Der Dirigent

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Wittgenstein

Mitglied
Der Dirigent

Er probt tagtäglich stundenlang
im Frack vorm Spiegel Posen
und träumt dabei entrückt vom Klang
wie die Appläuse tosen.

In kümmert nicht die Partitur,
nicht Bläser, Bratschen, Geigen,
ihn kümmert nur seine Frisur
beim Feierlichverneigen.

Das Publikum beklatscht ihn sehr,
doch - Hand aufs Herz - mal ehrlich:
Vom ganzen Klangkörper ist er
als einziger entbehrlich.
 

Wittgenstein

Mitglied
Der Dirigent

Er probt tagtäglich stundenlang
im Frack vorm Spiegel Posen
und träumt dabei entrückt vom Klang
wie die Appläuse tosen.

Ihn kümmert nicht die Partitur,
nicht Bläser, Bratschen, Geigen,
ihn kümmert nur seine Frisur
beim Feierlichverneigen.

Das Publikum beklatscht ihn sehr,
doch - Hand aufs Herz - mal ehrlich:
Vom ganzen Klangkörper ist er
als einziger entbehrlich.
 

Wittgenstein

Mitglied
Lieber Walther,

herzlichen Dank für Deinen Kommentar.
Allerdings ist Dein Vorschlag: "Ihn bekümmert nur die Frisur"
nicht im Versmaß.

Dann würde ich schon eher in Betracht ziehen:

Er sorgt sich nicht um Partitur,
um Bläser, Bratschen, Geigen,
er sorgt sich nur um die Frisur
beim Feierlichverneigen.

Das "Feierlichverneigen" habe ich im Rahmen der künstlerischen Freiheit bewusst zusammengeschrieben, quasi als festen Begriff
in der Dirigentenszene.

Genauso, wie es natürlich "Appläuse" nicht gibt.

Viele Grüße
Wittgenstein
 

Thylda

Mitglied
Lieber Wittgenstein

Auch ich habe herzlich gelacht.

Allerdings ist der Dirigent nicht nutzlos. Hast Du schon einmal ein Orchester oder einen größeren Chor ohne Dirigenten gehört? Wahrscheinlich nicht. Es ist nämlich extrem schwierig, nicht langsamer und langsamer zu werden, wenn man keinen Dirigenten hat, oder einen, der es nicht kann. Den Takt zuverlässig immer einen kleinen Bruchteil vor dem gefühlten Takt anzuzeigen will schon gelernt sein. Aber ich muß zugeben, er sieht schon ein wenig überflüssig aus, wie er da vorne so herumfuchtelt ;) (keine Ironie)

Liebe Grüße
Thylda
 

Wittgenstein

Mitglied
Liebe Thylda,

mir ist natürlich bewusst, dass der Dirigent eine entscheidende, wenn nicht die entscheidende Rolle spielt.
Meine Berufsbeschreibung ist selbstverständlich von vorn bis hinten blanke Satire. Herzlichen Dank für Deine Rückmeldung.

Gruß
Wittgenstein
 
Hallo Wittgenstein,
da ich sehr lange in einem Chor gesungen habe, weiß ich, dass ein Dirigent sehr wichtig ist. Ohne ihn läuft nichts.
Ich kann mich aber auch erinnern, dass unser Dirigent sehr eitel war und beim Dirigieren eines Konzertes unbedingt eine gute Figur machen wollte. Ich kann mir gut vorstellen, dass er vor einem Spiegel geübt hat. Da er eine Glatze hatte, war die Frisur nicht wichtig, doch auf die Appläuse legte er riesigen Wert. Ist ja auch verständlich.
Weil mich dein Gedicht sehr an diese schöne Zeit erinnert hat, gefiel es mir besonders gut.

Gruß
Marie-Luise
 

Label

Mitglied
Lieber Wittgenstein

deine glatt polierte Ironie gefällt mir, auch wenn das richtige Leben mehr wie von Thylda und Vera-Lena angesprochen ist, ich muß zugeben, DER Gedanke drängt sich mir auch manchmal auf.
Jedenfalls habe ich gelacht und beim Klangkörper verzogen sich meine Mundwinkel beinahe bis zum Ohrläppchen.
Lehrkörper wäre auch so etwas ;)


[blue]ihn kümmert nur seine Frisur[/blue]
widersetzt sich dem Lesefluss etwas

In kümmert nicht die Partitur,
nicht Bläser, Bratschen, Geigen,
er sorgt sich nur um die Frisur
beim Feierlichverneigen.

wäre besser, aber du scheinst das gleiche Verb in V1 und V3 zu bevorzugen, wäre das für dich eine Möglichkeit?

In kümmert nicht die Partitur,
nicht Bläser, Bratschen, Geigen,
es kümmert ihn nur die Frisur
beim Feierlichverneigen.

liebe Grüße
Label
 

Wittgenstein

Mitglied
Der Dirigent

Er probt tagtäglich stundenlang
im Frack vorm Spiegel Posen
und träumt dabei entrückt vom Klang
wie die Appläuse tosen.

Ihn kümmert nicht die Partitur,
nicht Bläser, Bratschen, Geigen,
für ihn zählt nur seine Frisur
beim Feierlichverneigen.

Das Publikum beklatscht ihn sehr,
doch - Hand aufs Herz - mal ehrlich:
Vom ganzen Klangkörper ist er
als einziger entbehrlich.
 

Wittgenstein

Mitglied
Liebe(r) Label (?),

mir liegt sehr an der Formulierung "seine Frisur",
deshalb nun die von mir jetzt gewählte Formulierung
(siehe Textänderung).

Herzlichen Dank für Deine konstruktive Auseinandersetzung mit dem Text, sie war mir Anlass zur Überarbeitung.

Herzliche Grüße
Wittgenstein
 
Hallo Wittgenstein,

inhaltlich ein prima Gedicht, doch reimtechnisch hakt es an der bereits genannten Stelle mit der Frisur.

Wäre z.B. so zu lösen:

Für ihn zählt nur die Festfrisur,


Gruß, A.D.
 

Wittgenstein

Mitglied
Der Dirigent

Er probt tagtäglich stundenlang
im Frack vorm Spiegel Posen
und träumt dabei entrückt vom Klang
wie die Appläuse tosen.

Ihn kümmert nicht die Partitur,
nicht Bläser, Bratschen, Geigen,
es zählt für ihn nur die Frisur
beim Feierlichverneigen.

Das Publikum beklatscht ihn sehr,
doch - Hand aufs Herz - mal ehrlich:
Vom ganzen Klangkörper ist er
als einziger entbehrlich.
 

Wittgenstein

Mitglied
@ Andere Dimension,
@ Marie-Luise,

herzlichen Dank für Euer Mitdenken.
Beide Varianten sind besser als meine.
Ich habe mich - weil's die schlankere Version ist -
knapp für Marie-Luises Verbesserungsvorschlag entschieden.

Viele Grüße
Wittgenstein
 

Wittgenstein

Mitglied
Der Dirigent

Er probt tagtäglich stundenlang
im Frack vorm Spiegel Posen
und träumt dabei entrückt vom Klang
wie die Appläuse tosen.

Ihn kümmert nicht die Partitur,
nicht Bläser, Pauken, Geigen,
ihn kümmert nur seine Frisur
beim Feierlichverneigen.

Das Publikum beklatscht ihn sehr,
doch - Hand aufs Herz - mal ehrlich:
Vom ganzen Klangkörper ist er
als einziger entbehrlich.
 



 
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