Der Doppelgänger XII. es geht um Kitty

Hagen

Mitglied
„Haben sie unseren Auftrag ausgeführt?“
„Selbstverständlich! Der Hubschrauber ist entführt!“
„Gut. Wo steht er?“
„Das sage ich ihnen, wenn sie mir Kitty wiederbringen. Ich hoffe es geht ihr noch gut; - um nicht zu sagen ‘sehr gut‘!“
Anstatt einer Antwort erscholl Kittys Stimme aus dem Hörer: „Hagen, hol mich hier raus, bitte …“
Bevor ich antworten konnte, war wieder die andere Stimme am Telefon, eiskalt: „Glauben sie nun, dass es ihrer Kitty noch gut geht? – Noch!“
„Ja, es scheint ihr ja noch gut zu gehen.“
„Und? Wo steht der Hubschrauber?“
„Die Adresse wird ihnen nichts nützen! Ich schlage vor, wir treffen uns irgendwo und dann zeige ich ihnen den Chopper.“
Es war einen Moment still im Hörer. Die Leute schienen mich auch nochmal zu brauchen. Das wollte ich ausnutzen.
„Gut. Sagen wir morgen um zehn. Wo denn?“
„Ihr habt doch wohl einen Hammer gefrühstückt! Um zehn, da schlafe ich noch! Vor achtzehn Uhr ist nix zu machen! - Aber erzählen sie mir doch mal, was ich noch machen soll.“
„Das werden sie noch erfahren. Denken sie an ihre Kitty!“
„Denken sie auch mal daran, dass ich Unkosten hatte? So ein Hubschrauber entführt sich nicht umsonst! Ich bin momentan total pleite.“
„Dann pumpen sie sich irgendwo was, das ist uns doch egal! - Aber ich komme ihnen entgegen. Sie werden sich doch noch an das Café erinnern, in dem wir mit diesem, wie hieß er noch gleich, ach ja Gronau waren. Da werden wir uns morgen um achtzehn Uhr treffen. Und keine Minute später! Sonst wird ihrer lieben Kitty ein Finger fehlen! - Hören sie, jede Viertelstunde ein Finger! Ist das klar?“
„Ja ist klar. - Denken sie dran, es muss Kitty gut gehen!“
Etwas Dümmeres fiel mir in diesem Moment nicht ein, schließlich machte ich sowas zum ersten Mal mit.
Die Typen legten einfach auf, unterdrückte Nummer, die Polizei konnte ich nicht rufen und das obligate Hintergrundgeräusch, ein vorbeifahrender Intercity zum Beispiel, oder irgendein gemeiner Singvogel war auch nicht da. Alles war eben anders als in diesen schönen Detektivfilmen.
Ich ging erst zum Klo und dann schlafen, was blieb mir auch anderes übrig?
An Schlaf war überhaupt nicht zu denken, nur dass keine Spur vom guten Alkohol mehr in meiner Blutbahn zu sein schien, nur Adrenalin pur.
Ich zappte noch ein wenig durch die Programme und erwischte tatsächlich einen Krimi. Es ging um einen Entführer, ein Intercity brauste durch das Telefonat des Entführers und das brachte die Ermittler auf die richtige Spur; - natürlich!
Und die hatten auch ein prima Labor, wo man alles raus filtern konnte, was man haben wollte, und am Schluss war ein Irrer der Entführer, den ich von Anfang an in Verdacht hatte.
Scheißfilm!
Oder ob Herr Gronau was mit dieser Sache zutun hatte?
Ich glaubte es nicht, oder Mona?
Warum sie den Hoffstett, den letzten Sack von Sacramento, erschossen hatte, wird mir ein ewiges Rätsel bleiben, er wird es wohl irgendwie verdient haben; - aber die Chose war gut, hatte sie mir doch zu dem Hubschrauber verholfen.
Ich hoffte jedenfalls, dass sie nicht des Mordes überführt werden würde. Hoffentlich hatte sie die Mordwaffe ordentlich abgewischt und in einem unbeobachteten Moment in den Pool geworfen. Hoffentlich hatte sie die Schmauchspuren an ihrer Hand wieder runter gekriegt, mit reichlich Alkohol oder Sonnenöl; - das soll ja auch gehen.
