das Auto bei deinen Eltern ab. Weißt du noch, wer den Ersatzschlüssel hat?“
Ich hörte meinen Mann im Hintergrund glucksen und beendete das Gespräch. Unerhört. Wie kann mein Mann so kichern. Neulich waren wir bei einem befreundeten Ehepaar eingeladen. Ich fragte ihn noch, ob bei mir alles in Ordnung wäre. „ Alles perfekt“, meinte er, „beeil dich, damit wir nicht wieder die letzten sind.“ Wie waren nicht die letzten, hinter uns kamen Heide und Jörg. Heide rief mir zu, einen Moment stehen zu bleiben. Erst dachte ich, sie wollte mich fragen, wann der Kleine denn kam. Aber sie flüsterte mir ins Ohr:“ Du hast hinten am Kopf noch zwei Lockenwickel.“ Wirklich, „perfekt“.
Seit meinem Anruf bei Alex waren nun schon 7 Minuten vergangen. Warum rief der Arsch denn nicht an? Gerade, als ich mir einen Tee aufbrühen wollte, klingelte mein Handy. Endlich, Alex!
„Was ist passiert, hast du den Schlüssel“? fragte er
„Nein. Aber meine schwarze Reisetasche liegt noch in deinem Auto, schau bloß nicht rein, ist nur Wäsche drin.“
„Hm“, die aus dem Kofferraum?“
Ja, genau die.“
„Die habe ich dir in den Abstellraum vor die Waschmaschine gestellt, als du mir den Kaffee gerichtet hast, und ich habe dir das auch zugerufen.“
Mit dem Handy am Ohr lief ich in den kleinen Raum und da stand die schwarze Tasche.
„ Alles in Ordnung, Alex, gute Fahrt“, murmelte ich und sank auf den Hocker.
Natürlich fand sich auch darin nicht mein Autoschlüssel und resigniert legte ich mich ins Bett. Morgen musste ich den Schlüssel finden, doch erst einmal wollte ich nur schlafen.
Kurz nach sieben Uhr am nächsten Morgen rief mein Vater an. „ Sag mal, wie bist du gestern nach Hause gekommen, dein Auto steht noch vor der Tür und“...
„Ja, ich weiß“, unterbrach ich ihn schnell, „ Alex hat mich nach Haus gefahren, ich finde meinen Autoschlüssel nicht.“
„Kann ich mir denken, er liegt hier auf meinem Nachttisch.“
In dem Moment regte sich mein Kleiner. Er übte Purzelbäume, seine Füßchen und Händchen klopften an meinen Bauch, einen wahren Trommelwirbel an kleinen Stößen. Wahrscheinlich lachte er sogar über mich, seine Mutter. ©
 

molly

Mitglied
Hi,

Danke dir, ich habe Deinen Vorschlag übernommen. Was meinst Du, in welches Forum könnte ich das setzen? Humor oder Kurzgeschichte?

Liebe Grüße
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Hallo molly,

ich habe bei dieser Schilderung kleiner Katastrophen ein paar Probleme mit der Logik.
Noch vor Ende des Festes bekam mein Mann einen Notruf und musste ins Krankenhaus
.
Diese Aussage steht ohne nähere Begründung im Raum. Ist der Mann Arzt?

Dann die eigentliche Sache mit dem Schlüssel:
Den Autoschlüssel findet die Prota nicht, wohl aber den Hausschlüssel. Ist es bei Dir üblich, die Schlüssel getrennt mitzuführen? Hätte der Vater einen fremden Schlüssel nicht auch schon am Abend auf seinem Nachttisch sehen müssen?
„Na, bald wirst du Onkel Alex“
Wieso wird ein Cousin zum Onkel? Das Verwandtschaftsverhältnis wäre doch Großcousin, oder täusche ich mich?
„ Sind wohl Steine drin“, murmelte er.
Warum ist die Tasche so schwer? Hier fehlt mir eine Begründung.

Ein paar Fehler haben sich noch eingeschlichen:
Ich fuhr [red]ein [/red][blue]einen[/blue] Tag vorher hin
ich danke [red]Dir[/red] [blue]dir[/blue]
ich lade [red]Deine [/red][blue]deine[/blue] Sachen
[red]Umsonst![/red] [blue]Vergebens![/blue]
Und dann fügte er noch dazu: „[red]morgen[/red] [blue]Morgen[/blue] holen wir das Auto bei deinen Eltern ab.

