der eine hörer

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
[ 4]der eine hörer


sag: weißt du noch - aus dem unendlichen stürzte
dein erstes lied und so warst du der eine
ders hörte der einzige den es durchwürzte
geheime gelüste durchtrieben die schweine

die listigen ferkel die lustigen hüpfer
und weißt du noch wie du virago erkanntest
die männin die ische die lüpfte den schlüpfer
so daß du in ihr deinen adam verbranntest

vereint seid ihr zwei durch die federn gehoppelt
und triebt wie hunde die hasen dies treiben
zu teilen die beute einander verdoppelt
zu zweifacher jagd da begannst du zu schreiben

dann waren es zwölfe gebannt die dir lauschten
die fans im café deiner frau und dann hundert
und rundfunk gesendete hörer die tauschten
sich aus mit dem sender dens eins zu sein wundert
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
virago

Vulgata, Genesis 2,23: http://12koerbe.de/arche/genesis2.htm

Vulgata, plus wörtl. Übersetzung aus dem Hebräischen:
haec vocabitur [blue]Virago [/blue]quoniam de viro sumpta est
ihr werde zugerufen "Ischah", denn von Isch (Mann) ist sie genommen, diese.
 

Tula

Mitglied
Hallo mondnein

ich bin verblüfft, denn in meiner Jugend benutzen wir das Wort "Ische" als Bezeichnung für "Frau" sehr oft, manchmal im positiven Sinne, manchmal wieder nicht. Der Bibelbezug wäre mir nicht im Traum eingefallen.

Ein sehr heiteres Gedicht, auch wenn ich (wie immer) nicht alles unmittelbar erfasse. Ich lese, dass man auch über die Liebe (zum Künstler) zur Kunst findet und dann dabei sogar Erfolg hat.

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
an und für sich selbst

Nun ja, Tula, es ist immer ganz nett, wenn der erste Leser (der Autor) noch einen zweiten findet.
Und bei wie vielen Liebesgedichten bleibt es dann auch bei diesem Dipol!

Und danach dann das Vergessen.

Und bei wie vielen Gedichten bleibt es beim Monopol des sich in sich spiegelnden Dichters. Oder besser: des sich im Dichter spiegelnden Inhalts. Hat auch was, l'art pour l'art.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
"Ische" ist Jiddisch, abgeleitet von "ischah".


Ein Wort an den Fuffispender:


Wenn dieses Stück, das ich eigentlich sehr liebe, von Dir Anonymus eine unkommentierte Fünf bekommt, verdienen meine anderen Lieder, um gerecht zu sein, eigentlich noch niedrigere Zahlen.

Da es von Dir Miesepeter ("macht nicht Lust auf mehr") nicht kommentiert wird, weiß ich natürlich nicht, ob der Schuß aus der Biedermeier-Ecke kommt (Marie Luise kanns nicht sein, denn die ist 1. nicht anonym und wertet 2. üblicherweise mit Einsern ...) oder von den Avantgardisten, die das Gereimte hassen (die aber eigentlich selten anonym bleiben).

Ärgerlich finde ich es schon, daß die Biedermeier meine konventionelleren Stücke (es gibt genug davon) unkommentiert übergehen, aber bei jedem sagen wir mal "absurden Spiel" der Phantasie in die unteren Zahlen greifen,
und genauso, daß die Celan-Epigonen bei gereimten Strophen, die auch noch was erzählen, und seien sie noch so surrealistisch, nicht mal vorbeilesen kommen. Wie in den Zeiten, als figürliche Malerei out war - und siehe da: nun ist Mark Ryden Avantgarde.
 

Tula

Mitglied
Hallo mondnein

das Gedicht ist sehr gut, wie schon angemerkt, kommt frech und flott daher, der Stil passt gut zum Inhalt, ein schönes mondnein-Gedicht, das aber auch nicht auf ein paar 'schwierige Stellen' verzichten will :))). Macht auch für einen nicht-Celan-Fan wie mich Freude beim Lesen.

Die anonyme 5 ist wahrscheinlich nicht so persönlich zu nehmen, denn wir bekommen seit Tagen fast alle eine 5 oder 6. Vielleicht irgendwo auch ein diskreter und kritischer Hinweis, dass es mit unseren Werken hier ganz im Allgemeinen noch 'besser' gehen könnte, wie auch immer.
Aber wie bei jeder Kunst - es kann nicht jedem gefallen.

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Dankeschön, Tula!

Natürlich bin ich selbst ein Celan-Begeisterter.
 



 
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