Naja, nicht mein Problem, aber es würde die Rechercheure von der Entführung des Hubschraubers ablenken; - hoffentlich, denn in den seltensten Fällen hatten es die Ermittler mit zwei Fällen zu tun … irgendwann grübelte ich mich doch in den Schlaf und träumte von Kitty wie sie baden ging, in vollen Klamotten. Und dann war da noch irgendwas, wobei ich einem Typen half, während Kitty rumsaß und telefonierte. Wir sind dann in ein anderes Büro gegangen und da saßen irgendwelche Leute rum und taten gar nichts, bis auf Kitty, und die hatte einen riesigen Hut auf und auf dem Schrank war eine riesige Hutschachtel, und Kitty blinzelte mir zu, sie hatte einen Kiebitz auf der Schulter, oder war es ein Wiedehopf?
Egal.
Ach Kitty, ich wollte sie da schon rausholen, wo immer sie auch war.
Es gelang mir tatsächlich, mich aus diesem bescheuerten Traum auszuklinken und aufzuwachen.
Erst mal eine Rauchen, Kaffee ansetzen, Duschen, Zähneputzen, noch eine Rauchen, Eier ansetzen, den ersten Becher Kaffee trinken, irgendwie hatte mich die Normalität wieder, das Leben hätte so schön sein können, wenn die Sache mit Kitty nicht gewesen wäre.
Schon war ich wieder am grübeln, ob es nicht irgendeine andere Möglichkeit gäbe, aber mir fiel nichts ein, nichts, absolut gar nichts.
Ich frühstückte den Marzipankuchen weil ich mich wie eine ausgelaugte Blaupause von Jerry Cotton fühlte und keine Lust hatte, mir irgendwelche Brote zu bestreichen.
Ich wartete bis sich der Eierkocher meldete, trank noch einen Schluck Kaffee, schreckte die Eier ab, aß noch ein Stück Marzipankuchen und köpfte das erste Ei.
Wunderbar, nicht zu hart, noch ein bisschen flüssig, so wie ich es liebe.
‘Weichei‘! dachte ich, aber meine Frau hatte die Eier nie so hingekriegt, sie waren immer hart. Steinhart. Eigentlich hatte ich noch nie eine Frau kennengelernt, die anständig Eier kochen kann; - sie wurden immer hart wie Stein.
Sicher hatte das psychologische Gründe; - sie wünschten mich immer härter als ich es in Wirklichkeit war und kochten die Eier entsprechend.
Glashart.
Andererseits wollten sie, dass ich immer, „Ja, mein Herzelchen!“ sagte, selbst wenn ich zum zwölften Male die Möbel umräumte und wieder zurückstellte, weil es ihr doch besser gefiel, wie es früher war. Oder aber, die Frau wollte zuhause einen Softie; - betrog diesen Softie aber mit einem Macho.
Bei Kitty würde das sicher anders sein.
Ach Kitty.
Als ich das zweite Ei köpfte, schwor ich mir, Kittys Entführer genauso zu behandeln; - einfach köpfen!
Oder ich müsste mir eine Pistole beschaffen; - ich würde sie einfach umlegen, gnadenlos. Schließlich hatte ich mich entschlossen, nicht mehr der ‘Gute‘ zu sein!
Aber was nützte es mir jetzt?
Nichts!
Gar nichts!
Irgendwie fühlte ich mich der absoluten Resignation nahe und war erleichtert, als sich das Telefon meldete.
Ich meldete mich auch.
„Hören sie“, sagte die Stimme im Telefon, es war die Stimme von Kittys Entführer, „wir haben es uns anders überlegt! Seien sie in einer Stunde an dem verabredeten Ort.“
„Gut. Wie geht es Kitty?“
„Sie schläft im Moment. Noch geht es ihr gut. - Denken sie dran, in einer Stunde!“
Sie legten einfach auf.
Ich ging nochmal zum Klo und zog mich an, das blaue Hemd und die Vertreterjacke, es half ja nix.
Vom Freigang aus, auf dem Weg zum Lift, sah ich Männe und Robert, wie sie wieder einen Kasten Bier in Arbeit hatten. Ich bekam einen hilflosen Zorn auf diese Leute, die unendlich viel Zeit hatten, nicht wussten, wohin damit und diese Zeit mit Biertrinken totschlugen.
Ich fuhr mit dem Lift in die Tiefgarage und ging zu meinem Auto, seltsam, dass nichts passierte, nicht mal die Tür der Gitterbox, in der mein Auto stand, klemmte.
Also auf nach Rotenburg.