Schönen Sonntag
und Gruß
Ciconia
 

molly

Mitglied
Der Autoschlüssel

Am liebsten würde ich mir ein Pappschild mit diesem Text umhängen:

Ja, mir geht es gut

Ja, mein Kleiner kommt bald zur Welt.

Für lange Gespräche mit Nachbarn und Bekannten habe ich zurzeit wenig übrig.
Ich brauche im Moment alle Kraft für ihn, sogar die aus meinem Hirn. Wie sonst könnten mir so unmögliche Dinge passieren. Neulich abends erzählte ich meinem Mann, ich hätte einen Bericht gehört von Eltern, die ihrem Kind einen schrecklichen Namen geben wollten, den ich aber nicht mehr wusste. Mein Mann nickte und sagte dann: „Ich weiß, den Bericht habe ich dir vorgelesen, das Mädchen sollte Tarzelki heißen.“
Tage später feierten wir den Geburtstag meines Vaters. Ich fuhr einen Tag vorher hin, richtete mit meiner Mutter alles für das große Fest und übernachtete in meinem alten Kinderzimmer. Und nichts ging schief. Das Essen klappte wunderbar, die Gäste und vor allem der Jubilar, zeigten sich von ihrer besten Seite. Noch vor Ende des Festes bekam mein Mann einen Notruf und musste ins Krankenhaus. Vorsorglich waren wir schon mit zwei Autos angekommen und er brauste los. Gleich danach wollte Vater ins Bett. Ich begleitete ihn ins Schlafzimmer. Er umarmte mich beim Abschied und flüsterte: „Hast du großartig organisiert, ich danke Dir, mein großes Mädchen.“
Als die Gäste das Haus verlassen hatten, verabschiedete ich mich von Mutter
„Gib auf dich acht und ruf an, wenn es Dir nicht gut geht, zu jeder Zeit“, sagte sie und drückte mich vorsichtig an sich.

Hundemüde schulterte ich meine Taschen und den Rucksack, und ging zum Auto. Mein Cousin Alex stand auf der anderen Straßenseite, drückte die Zigarette aus und gesellte sich zu mir.
„Na, bald wirst du Onkel Alex“, sagte ich. Er lachte los. „Das hat mir noch niemand so angeboten, Onkel Alex, hört sich fast alt an!“

