Hallo Max,
Ich lese das Ganze wie einen Rückblick zum Anfang, als das Du noch nicht da war. Ich gehe davon aus, dass es sein Kind sein könnte, dass heranwächst und die einzelnen Lebensphasen aufgezählt werden im Gedicht, also die Entwicklung des Kindes, aber auch die Beziehung zum LI.
Davor traf man sich mit dem Ehrwürdigen, dessen Namen das Kind nun trägt, weil man diesen eben verehrt hat. Ob es sich dabei eventuell auch um Gott handeln könnte? Würde dann allerdings mit dem Namen vielleicht kollidieren. Wegen der Gedanken ist das Gedicht entstanden und wenn man sich diese Gedanken macht, sollte man wissen, ob man mit dieser (so geschehenen) Entwicklung zufrieden ist – im Rückblick.
Mehr war es nicht. Ich habe auch nicht mit einer Rückfrage gerechnet, da Du selbst auch selten mehr zu Deinen Gedichten sagst und jeden interpretieren lässt.
LG Aniella
Hi Aniella,
inzwischen bin ich da freier – und das ist ja auch ein Zeichen meiner Veränderung als Dichter, dass ich inzwischen durchaus meine eigenen Texte interpretiere und dazu auch gerne Feedback gebe.
In Der Ehrwürdige finden Zeitsprünge statt. Die erste Strophe ist ganz in der Gegenwart. Die zweite Strophe geht zwei bis drei Jahre zurück, die dritte etwa vier bis fünf Jahre. Dann kehrt das Gedicht wieder in die Gegenwart zurück.
Und dann kommt der eigentliche Sprung – das Treffen mit dem Ehrwürdigen. Diese Begegnungen haben regelmäßig vor etwa eineinhalb Jahrzehnten stattgefunden, also noch vor der Geburt des „Dus“. Wir können uns denken: hier ist mein Sohn adressiert. Der Ehrwürdige war ein sehr gütiger Mensch. Ich weiß nicht, ob er noch lebt, aber er hatte ein warmes, gutes Herz.
Er hat mir damals, in einer Zeit, in der es mir sehr schlecht ging, vier Wörter gesagt: „Wer schreibt, der bleibt.“ Diese Worte haben mich begleitet, sie haben mir geholfen, in einer tiefen Krise aus Wahnsinn, Überdosen und Psychose nicht aufzugeben. Ich habe immer geschrieben – und dadurch überlebt. Der Ehrwürdige hat mein Schreiben gefördert, ohne es vielleicht zu wissen.
Auch über diese dunkle Zeit habe ich viele Gedichte geschrieben, aber das ist eine andere Geschichte. Die letzte Strophe in Die Ehrwürdige ist dann ein Ausblick – sie zeigt die Zukunft.
Und ja, ich bin zufrieden: Am Leben und frei zu sein.