Zeitgleich mit mir kurvte ein Ford Transit als Westfalia-Wohnmobil vor dem Café ein, ein sogenannter ‘Nugget‘. Ich wusste gleich, dass das die Entführer waren und blieb im Auto sitzen.
Eine Weile geschah nichts und dann stieg tatsächlich einer aus, natürlich in Motorradklamotten. Wozu brauchte man in einem Wohnmobil Motorradklamotten?
Egal.
Es war der Typ, den ich vom Ansehen kannte, eigentlich kannte ich nur den.
Er kam näher, fast schlendernd und blieb bei meinem Auto stehen. Ich ließ die Scheibe herunter.
„Moin“, sagte ich.
„Moin“, sagte er. „Machen sie mal die Tür auf, wir fahren jetzt zum Hubschrauber!“
„Glaube ich nicht! Ich will erst ein Lebenszeichen von Kitty. Dann können wir meinetwegen fahren.“
„Habe ich mir gedacht! Kommen sie mit. Sie schläft allerdings gerade. Versuchen sie nicht, sie zu wecken!“
„Na, wenn sie in einem warmen, weichen Bett liegt, werde ich das bestimmt nicht tun! Hat sie auch ihren Teddybären dabei?“
Der Mann verdrehte die Augen, ich stieg aus. Wir gingen zu dem Wohnmobil. Der Mann öffnete die hintere Tür. Der Wagen war liebevoll ausgebaut, richtig mit Betten und allem drum und dran. Wahrscheinlich einem braven Familienvater geklaut, der den Wagen als Hobby betrieb und am Wochenende mit Frau und Kindern ins Grüne fuhr.
Kitty war tatsächlich drin, sie lag zugedeckt in einem der Betten, ich hörte sie ruhig atmen.
„Zufrieden?“
Ich nickte.
„Dann können wir! Ich fahre bei ihnen mit und keine Zicken!“
Was half’s?
Ich ging möglichst cool zu meinen Wagen und schloss dem Mann die Tür auf. Im Wohnmobil wurde der Motor angelassen und es schloss auf. Ich startete auch und fuhr zu Frau Blomes Scheune. Der Mann neben mir schwieg während der Fahrt.
Jetzt hätte nur noch gefehlt, dass Frau Blome ihre gesamte Verwandtschaft zum Kaffee gebeten und vor dem Haus eingedeckt hatte. Irgendwelche spielenden Kinder hätten mit Sicherheit den Hubschrauber entdeckt und den Heckrotor abgebaut.
Aber alles war ruhig, Frau Blome war sicher ihrerseits einer Einladung gefolgt.
„Was? Hier steht der Hubschrauber? Wo denn?“
Das erste Mal sah ich den Mann ein verständnisloses Gesicht machen.
„In der Scheune! Wir brauchen ihn bloß rausziehen und können losfliegen! Wo soll‘s überhaupt hingehen?“
„Das erfahren sie noch früh genug. - Nun machen sie mal die Scheune auf!“
Ich kam der freundlichen Aufforderung nach.
„Ich habe mir das Ding eigentlich größer vorgestellt. Umso besser! Und nun raus damit und Abflug!“
Ich zog den Chopper mit meinem Abschleppseil aus der Scheune. Die Leute fuhren das Wohnmobil in die Scheune und machten sie wieder zu. Es waren drei, ich konnte ihre Gesichter nicht sehen, weil zwei Motorradklamotten und einen Helm trugen. Die beiden stiegen hinten ein, und nahmen auch allerhand Ausrüstung in Koffern mit. Der Mann, der bisher gesprochen hatte, stieg vorne ein, natürlich rechts.
„Sorry“, sagte ich, „aber bei Hubschraubern sitzt der Chefpilot rechts! Das ist wegen dem kollektiven Steuerknüppel. - Aber erst möchte ich noch einen Blick auf diverse Teile werfen. Einfach losfliegen wie im Fernsehen ist nicht!“
Ich kletterte aufs Dach und warf noch einen Blick auf die Sicherungsdrähte, die sich an der Taumelscheibe, der Stoßstange, den Stabilisierungsschienen und Steuerungsdämpfern befinden, ließ meine Fingerspitzen über die Ansätze der Rotorblätter gleiten, fühlte keine Risse, kletterte wieder herunter, schob die rechte Tür auf und stieg ein.