Und schon hatte er meine schwarze Reisetasche in der Hand. "Komm, ich lade Deine Sachen ins Auto, mach doch mal den Kofferraum auf.“ Ich nickte, doch leider fand ich meinen Autoschlüssel nicht. Verzweifelt wühlte ich in allen Taschen, erfolglos. Ich lief nochmal in mein altes Zimmer, so leise wie möglich. Die Eltern schliefen sicher schon. Doch auch dort fand ich den Schlüssel nicht.
Meine Lockenpracht hatte sich aufgelöst, Haare fielen mir ins Gesicht, wie vom Winde verweht. Ich eilte wieder zu meinem Auto, vielleicht lag er dort am Boden. Vergebens!
Ich setzte mich auf die Treppe und schlug die Hände vors Gesicht. Alex half mir wieder auf.
„Komm“, sagte er, „ ich, der zukünftige Onkel Alex, bring dich nach Hause, such du dort in aller Ruhe, bestimmt findest du ihn.“
Er legte meine schwarze Reisetasche in seinen Kofferraum. „ Echt schwer“, murmelte er.“ Ich warf den Rucksack auf die hintere Bank, klammerte mich an meiner Handtasche fest und setzte mich neben ihn. Die Fahrt dauerte keine halbe Stunde. Ich packte meine Handtasche und den Rucksack und lief zur Haustür. Zum Glück fand ich den Hausschlüssel sofort und dankbar lud ich Alex zu einem Espresso ein, er musste noch 70 Km weiter, nach Frankfurt. Während ich das Getränk richtete, schaute er sich in meinem Wohnzimmer um, rief mir etwas zu, das ich nicht verstand. Bald stellte ich seinen Espresso auf den Küchentisch.
„Du hast das Fest richtig toll organisiert, aber jetzt wird wohl dein „Akku“ leer sein“, meinte er und grinste mich schief an. Wir unterhielten uns kurz, dann düste er weiter. Erst mal holte ich tief Luft, schüttete den Inhalt meiner Handtasche auf den Tisch, der vielerlei zu Tage brachte, nur keinen Schlüssel. Die Suche im Rucksack war ebenfalls erfolglos. Ich beschloss, in meiner schwarzen Tasche nachzuschauen und stellte mit Entsetzen fest, dass diese Tasche nicht im Hausflur stand, sie musste in Alex Auto sein. Ich wählte seine Handynummer, natürlich sprang die Mailbox an. Gleich darauf rief mich mein Mann an. Am liebsten hätte ich losgeheult.
Erst gestand ich ihm die Sache mit dem Autoschlüssel. Aber er tröstete mich sofort: „Ich habe doch den Ersatzschlüssel, schau noch mal in deiner schwarzen Reisetasche nach“, schlug er mir vor.
„Die ist leider unterwegs nach Frankfurt und da ist meine Wäsche drin, hoffentlich schaut Alex nicht rein. Der uralte, ausgeleierte Schlüpfer meiner Mutter, den sie sicher schon während ihrer Schwangerschaft getragen hat, ist auch dabei, wenn er den sieht, wird er mich für den Rest meines Lebens damit necken.“
“ Du meinst den bunten Sambaschlüpfer?“
„Ja, genau den, wenn ich ihn wiederhabe, zerschneide ich ihn in tausend Stücke.“
„Aber Liebes, da passt unser Kleiner jetzt perfekt hinein, behalte ihn noch eine Weile.“
„Vergiss es!“
„Dito“
Und dann fügte er noch dazu: „Morgen holen wir das Auto bei deinen Eltern ab. Weißt du noch, wer den Ersatzschlüssel hat?“
Ich hörte meinen Mann im Hintergrund glucksen und beendete das Gespräch. Unerhört. Wie kann mein Mann so kichern. Neulich waren wir bei einem befreundeten Ehepaar eingeladen. Ich fragte ihn noch, ob bei mir alles in Ordnung wäre. „ Alles perfekt“, meinte er, „beeil dich, damit wir nicht wieder die letzten sind.“ Wie waren nicht die letzten, hinter uns kamen Heide und Jörg. Heide rief mir zu, einen Moment stehen zu bleiben. Erst dachte ich, sie wollte mich fragen, wann der Kleine denn kam. Aber sie flüsterte mir ins Ohr:“ Du hast hinten am Kopf noch zwei Lockenwickel.“ Wirklich, „perfekt“.
Seit meinem Anruf bei Alex waren nun schon 7 Minuten vergangen. Warum rief der Arsch denn nicht an? Gerade, als ich mir einen Tee aufbrühen wollte, klingelte mein Handy. Endlich, Alex!
„Was ist passiert, hast du den Schlüssel“? fragte er
„Nein. Aber meine schwarze Reisetasche liegt noch in deinem Auto, schau bloß nicht rein, ist nur Wäsche drin.“
„Hm“, die aus dem Kofferraum?“
Ja, genau die.“
„Die habe ich dir in den Abstellraum vor die Waschmaschine gestellt, als du mir den Kaffee gerichtet hast, und ich habe dir das auch zugerufen.“
Mit dem Handy am Ohr lief ich in den kleinen Raum und da stand die schwarze Tasche.
„ Alles in Ordnung, Alex, gute Fahrt“, murmelte ich und sank auf den Hocker.
Natürlich fand sich auch darin nicht mein Autoschlüssel und resigniert legte ich mich ins Bett. Morgen musste ich den Schlüssel finden, doch erst einmal wollte ich nur schlafen.
Kurz nach sieben Uhr am nächsten Morgen rief mein Vater an. „ Sag mal, wie bist du gestern nach Hause gekommen, dein Auto steht noch vor der Tür und“...
„Ja, ich weiß“, unterbrach ich ihn schnell, „ Alex hat mich nach Haus gefahren, ich finde meinen Autoschlüssel nicht.“
„Kann ich mir denken, er liegt hier auf meinem Nachttisch.“
In dem Moment regte sich mein Kleiner. Er übte Purzelbäume, seine Füßchen und Händchen klopften an meinen Bauch, einen wahren Trommelwirbel an kleinen Stößen. Wahrscheinlich lachte er sogar über mich, seine Mutter. ©
 

molly

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Der Autoschlüssel

Am liebsten würde ich mir ein Pappschild mit diesem Text umhängen:

Ja, mir geht es gut

Ja, mein Kleiner kommt bald zur Welt.

