Der Dichter

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Gibt es einen Namen für selbstbezügliche Dichtungen? Gedichte, die Dichter zum Thema haben, Lieder, die das Dichten besingen, Vers-Performationen der poetischen Rede usw.?

Ist doch eigentlich ein ziemlich großes Genre, oft witzig, gern selbstironisch, musikalisch als "l'art pour l'art"?
 
Hallo Bernd,

ich bin ja blutige Anfängerin, aber vielleicht darf ich mal schreiben, was mir ganz spontan in den Sinn kam:

Mir sagen die ersten beiden Strophen sehr zu. Die dritte Strophe wirkt auf mich dann aber so "hingeworfen". Vielleicht liegt es am Wort "alle" oder auch daran, dass "Galle" unter dem Waldthema (Falle, Kralle, Lichtung) so heraussticht. Andererseits ist die Galle ja auch dafür bekannt, dass sie sich dann ergießt, wenn man besonders aufgeregt ist - und das ist ja mitunter auch der Fall, wenn einem die klugen Gedanken ausgehen. Hm.

Oder es liegt daran, dass "Kralle" und "Falle" so völlig banale Wörter sind, die fast enttäuschen inmitten der Buchstabenschichter, Pointenberichter, ... Aber vielleicht hast du das auch besonders klug so besonders banal gewählt, um die persönlichen Grenzen der eigenen Dichtkunst zu unterstreichen. Wieder "Hm.".

Vielleicht ist es nun doch keine negative Kritik mehr..
 
Oder etwas kürzer ausgedrückt: Es wirkt so, als wäre die Galle, die sich über deine Dichtung ergießt, deine gesamte dritte Strophe. Ich hoffe, das klingt jetzt nicht beleidigend! (So ist es nämlich nicht gemeint.)
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Vielen Dank.
Völlig richtig erkannt.

Das Gedicht ist selbstbezüglich.
Die Gedanken gehen aus, das Gedcht muss also "flacher" werden, und dann gießt der Dichter es zu.
Galle ist ja auch ein Symbol ...

Und die letzte Strophe bleibt damit Fragment, unvollständig ...
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
sich singen

Ja, Molly, das wäre die Natur, die sich selbst im Dichter besingt.
Aber so ein reflexives Spottlied ist noch was anderes. Obwohl auch dabei ein Lied sich "selber singt", so daß man Freude daran hat,
wie es sich auflöst - etwa wie in Dylans "Tamburin man",
oder märtyrerisch kaputtsingt, etwa wie in "Jumping Jack Flash" (Stones) oder "Yer blues" (Lennon).

Hier ists eher locker eingeschoben, mit unbekümmert danebentreffenden Reimen - "Lichtung" auf "Dichtung", obwohl die "Galle" den Wald verläßt, - als ob dem Dichter nichts besseres mehr eingefallen wäre. Und dann hört er einfach mitten in der Strophe auf.
Ähnlich (aber noch besser, weil thematisierte Pointe) ist das bei Deinem Limerick, Bernd, der (formzerstörend) mittendrin abbricht.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ein Mah-Jong-Sonett: Drei Viererpaschs plus ein Abschlußpaar.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Hat das Philippinische Stanzensonett auch das Metrum "Daktylus-Trochäus" mit (unbetonten) Vortakten?
Wohl eher nicht, aber ich denke, beim Mah Jong gewinnst du hoch mit den drei Viererpaschs.
 



 
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