Der Busfahrer

petrasmiles

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Der Busfahrer

Eigentlich finde ich es nicht in Ordnung, wenn bei ‚Carearbeit‘ immer nur an Frauen gedacht wird.
Sorge ich etwa nicht dafür, dass unzählige Menschen warm, trocken und sicher von A nach B kommen? Und all die Fragen
nach Anschlüssen, oder Strecken. Die Hilfe beim Aus- und Einstieg von Rollstuhlfahrern. Die Vorsicht beim Fahren,
damit niemand seinen sicheren Tritt verliert.

Und was gibt es dafür? Dank etwa? Man kann schon froh sein, wenn man nur ignoriert wird beim wort- geschweige denn grußlosen einsteigen.
Ich kann die Kollegen verstehen, die die Leute einfach ausblenden, die ihre Idealkurven fahren und optimiert bremsen und beschleunigen;
steht ja überall, dass man sich festhalten soll. Und dass sie im Zweifelsfall lieber den Fahrplan einhalten, als auf eine Omma oder eine Frau
mit Kinderwagen zu warten. Wir machen die Erfahrung ja ständig, dass ein freundliches Warten kein Dankeschön mehr wert ist.
Und zu oft kann man das sowieso nicht machen, weil dann die nächsten motzen, wenn man zu spät kommt.

Aber es ist schon komisch, da hat man es ständig mit Menschen zu tun und ist doch ganz allein.
Für die meisten könnte es auch ein selbstfahrendes Gefährt sein – die Tendenz geht ja sowieso dahin.
Aber manchmal, da gibt es halt doch ein Lächeln, oder eine Begrüßung. Da bemerkt jemand den Menschen, der hier am Lenkrad sitzt
und sie sicher durch die Gefahren des hektischen Verkehrs kutschiert. Meine Frau merkt es immer gleich, wenn ich so einen guten Tag hatte.

Corona hat die Lage einerseits verschlimmert und teilweise besser gemacht.
Anfangs waren die Leute richtig froh, dass wir noch fuhren und das gemeinsame Erleben dieser Normalität hat schon etwas bewirkt.
Schade, dass wir so viel Distanz halten mussten. Oft konnte ich die Zugewandtheit der Leute nur im Rückspiegel betrachten.
Aber es gab auch die Idioten, die mit uns über die Maskenpflicht diskutieren wollten und meinten, mit uns den Aufstand proben zu können.
Bin ich denn der Gesundheitsminister? Ich habe auch von Gewalt gegen uns gehört, aber ich habe das glücklicherweise nicht erlebt.
Mittlerweile ist ja Corona selbst zur Normalität geworden wie die Maske im Bus, aber die Leute sind immer noch vorsichtig.
Und auch ein bisschen rücksichtsvoller geworden – auf sich selbst zu achten führt ja automatisch dazu, auf den anderen zu achten.
Und manche, die sonst vielleicht nur gelächelt hätten, versuchen es jetzt mit den Augen oder sagen stattdessen was.

Aber was jetzt gerade passiert mit der Inflation und den Folgen, die der Verzicht auf das russische Gas hat, das macht mir mehr Sorgen als alles andere.
Was werden wir uns alles anhören müssen im Winter, und wie werden wir selbst klarkommen?
Werden sie den Fahrplan ausdünnen, um Sprit oder Strom zu sparen und Leute entlassen?
Werden sie die Temperatur in den Bussen runterfahren und wir uns am laufenden Meter Erkältungen fangen?
Na, wenigstens werden sie uns nicht ins Homeoffice schicken können, das ist mal klar. Soll mal einer sagen, wir hätten keinen Spaß hier!
 
Hallo Petra, ein abgebrühter Busfahrer - ein mit allen Haltestellen gewaschener:D
by the way .... wenn man die Lippen ganz fest zusammenpresst und dann die Luft ausstößt, klingt das wir eine sich öffnende Bustür. Damit haben wir früher den Fahrer genervt ... Schülerstreiche halt.
Beislgrüße
 



 
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