Eine Gestalt steht auf dem Sims seines Wohnzimmerfensters und blickt von dem 14. Stock hinab auf eine belebte Stadt.
In welcher wandeln Menschen zu Tausenden, auf dem Weg zu unterschiedlichstem Ziel. Die breite Straße unter ihm, gefüllt mit Fahrzeugen im stockenden Verkehr.
Ein elender Lärm, welcher diesen heißen Sommertag mit einem Pegel erfüllt. Kaum noch fähig, einen klaren Gedanken zu fassen.
Hinter der Gestalt des jungen Mannes, am anderen Ende des Fensters liegt seine prächtige Suite.
Vor Kurzem erst renoviert und eingerichtet mit neuen Möbeln.
Auf dem roten Teppichboden schaut der braune Schäferhund mit weiten Augen und gespitzten Ohren seinem Besitzer entgegen, nicht verstehend, was geschieht.
Auf dem Bücherregal, das Bild eines fröhlichen jungen Paares.
Doch warum steht ein vom Glück geküsster Geist an der Schwelle des Lebens?
Die Antwort, niedergeschrieben in einem signierten Brief, gerichtet an seine Liebste, welche er im Begriff ist, zurückzulassen in dieser wirren Welt.
Auf welchen seine Geschichte steht:
"Meine liebste Sofie,
Du musst glauben, ich sei komplett dem Wahnsinn verfallen, liest du diese letzte Nachricht an dich.
Es tut mir unendlich leid, dass ich mich nicht persönlich von dir verabschieden konnte, doch ich versichere dir, Mir geht es nun besser als in den letzten Tagen unseres Zusammenlebens.
Wenn ich daran denke, wie ich dich bei der Feier deiner Eltern blamiert habe, als ich abgehauen bin, tut es mir einfach leid.
Aber ich möchte dir noch abschließend das Warum für mein seltsames Verhalten in der letzten Zeit erklären. Bitte nimm dir die Zeit, zu verstehen.
Erinnerst du dich an unseren Urlaub in Rumänien im letzten Jahr?
Wir waren in Constanta und wollten einfach die Seele baumeln lassen.
Mit zwei Wochen Urlaub am Schwarzen Meer.
Du trugst das schöne blaue Kleid, welches ich dir zum Geburtstag schenkte.
Ich sehe dich noch immer darin vor mir, dein zartes Lächeln. Das braune, schulterlange Haar, die roten Strähnen und deine wundervollen blau-grünen Augen.
Du gingst so glücklich am Strand entlang und ich warf mich mit dir in die ankommenden Fluten.
Wir lachten und es war der Moment, an dem das Foto entstand, welches auf unserem Bücherregal steht. Ich erinnere mich, dass es dir unangenehm war, es aufzustellen.
Du bezeichnest dich ja nur zu gern als nicht fotogen.
Allerdings war dies auch ein schicksalshafter Tag. Am Abend beim Schwimmen stach mich diese dämliche Qualle, weist du noch?
Du drängest darauf, dass ich ins Krankenhaus gehe, was ich ablehnte.
Nach unserem Urlaub war der Stich immer noch so rot und entzündete sich extrem.
Tja, hätte ich direkt auf dich gehört. Als ich im Krankenhaus lag, mit 42 °C Fieber, dachte ich, es wäre vorbei.
Es waren endlose Schmerzen, es war alles um mich herum verschwommen und ich bekam extreme Halluzinationen von allen möglichen Übeln.
Aber all das habe ich dank Deiner Hilfe überstanden und ich konnte wieder komplett geheilt werden.
Zumindest fast ...
Ich wollte dich nicht unnötig beruhigen, aber was blieb, waren die Halluzinationen.
Mir fällt es schwer, die folgenden Erklärungen in Worte zu fassen, auch da ich es selbst nicht bis zu meinem Ableben begriffen habe.
Dennoch solltest du Bescheid wissen, auch wenn es verrückt erscheint.
Die Halluzinationen verschwanden eine Zeit lang, als sich das Fieber wieder gesenkt hatte, doch erinnere ich mich, dass ich bei dem Abschlussgespräch mit dem Arzt in einen Spiegel blickte, um mein geplagtes Gesicht zu erblicken.
Was ich dort sah, war allerdings nicht das meine, zumindest nicht komplett.
Die gesamte rechte Seite schien verbrannt. Worauf ich erschrack, zur Verwunderung des Arztes. Als ich ihn auf die Verbrennung hinwies, gab er an, dass mein Gesicht komplett heil sei, ohne Male und Verbrennungen.
Was es beim nächsten Anblick in den Spiegel auch war.
Wir schoben es einfach auf den Stress der letzten Tage.