Der Mann saß mittlerweile links. „Können wir denn langsam?“
„Wo soll’s denn hingehen?“
„In die Stadt! Alles Weitere sag ich ihnen schon.“
„Dann brauchen wir Kopfhörer und Helmmikrofon! Das Ding macht nämlich einen Höllenlärm, im Gegensatz zu den Maschinen im Fernsehen.“
Zwei Headsets waren da, wir setzten sie auf und machten eine Sprechprobe. Funktionierte alles.
Mit leicht zittrigen Fingern drückte ich den Anlasser am kollektiven Steuerknüppel.
Die Wellenturbine kam mit einem Geräusch, das dem eines Düsentriebwerkes beim Anlassen nicht unähnlich ist.
Ewigkeiten drängten sich zu mir ins Cockpit, bis die Turbine ihre volle Drehzahl erreicht hatte, jedenfalls schien es mir so, bis wir abheben konnten. Mit mächtig viel Gierbewegungen, ich schien doch etwas verlernt zu haben, aber schließlich waren wir in der Luft und flogen Richtung Stadt.
Nicht zu hoch, damit uns kein Radar erwischte und nicht zu tief, damit die Hausfrauen nicht anschließend ihre Scheiben zusammenfegen mussten; - und vor allen Dingen nicht gefechtsmäßig.
Sozusagen unauffällig.
Bis wir an die Stadtgrenze kamen.
Der Mann neben mir deutete nach vorne.
„Du landest jetzt auf dem Dach von dem Krankenhaus!“
„Aber da ist doch für Rettungshubschrauber!“
„Eben! Los landen!“
„Wie sie meinen.“
Ich senkte den Chopper auf das ‘H‘ des Hubschrauberlandeplatzes, die beiden hinten sprangen raus und nahmen ihre Ausrüstung mit. Wie die Grunts damals auf dem Absetzplatz in Vietnam.
Der Mann neben mir blieb sitzen, wie aus dem Nichts hatte er plötzlich eine Pistole in der Hand.
„Lassen sie den Motor an, es wird nicht lange dauern!“
Es dauerte wirklich nicht lange, ich ließ die Wellenturbine in niedriger Drehzahl laufen, so dass wir jeden Moment wieder abheben könnten.
Sie kamen wieder. Statt ihrer Ausrüstung trugen sie Koffer. Mächtig viele Koffer, manchmal sogar zwei in einer Hand. Sie sprangen hinten wieder rein.
„Los geht’s!“
Ich hob wieder ab.
„Wohin jetzt?“
„Die Weser runter. Und schön tief!“
„Okay. Hätte ich sowieso gemacht!“
Mit hoher Drehzahl flog ich etwas unter Dachhöhe die Weser entlang, nur die Brücken übersprang ich. Irgendwann kam auch mal eine Eisenbahnbrücke, ich überlegte, sie zu unterfliegen, wie in diesen schönen Actionfilmen, ließ es denn aber doch sein.
Ich hatte viel verlernt, sehr viel und war froh, den Chopper in der geringen Höhe halten zu können, es war so ähnlich wie in Vietnam, geringe Höhe, nur dass ich diesmal unter dem Radar flog, und ich flog hochkonzentriert.
„Wir biegen hier ab! Und immer schön unten bleiben!“
Ich bog links ab und flog über dünn besiedeltes Land. Die Entführer mussten die Strecke genau geplant haben. Er saß genauso angespannt neben mir wie ich und kaute starren Blicks nach unten, einen imaginären Kaugummi.
„Etwas mehr rechts!“
Ich folgte der Ausforderung und mir kam eine Episode von damals, bei Chu Pong in den Sinn, damals bei der 1st Air Cavalry.
Wir hatten die Leute aus einem Dorf ausgeflogen, und der Vietkong war in der Nähe und begann zu feuern. Mein Hubschrauber war total überladen, ich kriegte ihn kaum hoch, aber dann ging es doch irgendwie. Ich flog auch dicht am Boden, noch dichter als jetzt, und überquerte ein Drahtverhau, ich muss wohl irgendeinen Draht mit der Kufe erwischt haben, denn es ging plötzlich nicht mehr weiter. Vor, zurück, seitwärts, nichts ging; - und ich wusste, dass in dem Drahtverhau auch Minen verlegt waren; - wir schwebten angebunden über einem Minenfeld!
Ich war Co-Pilot damals und mein Pilot erfasste die Lage auch.
„Halte den Chopper ruhig, halte ihn um Himmelswillen ruhig“, sagte er und stieg aus. Was hätte er auch sonst tun sollen, denn der Draht hatte sich auf seiner Seite um die Kufe gewickelt. Was hätte er auch sonst tun sollen?