Für lange Gespräche mit Nachbarn und Bekannten habe ich zurzeit wenig übrig.
Ich brauche im Moment alle Kraft für ihn, sogar die aus meinem Hirn. Wie sonst könnten mir so unmögliche Dinge passieren. Neulich abends erzählte ich meinem Mann, ich hätte einen Bericht gehört von Eltern, die ihrem Kind einen schrecklichen Namen geben wollten, den ich aber nicht mehr wusste. Mein Mann nickte und sagte dann: „Ich weiß, den Bericht habe ich dir vorgelesen, das Mädchen sollte Tarzelki heißen.“
Tage später feierten wir den Geburtstag meines Vaters. Ich fuhr einen Tag vorher hin, richtete mit meiner Mutter alles für das große Fest und übernachtete in meinem alten Kinderzimmer. Und nichts ging schief. Das Essen klappte wunderbar, die Gäste und vor allem der Jubilar, zeigten sich von ihrer besten Seite. Noch vor Ende des Festes bekam mein Mann einen Notruf und musste ins Krankenhaus. Vorsorglich waren wir schon mit zwei Autos angekommen und er brauste los. Gleich danach wollte Vater ins Bett. Ich begleitete ihn ins Schlafzimmer. Er umarmte mich beim Abschied und flüsterte: „Hast du großartig organisiert, ich danke dir, mein großes Mädchen.“
Als die Gäste das Haus verlassen hatten, verabschiedete ich mich von Mutter
„Gib auf dich acht und ruf an, wenn es Dir nicht gut geht, zu jeder Zeit“, sagte sie und drückte mich vorsichtig an sich.

Hundemüde schulterte ich meine Taschen und den Rucksack, und ging zum Auto. Mein Cousin Alex stand auf der anderen Straßenseite, drückte die Zigarette aus und gesellte sich zu mir.
„Na, bald wirst du Onkel Alex“, sagte ich. Er lachte los. „Das hat mir noch niemand so angeboten, Onkel Alex, hört sich fast alt an!“