Ein paar Tage später gingen wir gemeinsam in der Stadt einkaufen, die Geschehnisse bereits fast verarbeitet.
Schaute ich in ein Schaufenster. In diesem konnte ich das Gesicht wieder erblicken.
Doch dieses Mal schien es entmenschlicht. Es war komplett von Narben und Verbrennungen übersät.
Ich erinnere mich, gesehen zu haben, dass das rechte Augenlied zuckte.
Nachdem ich den Blick abwendete, hoffte ich, das Gesicht nicht mehr erblicken zu müssen. Und es war auch verschwunden.
Nun, zumindest bis zum nächsten Schaufenster, denn dort erblickte ich die gleiche Fratze erneut, aber wo erst ein Lid zuckte, hing nun das gesamte Auge heraus.
Ich ließ mir nichts anmerken, es war einfach zu viel geschehen. Vielleicht lag es auch nur an den Schmerzmitteln, oder einem Trauma.
Mir dies einzureden schien zwar für den ersten Augenblick zu wirken, doch die ersten beiden Wochen vergingen, ohne eine Besserung. Im Gegenteil.
In jedem Spiegel und Fenster sah ich dieses Gesicht.
Mal als ein grinsendes Abbild meinerselben, mal als verbranntes oder verstümmeltes Wesen.
... Bei jedem gottverdammten Blick in den Spiegel ...
Auf Anfrage beim behandelnden Arzt erhielt ich Beruhigungsmittel und Haloperidol gegen die Paranoia.
Dir erzählte ich, es seien Nahrungsergänzungsmittel, damit ich schneller wieder zu vollständigen Kräften komme.
Auch das Alles half nichts.
Selbst eine Einweisung hätte in diesem Fall nicht mehr geholfen.
Etwas kroch an jenem Tag in Rumänien in mein Gehirn, nisstete sich ein und übernahm langsam die Kontrolle über mein Denken.
Es ging so weit, dass ich von dieser unheilvollen Fratze träumte.
Bis zur Konsequenz das ich den Schlaf vermied. Doch all der Kaffee und die Arbeiten am PC oder im Haus halfen nichts. Der Schlaf zwang mich immer wieder in die Knie, nur um mir das Gesicht des Leibhaftigen zu präsentieren.
Auch am Tage wurde es nur noch schlimmer, in jeder Pfütze, in jeder Reflexion sah ich dieses beschissene Gesicht.
Bis mich nichts mehr ablenken konnte und es komplett meine kognitive Leistungsfähigkeit bestimmte.
Ich sah es in jeder einzelnen Sekunde und fühlte jede Veränderung von diesem Ding auf meiner Haut.
Ich wurde gereizt und es entbrannte in mir ein Zorn.
Welcher sich vor allem gegen dich richtete. Warum kann ich mir nicht erklären, doch fühlte ich jeden Tag mehr, wie der Zorn wuchs. Mit jedem Streit, welcher durch diesen Parasiten verursacht wurde, wuchs der Hass gegen dich.
All das mündete auf der Feier deiner Eltern, verstehe. Ich musste fliehen. Wer weiß, was ich dir angetan hätte. Ich sah mich an diesem Abend in der Reflexion der Fensterscheibe, angestrahlt von dem Licht des Mondes.
Und ich sah dich, ich sah, wie ich über dir kniete, in einem viel zu realen Szenario.
Ich sah, wie ich auf dich einstach und deinen leblosen Körper schändete.
Es blieb mir nur die Flucht, wer weiß, was ich dir angetan hätte.
Auch zwei Tage später, konnte ich noch immer nicht fassen, welche Bilder mir mein Gehirn ausmalte.
Doch das Schlimmste, warum ich mich auch bis zum Schluss nicht bei dir meldete.
Das Gesicht dominierte noch immer meine Gedanken.
Und noch immer sah ich die Szenarien deines Todes vor meinem inneren Auge.
Immer lebhafter wurden sie. Es blieb nur dieser eine Weg, und ich hoffe, du wirst mir irgendwann verzeihen können.
Ich liebe dich.
Der Blick des Mannes klar in den Himmel gerichtet, um nicht zu erblicken die Fratze des Teufels.
Das linke Bein rutscht langsam vom Sims, während die Hände allmählig von der Mauer gleiten.
Und sogleich ist das nächste Licht einer Großstadt erloschen.
Zurück in der Wohnung bleibt nur ein signierter Brief, dessen Nachricht nie jemand entziffern wird.
Anstatt eines Blattes liegen Fetzen von Papier quer über den Tisch verteilt.
Anstatt Worte zieren Hieroglyphen und Symbole unbekannter Herkunft das Manuskript.
