Der Dichter

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Walther

Mitglied
Moin Gerd,

weise weise leise leise. Ein schöner Text, der aus vielen Selbstbespiegelungen der Dichter heraussticht, weil er nicht langweilt und der Sprache eine schöne Leichtigkeit gibt.

Schwermütiges leicht zu sagen ist eine Kunst. Sie möge uns so geschenkt sein wie Dir in diesem Text.

Sonnengruß W.
 
N

nachtlichter

Gast
Lieber Gerd Geiser,

ich möchte mich dem treffenden Kommentar meines Vorredners anschließen - Dein Gedicht ist ein sehr gelungener Einblick in eine selbstkritische Dichterseele.

Das Werk eines Echoimitators ist bereits die Kopie einer akustischen Kopie. Das Werk eines guten Dichters vermag dagegen ein ganzheitliches Spiegelbild und gleichzeitig eine Interpretation von allem, was uns umgibt, sein - ein Original also und kein Duplikat - so wie "Der Dichter" eben.

nachtlichter
 
D

dockanay

Gast
lieber gerd geiser,

"Wir meinen, wir kennen sie doch alle, die Sprache, wir gehen doch mit ihr um; nur der Schriftsteller nicht, er kann nicht mit ihr umgehen. Sie erschreckt ihn, ist ihm nicht selbstverständlich, sie ist ja auch vor der Literatur da, bewegt un in einem Prozeß, zum Gebrauch bestimmt, von dem er keinen Gebrauch machen kann."
das sind worte ingeborg bachmanns aus ihren frankfurter vorlesungen . in etwa dieser aussage folgt dein zusagendes gedicht. wir sind eben in die not des schweigens gekommen, wir dichter, denn alles ist ja schon irgendwie geschrieben worden, nicht wahr, und doch, auch wenn es sich nicht mehr als um ein echo handeln sollte, was sich unseren sinnen offenbart, wir sind sofort da, springen das wort förmlich an, geben diesem drängen nach, weil wir etwas ausdrücken wollen, was uns bis zu dem zeitpunkt ihres ausbruchs nicht einmal als ahnung zugänglich ist.


lg dockanay
 

Gerd Geiser

Mitglied
Ihr Lieben,

ich erinnere mich an meinen Kunst-Lehrer an der Penne, der sagte, ein Bild zeichnet sich dadurch aus, dass es aus einer gelungenen Mischung aus 80% Banalität und 20% Originalität besteht. Das heißt, wir müssen die Welt nicht jedesmal völlig neu erschaffen.
Ein beruhigender Gedanke.

GG
 

Walther

Mitglied
Gerd, dockanay,

in der Tat. Wenn es nach dem ginge, wäre spätestens seit Gilgamesch kein Liebesgedicht mehr nötig. Im Ernst: Letztlich ist es nicht allen beschieden, wirklich originell zu sein. Originell um jeden Preis wird in Klagenfurt mit dem Namen der gerade zitierten seit einiger Zeit jedes Jahr von Neuem prämiert.

Wie auch immer: Sprache ist Werkstoff, auch intelligent Klauen kann durchaus originell sein. Nur "bemüht" klingt das meiste, das sich fast verzweifelt um Einzigartigkeit bemüht. Zuguterletzt ist Können mehr als der ans Wahnwitzige grenzende Versuch, besonders, einfach anders, zu sein.

Ich fürchte daher Parallelitäten nicht, wohl aber unverständliche Sprachverschwurbelungen, letztlich nichts als l'art pour l'art, Dichtung als kryptisch bedeutend daherkommender Selbstzweck, darstellend. Daher empfehle ich, einfach weiterzudichten. Denn schlimmer als vieles, das so ganz gewaltig und bedeutungsschwanger daherkommt, kann es kaum sein.

Liebe Grüße W.
 



 
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