Und schon hatte er meine schwarze Reisetasche in der Hand. "Komm, ich lade Deine Sachen ins Auto, mach doch mal den Kofferraum auf.“ Ich nickte, doch leider fand ich meinen Autoschlüssel nicht. Verzweifelt wühlte ich in allen Taschen, erfolglos. Ich lief nochmal in mein altes Zimmer, so leise wie möglich. Die Eltern schliefen sicher schon. Doch auch dort fand ich den Schlüssel nicht.
Meine Lockenpracht hatte sich aufgelöst, Haare fielen mir ins Gesicht, wie vom Winde verweht. Ich eilte wieder zu meinem Auto, vielleicht lag er dort am Boden. Vergebens!
Ich setzte mich auf die Treppe und schlug die Hände vors Gesicht. Alex half mir wieder auf.
„Komm“, sagte er, „ ich, der zukünftige Onkel Alex, bring dich nach Hause, such du dort in aller Ruhe, bestimmt findest du ihn.“
Er legte meine schwarze Reisetasche in seinen Kofferraum. „ Echt schwer“, murmelte er.“ Ich warf den Rucksack auf die hintere Bank, klammerte mich an meiner Handtasche fest und setzte mich neben ihn. Die Fahrt dauerte keine halbe Stunde. Ich packte meine Handtasche und den Rucksack und lief zur Haustür. Zum Glück fand ich den Hausschlüssel sofort und dankbar lud ich Alex zu einem Espresso ein, er musste noch 70 Km weiter, nach Frankfurt. Während ich das Getränk richtete, schaute er sich in meinem Wohnzimmer um, rief mir etwas zu, das ich nicht verstand. Bald stellte ich seinen Espresso auf den Küchentisch.
„Du hast das Fest richtig toll organisiert, aber jetzt wird wohl dein „Akku“ leer sein“, meinte er und grinste mich schief an. Wir unterhielten uns kurz, dann düste er weiter. Erst mal holte ich tief Luft, schüttete den Inhalt meiner Handtasche auf den Tisch, der vielerlei zu Tage brachte, nur keinen Schlüssel. Die Suche im Rucksack war ebenfalls erfolglos. Ich beschloss, in meiner schwarzen Tasche nachzuschauen und stellte mit Entsetzen fest, dass diese Tasche nicht im Hausflur stand, sie musste in Alex Auto sein. Ich wählte seine Handynummer, natürlich sprang die Mailbox an. Gleich darauf rief mich mein Mann an. Am liebsten hätte ich losgeheult.
Erst gestand ich ihm die Sache mit dem Autoschlüssel. Aber er tröstete mich sofort: „Ich habe doch den Ersatzschlüssel, schau noch mal in deiner schwarzen Reisetasche nach“, schlug er mir vor.
„Die ist leider unterwegs nach Frankfurt und da ist meine Wäsche drin, hoffentlich schaut Alex nicht rein. Der uralte, ausgeleierte Schlüpfer meiner Mutter, den sie sicher schon während ihrer Schwangerschaft getragen hat, ist auch dabei, wenn er den sieht, wird er mich für den Rest meines Lebens damit necken.“
“ Du meinst den bunten Sambaschlüpfer?“
„Ja, genau den, wenn ich ihn wiederhabe, zerschneide ich ihn in tausend Stücke.“
„Aber Liebes, da passt unser Kleiner jetzt perfekt hinein, behalte ihn noch eine Weile.“
„Vergiss es!“
„Dito“
Und dann fügte er noch dazu: „Morgen holen wir das Auto bei deinen Eltern ab. Weißt du noch, wer den Ersatzschlüssel hat?“
Ich hörte meinen Mann im Hintergrund glucksen und beendete das Gespräch. Unerhört. Wie kann mein Mann so kichern. Neulich waren wir bei einem befreundeten Ehepaar eingeladen. Ich fragte ihn noch, ob bei mir alles in Ordnung wäre. „ Alles perfekt“, meinte er, „beeil dich, damit wir nicht wieder die letzten sind.“ Wie waren nicht die letzten, hinter uns kamen Heide und Jörg. Heide rief mir zu, einen Moment stehen zu bleiben. Erst dachte ich, sie wollte mich fragen, wann der Kleine denn kam. Aber sie flüsterte mir ins Ohr:“ Du hast hinten am Kopf noch zwei Lockenwickel.“ Wirklich, „perfekt“.
Seit meinem Anruf bei Alex waren nun schon 7 Minuten vergangen. Warum rief der Arsch denn nicht an? Gerade, als ich mir einen Tee aufbrühen wollte, klingelte mein Handy. Endlich, Alex!
„Was ist passiert, hast du den Schlüssel“? fragte er
„Nein. Aber meine schwarze Reisetasche liegt noch in deinem Auto, schau bloß nicht rein, ist nur Wäsche drin.“
„Hm“, die aus dem Kofferraum?“
Ja, genau die.“
„Die habe ich dir in den Abstellraum vor die Waschmaschine gestellt, als du mir den Kaffee gerichtet hast, und ich habe dir das auch zugerufen.“
Mit dem Handy am Ohr lief ich in den kleinen Raum und da stand die schwarze Tasche.
„ Alles in Ordnung, Alex, gute Fahrt“, murmelte ich und sank auf den Hocker.
Natürlich fand sich auch darin nicht mein Autoschlüssel und resigniert legte ich mich ins Bett. Morgen musste ich den Schlüssel finden, doch erst einmal wollte ich nur schlafen.
Kurz nach sieben Uhr am nächsten Morgen rief mein Vater an. „ Sag mal, wie bist du gestern nach Hause gekommen, dein Auto steht noch vor der Tür und“...
„Ja, ich weiß“, unterbrach ich ihn schnell, „ Alex hat mich nach Haus gefahren, ich finde meinen Autoschlüssel nicht.“
„Kann ich mir denken, er liegt hier auf meinem Nachttisch.“
In dem Moment regte sich mein Kleiner. Er übte Purzelbäume, seine Füßchen und Händchen klopften an meinen Bauch, einen wahren Trommelwirbel an kleinen Stößen. Wahrscheinlich lachte er sogar über mich, seine Mutter. ©
 

molly

Mitglied
Hallo Cionia,

ich danke Dir für Dein aufmerksames Lesen. Die Rechtschreibfehler habe ich verbessert.

""Diese Aussage steht ohne nähere Begründung im Raum. Ist der Mann Arzt?""
Ist das wichtig für die Geschichte?

Ja, Autoschlüssel und Haustürschlüssel sind getrennt.
Am Haustürschlüssel hängen einige andere Schlüssel.

""Hätte der Vater einen fremden Schlüssel nicht auch schon am Abend auf seinem Nachttisch sehen müssen?""