Und anstatt von Tinte, ziert das Blut einer jungen Frau das Papier und die Wände der verwüsteten Wohnung.
In welcher wandeln Menschen zu Tausenden, auf dem Weg zu unterschiedlichstem Ziel. Die breite Straße unter ihm, gefüllt mit Fahrzeugen im stockenden Verkehr.
Ein elender Lärm, welcher diesen heißen Sommertag mit einem Pegel erfüllt. Kaum noch fähig, einen klaren Gedanken zu fassen.
Hinter der Gestalt des jungen Mannes, am anderen Ende des Fensters liegt seine prächtige Suite.
Vor Kurzem erst renoviert und eingerichtet mit neuen Möbeln.
Auf dem roten Teppichboden schaut der braune Schäferhund mit weiten Augen und gespitzten Ohren seinem Besitzer entgegen, nicht verstehend, was geschieht.
Auf dem Bücherregal, das Bild eines fröhlichen jungen Paares.
Doch warum steht ein vom Glück geküsster Geist an der Schwelle des Lebens?
Die Antwort, niedergeschrieben in einem signierten Brief, gerichtet an seine Liebste, welche er im Begriff ist, zurückzulassen in dieser wirren Welt.
Auf welchen seine Geschichte steht:
"Meine liebste Sofie,
Du musst glauben, ich sei komplett dem Wahnsinn verfallen, liest du diese letzte Nachricht an dich.
Es tut mir unendlich leid, dass ich mich nicht persönlich von dir verabschieden konnte, doch ich versichere dir, Mir geht es nun besser als in den letzten Tagen unseres Zusammenlebens.
Wenn ich daran denke, wie ich dich bei der Feier deiner Eltern blamiert habe, als ich abgehauen bin, tut es mir einfach leid.
Aber ich möchte dir noch abschließend das Warum für mein seltsames Verhalten in der letzten Zeit erklären. Bitte nimm dir die Zeit, zu verstehen.
Erinnerst du dich an unseren Urlaub in Rumänien im letzten Jahr?
Wir waren in Constanta und wollten einfach die Seele baumeln lassen.
Mit zwei Wochen Urlaub am Schwarzen Meer.
Du trugst das schöne blaue Kleid, welches ich dir zum Geburtstag schenkte.
Ich sehe dich noch immer darin vor mir, dein zartes Lächeln. Das braune, schulterlange Haar, die roten Strähnen und deine wundervollen blau-grünen Augen.
Du gingst so glücklich am Strand entlang und ich warf mich mit dir in die ankommenden Fluten.
Wir lachten und es war der Moment, an dem das Foto entstand, welches auf unserem Bücherregal steht. Ich erinnere mich, dass es dir unangenehm war, es aufzustellen.
Du bezeichnest dich ja nur zu gern als nicht fotogen.
Allerdings war dies auch ein schicksalshafter Tag. Am Abend beim Schwimmen stach mich diese dämliche Qualle, weist du noch?
Du drängest darauf, dass ich ins Krankenhaus gehe, was ich ablehnte.
Nach unserem Urlaub war der Stich immer noch so rot und entzündete sich extrem.
Tja, hätte ich direkt auf dich gehört. Als ich im Krankenhaus lag, mit 42 °C Fieber, dachte ich, es wäre vorbei.
Es waren endlose Schmerzen, es war alles um mich herum verschwommen und ich bekam extreme Halluzinationen von allen möglichen Übeln.
Aber all das habe ich dank Deiner Hilfe überstanden und ich konnte wieder komplett geheilt werden.
Zumindest fast ...
Ich wollte dich nicht unnötig beruhigen, aber was blieb, waren die Halluzinationen.
Mir fällt es schwer, die folgenden Erklärungen in Worte zu fassen, auch da ich es selbst nicht bis zu meinem Ableben begriffen habe.
Dennoch solltest du Bescheid wissen, auch wenn es verrückt erscheint.
Die Halluzinationen verschwanden eine Zeit lang, als sich das Fieber wieder gesenkt hatte, doch erinnere ich mich, dass ich bei dem Abschlussgespräch mit dem Arzt in einen Spiegel blickte, um mein geplagtes Gesicht zu erblicken.
Was ich dort sah, war allerdings nicht das meine, zumindest nicht komplett.
Die gesamte rechte Seite schien verbrannt. Worauf ich erschrack, zur Verwunderung des Arztes. Als ich ihn auf die Verbrennung hinwies, gab er an, dass mein Gesicht komplett heil sei, ohne Male und Verbrennungen.
Was es beim nächsten Anblick in den Spiegel auch war.
Wir schoben es einfach auf den Stress der letzten Tage.
Ein paar Tage später gingen wir gemeinsam in der Stadt einkaufen, die Geschehnisse bereits fast verarbeitet.