Aber mitten in einem Minenfeld einfach aussteigen?
Mit einigen, wenigen Handgriffen wickelte er den Draht von der Kufe, stieg wieder ein und gab mit der Hand das Signal zum Vorwärtsfliegen.
Ganz cool.
Aber wir hätten von einer Mine in die Hölle gesprengt werden können.
Merkwürdig, dass mir das jetzt einfiel, während wir dicht am Boden dahin stürmten.
Ja, das konnte ich noch, man verlernt sowas nicht, und am Boden sprang ein Mann vom Trecker und ging in Deckung. Hätte er nicht tun brauchen, so tief war ich nun auch wieder nicht.
In mir begann nur die Frage zu wühlen, was die beiden Leute in dem Krankenhaus gesucht oder geklaut hatten. Ich vermutete irgendwelche Opiate für Schmerzmittelpumpen, weil kaum jemand damit rechnete, dass man das Zeugs von oben klauen würde, dürfte es wohl wenig gesichert worden sein, trotzdem musste mindestens einer wissen, wo es zu finden war. In dem Straßenverkauf, und noch ein wenig gestreckt, dürfte es Millionen einbringen.
Dafür lohnte sich schon der ganze Aufwand mit dem Hubschrauber.
Einige Spaziergänger stoben auseinander.
„Etwas langsamer und bei dem Gebüsch dort landen!“
Der Unterkiefer des Mannes neben mir mahlte, aber er schien sich zusehends zu entspannen.
Was blieb mir Anderes übrig, als bei den Büschen zu landen?
Nichts, gar nichts, und die beiden, die hinten gesessen hatten sprangen schon raus, bevor ich richtig stand.
„Good by“, sagte der Typ neben mir, steckte die Pistole weg und stieg auch aus.
Er stieg einfach aus und folgte den beiden anderen, die die Koffer trugen, zu dem Gebüsch. Sie hatten Motorräder drin, schnallten die Koffer auf und fuhren weg.
Sie fuhren einfach weg ohne sich nochmal umzudrehen.
Ich nahm den Chopper wieder hoch und orientierte mich.
Das war’s also!
Nicht zu hoch, weil ich damit rechnete, dass irgendwelche Suchflugzeuge den Himmel bevölkern würden, aber noch war alles ruhig.
Wo, zur Hölle, war nun der Hof von Frau Blome und Kitty?
Normalerweise hätte ich den Chopper einfach stehen gelassen, hätte alles schön abgewischt, wäre zur Straße gegangen, zur nächsten Bushaltestelle und wäre erst mal abgehauen.
Aber nun wollte ich so schnell wie möglich zu Kitty und flog ein wenig im Zickzack um irgendetwas Bekanntem zu begegnen und fand auch tatsächlich die Wümme.
Sorgsam den Himmel absuchend, wie ein Kampfflieger, flog ich dran entlang und erreichte auch bald den Hof von Frau Blome.
Dan war gerade nochmal gutgegangen.
Ich landete, öffnete die Scheune und sah erst mal nach Kitty.
Sie schlief noch in dem Wohnmobil, wahrscheinlich voller Drogen oder KO-Tropfen, aber sie atmete ruhig und gleichmäßig. Sie trug auch noch die gleichen Sachen wie an dem Abend, an dem wir geflippert hatten, ihr Hüft-Panty war allerdings total eingenässt. Sie musste schon eine ganze Weile in diesem Schlafzustand gehalten worden sein.
„Saubande!“, fluchte ich. Wenigstens frische Unterwäsche hätte man ihr geben können.
Aber was half’s?
Ich nahm sie auf den Arm und trug sie in mein Auto. Sorgsam bettete ich sie auf den Beifahrersitz, sie war so leicht und anmutig, fühlte sich jedenfalls so an, als ich die Rücklehne etwas zurückstellte.
Hatte sie eben geblinzelt und etwas gelächelt, als ich sie trug?
Ach Kitty, nun ist fast alles vorüber, fast.
Nur noch nach Hause fahren, ich werde dich in mein Bett legen und am Bett wachen.
Wachen, bis du wieder aufwachst, und dann werden wir ein schönes Leben haben; - zum Teufel mit der Detektei!

Nur bei ganz lausigen Autoren wäre die Geschichte hier zuende; -
Friede, Freude Eierkuchen!
Aber das wirkliche Leben ist anders, ganz anders.
 



 
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