Nein, er war zu erschöpft.


quote:
„Na, bald wirst du Onkel Alex“

""Wieso wird ein Cousin zum Onkel? Das Verwandtschaftsverhältnis wäre doch Großcousin, oder täusche ich mich?""
Nein, Du täuschst Dich nicht, aber so ist die Prot., sie will einen Onkel für ihren Kleinen.

quote:
„ Sind wohl Steine drin“, murmelte er. Habe ich geändert

Liebe Grüße und einen schönen Sonntag

molly
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Ist das wichtig für die Geschichte?
Nein, molly, das ist überhaupt nicht wichtig für die Geschichte. Ich finde nur, wenn Du schon Notruf und Krankenhaus erwähnst, solltest Du eine Begründung dafür geben. Ansonsten hätte es gereicht, ihn "aus beruflichen Gründen" abrufen zu lassen.

Gruß Ciconia
 

molly

Mitglied
Der Autoschlüssel

Am liebsten würde ich mir ein Pappschild mit diesem Text umhängen:

Ja, mir geht es gut

Ja, mein Kleiner kommt bald zur Welt.

Für lange Gespräche mit Nachbarn und Bekannten habe ich zurzeit wenig übrig.
Ich brauche im Moment alle Kraft für ihn, sogar die aus meinem Hirn. Wie sonst könnten mir so unmögliche Dinge passieren. Neulich abends erzählte ich meinem Mann, ich hätte einen Bericht gehört von Eltern, die ihrem Kind einen schrecklichen Namen geben wollten, den ich aber nicht mehr wusste. Mein Mann nickte und sagte dann: „Ich weiß, den Bericht habe ich dir vorgelesen, das Mädchen sollte Tarzelki heißen.“
Tage später feierten wir den Geburtstag meines Vaters. Ich fuhr einen Tag vorher hin, richtete mit meiner Mutter alles für das große Fest und übernachtete in meinem alten Kinderzimmer. Und nichts ging schief. Das Essen klappte wunderbar, die Gäste und vor allem der Jubilar, zeigten sich von ihrer besten Seite. Noch vor Ende des Jubeltages bekam mein Mann einen Anruf und musste aus beruflichen Gründen das Fest verlassen. Vorsorglich waren wir schon mit zwei Autos angekommen und er brauste los. Gleich danach wollte Vater ins Bett. Ich begleitete ihn ins Schlafzimmer. Er umarmte mich beim Abschied und flüsterte: „Hast du großartig organisiert, ich danke dir, mein großes Mädchen.“
Als die Gäste das Haus verlassen hatten, verabschiedete ich mich von Mutter
„Gib auf dich acht und ruf an, wenn es Dir nicht gut geht, zu jeder Zeit“, sagte sie und drückte mich vorsichtig an sich.

Hundemüde schulterte ich meine Taschen und den Rucksack, und ging zum Auto. Mein Cousin Alex stand auf der anderen Straßenseite, drückte die Zigarette aus und gesellte sich zu mir.
„Na, bald wirst du Onkel Alex“, sagte ich. Er lachte los. „Das hat mir noch niemand so angeboten, Onkel Alex, hört sich fast alt an!“