Schaute ich in ein Schaufenster. In diesem konnte ich das Gesicht wieder erblicken.
Doch dieses Mal schien es entmenschlicht. Es war komplett von Narben und Verbrennungen übersät.
Ich erinnere mich, gesehen zu haben, dass das rechte Augenlied zuckte.
Nachdem ich den Blick abwendete, hoffte ich, das Gesicht nicht mehr erblicken zu müssen. Und es war auch verschwunden.
Nun, zumindest bis zum nächsten Schaufenster, denn dort erblickte ich die gleiche Fratze erneut, aber wo erst ein Lid zuckte, hing nun das gesamte Auge heraus.
Ich ließ mir nichts anmerken, es war einfach zu viel geschehen. Vielleicht lag es auch nur an den Schmerzmitteln, oder einem Trauma.
Mir dies einzureden schien zwar für den ersten Augenblick zu wirken, doch die ersten beiden Wochen vergingen, ohne eine Besserung. Im Gegenteil.
In jedem Spiegel und Fenster sah ich dieses Gesicht.
Mal als ein grinsendes Abbild meinerselben, mal als verbranntes oder verstümmeltes Wesen.
... Bei jedem gottverdammten Blick in den Spiegel ...
Auf Anfrage beim behandelnden Arzt erhielt ich Beruhigungsmittel und Haloperidol gegen die Paranoia.
Dir erzählte ich, es seien Nahrungsergänzungsmittel, damit ich schneller wieder zu vollständigen Kräften komme.
Auch das Alles half nichts.
Selbst eine Einweisung hätte in diesem Fall nicht mehr geholfen.
Etwas kroch an jenem Tag in Rumänien in mein Gehirn, nisstete sich ein und übernahm langsam die Kontrolle über mein Denken.
Es ging so weit, dass ich von dieser unheilvollen Fratze träumte.
Bis zur Konsequenz das ich den Schlaf vermied. Doch all der Kaffee und die Arbeiten am PC oder im Haus halfen nichts. Der Schlaf zwang mich immer wieder in die Knie, nur um mir das Gesicht des Leibhaftigen zu präsentieren.
Auch am Tage wurde es nur noch schlimmer, in jeder Pfütze, in jeder Reflexion sah ich dieses beschissene Gesicht.
Bis mich nichts mehr ablenken konnte und es komplett meine kognitive Leistungsfähigkeit bestimmte.
Ich sah es in jeder einzelnen Sekunde und fühlte jede Veränderung von diesem Ding auf meiner Haut.
Ich wurde gereizt und es entbrannte in mir ein Zorn.
Welcher sich vor allem gegen dich richtete. Warum kann ich mir nicht erklären, doch fühlte ich jeden Tag mehr, wie der Zorn wuchs. Mit jedem Streit, welcher durch diesen Parasiten verursacht wurde, wuchs der Hass gegen dich.
All das mündete auf der Feier deiner Eltern, verstehe. Ich musste fliehen. Wer weiß, was ich dir angetan hätte. Ich sah mich an diesem Abend in der Reflexion der Fensterscheibe, angestrahlt von dem Licht des Mondes.
Und ich sah dich, ich sah, wie ich über dir kniete, in einem viel zu realen Szenario.
Ich sah, wie ich auf dich einstach und deinen leblosen Körper schändete.
Es blieb mir nur die Flucht, wer weiß, was ich dir angetan hätte.
Auch zwei Tage später, konnte ich noch immer nicht fassen, welche Bilder mir mein Gehirn ausmalte.
Doch das Schlimmste, warum ich mich auch bis zum Schluss nicht bei dir meldete.
Das Gesicht dominierte noch immer meine Gedanken.
Und noch immer sah ich die Szenarien deines Todes vor meinem inneren Auge.
Immer lebhafter wurden sie. Es blieb nur dieser eine Weg, und ich hoffe, du wirst mir irgendwann verzeihen können.
Ich liebe dich.
Der Blick des Mannes klar in den Himmel gerichtet, um nicht zu erblicken die Fratze des Teufels.
Das linke Bein rutscht langsam vom Sims, während die Hände allmählig von der Mauer gleiten.
Und sogleich ist das nächste Licht einer Großstadt erloschen.
Zurück in der Wohnung bleibt nur ein signierter Brief, dessen Nachricht nie jemand entziffern wird.
Anstatt eines Blattes liegen Fetzen von Papier quer über den Tisch verteilt.
Anstatt Worte zieren Hieroglyphen und Symbole unbekannter Herkunft das Manuskript.
Und anstatt von Tinte, ziert das Blut einer jungen Frau das Papier und die Wände der verwüsteten Wohnung.
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