Und schon hatte er meine schwarze Reisetasche in der Hand. "Komm, ich lade deine Sachen ins Auto, mach doch mal den Kofferraum auf.“ Ich nickte, doch leider fand ich meinen Autoschlüssel nicht. Verzweifelt wühlte ich in allen Taschen, erfolglos. Ich lief nochmal in mein altes Zimmer, so leise wie möglich. Die Eltern schliefen sicher schon. Doch auch dort fand ich den Schlüssel nicht.
Meine Lockenpracht hatte sich aufgelöst, Haare fielen mir ins Gesicht, wie vom Winde verweht. Ich eilte wieder zu meinem Auto, vielleicht lag er dort am Boden. Vergebens!
Ich setzte mich auf die Treppe und schlug die Hände vors Gesicht. Alex half mir wieder auf.
„Komm“, sagte er, „ ich, der zukünftige Onkel Alex, bring dich nach Hause, such du dort in aller Ruhe, bestimmt findest du ihn.“
Er legte meine schwarze Reisetasche in seinen Kofferraum. „ Echt schwer“, murmelte er.“ Ich warf den Rucksack auf die hintere Bank, klammerte mich an meiner Handtasche fest und setzte mich neben ihn. Die Fahrt dauerte keine halbe Stunde. Ich packte meine Handtasche und den Rucksack und lief zur Haustür. Zum Glück fand ich den Hausschlüssel sofort und dankbar lud ich Alex zu einem Espresso ein, er musste noch 70 Km weiter, nach Frankfurt. Während ich das Getränk richtete, schaute er sich in meinem Wohnzimmer um, rief mir etwas zu, das ich nicht verstand. Bald stellte ich seinen Espresso auf den Küchentisch.
„Du hast das Fest richtig toll organisiert, aber jetzt wird wohl dein „Akku“ leer sein“, meinte er und grinste mich schief an. Wir unterhielten uns kurz, dann düste er weiter. Erst mal holte ich tief Luft, schüttete den Inhalt meiner Handtasche auf den Tisch, der vielerlei zu Tage brachte, nur keinen Schlüssel. Die Suche im Rucksack war ebenfalls erfolglos. Ich beschloss, in meiner schwarzen Tasche nachzuschauen und stellte mit Entsetzen fest, dass diese Tasche nicht im Hausflur stand, sie musste in Alex Auto sein. Ich wählte seine Handynummer, natürlich sprang die Mailbox an. Gleich darauf rief mich mein Mann an. Am liebsten hätte ich losgeheult.
Erst gestand ich ihm die Sache mit dem Autoschlüssel. Aber er tröstete mich sofort: „Ich habe doch den Ersatzschlüssel, schau noch mal in deiner schwarzen Reisetasche nach“, schlug er mir vor.
„Die ist leider unterwegs nach Frankfurt und da ist meine Wäsche drin, hoffentlich schaut Alex nicht rein. Der uralte, ausgeleierte Schlüpfer meiner Mutter, den sie sicher schon während ihrer Schwangerschaft getragen hat, ist auch dabei, wenn er den sieht, wird er mich für den Rest meines Lebens damit necken.“
“ Du meinst den bunten Sambaschlüpfer?“
„Ja, genau den, wenn ich ihn wiederhabe, zerschneide ich ihn in tausend Stücke.“
„Aber Liebes, da passt unser Kleiner jetzt perfekt hinein, behalte ihn noch eine Weile.“
„Vergiss es!“
„Dito“
Und dann fügte er noch dazu: „Morgen holen wir das Auto bei deinen Eltern ab. Weißt du noch, wer den Ersatzschlüssel hat?“
Ich hörte meinen Mann im Hintergrund glucksen und beendete das Gespräch. Unerhört. Wie kann mein Mann so kichern. Neulich waren wir bei einem befreundeten Ehepaar eingeladen. Ich fragte ihn noch, ob bei mir alles in Ordnung wäre. „ Alles perfekt“, meinte er, „beeil dich, damit wir nicht wieder die letzten sind.“ Wie waren nicht die letzten, hinter uns kamen Heide und Jörg. Heide rief mir zu, einen Moment stehen zu bleiben. Erst dachte ich, sie wollte mich fragen, wann der Kleine denn kam. Aber sie flüsterte mir ins Ohr:“ Du hast hinten am Kopf noch zwei Lockenwickel.“ Wirklich, „perfekt“.
Seit meinem Anruf bei Alex waren nun schon 7 Minuten vergangen. Warum rief der Arsch denn nicht an? Gerade, als ich mir einen Tee aufbrühen wollte, klingelte mein Handy. Endlich, Alex!
„Was ist passiert, hast du den Schlüssel“? fragte er
„Nein. Aber meine schwarze Reisetasche liegt noch in deinem Auto, schau bloß nicht rein, ist nur Wäsche drin.“
„Hm“, die aus dem Kofferraum?“
Ja, genau die.“
„Die habe ich dir in den Abstellraum vor die Waschmaschine gestellt, als du mir den Kaffee gerichtet hast, und ich habe dir das auch zugerufen.“
Mit dem Handy am Ohr lief ich in den kleinen Raum und da stand die schwarze Tasche.
„ Alles in Ordnung, Alex, gute Fahrt“, murmelte ich und sank auf den Hocker.
Natürlich fand sich auch darin nicht mein Autoschlüssel und resigniert legte ich mich ins Bett. Morgen musste ich den Schlüssel finden, doch erst einmal wollte ich nur schlafen.
Kurz nach sieben Uhr am nächsten Morgen rief mein Vater an. „ Sag mal, wie bist du gestern nach Hause gekommen, dein Auto steht noch vor der Tür und“...
„Ja, ich weiß“, unterbrach ich ihn schnell, „ Alex hat mich nach Haus gefahren, ich finde meinen Autoschlüssel nicht.“
„Kann ich mir denken, er liegt hier auf meinem Nachttisch.“
In dem Moment regte sich mein Kleiner. Er übte Purzelbäume, seine Füßchen und Händchen klopften an meinen Bauch, einen wahren Trommelwirbel an kleinen Stößen. Wahrscheinlich lachte er sogar über mich, seine Mutter. ©
 

anbas

Mitglied
Hi Monika,

diesmal hast Du mich überrascht - Deine lyrische "Handschrift" habe ich in letzter Zeit ja meistens erkannt ;). Hier war es anders.

Ich glaube, dass sich auch aus diesem Text noch ein wenig mehr "herauskitzeln" lässt. Wenn ich Zeit und Musse habe, schaue ich ihn mir noch mal an.

Liebe Grüße

Andreas
 

molly

Mitglied
Hi Andreas,

Wenn Du Zeit und Musse hast, würdest Du mir bitte zuerst eine andere Geschichte begutachten?

Liebe Grüße

Monika
 

ThomasQu

Mitglied
Servus molly,

und damit dir die Arbeit nicht ausgeht, kommt jetzt noch “Der Autoschlüssel“ dran. (-:

Also das mit dem Pappschild und dem Fettgedruckten kommt meiner Meinung nach nicht so gut rüber. Ich fände es besser, wenn du den Leser im darauffolgenden Absatz kurz über die Schwangerschaft der Protagonistin in Kenntnis setzen würdest und mit “Für lange Gespräche mit Nachbarn …“ hättest du gleich einen schönen Einstieg in die Geschichte.

drückte die Zigarette aus … Wo? Auf dem Kotflügel seines Wagens? Vielleicht solltest du schreiben … trat seine Zigarette aus …

such du dort in aller Ruhe, bestimmt findest du ihn … Das ist nicht so ganz logisch, da könnte die Ich-Erzählerin höchstens den Ersatzschlüssel finden, denn sie ist ja mit dem Auto angekommen.

Wie kann mein Mann so kichern … sich so über mich lustig machen könnte vielleicht besser passen.

Beim Lesen erging es mir ähnlich wie beim “Mittagessen“. Es hat ein wenig gedauert, bis ich mit deiner Geschichte warm geworden bin. Dass ich mit ihr warm geworden bin, dafür sorgt dein überzeugend flüssiger, runder Schreibstil. Dass es etwas gedauert hat, liegt wahrscheinlich daran, dass noch ein kleines Überraschungsmoment im Text fehlt.
Vielleicht könntest du in der ersten Hälfte der Geschichte noch die Kopflosigkeit deiner Protagonistin etwas besser darstellen. Irgendein Bild, z.B. dass sie sich an die Stirn greift und zu sich selber sagt: Ich war doch früher nicht so verpeilt, oder etwas ähnliches.
Und dann am Schluss, wie wäre es denn, wenn sie den Autoschlüssel in ihrer Hosentasche finden würde? Meines Wissens sind Schwangerschaftsklamotten doch recht weit geschnitten. Irgendeine lustige Idee fehlt dem Text am Ende noch und darüber nachzudenken würde sich rentieren.

Grüße, Thomas
 

molly

Mitglied
Lieber Thomas,

danke fürs Lesen und die Tipps,
"trat seine Zigarette aus …" werde ich übernehmen, aber nicht jetzt gleich verbessern.

… such du dort in aller Ruhe, bestimmt findest du ihn … Das ist nicht so ganz logisch, da könnte die Ich-Erzählerin höchstens den Ersatzschlüssel finden, denn sie ist ja mit dem Auto angekommen.

Sie ist doch mit Alex Auto nach Hause gefahren worden und sie hat weder Rucksack, noch Tascheninhalt vorher genau nach dem Autoschlüssel durchsucht. Da ist ja oft noch mehr Platz drin, als in den weitesten Klamotten.

Ein Hinweiss, wo er sein könnte, gab es gleich zu Anfang: sie hat den Vater ins Schlafzimmer begleitet.

… Wie kann mein Mann so kichern …
Er hat sich nicht lustig über sie gemacht, nur gekichert.

Das mit dem Pappschild muss ich mir noch überlegen.

Meinst du, ich sollte noch erwähnen, dass sie im Supermarkt statt dem Käse die sauren Heringe gekauft hat?

Viele Grüße

molly
 

ThomasQu

Mitglied
Käse oder saure Heringe? Weiß nicht, kann vielleicht nicht schaden.
Gib mal bei Google den Namen Tarzelki ein, du wirst staunen, was kommt.
 



 
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